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Tode, angesichts der Verwandten und seiner Braut verdächtigt und beschuldigt, 3000 Thaler von dem hinterlassenen Ver­mögen seines Vaters an sich gebracht zu haben. Einem Bruder hatte er eine solche Gemeinheit zugetraut, noch dazu einem, der ein Pastor werden wollte, auf dessen Wandel und Namen auch nicht der geringste Flecken ruhen durfte. Und der Bruder, der den anderen beschuldigte, gründete seinen Verdacht nur darauf, daß er den Beschuldigten an seines Vaters Schreibtisch getroffen hatte, wie er wußte, aus dessen Wunsch.

Der Sonnenwirt war aufgesprungen und faßte Johns Arm:Was ist Ihnen denn?" fragte John anscheinend erstaunt, lassen Sie mich weiter erzählen; ich bin gleich am Ende."

Der junge Mann, dem Ehre und Namen durch seinen Bruder genommen wurden, verließ Braut und Heimat, und hat drüben im fremden Lande im Schweiße seines Angesichts gearbeitet, um sich ein Leben zu erhalten, das ein verlorenes war, und um dessen Erhaltung er den­noch Gott anflehie, weil er hoffte, von einem Tag, von einem Jahr zum andern, daß Licht in das Dunkel komme, daß Ehre und Namen ihm wiedergegeben würden. Er hatte keine Freude an Geld und Gut, das er sich erwarb, ihn freute nicht Sonnenschein, ihn machte der Früh­ling nicht froh, Tag und Nacht dachte er dessen, was er verloren, er schleppte sich müde und traurig dahin, hoffte und betete von einem Tag zum andern, aber er hat vergeblich gehofft und gebetet. Mehr denn dreißig Jahre sind vergangen, be­denken Sie", sagte John und seine Stimme zitterte,mehr denn dreißig Jahre sind vergangen, ein ganzes Menschen­alter, ein ganzes, verlorenes Leben, und es ist kein Licht in diese Sache gekommen. Sie haben acht Jahre, nur acht Jahre unschuldig gelitten, Ehre und Name und Heimat sind Ihnen wiedergegeben worden, aber Franz Schulz hat ein ganzes Leben verloren und ist unschuldig."

Das ist nicht wahr", rief der Sonnen­wirt heftig,das ist nicht wahr. Der Franz Schulz, von dem Sie mir erzählen, ist mein Bruder, und er ist schuldig, ja schuldig, ich will es vor allen behaupten und wiederholen. Wo sind die drei­tausend Thaler geblieben? Er hat sie, er ganz allein."

Und ich sage Ihnen", erwiderte John, der Mann war unschuldig, so wahr ein Gott im Himmel lebt, der einmal alles an den Tag bringen muß. Und daß Franz Schulz dem Bruder, der ihm alles, alles genommen, was er besaß, der ihn zum Greise machte, ehe er ein Mann wurde, nicht fluchte, hatte seinen Grund nur darin, daß er ein Pastor werden wollte. Der Gott hatte dienen wollen sein Leben lang auf Kanzel und Altar, durste keinen Fluch über seine Lippen kommen, keinen Haß in seinem Herzen wachsen lassen. Aber ich wünschte es dem Franz Schulz, daß endlich Licht in das Dunkel komme, damit der müde, totmüde Mann sein Haupt zur Ruhe legen könne."

Da warten Sie nur, bis Ostern und Pfingsten auf einen Tag treffen", ent-

gegnete der Sonnenwirt mit hartem Lachen,der Franz ist schuldig, so wahr ich"-

Halt!" rief John und faßte des Sonnenwirts Arm,hüten Sie sich vor einem Schwur, der Sie verderben muß. Wo haben Sie einen sicheren Anhalte­punkt für Ihren Verdacht?"

Franz hat die Schlüssel zum Schreib­tisch in Händen gehabt, und ich habe ihn selbst an demselben getroffen."

Und das ist alles, worauf Sie Ihren Verdacht gründen?" entgegnete John traurig.Sie haben die Gerichte und die Menschen verachtet, die Sie verur­teilten um unvorsichtiger Reden willen und wegen eines Ganges um die Scheune, und doch konnte man beides viel eher für Schuldbeweise halten, als daß Franz vor dem Schreibtisch seines Vaters stand, auf dessen eigenen Wunsch."

Und ich sag's Ihnen noch einmal", rief der Sonnenwirt heftig,der Franz ist schuldig, schuldig. Er hat die 3000 Thaler beiseite gebracht und hat sie ver­braucht da drüben, und hat ein Märchen erfunden von einem ungerechten Bruder und einem verlorenen Leben. Wer die Hand nach fremdem Gut ausstreckt, dem kommt es auch auf eine Hand voll Lügen nicht an."

Da blitzte es wie Zorn in Johns Augen, und seine gebeugte Gestalt richtete sich hoch auf.

Machen Sie das Maß nicht über­laufen", sagte er zum Sonnenwirt,es könnte Sie noch einmal gereuen. Gott im Himmel wird des Franz' Unschuld an den Tag bringen."

John ließ den Sonnenwirt stehen und gierig, und dieser schaute ihm mit einem geheimen Unbehagen nach.

(Fortsetzung folgt.)

Die Mauern von Kirchteuchting.

Ein Dorfbildchen von Rosegger.

(Schluß.)

Etliche Tage später wurde der Höll- teufel vorgeladen zum Gericht. Der andere hatte ihn verklagt. Die Klage war, der Urban Höllteufel hätte dem Oswald Tempercr ein Paar Ochsen versprochen und wäre wortbrüchig geworden. Der Höllteufel leugnete anfangs, später in die Enge getrieben: Damals war's, und dort war's, und die Zeugen vom Wirtshaus wären auch da erinnerte er sich."

Ist schon richtig", sprach er in seiner Gleichmut,ein paar Ochsen wollt' ich draussetzen, wenn der Rosenkranz nicht hilft, ich Hab' das Wort richtig gesagt und ich leugne es nicht. Auch meinen Ver­wandten hat das Rosenkranzgebet oft ge­holfen, denk ich und Hab' den Osel also angeraten, er sollt' den Rosenkranz eben­falls ausstreuen über seine Frucht. Was kann ich dafür, wenn der Mensch so dumm ist, und statt des Gebets die Perlen aus­streut. Betent Hab' ich gemeint sollt' er, nachher hätt' ihm der Schauer nichts ge­macht, und w enn ja, so hält' ich ihm mein bestens Paar Ochsen zugestellt, denn unser­einer hält sein Wort, denk' ich."

Der Osel hielt ihm jetzt knirschend seine Fäuste hin und brummte:Du bist ein Erzgauner!"

Und Du bist ein Erzosel", sagte da Höllteufel.aber mit einem e statt dem o."

Geschimpft wird dahier nicht", sprach das Gericht.Die Sache beruht aus einem Mißverständnis und dem Oswald Tempern können wir nicht helfen. Es ist nicht das erstemal und wird nicht das letztem»! sein, daß die Einfalt dem Sprecher lag ein anderes Wort auf der Zunge zu Schaden kommt. Wer schon überhaupt die Elemente mit einer Verschwörungssormel unschädlich machen will, der halte sich immerhin a« das wirksame:Riuniono Lelriatiea L Lieurta", oder an eine andere Versicher­ungsgesellschaft und wenn er dazu auch noch den Rosenkranz ausstreut oder ein anderes Gebet verrichtet, so wird das ge­wiß nicht schaden. Damit sind wir setz fertig und wenn der Oswald Temperei den Urban Höllteufel des Erzosels mit dem e an Unrechter Stelle wegen verklagen will, so lassen sich vielleicht für dieLA armen fünf Gulden heransschlagen."

Der Osel war sehr aufgebracht U- schrie, ob sein Name mit O oder E«-. fange, das sei ihm gleich, und stütz! hinaus.

Im nächsten Jahre gründeten die Bauern von Kirchleuchting und den Nch bargemeinden eine gegenseitige Versicher­ungsgesellschaft mit der Zauberformel Einer für Alle, Alle für Einen." K hat auch der Oswald Temperer mitgethaa.

Fegersheim, 10. Aug. Vor einigen Wochen ereignete sich eine kleine Episode, die ein drastisches Licht auf die Kur­pfuscherei wirft. In dem zwei Stunden von hier gelegenen D. wohnt ein Kur­pfuscher oder auch Schläfer genannt, zu dem manche Leute ein großes, bombeiW Zutrauen haben. Nun starb vor einiger Zeit ein dortiger Bürger, dessen Ange­hörige auch bei dem Schläfer gedoktert hatten, aber durch den Tod des Kranken in etwas in dem Vertrauen erschüttert wurden. Um die Kunst desselben nun z« prüfen, trugen die beiden Söhne, wie sn auch vorher zu thun pflegten, ein Kleid­ungsstück zu dem Wunderdoktor, woraus dann derselbe auf den Zustand des Krauler schließen sollte und zwar nahmen sie dies­mal das Todenhemd. Der Schläfer, welch! von dem Ableben des Landmanns nichts wußte, wickelte wie gewöhnlich das Hemd ein, verfiel in seinen Schlaf und offen­barte den beiden Söhnen beim Erwachen, daß ihr Vater sich auf dem Wege der Besserung befände. Böse Zungen erzählen, sie hätten in jener Nacht in der Wohnung des Schläfers ein Jammern gehört, ab ob Jemand durchgeprügelt worden Mw

(Krieg den Bicrborten!) In Kasju geht der dortige Polizeidirektoc Königs dorff gegen denFeldwebel" (wie du Volksmund scherzweise den großen Schaum­rand bei ungenügend gefüllten Bicrgläser»! nennt) der Bierwirte vor, indem er i»e Bestrafung derselben wegen Betrugs ver­anlassen will. Die betr. Bekanntmachung mag unter den Biertrinkern Freude, bei den Wirten wohl ein anderes Gefühl er­zeugt haben.

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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.