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Pari-, 16. Okt. Aus Stok-olm wird ge, meldet, König OSkar von Schweden ist an einem Brustkatarrh erkrankt. Seine Kräfte find im Schwinden, jedoch ist sein Schlaf normal. Der Leibarzt des Königs, Dr. Egebert, ist andauernd in der Nähe die Königs.

London, 16. Okt. Aus Pretoria wird ge­meldet, Lord Roberts veröffentlichte einen Tagesbefehl, worin er die Abreise des Generals Buller mitteilt.

^ Er spricht in diesem Tagesbefehl dem Commandanten der Natal-Arme« seinen Dank auS für die während bei Krieges geleisteten Dienste.

London, 16. Okt. AuS Pretoria wird gemeldet: General Viljoen, unterstützt von zahlreichen Afrikandern auS Johannisburg bereitet augenblicklich sich vor, den Engländern in der Umgebung der Stadt heftigen Widerstand zu leisten.

London, 16. Okt. Daily Mail meldet auS Prätoria: 500 Buren sind in der Gegend von Sanderton bemerkt worden, wo ihre Anwesenheit große Aufregung hervorruft.

Die Wirre« i« China.

Köln, 16. Okt. Die Kölnische Zeitung meldet aus Berlin: Die Meldung von dem Ausbruch ernster Unruhen in verschiedenen Teilen Süd Chinas verdienen alle Beachtung. Ein« Ausdehnung dieser Aufstände würde eine neuerliche bedenkliche Ver­wickelung bedeuten, doch sei nicht ausgeschloffen, daß dadurch die chinesischen Machthaber sich den Wünschen der Mächte gefügiger zeigen, denn es ent­stehe eine neue Bedrohung der Dynastie. Wenn der Kaiser und die Kaiserin ihre ruhige Beur­teilung gewagt hätten, würden sie einsehen müssen, daß eine rasche Beendigung des Krieges mit Europa ein« Vorbedingung sei, ohne welche^die Unterdrückung der regierungsfeindlichen Bewegung sehr schwer auS- zuführen sei.

Berlin, 16. Okt. DaS Berliner Tageblatt meldet: DaS Kriegsministerium beabsichtigt die Ent­sendung eines Nachschubes von Pionieren nach China. DaS Schleswig» Bezirkskommando fordert die Unter­offiziere und Mannschaften des BeurlaubtcnstandeS auf, daß sich Pioniere sowie Handwerker, die gesonnen sind, freiwillig nach China zu gehen, schleunigst melden möchten.

London, 16. Okt. Central-News melden auS Berlin: Dir Antwort Deutschland auf die Note Delcaffe's sei in freundlichen Worten gehalten und vollständig zustimmend ausgefallen. Dasselbe Blatt meldet aus Rom, daß Italien den Vorschlag Ruß­lands betreffs der Frage, enventuelle Streitigkeiten zwischen den Mächten und China über die von letz­terem zu leistende Kriegs-Entschädigung dem Schieds­gericht in Haag zu unterbreiten, angenommen hat.

New-Aork, 16. Okt. Aus Tientsin wird gemeldet, daß der Aufenthalt des GsneralfeldmarschallS Grafen Waldersee in dieser Stadt nur noch von kurzer Dauer sein werde. Graf Waldersee wird in

nächster Zeit nach Shangai abreisen, da wie es heißt dre Verbündeten nicht Willens seien, die militärischen Operationen während der Winters fortzuführen. In­folge des schnellen Sinkens des Vriho-FlufseS be­mühen sich die verbündeten Truppen sehr schnell wieder nach Peking zu kommen.

Tientsin, 15. Okt. Rrutermeldung vom 13.: Eine Erklärung des Grafen Waldersee, welche die militärischen Gesichtspunkte bei Uebersicht deS Oberkommandos durch ihn zusammenfaßt, be­zeichnet als Grund der Verzögerung derselben die Ausschiffung der Transportmittel und die Schwierig­keiten des Zusammenwirkens der verschiedenen Truppen­teile. Jetzt sei die Lage zufriedenstellend. Die aktiven Operationen seien mit der Expedition nachPaotingfu ausgenommen. Er sei der Ansicht, daß die Unlhätiakeit der Chinesen eine Kriegslist sei, um weitere Offensiomaßnahmen thunlichst zu verbergen.

Aenmschtes

Die Kgl. Württ. Forst-Direktion richtet folgenden Erlaß an sämtliche Forst- und Reoierämter. In der Absicht, bei den gesteigerten Preisen der Brennmaterialien der ärmeren Bevölkerung die Befriedigung ihres Brennholzbedarfs möglichst zu erleichtern, werden die Forst- und Revierämter zufolge Anordnung deS K. Finanzministeriums angewiesen, minderwertige Sortiments, insbesondere das in der Regel der Aufbereitung durch die Käufer unterliegende geringere Reisig und Stockholz, soweit möglich und ein Bedürfnis vorliegt, in größerer Menge als sonst zum Verkauf zu bringen. Demgemäß ist dis Aus­führung von Reinigungshieben und erstmaligen, schwä­cheres Brennholz abwerfenden Durchforstungen, soweit Nachfrage nach solchem Material besteht, auszudehnen, wobei wir bemerken, daß die Rücksicht auf die Forst- kaffe von entsprechenden Maßnahmen nicht abhalten darf.

Der reformierte Pastor van Broekmann aus Transvaal, der als Feldprediger die Buren be­gleitet hat, schreibt demFigaro" :Anfangs, als die Engländer immerfort geschlagen wurden, ahmten sie unsre humane Behandlung der Gefangenen und Ver­wundeten nach. Seitdem sie Sieger sind, hat sich das geändert. Die Engländer haben einen besonderen unmenschlichen Sport getrieben, den sie xix stiokmx Schweinestechen nannten. Sie stachen nämlich Verwundete m>1 den Lanzen tot. Sie haben auch die Farmen angezündet und die Frauen und Kinder ins Weite gejagt. Oft sind so vertriebene Frauen im Freien niedergekommen und vor Entbehrungen und Kälte mit den Kleinen gestorben. Dis Soldaten haben gegen diese wehrlosen Frauen namenlose Scheußlich­keiten verübt, die ich nicht beschreiben kann. Frauen sind zu meiner Kirche gekommen und haben mir Dinge berichtet, die ich nicht glauben wollte, die aber geschehen sind. Ich war in Majuba, als man mir mitteilte, daß meine 68jährige Mutter in Pretoria

krank sei und mich sehen wolle. Ich erbat und erhielt einen Paß. In Pretoria besuchte ich den General Maxwell und machte ihm Vorwürfe wegen der Mißhandlung der Frauen. Die Antwort lau­tete:Dre Frauen bringen den Buren zu essen und find daher unsere Feinde."Aber sie geben auch den Engländern zu essen!"DaS ist gut, aber eS für die Buren zu thun, ist feindselig." Der Pastor wurde in Pretoria, wo er gepredigt hatte, ver­haftet. Man warf ihm Aufreizung vor. Er sollte den Neutralitälseid leisten, was er ablehnte. So mußte er ins Gefängnis. Die Soldaten, die ihn transportierten, kannten den Weg nicht, und so war eS der Pastor, der sie selbst hinführte. Im Ge­fängnis wurde er mit Koffern zusammengesperrt. Seine einzige Nahrung war Maismehl mit Waffe» ausgekocht. Als der Pastor nach einiger Zeit auf Betreiben der Witwe JoubertS freigelaffen wurde, mußte er schwören, in seinen Predigten keine Politik zu treiben. DaS that er und hielt sein Wort. Nach drei Wochen wurde er dennoch ausgewiesen.Wenn Sie wissen wollen, was meine Ansicht vom Krieg ist, schließt der Brief, so sage ich Ihnen, daß er noch sechs Monats dauern kann. Wenn dann England den Republiken ihre Unabhängigkeit nicht läßt, so wird eines Tages wieder ein Krieg, eine allgemeine Erhebung entstehen, nnd die nationale Sache wird siegen."

Nach einer Meldung derDaily News" auS Peking ist der Mörder KsttelerS ein sub­alterner Mardschu-Lffizier, der zu den Mandschu- Trvppen gehörte, welche unter Prinz TuanS Ober­befehl standen. Er ist 52 Jahre alt, gehört zur sechs­ten Rangklaffe mit den blauen Federn auf der Mütze. Er wurde vom Dolmetscher Cordes verhört und bekannte sich schuldig. Sein Hauptmann habe ihm am Abend deS 19. Juni befohlen, sechs Leute vom Lager zu nehmen, um in der Patamen-Straße Polizei­dienste zu thun.Dort sollte ich", erklärte der Offi­zier,die Befehle deS Prinzen, ich glaub« des Prinzen Tuan, auSführrn. Diese Befehle lauteten: ES ist Krieg, wenn ihr einen Ausländer seht, erschießt ihn. Am Morgen that ich, was mir befohlen war. Ich trat hin zur Sänfte des Gesandten, feuerte und sah, daß der darin Sitzende totgeschoffen war." CordeS erkannte d-n Mörder wieder und Letzterer erkannte auch Cordes als den Insassen der zweiten Sänfte wi'd-r, welcher verwundet entkam.

Warnung. Man gehe nie in einen Keller, in welchem gärende Flüssigkeiten lagern, ohne daß jemand außen wartet und ohne daß man mit einem Licht die Luft oben und unten im Keller untersuchl. Brennt daS Licht schlecht oder erlöscht eS, so da s der Keller erst nach erfolgter gründ­licher Lüftung betreten werden. Wer diesen guten Rat n cht befolgt, den kann es teuer zu stehen kommen, denn eS kann leicht Vorkommen, daß in diesem Fall sein Most von seinen Erben getrunken wird.

Sie dachte ein Weilchen nach, dann sagte sie:Nein, besser ist es, du läßt den Dingen ihre« Lauf. Ehrlichkeit ist immer die beste Politik, und dich zu verstecken ist deiner unwürdig. Bist du etwa nicht gut genug, Mr. HawkeS Schwiegersohn zu werden? WaS ist sein Reichtum anderes, als eine Art Pfeffer­münze, die einen häßlichen Beigeschmack übertäubt? Wenn du dich verbirgst und Floren«, falls sie einwilligt, heimlich siehst, würdest du dich in den Augen ihres Vaters herabsetzen."

Aber du mußt doch einsehen, Sophie, daß ich nicht so lange bei euch bleiben kann, bis die Geduld deS alten Hawke erschöpft ist. Auch di« Gastfreiheit hat eine Grenze."

Mache dir doch vorläufig keine Sorge und Kopfzerbrechen um den Vater, den willst du doch nicht heiraten, sondern die Tochter."

Freilich, da hast du wieder recht. Du meinst, zuerst müsse ich der Liebe der Tochter sicher sein, «he ich den Vater poussiere. Wenn er mir aber sein HauS verschließt und mit euch den Verkehr abbricht, wie, zum Kuckuck soll ich sie dann treffen?"

DaS muß ich mit Amalie auf irgend eine Weise bewerkstelligen. Ich glaube übrigens nicht, daß, selbst wenn Mr. Hawke uns die Freundschaft kündigt, er Floren« zwingen könnte, nicht mit uns zu sprechen, wenn wir ihr zufällig begegnen. Ein solches Zusammentreffen dürfte aber kaum schwierig sein, und niemand kann etwas darin finden, wenn du uns auf unfern Spaziergängen be­gleitest."

O, du grundgeschesteS Mädchen!" rief ich, und preßte ihr di« Hand, daß sie quiekte,dein Vater hat schon gesagt, ich wäre sich« geborgen, wenn du ..."

Na, man spreche nur vom da ist Floren«," fuhr sie mir dazwischen,

sprang auf und lief so rasch sie konnte über den Grasplatz nach dem Fahrweg, auf welchem Florence langsam einher kam.

Ich beabsichtigte ihr zu folgen, gab dies aber gleich wieder auf, da Miß Florence mich nicht hatte bemerken können, und ich die Mädchen lieber erst allein lassen wollte. Ich sah, wie sie sich küßten, und dann, anstatt auf mich zuzu­kommen, sich nach einem andern Teil des Gartens wandten, und hinter dem Hause verschwanden. Ich blieb ruh'g sitzen, denn ich wußte, Sophie würde ihre Freundin nicht fortgehen lassen, ohne mir eine Gelegenheit zu geben, sie zu sprechen. Richtig, nach ungefähr zwanzig Minuten, die meiner Ungeduld wie zwanzig Tage erschienen, kamen sie langsam auf d« andern Seite des Hauses wieder zum Vor­schein. Ich stand auf und verbeugte mich. Miß Hawke war offenbar überrascht mich zu sehen; sie errötete, verriet aber keine Verlegenheit. Graziös, wie immer, schritt sie auf mich zu, und reichte mir die Hand. Sophie forderte sie sogleich auf, sich noch etwas zu uns zu setzen, ehe sie ihren heißen Rückweg anträte. Eie that eS ohne weiteres. DaS Bewußtsein, soeben erst mit meiner Cousine über sie gesprochen zu haben, gab mir eine Art Schüchternheit, während sie so unbefangen, vornehm und reizender wie je aussah.

WaS das für «in kühler, luftiges Eckchen ist, Mr. Seymour," sagt« sie. Ich wünschte, wir hätten solchen schattigen Garten wie diesen."

Jack fürchtet sich seinen Teint zu verderben, deshalb sucht « sich immer die verstecktesten Plätzchen," scherzt« Sophie.

Ich ließ meinen Teint am Land«, als ich zur See ging," erwiderte ich in gleich« Weise,und als ich zurückkehrte, half mir kein Suchen darnach, er war fort. Wie geht eS Mr. Morecombe heute?"

Er wird noch einige Tag, dar Zimmer hüten müssen. Ab« warum fragen Sie? Hoffen Sie, daß eS ihm besser geht?" (Forts, folgt.)