616

von ohngefähr eingebracht worden? Keineswegs, meine Herrn. Dieselben wurden von ihm ange­strebt in ernster Mühe und angestrengter Arbeit. War ja sein Leben kein anderes als ein Leben voll Pflichterfüllung, voll Aufopferung. Die alte Hohenzollerntugend, die er von seinen Vätern ererbt hat, nämlich das Leben und das Herrschen anzusehen als eine Kette von Pflichten im Dienste des Vaterlandes; er hat sie geübt, wir Wissens ja, bis in seinen Tod. Es ist daher ganz natür­lich, daß sich der erste Blick zu dem Helden er­hebt, der damals an der Spitze des geeinten Deutschlands in Waffen gestanden ist. Kaiser Wilhelm I. gebührt unter den Menschen das erste Wort des Dankes.

Das Jahr 1870 wäre nicht möglich gewesen ohne das Jahr I8K6, und dieses nicht ohne jene Umgestaltung des preußischen Heerwesens, welche als eigenster Gedanke König Wilhelms bezeichnet worden ist. Wer von uns aber kennt nicht jenen Kamps zwischen der preußischen Krone und dem Parlament, welcher die Jahre 1862 bis 1866 erfüllte? Er ist nicht blos von schwerer Bedeut­ung geworden für unser Heerwesen nnd damit für unsere nationale Einheit, sondern er hat auch die Gestaltung unserer inneren Ver­fassungsverhältnisse auf Menschenalter hinaus entschieden. Glücklicherweise hatte das preußische Königtum gesiegt über das Parlament. Ohne dieses starke, zielbewußte Königtum wäre jener Jammer und jene Schmach der Bundestags­zeit nicht von uns genommen worden und die Frage: Was ist des Deutschen Vaterland? wäre heute noch nicht gelöst.

Unser Dank gebührt also vor allem dem Kaiser Wilhelm I., seinem wohlgeschulten deutschen Heer und dessen ausgezeichneten Führern, sodann aber auch unserem unübertroffenen genialen Staatsmanns, dem Fürsten Bismarck, dem starken Siegfried des deutschen Reiches, endlich aber auch dem guten uud gesunden Kern des deutschen Volkes.

Seien auch wir treue Wächter jenes kostbaren Juwels der deutschen Einheit und des geeinigten deutschen Vaterlandes! Vergessen wir nicht, daß alle wahre Größe ruht auf sittlichen Grundlagen, aus innerer Tüchtigkeit und Tugend und daß, wenn wahrhaft Großes und Dauerndes geschaffen werden soll, ein Zusammenfassen aller Kräfte des Staates, der Gemeinden und der Einzelnen erforderlich ist.

Es ist uns Deutschen fürwahr nicht leicht ge­worden, hinaufzudringen bis zu diesem Höhe­punkt der Einheit und der Macht, der auch seinen sichtbaren Ausdruck gesunden hat in den schönen deutschen Farben, welche nun Deutsch­lands Ruhm und Ehre in alle Zonen der Welt tragen. Kämpfen wir daher ohne Kleinmut und Verzagtheit namentlich auch gegen die inneren Feinde des Reiches.

Wohl lauern auch die äußeren Feinde, nament­lich im Osten und Westen; allein wir kennen ja die hehren Wächter unseres Reiches.

Wir haben nicht nur in unserem Heer und in unserer Flotte, in der Einigkeit der deutschen Fürsten und ihrer Regierungen, in dem Drei­mächtebund, dem gegenüber nun auch England eine freundlich gesinnte Stellung einnehmeir will, sondern vor allem auch in unserem jugendsrischen und thatkräftigen Kaiser Wilhelm II. und seinen weisen Ratgebern eine sichere Bürgschaft für den Fortbestand des Deutschen Reiches.

Meine Herrn! Heer und Flotte sind mit vollster Hingabe unablässig bemüht, das Schwert scharf nnd schneidig zu erhalten, mit welchem unser Kaiser der Welt den Frieden bewahrt. Das Schwert wird nicht mutwillig gezogen; aber wenn es gezogen werden muß, so geschieht es für Gott und Vaterland, für Kaiser und Reich, und es wird wuchtig niederfallen auf jeden Friedens­störer. Wir alle jedoch stimmen darin überein: es möge uns noch eine lange Friedenszeit be- schieden sein!

Du aber, deutsches Vaterland, blühe, ja blühe bis in die fernste Zukunft.

In diesem Sinne, meine Herrn, lade ich Sie ein, mit mir begeistert einzustimmen in den Ruf:

Unser geliebtes deutsches Vaterland lebe hoch!"

Die nach diesen treffenden Worten eingetretene gehobene Stimmung kam in dem allseitig gespendeten Beifall zum vollen Ausdruck.

Hr. Oberamtswundarzt Dr. Süß­kind ergreift nun das Wort zu dem Toast auf S. M. den jetzigen Kaiser Wilhelm II. wie folgt:

Verehrte Festgenossen!

Am d. Februar 1879 trat Prinz Wilhelm, unser jetziger Kaiser ins erste Garderegiment zu Fuß ein, eingesührt von seinem Großvater, dem verewigten Kaiser Wilhelm I. mit den Worten: Thue Deine Pflicht, wie sie Dir gelehrt werden wird." Und wahrlich das hat er gelernt; Eine weit über das gewöhnliche Maß hinaus­reichende Arbeitskraft zeichnet den Kaiser aus. Gleich seinen königlichen Vorfahren betrachtet auch er sich als den ersten Diener des Staates und gewissenhafte Pflichterfüllung als die führende Lebensregel. So gewinnt er neben der sorgsamen Erledigung aller Staatsgeschäfte noch die Zeit zu eingehender Beschäftigung mit allen das Heer und die Marine betreffen­den Angelegenheiten. Die Liebe zum Beruf, die Neigung zum Soldatenstand hat er mit seinem Großvater und Vater gemein, als Erb­teil seiner Vorfahren überkommen. Nach dem Grundsatz, daß nur derjenge zu befehlen verstehe, der erst gehorchen gelernt hat, begann auch er, wie alle Prinzen des Hohenzollern- hauses den Dienst im Heere von unten her­auf. So findet in der That der Geist pflichttreuer Arbeitsamkeit, williger Unter­ordnung und freudigen Gehorsams, welcher dem deutschen Heere gewissermaßen den Stempel ausdrückt und es vor andereü auszeichnet, immer neuen Halt und frische Nahrung in dem leuchten­den Vorbild seines obersten Kriegsherrn!

Meine Herren! Der Traum von Jahr­hunderten ist durch Kaiser Wilhelm den Ersten der Wirklichkeit entgegengesührt worden; das deutsche Reich ist erstanden im neuem Glanz, in neuer Herrlichkeit; dafür daß es so bleibt, ist uns Kaiser Wilhelms II. der beste Bürge. Verschwunden Gott gebs auf Nimmerwieder­kehr ist der Geist der Uneinigkeit unter den deutschen Fürsten und Stämmen, verschwunden die Zeit, wo der Deutsche sich säst schämen mußte im Ausland, ein Deutscher zu heißen. Ein starker Arm, ein blitzendes Aug' wacht über die Ehre Deutschlands. Heute können wir uns freuen Deutsche zu sein, Deutsche unter einem solchen Kaiser. Hell klinge darum der Ruf dieser Freude:

Kaiser Wilhelm der Zweite lebe hoch! Vertrauens- und hoffnungsvoll wurde in dieses Hoch eingestimmt.

Hr. Stadtschultheiß Stirn erfüllt eine liebe Pflicht und widmet unserem Landesherrn Sr. Maj. König Karl folgenden Trinkspruch:

Hochgeehrte Versammlung!

Wenn wir uns heute der erhebenden Tage erinnern, wie aus dem Felde der Ehre die lang­ersehnte Wiedervereinigung des deutschen Volkes erstritten wurde, so müssen wir auch unseres erhabenen Königs gedenken, der, als Frankreich im Juli 1870 den Frieden brach, sofort seine wohlgerüsteten Truppen zum Schutze des ganzen deutschen Vaterlandes unter die bewährte Führer­schaft des hochseligen Kaisers Wilhelm des Ersten gestellt hat.

Als nun späterhin in der ganzen deutschen Nation der Drang nach Politischer Einigkeit sich mächtig zeigte, da war auch unser geliebter König einer der Ersten, der die hochherzige Erklärung abgab, er sei fest entschlossen, die­jenigen Opfer zu bringen, ohne welche eine Einigung der deutschen Stämme nicht erzielt werden könne.

Dieses Ziel wurde dank dem patriotischen Sinne der deutschen Fürsten erreicht.

Wie nun damals bei der Gründung des deutschen Reiches, so hat sich König Karl auch bei der Weiter-Entwickelung desselben den Be­strebungen angeschloffen, welche darauf abzielen, die Einigung der deutschen Fürsten und Stämme immer kräftiger, inniger und unauflöslicher zu gestalten.

Dessen gedenkt heute unser Schwabenland in treuer, dankbarer Liebe und Verehrung und diesen Gefühlen wollen wir Ausdruck geben in dem Ruse:

Se. Maj. unser in Ehrfurcht geliebter König Karl lebe Hoch!

Der Vorsitzende. Hr. C. L oo s brachte !

nach Rede und Trinkspruch vaterländische Lieder in paffender Textfolge in Vorschlag ? welche teils gemeinsam, teils in Männev i chören oder in Solovorträgen gesungen ^ wurden unter Klavierbegleitung des Hrn.

Schramm, und so wurde der Trinkspruch ans König Karl mit dem Liede:Preisend ; mit viel schönen Reden" bekräftigt.

Ist man vereint zu guter Stunde, so drücken wir in heitern oder ernsten Dingen in der hehren Sprache des Liedes fo gerne ! unsere Gedanken und Gefühle aus. !

Mit jeder Feier des Tages von Sedan schwindet Stück um Stück der alten Gegen- s sätze und gewinnt der Einheitsgedanke an Boden. Möge dieser Tag unsern Enkeln !! noch lange leuchten und erzählen von den ! gewaltigen Thaten deutscher Männer. Wenn I sie dann fortan die segensreichen Folgen j schützen lernen, wird ihnen aus der mit § teurem Blut errungenen Saat eine kost- ! bare Ernte entsprießen. ;

* Neuenbürg, 3. Scpt. Einer . Einladung des Lesevereins folgend fand > sich gestern abend zu Ehren des Sedans- i tages eine zahlreiche Gesellschaft im Fix'- ! scheu Garten auf dem Münster zusammen, I ! um in gemütlich ungezwungener Welse i und in fröhlicher Unterhaltung einige - Stunden dort zu verweilen. Erst in ! später Abendstunde trennten sich die Teil- ^ uehmec mit dem Bewußtsein, einen genuß- i! reichen Abend verlebt zu haben.

Neuenbürg, 3. Sept. Heute früh von 3'/- Uhr an zog ein heftiges Ge­witter über unsere Gegend mit erschrecken- ^ dem Wetterleuchten und Donnerschlägen; in Folge dies sind die Aussichten wiedei regnerische geworden.

Neuenbürg, 3. Sept. Heute M- ; mittag ist auf einem hies. Sägewerk ein j Sägerlehrling auf bejammernswerte Weise ^ verunglückt. Derselbe sei beim Schmieren ^ der Maschine beschäftigt gewesen und ; soll dabei ausgeglitten sein; er wurde ! von der Zirkularsäge ergriffen, welche ihm j den Fuß oberhalb des Knöchels durch- ; j schnitt, wobei der abgetrennte Fuß im ' j Stiesel stecken blieb. Aerztliche Hilfe war jf sofort zur Stelle. Die Schmerzensschreie x des Unglücklichen sollen entsetzliche gewesen j sein. ;

Ausland. !!

In Nordchina und Japan haben j wieder einmal große Ueberschwemmungen ! stattgesunden, durch welche allein in ^ Wakayama bei Osaka (Japan) an 10,000 ^ Personen umgekommen sein sollen. 20,000 ^ Personen sind obdachlos und herrscht ^ überhaupt großes Elend in den über- ; schwemmten Distrikten. /

Marktpreise.

Stuttgart, 3. September. Kartosfel: 500 Ztr. ä 2 80 bis 3 F

30 ^ per Ztr.

Filderkraut: 5000 Stück. 12 bis 15 100 Stück.

Mo st ob st württ.. u. Hess.: 400 Ztr. ä 62v

bis 7L per Ztr.

Mit einer Beilage.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.