644

Bezüge aus China möglich sein, im Laden­geschäft das Pfund feinsten Thees zu etwa 6 v-L zu verkaufen. Die Möglichkeit einer direkten Verschiffung und direkten Zahlungs­ausgleichung ist durch die subventionierten Reichspostdampfer und die Deutsch-Asiati­sche Bank in Shanghai gegeben.

Frankfurt, 12 September. Die Kartoffelernte, die bereits streckenweise in Angriff genommen ist, scheint sehr gut auszufallen, das Knollengewächs ist ge­sund, gut und reichlich. Die Preise wer­den deshalb für kommenden Winter keine hohen werden. Größere Abschlüsse mit Handelsfirmen sind schon zu M. 2,50 bis M. 3 erfolgt, es darf deshalb angenommen werden, daß sich der Preis für Privat­leute aus den Winter hin zwischen 3 bis 4 M per Malter stellen wird.

A u s O b e r f r a n k e n. 10. Septbr. Ein vortrefflicher Schütze. Dieser Tage hat ein Jagdpächler von U. auf der Hühnerjagd mit einem Schuß einen Knaben und vier Ochsen getroffen.

Breiten. 12. Sept. Die großen Beiwachen der 28. und 29. Division finden vom 16. aus 17. und vom 17. auf 18. d. Mts. in geringer Entfernung von hier statt; zur Besichtigung der Korpsübungen an den drei genannten Tagen werden am besten die um 7 Uhr eintreffenden Früh­züge benützt. Se. K. H. der Großherzog nimmt am Sonntag abend im Amthaus dahier sein Absteigequartier.

Württemberg.

Die Ersatzreservisten bei der In­fanterie und Pionieren werden vom 14. September bis 25. Oktober zu einer sechs­wöchentlichen Uebung einberufen. Bei der Artillerie werden diese Uebungen vom 29. September bis 9. November dauern. Aus diesen Ersatz-Reserve-Mannschasten werden besondere Kompagnien gebildet werden. Gleichzeitig mit den Ersatz-Reservisten der Infanterie werden zu einer Reserveübung vom 14. September bis 25. Oktober die­jenigen Volksschullehrer einberufen werden, welche nur eine abgekürzte aktive Dienst­zeit abgeleistet und ein Beurlaubten-Ber- hältnis noch nicht geübt haben.

Stuttgart, 13. Sept. Durch Ver­fügung des Ministeriums des Innern ist die Vornahme einer Reichstagswahl für VII. Württembergischen Wahlkreis auf 17. Oktober d. I. festgesetzt. Zum Wahl- kommissär ist Oberamtmann Supper in Calw ernannt. (St.-Anz.)

Stuttgart, 13. Septbr. Gestern abend etwa 9 Uhr drohte im nordöstlichen Flügel des Stockgebäudes ein Brand aus­zubrechen, indem ein im Gang stehender Kasten auf bis jetzt unerklärliche Weise Feuer fing. Der Brandgeruch führte als­bald zur Entdeckung und Erstickung des Feuers. (S. M.)

Die Gurkenernte in Eßlingen und Mettin gen ergab Heuer etwa 56 Millionen Gurken, von denen die Hälfte von Eßlinger Handlungshäusern, die sich mit dem Einmachen und Versandt dieser Früchte befassen, genommen wurde. Der Durchschnittspreis beziffert sich aus 28 bis 30 Pf. das Hundert; es darf somit der Gesamtertrag auf 1518 000 v-6 gewertet werden.

Ulm, 12. Septbr. Die Gäste einer hiesigen Wirtschaft wurden vor einigen Tagen in nicht geringe Aufregung versetzt. Ein daselbst zechender Goldarbeitergehilfe zog plötzlich einen Revolver aus der Tasche und feuerte aus demselben 3 scharfe Schüsse ab. Die Kugeln trafen glücklicher­weise niemand, einer im Hause wohnenden Frau schlug eines der Geschosse dicht über dem Kopfe ein. Der Thäter will im be­trunkenen Zustande und absichtslos ge­handelt haben.

Heilbronn. 12. Sept. Wie all­jährlich fand gestern abend eine Haupt­versammlung der hiesigen Weingärtner- gescllschaft statt. Dabei konnte eine Ab­ordnung, welche mit der Besichtigung der Weinberge betraut war, die erfreuliche Mitteilung machen, daß das heurige Er­gebnis als ein durchaus befriedigendes be­zeichnet werden könne. Von derselben Ab­ordnung wird nun auch die Herbstein­schätzung vorgenommen werden. (S. M.)

MisMen.

Etwas vom Wohtthun.

(Nachdruck verboten.-

Jn unsrer Familie war eine gute, alte Tante, die jeden Kranken mit Limonade kurieren wollte. Für alle denkbaren Leiden hoffte sie Genesung von dem kühlenden Trank, den sie allerdings mit besonderer Vollendung zu bereiten wußte; und wenn einer der Patienten sich momentan dadurch erfrischt zeigte, dann schwelgte sie in dem stolzen Bewußtsein, die Macht der Krankheit gebrochen zu haben.

Ich kann mir nicht helfen, die Tante und ihre Kurmethode fällt mir allemal ein, wenn ich die Zeitungen zur Hand nehme und von den mannigfachen Vor­kehrungen lese, die getroffen werden, um das drohende Winterelend in die Flucht zu schlagen.Bazar zur Beschaffung von Frühstückssemmeln für arme Schulkinder,

populäre Vorkehrungen zum Besten einer notleidenden Familie, Matinee zu Gunsten der Weihnachtsbescheerung, Verlosung zur Beschaffung von Brenn­material", es sieht wie eine Kur aus, und ist doch alles nichts als momentane Erfrischung. Limonade bei ernster Krankheit. Ob die milden Spenden in Strömen dem Fond der Armenpflege zu­fließen. ob Hunderte und Tausende ihre Hand öffnen und geben, geben und wieder geben, es wird doch nach wie vor ge­hungert und gefroren, es fließen unge­trocknet die Thränen derer, die da leiden unter der Sonne, unglückliche Menschen­brüder gehen in den Tod, weil sie keine Stätte haben, wo sie ihr Haupt hinlegen,

kein Schicksal wird zum Guten ge­wendet durch diese Frühstücksbrötchen, dieses Brennholz, diese Weihnachtsbe­scherung. im wesentlichen bleibt alles beim Alten, im besten Falle wird das erreicht, daß hier und da ein elendes Dasein sich bis zur nächsten Almosen­verteilung hinschleppt, um dann von neuem in der Zahl der Hilfebegehrenden zu erscheinen.

Das ist nicht das Rechte, kann nicht das Rechte sein. Wenn die Anstrengungen der öffentlichen Wohlthätigkeit wirklich

darauf hinausgehen, zu helfen, den Notstand aus der Welt zu schaffen, wenn sie nicht als rein äußerliche Maßregeln gelten sollen, mit denen sich die Menge vor Gott und der Welt und dem eigenen Bewußtsein ab findet. dann muß sie andere Wege gehen. Dann darf sie sich nicht daran genügen lassen, eine vorüber­gehende Erleichterung zu schaffen, sondern muß, dem Arzte gleich, der nicht die Symptome des Nebels, sondern das Nebel selbst bekämpft, mit allen geeig­neten Mitteln dem entgegentreten, was in jedem einzelnen Falle sich als die Quelle des Notstandes erweist. Nicht dadurch ist den Unglücklichen geholfen, daß man ihre Hand füllt, wenn sie unter den Hilfe­suchenden erscheinen, sondern dadurch, daß man ihr Geschick in einer Weise wendet, daß sie hinfort nicht wiederzu­kommen brauchen; und so muß die Wohlthätigkeit in erster Reihe darauf be­dacht sein, die Verhältnisse der Hilfsbe­dürftigen genau kennen zu lernen, um mit Berücksichtigung der Natur und Ur­sachen des Wohlstandes die allein wirk­same Hilfe zu bringen.

(Fortsetzung folgt.)

(Ein praktischer Arzt.)Nun, Herr Doktor, wie steht es mir meinem Mann?" So so! Er braucht vor allen Dingen Ruhe. Ich habe hier ein paar Opium­pulver ausgeschrieben."Und wann soll ich ihm die Pulver geben?" Ihm? Die sind für Sie bestimmt, meine Gnädige!"

Auflösung des Logogryphs in Nr. 144:

Dobel, Hobel, nobel. Zobel.

Postverbindungs - Aenderungeu

auf 15. Sept. 1889.

Ettlingen Herrenalb.

Der 2. Wagen ab Ettlingen 7.47, ab Marxzell 9.27, Ank. Herrenalb 10.47 vorm, und

ab Herrenalb 4.50, ab Marxzell 5.45, Ank. Ettlingen 7.10 nachm, hört mit dem

15. Sept. auf.

GernsbachHerrenalb.

Die fahrende Botenpost fährt vom

16. Septbr. an

aus Gernsbach 6, Loffenau 6.55, Ank. Herrenalb 8.10 vorm.

aus Herrenalb 1.30, Loffenau 2.40, Ank. Gernsbach 3.15 nachm.

Die Fahrten HöfenHerrenalb werden eingestellt, an ihre Stelle tritt vom 16. Septbr. ab eine fahrende Botenpost ab Rothenbach 8.20,

Ank. Dobel 9.55 vorm, ab Dobel 4.30,

Ank. Rothenbach 5.30 nachm.

Marktpreise. Neuenbürg, 14. September. Butler 1.. bis 1.20 pro '/, Kilo.

Eier 2 St. 15 1 St. 7 ^j.

Kartoffeln 2.50 pro 50 Kilo.

Mit einer Netlage.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.