worden, so daß daselbst Sommer und Winter hindurch Gäste ausgenommen, so­wie auch nur die einzelnen Wasseranwend­ungen gebraucht werden können.

Maulbronn, 4. Sept. Wie uns aus Maulbronn mitgeteilt wird, gieng letzten Sonntag nachmittag ein I9jähriger Mann von Diefenbach mit einem 8jähri- gen Knaben von dort spazieren. Seither fehlte der Knabe, jedes Suchen nach ihm war vergebens. Der Verdacht gegen den Mann, dem Knaben etwas zu leid ge- than zu haben, wurde immer lauter. Heute nun gestand ver Mann ein, er habe den Knaben im Schüzinger Walde ermordet, weil letzterer gedroht habe, einen gemeinsam begangenen Felddieb­stahl zu Hause anzuzeigen. Der Mörder wurde geschlossen in den Wald geführt und hier fand man das Opfer mit durch­schnittenem Halse und von Tieren ange­fressen vor. Die Aufregung ist groß. Soeben wird der Mörder durch 2 Land­jäger eingeliefert. Das Gericht hat sich an Ort und Stelle begeben. (S. M.)

Gültstein, 31. August. Wieder ein Opfer der Revolverspielerei Letzten Sonn­tag fanden sich einige 13jährige Bürschchen zusammen, um sich die Zeit mit Abschieben eines Pistols zu vertreiben. Durch leicht­sinnige Handhabung desselben gieng einem der Schützen ein Schuß ins Gesicht und traf ein Auge so unglücklich, daß es, nach , ärztlicher Untersuchung, verloren sein wird.

Herrenalb, 30.Aug. DemSchw. Merk." wird geschrieben: Gegenwärtig sind die Grunderwerbungen zum geplanten Kurhause im Gange. Es verdient alle Anerkennung, daß bei diesem Anlaß eine etwa 8 Morgen haltende, bis in den Ort selbst hineinragende Wiesenfläche, ein be­sonderer Reiz des Kurortes, zum Kurhaus, den Kuranlagen bezw. als freier Platz er­worben wird und dadurch für immer als landschaftliche Schönheit dem Orte er­halten bleibt. Der Kurhausplan findet, zumal jeder Luxus vermieden und nur ein größerer Raum für gesellige Vereinigung geschaffen werden soll, namentlich auch bei Herrenalber Stammgästen, die sich infolge langjährigen Besuches von der Notwendig­keit eines solchen überzeugen konnten, all­gemeinen Beifall und zum Teil wirksame Unterstützung. Kaum war bekannt, daß die Gemeinde zur Bestreitung der Kurhaus­baukosten ein 3 proz. Anlehen aufzunehmen beabsichtige, als auch schon einige be­deutende Zeichnungen auf solches von Kur­gästen gemacht wurden, hervorgegangen nicht blos aus der Absicht, eine sichere Kapitalanlage zu machen, sondern auch aus dem anerkennenswerten Bestreben, ein ge­meinnütziges Unternehmen zu fördern. Die Bewilligung eines L-taatsbeitrags von 15 000 -M, ein Beweis des hohen Inter­esses, welches Regierung und Stände in dankenswerter Weise der ferneren Ent­wicklung des bedeutendsten Luftkurortes des Landes entgegenbringen, hat dabei ohne Zweifel günstig mitgewirkt und wird gewiß auch für später von günstigem Einfluß sein.

Oesterreich.

* In dieser Woche haben auch die österreichischen Kaisermanöver

begonnen, welche diesmal bedeutsamer Weise in der Grenzprovinz Galizien stalt- sinden. Den österreichischen Manövern wohnen Heuer von fremdherrlichen Offi­zieren nur die in Wien beglaubigten Militärattaches Deutschlands und Italiens, also der mit Oesterreich-Ungarn verbün­deten Staaten, bei, ein Umstand, der vielleicht nicht belanglos ist.

Ausland

Italien. Die glücklichen Erfolge, welche die italienische Kolonialpolitik in Afrika erreicht hat, giebt den italienischen Offiziösen Veranlassung, die Aufmerksam­keit des Landes auf das erworbene Kolo­nialgebiet zu lenken.

MisMen.

Napoleons tehler Hag.

(Ein Epilog zum Sedantage von H. Treber.)

(Schluß.)

Aurora la. belle Trance, sie liebte sie wußte nur nicht wen!" Da fiel der Blick des leichtfertigen Dinges auf einen frohen, lustigen deutschen Ge­sellen, der trotz seines unbemesfen hohen Alters doch ewiglich in jugendlicher Schöne strahlte. Auch darüber schien sie keine Skrupel sich zu machen, daß damals be­reits gegen 40 Millionen Deutsche den von ihr so heiß begehrten, ihrenVater" nannten, und zwar, VaterRhein"! Und die Kokette war um einen Vorwand, ihn gewaltsam sich zu erringen, nicht ver­legen und forderte die friedliebende Ger­mania heraus zum Zweikampf. Wie der letztere ausgefallen, steht in der Geschichte Deutschlands mit goldenen, erhabenen Lettern verzeichnet :Sedan!" An diesem, in Wirklichkeit seinemletzten Tag", mag der gefallene, gestürzte und gefangene Kaiser in seiner Hoffnungslosigkeit wohl an die Albumeinzeichnung der Fürstin Metternich lebhaft erinnert worden fein, denn zu wiederholten Malen sagte er in Pausen, ohne Zusammenhang mit dem, mit seinem Adjutanten Graf von Genile vorher geführten Gespräche, vor sich hin: Mellon bonbour, clornior jour!" *) Und als er, ein Gefangener, eskortiert von deutschen Kavalleristen, gegen abend über das Schlachtfeld fuhr, verflucht und ver­wünscht von seinen Soldaten, welche ihm drohend die Fäuste entgegenballten, und er seinen stets verschleierten Blick über das blutgetränkte Feld schweifen ließ, da schien es, als spiegele all' dies unschuldige Blut sich wieder am Firmament: denn blutig rot gieng auch dort eben der Tag nieder! Auch wohl in diesem Moment mögen die konvulsivisch sich bewegenden Lippen des gefangenen Kaisers die Worte Alexander Petöfi's, welche ihm ebenfalls die Metternich in's Album geschrieben, rezitiert haben:

Blutig rot erglüht das Firmament,

Und der Tag er neigt sich!"

Ja, er hatte sich geneigt, um für diesen Napoleon nie wieder in früherem Glanze aufzugehen. Als die Fürstin Metternich, welche sich für das so tief

*)Lebewohl Glück, letzter Tag!" Hi­storisch, nach den Auszeichnungen des Marquis de Gallifet.

gedemütigte Kaiserpaar auch in der Not als treue Freundin bewährte, (hatte sie doch die Flucht der Kaiserin Eugenie aus den Tuilerien über Boulogne nach Eng­land höchst kouragiert durchgeführt die Kaiserin reiste als Zofe der Fürstin und auch den größten Teil des Famlien- schatzes retten helfen) also im Jahre 1872 auf Besuch nach Chislehurst kam, da legte ihr der Exkaiser, damals schon sehr leidend, neuerdings das ominöse Album vor.Es hat sich Niemand sei jenem Tage, da Sie sich einzeichneten, in diesem Buche ver­ewigt", sagte er.Verehrte ich in Ihnen Fürstin, nicht unjern guten Genius, wahr­scheinlich der Gedanke läge nahe, daß Sie eine böse Zauberin seien! Hier, lesen Sie, Fürstin, was Sie damals eintrugen. Ich wünschte, Sie hätten damals besseren Humor entwickelt. Aber geschehen, ist geschehen ünis kolomao!"

Und indem der abergläubische Bona- parte drei große Kreuze auf dem unteren Teil des Albumblattes zeichnete, schlug er es zu, um nie wieder darin zu blättern. Als aber einige Monate hierauf, am 9. Januar 1873, die Todesstunde des Ver­bannten herantrat, da variirte sein Phan- tasie-Jdeengang zwischen den Worten: Letztes Glück letzter Tag" und, er neigt sich.

Und als er sich immer dichter und dichter herniedersenkte, dieser allerletzte Tag, da stöhnte der Kaiser:Ich, ich bin so müde!!"

Ich bin so müde" mit diesen Worten hauchte der Besiegte von Sedan seine Seele ausich habe keine Zeit müde zu sein", bekannte fünfzehn Jahre später der Sieger, bevor er die Augen schloß, die nimmer aufgehört hatten für das Vaterland zu wachen. . . .

(B. N. N.)

Liste

der im August 1889 an Erfinder im Königreich

Württemberg erteilten Reichspatente, aufgestellt

durch das Patent-Bureau von Gerson u. Sachse Berlin 8. rv.

Nr. 48837. Selbstthätige Ovalscheere. L. Schüler in Göppingen.

Nr. 48812. Wasserstandszeiger für Hochdruck. E. Klotz in Stuttgart, Militärstr. 39.

Nr. 48934. Neuerung an Glasbedachungen. C. Lange, in Firma Lange u. Feller in Stuttgart, Hoppelaustr. 13.

Nr. 48897. Verfahren zur Konservierung gerb­stoffhaltiger Extrakte und gerbstoffhaltiger Flüssigkeiten, welche in der Gerberei Ver­wendung finden. I. Hauff in Feuerbach bei Stuttgart.

Nr. 48815. Bremse für Zweiräder. I. Kilgus in Ravensburg.

Nr. 49064. Lenkbarer Luftballon mit drehbarem Korbe. C. Renner in Stuttgart, Her- mannstr. 2 b und M. Schilling in Stuttgart, Ludwigsstr. 14.

Nr. 49110. Apparat zum Schränken von Sägen. G. Wibel n. Barth in Göppingen.

Nr. 49067. Schutzvorrichtung für Abrichthobel­maschinen. F. Bock in Eßlingen, Sir- nauerstr. 21.

Nr. 49038. Doppelfeder für Eisenbahnwagen. O. Böklen in Cannstatt, Königstr. 13.

Nr. 49105. Regulierventil für Dampfmaschinen. Fr. Hetzer in Cannstatt.

Nr. 49161. Kniehebemechanismus zum Feststellen des Verschlusses an Jauchefässern. Fr- Bauer in Oehringen, Württemberg.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.