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Totmartern unserer Schlachttiere endlich abzuschaffen. Dieser Appell lautet:
„Wir versammelten Vertreter de.r Tierschutzvereine richten an die Regierungen aller Länder die Bitte: Dieselben wollen gegen die beim bisherigen Schlachtbetrieb vorkommenden Tierquälereien ein- schreiten und die nötigen Schritte zur gesetzlichen Einführung der Betäubung aller Schlachttiere thun.
Wir bitten alle staatlichen Verwalt- ungs- und die Gemeindebehörden, daß sie die Betäubung aller Schlachttiere innerhalb ihres Verwaltungsbezirks anordnen und die Verwendung von Apparaten empfehlen, welche eine rasche und sichere Betäubung ermöglichen. Als solche haben sich bewährt: die Schußmaske, die nach dem System Bruneau konstruierten Schlachtmasken sür Großvieh und die Kleinschmidtschen Betäubungsinstrumente für Schafe, Kälber, Schweine und Ziegen.
Wir legen es besonders den Geistlichen ans Herz, in ihren Gemeinden dahin zu wirken, daß die Menschen in der Tierquälerei ein Unrecht, eine Sünde erkennen, daß sie den Tieren, die sie schlachten, einen raschen, schmerzlosen Tod geben, statt ihnen lange und unnötige Qualen zu bereiten.
Wir bitten die Lehrer, bei der ihnen anvertrauten Jugend belehrend und ermahnend dahin zu wirken, daß dieselbe die Schlachtstätten und den Anblick von Schlachtungen meide.
Wir richten an die Angehörigen des Fleischergewerbes die dringende Bitte: dieselben möchten der berechtigten Forderung aller humanen und gesitteten Menschen Rechnung tragen und die Betäubung aller Schlachttiere, in welcher rationelle Schlächter schon bisher einen Fortschritt und eine Erleichterung ihres Geschäftes erblicken, einführen und damit alle beim Schlachten vorkommenden unnötigen Tierquälereien beseitigen.
Endlich richten wir an alle Israeliten, die Wert darauf legen, sich nicht in Widerspruch zu setzen mit den sittlichen Anschauungen und Forderungen ihrer christlichen Mitbürger, die Bitte, sie mögen ihren Einfluß auf ihre Religionsgenossen aufbieten, damit die auch beim rituellen Schlächten so dringend nötige Reform angebahnt und der Widerstand beseitigt werde, der von einem Teil ihrer Glaubensgenossen unseren Bestrebungen zur Herbeiführung einer gesetzlichen Reform des Schlachtbetriebes entgegengesetzt wird."
Wenn alle Faktoren ihre Schuldigkeit thun würden, die berufen sind. Einfluß aus die Sitten der Menschen zu üben, die Empfindung für Recht und Unrecht zu wecken — sei es durch Schärfung des Gewissens, sei es durch das Gesetz — dann wäre wohl im l9. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung ein Schlachtverfahren, das an die Gebräuche wilder Völker gemahnt, in unserm christlich germanischen Volk nicht mehr möglich.
Ein M u ster k o ff er, wie ein solcher in Deutschland bisher wohl noch nicht gesehen worden, traf laut „E. Z." am 9. d. M. aus Paris in Köln ein — ein großer Waggon, welcher ein vollständiges,
übersichtlich geordnetes Musterlager von Porzellan, Glas, Bronze, Pendulen und Möbeln enthält. Ein Geschäftsreisender eines Pariser Hauses (Maurice und Gustav Levy-Paris) fährt mit dem Wagen, der fast wie ein internationaler Möbeltransportwagen aussieht, per Eisenbahn von Stadt zu Stadt und stellt seine Waren in einem Gasthofe zur Schau. Er braucht dazu seinen Wagen nur zu öffnen, um den Kunden einen Blick über den ganzen Reichtum seines Hauses zu gewähren, worauf dann die Bestellungen erfolgen können. Aus dem Wagen selbst wird nichts verkauft.
Bierpalast und Bierkneipe.
(Von Muckenich.)
In den Kneipen, in den Schenken Hat man früher gern gezecht,
Sitzend zwar auf simplen Bänken, Aber billig und nicht schlecht.
Von der kahlen Wand herunter Lachte uns Gambrinus an,
Wenn gerollt zum Liede munter Ward ein frisches Faß heran.
War der Tisch nur glatt gehobelt, Eins noch tranken immer wir,
Lustig ward's dann ausgeknobelt,
Und die Stunden flogen schier.
War der Stoff nicht aus der Höhe,
Da besann man sich nicht lang,
Und da gab's ein Ach und Wehe,
Daß dem Wirt ward angst und bang.
Doch die Schenke ist geschlossen,
Längst war obdachlos ihr Gast, Prunkend ist emporgeschossen Der gewalt'ge Bierpalast.
Marmorn sind Büffet und Küche,
Gold und Butze glänzt am Thor,
Und der Gast, der bürgerliche,
Kommt sich wie geduldet vor.
Maler schmückten alle Wände Mit dem Werk der Phantasie,
Und der Ausschank gleicht am Ende Einer Bildergallerie.
Alles atmet stolze Kühle,
Kühl auch glänzt die Lampe jetzt, Stilvoll sind sogar die Stühle,
Draus der Gast sich zaghaft setzt.
So betrübt, sitz' ich inmitten Dieses bunten Thronsaals hier,
Daß ich mischt' den Kellner bitten: „Exzellenz, ein Seidel Bier!"
Gießt der Wirt mir in die Krüge Einen Trank, unkalt und schaal,
Wer wohl wagte eine Rüge Je in solchem Luxussaal?
Millionen mußt' verschlingen Dieser Prachtbau, wie man weiß,
Und ein Lied davon zn singen,
Weiß sogar des Bieres Preis.
And're Lieder aber schweigen, Ehrfurchtsvoll schweigt Jedermann, Wer wagt im Palast zu zeigen,
Daß er wacker singen kann?
Freund Gambrinus, schick' hernieder Freundlich einen Gnadenblick:
Gieb uns Deine Kneipe wieder,
Gieb die Schenke uns zurück.
(Deutsche Wespen).
Gemeinnütziges.
(Wie man in England Kartoffeln kochtj Es fällt uns manchmal aus, daß in dem Menu einer englischen Mahlzeit die Kartoffeln eine weit vornehmere Rolle spielen, als bei uns, wo sie weniger eine seine Zuspeise, als vielmehr die untergeordnete, grobe Vervollständigung der
anderen Gerichte vorstellen. In der Thal ii> die dortige Kartoffel weit schmackhafter, als die unseren, das liegt aber nicht an der Erdfrucht an sich, sondern an ihrer Zubereitung, », im Wasser kocht man sie gar, sondern in solgeu- der Weise: Ueber em mehr breites als tieses Gesäß mit kochendem Wasser wird ein W passender Durchschlag gelegt und in diesen die rein geschälten Kartoffeln, die aus diese Weiß von den aussteigenden Dämpfen gekocht werde,! Eine so zubereitete Kartoffel übertrifft die unserigen bedeutend an Wohlgeschmack und daher kann die Einführung dieser Kochmethode in unseren Haushaltungen nur empfohlen werden
(Mittel gegen die Kellerfäule der Kartoffeln 1 Bekanntlich zieht der gebrannte Kalk begierig die Feuchtigkeit an sich. Bringt man ihn beim Einkellern der Kartoffeln in die Mitte des Haufens, unter oder über denselben, so macht er die Kartoffeln trocken und erhält sie völlig gesund. Vergleichende Versuche haben ergeben daß in der Weise behandelte Kartoffeln gesund blieben, während andere derselben Sorte und Farbe, die aber nicht mit ungelöschtem Kall ausgeschichtet worden sind, stark faulten. Da Kalk wird durch eine dünne Schicht Reisig, Stroh oder Häcksel oder in einem Korb oder Sack von den Kartoffeln getrennt gehalten und in faustgroßen Stücken eingelegt. ' Nach Abräumung der Kartoffeln läßt sich dieser Kall noch zur Kalkung (Düngung) des Bodens benutzen, und wer ohnehin zu dieser Operation schreiten muß, thut nach der Landw. Zeitung des „Hamb. Korresp." daher wohl, den erforderlichen Kalk schon im Herbst anzusahren und zuerst zur Konservierung seiner Kartoffeln und hernach erst im Felde zu verwenden.
(Verwertung des .Kartoffelkrautes.) Es steht durch chemische Versuche fest, vaß 50 Kilogramm trockenen Kartoffelkrautes 8'/,—g Kilogramm Asche hinterlassen und daß 50 Kilogramm von dieser Asche 22 V, Kilogramm Kali und 5 Kilogramm Phosphorsäure enthalten. Diese Zahlen beweisen zur Genüge, wie verkehrt es ist, das Kartoffelkraut zn mißachten oder die Asche desselben zu vergeuden. Das Kartoffelkraut ist ein sehr wertvolles Material für die Kompostbeiiit- ung. Kann man es zu diesem Zwecke nicht benutzen, so soll man es verbrennen und die Asche sorgfältig auseinanderstreuen.
(Blühender Oleander.) Soll der Oleander bei uns reichlich Blüten Hervorbringen, so muß er so gestellt werden, daß er möglichst viel Sonnenschein erhält. Kann man ihn vor Regen schützen, entwickeln sich die Blüten noch schöner, man darf aber nicht vergessen, unten reichlich zu gießen. Oleander verlangen im Sommer in der Krone trocken und heiß, den Fuß hingegen immer feucht. Zum Begießen nehme man, ganz besonders bei kalter Witterung, warmes Wasser.
Zur guten Konservierung eingemachter Früchte trägt es sehr wesentlich bei, wenn die Gläser eine Zeit lang, etwa 8 Tage auf den Kopf gestellt werden. Wenn man sie dann wieder umkehrt, so bildet der anhaftende Fruchtsast mit dem Zucker einen festen Ueberzug, wodurch alle Poren des Korks verschlossen werden und der Lust« zutritt abgesperrt wird.
Auflösung der Charade in Nr. 131:
Infanterie.
Neuenbürg, 21. Aug. Viehmarkt. Zutrieb 3 Stiere, 40 Kühe, 6 Rinder. 6 Kälber, 52 Läuferschweine, 71 Milchschweine. Preise soweit bekannt: 1 Stier 286 M.. 1 Kuh 291 M.. 3 Rinder 124, 165, 191 M. Läufer-
schweine Pr. Pr. 56, 60, 64, 75, 73, 80, 108, 112, 130 M. Durchschnitt 84 Mark. Milchschweine pr. Pr. 32 bis 36 M.. Durchschnitt 33 M, - Der Verkehr im allgemeinen sehr rege, aber in Großvieh wenig Handel, dagegen bei den Schweinen um so lebhafter. TR Preise haben gegen dem letzten Markt angezogen.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.
Mit einer M-ge-