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Superiorin jedoch erhielt selbst einen röt­lichen Schnitt und sank sterbend nieder. Das Gemetzel würde noch länger gedauert haben, wenn der Mordwütige nicht in einer Blutlache ausgeglitten und zu Boden gestürzt wäre, was zwei Schwestern er­möglichte, ihm das Rasiermesser zu ent­winden. Hierauf eilte man den Ver­wundeten zu Hilfe, deren man, außer zwei Toten, 22 vorfand. Viele von diesen haben lebensgefährliche Verletzungen er­halten, andere waren bereits von Krank­heit so erschöpft, daß an ihr Wiederauf­kommen nicht mehr zu denken ist.

Miszellen.

Die historischen

Familien-Namen des Enzthals.

(Schluß.)

In der Mitte des 17. Jahrhunderts nach dem 30jährigen Kriege ist bei der großen Zerstörung, welche derselbe allen­thalben angerichtet, die Nachfrage nach Bauholz eine gesteigerte und der Auf­schwung ves Holzhandels ein merklicher. Zur Regelung desselben und zur Beauf­sichtigung des Floßrechts, welches ein herzogliches Vorrecht ist, ganz besonders aber zur Leitung des Scheiterflosscs, der das Unterland mit Brennholz versehen muß, ist ein herzoglicher Holzfaktor oder Floß-Obmann im Enzthal aufgestellt, dessen Sitz bald Enzklösterle, bald Wild­bad, bald Calmbach gewesen zu sein scheint. So wird genannt Jakob Vollmar, fürst­licher Obcrschiffer bei der Holzfaktorei in Wildbad. Was den Langholzhandel be­trifft. so war es besonders eine Pforz- heimer Handelsgesellschaft, welche des­selben sich bemächtigt hatte und bei der sich auch die Enzthäler beteiligten, als deren Namhafteste in Calmbach Hans Bott, zugleich Rößleswirt und in Höfen Eberlin erwähnt werden, welche sich den Namen Schiffer beilegen. Diese siengen an mit Langholz die Enz zu befahren, nachdem im Jahre 1650 aus Tirol Holz­hauer und Flößer verschrieben worden waren, welche die Enzthäler die Lang­holz-Flößerei lehrten. Bis heute noch schreibt sich von ihnen der Gebrauch der sogenannten Tiroler-Aexte beim Holzfällen her.

Am Anfang des 18. Jahrhunderts nahm die Enzthalbevölkerung durch neue Einwanderungen zu. Es kommen die Faas von Salmbach, 1717 die Proß von Spielberg. 1712 die Schanz von Würz­bach; von ihnen bleibt ein Zweig aus dem Spießfeld beständig ansässig, neben einem Zweig der Kappler; 1710 kommen die Rentschler von Konweiler, die Wurster von Aichelberg. 1724 die Volle von Bieselsberg, 1734 die Kübler von Horn­berg. 1729 die Locher von Reichenbach, die Müller von Würm. 1740 die Knöller von Rothensol nach Höfen.

Die zweite Hälfte des 18 . Jahrhunderts ist besonders ausgezeichnet durch die Blüte des Holzhandels. Die älteste Holzhandels- Gesellschaft des Schwarzwalds ist der so- genanntePforzheimer Floß-Verein"; hier­auf kam eine Murg-Kompagnie auf und die zwei Calwer Handelsvereinedie Land­kompagnie und die Holländerholz-Kom­

pagnie", welche bald den Handel nach Mannheim und Holland ganz an sich zogen. Die Mitglieder dieser Kompagnien hießen sich Schiffer, welche als Arbeit­geber von den Flößern sich unterschieden. Dadurch entstand eine Geld-Aristokratie, so daß der Name eines Kompagnie-Ver­wandten oder Schiffers gleichbedeutend wurde mit dem eines Geld-Protzen. Zu den Enzthäler-Schiffer-Familien, welche sich fortan den Beinamen Calwer Kom­pagnie-Verwandte als eine Art Adels­bezeichnung beilegten, gehörten die Kiefer, Kappler und ein Teil der Barth, während ein anderer Zweig derselben mit dem alt­adeligen Geschlechte derer von Buwing- hausen auf Zavelstein sich verschwägerte, indem ein Fräulein dieses Geschlechts den Dorfmüller Barth von Calmbach heiratete. In Höfen sind die Bodamer oben an und sind von Flößern zu Schiffern geworden. Um 1750 neu eingewandert sind in Calm­bach die Lutz und Goßweiler, in Höfen Krauth. Joh. Fricdr. Goßweiler aus Neuenbürg kauft das weiße Nößle in Calmbach und wird Schiffer. Er erstellt zwei große Häuser in Calmbach, das jetzige Rathaus und dasgroße Haus am Berge", erweitert die Kirche 1768 auf seine Kosten, stiftet eine neue Glocke und sorgt durch Stiftungen für die Armen, ebenso wie seine Frau Philippine, geb. Kieferin. Er stirbt 1786 und sein Ver­mögen zerstreut sich. Sein Nachfolger im weißen Rößle wird 1779 Lutz, aus der Schweiz stammend. Krauth kommt von Engelsbrand als einfacher Flößer 1769 nach Höfen, aber als ein Mann voll Geschick und Gewandtheit, was ihm bald Bedeutung verschafft.

Im Jahre 1809 bildet sich eine Enz- scheiterfloß-Gesellschaft als dritte Kom pagnie und es blühen nach dem Aus­einanderfallen des Goßweiler'schen Besitzes die Familien Kappler, Lutz und Barth, zu welchen sich der gewandte und ein­sichtsvolle Herzog!. Rat Kornbeck gesellt. In Höfen sind es die Familien Bodamer, Krauth, welche sich in raschem Aufschwung erheben. Dazu kommt ein Bodamer'scher Erbe, der ehemalige Revierförster und nunmehrige Holzhändler und Waldhorn­wirt Ernst Leo. Das Lntz'sche Vermögen geht durch die Handelsstockung während des holländischen Krieges verloren. Im Jahre 1819 erfolgte die Auflösung der Calwer Kompagnien und nur die Enz- scheiterfloß-Gesellschaft erneuerte ihre Ver­träge. Die Folge davon war, daß die kleinen Leute sich nun als Schiffer auf­spielten und große Verluste über sich und das ganze Enzthal brachten. Der Volks­mund legte ihnen den SpitznamenHecken­schiffer" bei. Nur die neue Handels­gesellschaft Krauth und Stälin trat das Erbe der Calwer Kompagnien an und die Firma Krauth ist jetzt noch die be­deutendste des Enzthals.

Im Jahre 1820 baut Christian von Lutz, der mit dem Militärverdienstorden geschmückt und geadelt aus den franzö­sischen Feldzügen zurückkehrte, in Calm­bach das Haus bei der Kirche und betrieb mit Glück den Holzhandel. Samuel Barth baut das Wirtshaus zur Sonne, Lamm­wirt Keppler errichtet an der Großenz die

Sägmühle und Christoph Barth stellt eine solche auf dieEnge" an die kleine Enz. Georg Lutz verwandelt einen alten Oelschlag am Kalmbächlein in eine wohl­eingerichtete Kunstmühle.

Im Jahre 1812 kauft Daniel Klumpp von Besenfeld den Bären in Wildbad welcher durch W. Klumpp auf seine jetzige Höhe gebracht wurde; 1845 wurde Karl Klumpp von Schwarzenberg Tochtermann von Philipp Krauth; 1844 pachtet R. Wetzel das Kgl. Badhotel in Wildbad und Ed. Leo wird Schultheiß in Höfen; 1839 baut Graf v. Dillen sen., das Hotel Bellevue an Stelle des bad. Hofes in Wildbad und Thoma, später Fr. Stockinger, pachtet dasselbe.

Mit dem Aufschwünge Wildbads zu einem Weltbad von 18401870 wächst die Bedeutung der Wildbader Namen gegenüber denen der Industriellen des übrigen Enzthals umsomehr, als durch die starke auswärtige Konkurrenz der Holzhandel des Schwarzwalds viel an seiner alten Bedeutung verloren hat.

L. k.

(Vergiftung durch Tollkirschen.) Gegen­wärtig ist die Zeit, in welcher in unseren Wäldern eine Giftpflanze zur Reise ge­langt, deren Frucht oft aus Unkenntnis mit andern Beeren verwechselt wird und vor deren Genuß nicht genug gewarnt werden kann; es ist dies die Tollkirsche (Atropa. dellLäoiiL). Zur Warnung ver­zeichnen wir nachstehend einen Fall aus Kurhesfen, wo ein noch schulpflichtiges Mädchen an Vergiftung durch Tollkirschen starb. Die Tochter eines dortigen Land­wirts gieng mit ihren Angehörigen in den Wald, wo es, ohne daß es Jemand be­merkte, die so sehr giftigen Tollkirschen fand, sie für große Heidelbeeren hielt und, wie so häufig schon in ähnlichen Fällen, auch mehrere der Kirschen verzehrte. Als man die Wahrheit des Sachverhalts er­mittelte, stellten sich schon die ersten An­zeichen der durch Vergiftung herbeige­führten Erkrankung ein, das Mädchen wurde müde, bekam Schmerzen und wurde zu Bette gebracht. Sofort wurde auch ein Arzt geholt, allein derselbe vermochte das unglückliche Kind nicht mehr zu retten, dasselbe verstarb nach wenigen Stunden unter den entsetzlichsten Todes­qualen.

(Einen Ausspruch des Fürsten Bis­marck über die Geheimmittel) zitiert die Pharm. Ztg.":Es ist mit diesen Palliativmitteln gegen die Schmerzen, wie mit den Vogelscheuchen, ein paar Tage hilft es, dann kommen sie wieder." Drastischer noch ist ein Wort des Dr. Varus:Kaufe 30 Flaschen Lebensbalsam, schmiere damit ^ Jahre Deine kranken Beine, und Du wirst Dich um 38 Mark 50 Pfg. erleichtert finden.

(Angenehme Landwohnung.) Wohn­ungsmieter:Wie es scheint, ist in der Wohnung nicht einmal eine Wasserleitung?" Hausherr:O, das ist gar nicht nötig, das läuft hier von den Wänden runter."

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.