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Hafteste Verkehr in der Börse herrschte; Fenster und Schauläden barsten in der ganzen Stadt, Thüren wurden aus den Angeln gerissen, Kamine und Dachziegel rollten aus die Straßen. Von der Panik und der Aufregung, die in Antwerpen herrscht, kann man sich unmöglich einen Begriff machen; die ganze Stadt weilt in der Nähe des Hafens bei dem grausigen Schauspiele des Petroleumbrandes, der Schiffe und Straßen bedroht. Fünf Trockendocks und zahlreiche Lagerschuppen des Hafens sind zerstört. (F. I.)
* Der Strike derLondonerDock- arbeiter scheint nunmehr seinem Ende zuzugehen. Die Direktoren der Dockgesell- schaften bewilligten die Forderung der Londoner Rheder, ihre Schiffe selbst löschen (entladen) zu dürfen und glaubt man, daß infolgedessen die Arbeit in allen Docks unverzüglich wieder ausgenommen werden wird.
MisMkn.
Kirre Episode aus der Schlacht von Sedan.
In den „Erinnerungen eines französischen Generalstabsoffiziers" von Baron de la belle Croix findet sich eine Stelle, welche eine Episode der Schlacht bei Sedan so lebhaft und formvollendet schildert, daß ich dieselbe hier einschalten möchte. De la belle Croix schreibt: „Es war 2 Uhr. Der Calvaire d'Jlly, der Schlüssel unserer Stellung, war definitiv verloren. Die Flut der aufgelösten Massen wälzt sich gegen die Mauern von Sedan, wo die Trümmer unserer Armee begraben werden sollten. Granaten kamen von allen Punkten des Horizonts und faßten diese vor Schrecken rasend Gewordenen von vorn, von der Seite und im Rücken; in das Geschrei des Entsetzens mischte sich das Wehklagen der Verwundeten; zu meiner Rechten wurde eine Ambulanz vom Feuer ergriffen und stürzte unter den Granaten zusammen, weiterhin flog ein Munitionswagen in die Luft und vermehrte die Zahl der Opfer durch den Eisenhagel der eigenen platzenden Granaten; überall sah man einzeln oder in Pulks umherirrende Pferde ohne Reiter, blutende herrenlose Opfer der Kavallerieangriffe, welche bereits am Morgen auf diesem blutgetränkten Gefilde geritten worden waren. Der Fürst Bibesco, Adjutant des Generals Douay, kam mir entgegengesprengt. „Wo ist die Kavalleriedivision Marguerite?" rief ich ihm schon von weitem zu. „Da vorwärts, wenn Sie eilen, so kommen Sie noch rechtzeitig, um unsere Afrikaner in den Tod reiten zu sehen. Unnütze Hekatombe von Menschen und Rossen, und Fluch denen, welche die braven Regimenter Marguerite's zum zweitenmale in das Verderben jagen!" Mit flüchtigem Gruß enteilte ich nach der Richtung, welche mir der Fürst angegeben hatte.
Auf der Höhe hielt eine reitende Batterie, in diesem Moment flog ein Munitionswagen bei derselben in die Luft, der letzte, den die feindlichen Granaten bis jetzt noch verschont hatten. (Während des 1. September sind allein bei dem 7. Korps 40 Protzen in die Luft geflogen.)
Nur zwei Geschütze feuerten noch, das eine bediente der Batteriechef selbst, am anderen hielten die beiden letzten Kanoniere aus, die dem feindlichen Feuer noch entgangen waren. Die Bespannung war längst von den preußischen Geschossen zerschmettert.
Neben der Batterie hielt der General Marguerite mit wenigen Begleitern. Ich entledigte mich meines Auftrags. „Eins nach dem andern", entgegnete er mir scherzend. „Erst habe ich noch mit denen da drüben abzurechnen für die Unliebenswürdigkeit, mit welcher sie heute morgen unseren Besuch abgewiesen haben, dann stehe ich dem Herrn v. Wimpffen gern zu Verfügung."
Er sollte zu keinem von beiden mehr Zeit haben. Wenige Augenblicke später ereilte ihn die tätliche Kugel; mit mächtiger Energie die schwindende Lebenskraft zurückhaltend, mit der Rechten sich am Sattel anklammernd, ritt er zurück, um den ihm entgegeneilenden General Galliset das Kommando zu übergeben. Die Augen schon vom Schleier des Todes umnachtet, nahm er mit einem letzten Winke der Hand Abschied von seinen Reitern, welche mit erschüttertem Herzen den geliebten Führer in den Armen zweier Wachtmeister verscheiden sahen.
(Schluß folgt.)
(Ein neues Gemüse), das, vor Kurzem aus Japan eingeführt, alle Anzeichen dafür bietet, zu einem schätzenswerten Volks- nahrungsmitel geeignet zu sein, wird zur Zeit auf dem Nutzpflanzenstück des Botanischen Gartens in Berlin versuchsweise gezogen und gedeiht dort sehr gut. Es ist ein Knollengewächs, Lkacli^s tuberikora, in Frankreich und England „Erosnes" genannt nach einem Orte bei Paris, wo die Pflanze für den Markt bereits im Großen gebaut wird. Der Ertrag aus der Aussaat der Pflanze ist ein ganz bedeutender und der Anbau um so empfehlenswerter, als die Pflanze keinerlei Ansprüche an den Boden macht. Die bis daumenlangen und starken Knollen werden gekocht, gedämpft und gebacken genossen und sollen im Geschmack sehr an Nüsse erinnern. In Frankreich haben die Crosnos sehr schnell in der Küche Eingang gefunden, und es steht zu erwarten, daß sie auch in Deutschland bald im Großen gezüchtet werden. Es ist nicht ausgeschlossen, daß es einer sorgfältigen Kultur auch gelingen wird, ganz wie von der Kartoffel Sorten mit großen Knollen zu züchten, was den Anbau noch mehr empfehlen würde.
Ein Blitzstrahl — so berichten amerikanische Blätter — traf ein schönes junges Mädchen in einem Badeorte, doch verlief dieser Unfall merkwürdigerweise glücklich. Der Blitz streifte nämlich zunächst das stark wattierte Mieder des Mädchens, fuhr an der gepolsterten Hüfte glücklich vorbei, riß einen falschen Zopf, der frei über dem Rücken herabhieng. ab, schlug in die Tournüre und glitt von den falschen Waden in die Absätze der hohen Hackenstiesel, welche ihn in die Erde ableiteten So blieb das Mädchen unverletzt und klapperte nur vor Schreck mit den falschen Zähnen.
(Mundwasser.) Dr. Miller. Professor am Berliner zahnärztlichen Institut, giebt in den Therapeutischen Monatsheften folgende Vorschrift zu einem Mundwasser zur sicheren Desinfektion der Mundhöhle- MizWoli 0,15,
^eiä. beuroiei 3,00, linet. LuoalMi >5,00, UMarg. bielllorati 0,80, ^.Ikotwl 100,0,
01. NorM. pix. 0,75.
Hiervon ist so viel in ein Glas Wasser zu gießen, um eine deutliche Trübung letzterer Flüssigkeit hervorzubringen, und diese alsdann zum Ausspülen des Mundes zu benutzen.
Gemeinnütziges.
(Kartoffeln nach der Ernte gegen Fäulnis zu schützen.) Die Hauptsache bei der Aufbewahrung der Kartoffeln ist, daß dieselben recht trocken und in dunklen Räumen untergebrncht werden, wodurch auch gleichzeitig ein Schutz derselben gegen Fäulnis nach der Ernte erzielt wird. Die Erfahrung hat sich allgemein während der Dauer der Kartoffelkrankheit bewährt, daß gesunde Kartoffeln, welche beim Eintritt der Kartoffelkrankheit geerntet und in trockenen Kammern, auch in Scheunen und in Schuppen aufbewahrt und gegen das Grünwerden durch Einwirkung der Tageshelle mit Stroh, Säcken oder Tüchern bedeckt wurden, von der Krankheit größtenteils verschont blieben, nnd selbst bei angesteckten Kartoffeln die Fäulnisstelle häufig vertrocknete, so daß die Fortsetzung der Fäulnis durch die Trockenheit der atmosphärischen Luft gänzlich gehemmt wurde. Auf diese Art konnten selbst von der Krankheit befallene Kartoffeln noch zur Fütterung des Viehes oder zur Saat im Frühjahre benutzt werden, sobald sie noch mit gesunden Keimaugen versehen waren und die vertrocknete Faulstelle sorgfältig abgeschabten wurde. Daraus bestätigte sich die alte Erfahrung, daß der Zutritt der atmosphärischen Lust das beste Schutz- und Heilmittel gegen die Fäulnis der Kartoffeln ist. Wenn man daher von der Krankheit angesteckte Kartoffeln bis zur gewöhnlichen Erntezeit im Boden lassen will, so kann dieses nur dann von Nutzen sein, wenn anhaltend trockene Witterung eintritt, so daß sich die Fäulnis nicht sortpslanzt, tritt dagegen abwechselnd regnerische Witterung ein, so dürfte das baldige Herausnehmen der Kartoffeln und die erwähnte Trocknungsmethode mehr Vorteile gewähren.
(Die Knochen und Fleischabsälle) der Küche werden meist zur Fütterung der Hunde benutzt. Diese Verwendung ist ja auch an sich ganz richtig, doch ist es in Wirtschaften, in denen Hühner gehalten werden, vorteilhafter, die feineren und zarteren Knochen zur Fütterung der Hühner zu verwerten. Zu dem Zwecke werden sie mit einem Hammer zu einer breiartigen Masse zerkleinert. Nur muß darauf geachtet werden, daß keine größeren Stücke und Knochensplitter in derselben enthalten sind, weil an diesen die Tiere sich verletzen können. Im Uebrigen ist der Knochenbrei den Hühnern sehr dienlich, es wird ihnen auf diese Weise nicht nur Fett und Fleisch verabreicht, sondern auch Kalk in zusagender Form, und endlich wird durch Versütterung von Knochenbrei der Unart des Federausreißens und beides Auffressens der Eier vorgebeugt.
Auflösung des Quadraträtsels in Nr. 142.
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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.