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und Verwaltungsaktuar Weidner von Untermünkheim prüft gegenwärtig die Darlehenskassen zu Bihlafingen, Burgrieden, Schnürpfiingen und Wain im Bezirk Laupheim.
(Pomologisches Institut Reutlingen.) Das Wintersemester 1889/90 und damit der Jahres-Kursus der höheren Lehranstalt für Pomologie und Gartenbau beginnt am 7. Oktober. Programme und Statuten sind durch das Pomologische Institut in Reutlingen gratis und franko zu erhalten.
Ulm, 11. Aug. Ein hiesiger Eisengießer verlor durch einen Unglücksfall sein l'/sjähriges Söhnchen. Das Kind war von seiner Mutter, welche im Keller etwas zu holen hatte, mit einem vierjährigen Schwesterchen allein im Zimmer gelassen worden, in welchem ein zur Bereitung des Nachtessens geheizter Kochofen sich befand. Die Kinder machten sich mit dem Feuer zu schaffen, das die Kleider des Knäbchens ergriff und es so jämmerlich verbrannte, daß es heute früh seinen Verletzungen erlag.
In Markgröningen wird auch dieses Jahr der aus ältesten Zeiten stammende Schäferlauf am Bartholomäusfeiertage, Samstag den 24. d. M. in üblicher Weife abgehalten werden.
Falsches Geld. In Heilbronn ist letzter Tage wieder ein falsches Zweimarkstück zur Ausgabe gelangt.
Die Befugnisse des Aichamts Calw sind auf die Aichungen von Waagen für alle Belastungen ausgedehnt worden.
Zum Stadt- und Distriktsarzt in Wildberg wurde gewählt der approbierte Arzt Viktor Zipperlen aus Bibersohl, OA. Heidenheim.
Wildbad, II. Aug. Nachdem letzten Sonntag die Stadt Wildbad ihren Kurgästen ein glänzendes Feuerwerk in den Anlagen geboten hatte, gab gestern abend die K. Badeverwaltung eine prächtige Beleuchtung des Kurplatzes und Feuerwerk, wobei die Kurkapelle spielte.
Oesterreich.
Wien, 13. August. Der Kaiser von Oesterreich verlieh dem Grafen Moltke das 71. in Trencsin garnison- ierende Infanterieregiment.
Schweiz.
Luzern, II. Ang. Der Bnndesrat beschloß, die Abhaltung des deutschen Sozialistenkongresses in Basel unter dem Vorsitz Bebel's und Liebknecht's zu verbieten. (F. J-)
Ausland.
London, 12. August. Die Morgenblätter sehen die Reife des Kaisers von Oesterreich nach Berlin nicht als einen bloßen Höflichkeitsbesuch an, sondern heben hervor, daß dieselbe zur weiteren Befestigung des deutsch-österreichischen Bündnisses, des jahrelangen Bollwerkes gegen die Störung des europäischen Friedens, beitrage. Nach dem „Standard" ist England herzlich erfreut, wenn jede neue Kundgebung seiner Flottenmacht zur Unterstützung des Dreibundes und zur Aufrechterhaltung des Status guo auf dem Festlande beiträgt.
MisMen.
Der Sonnenwirl.
Von Erich Norden,
(Nachdruck verboten.)
(Fortsehung.)
Vierzehn Tage waren vergangen.
„Ich habe ihn gesehen, den fremden Mann, Rosel, ich habe ihn ganz von nahem gesehen", rief des Pastors Gretchen voller Aufregung, ehe sie noch die Thürschwelle überschritten.
„Du hast ihn gesehen!" ertönte es von allen Seiten, — „aber wo denn?"
„Bei uns", sagte Gretchen. „Er war beim Papa und hat viel mit ihm gesprochen, er wollte einen Platz in der Kirche, und er sieht so traurig, ach so sehr traurig aus. Das Kätchen ist zu ihm hingelaufen und hat ihm „Gutentag" gesagt, er hat es auf seine Arme genommen und gestreichelt. Dabei sah er gerade aus, als wenn er weinen wollte."
Gretchen hatte sich ganz außer Atem gesprochen, die anderen Mädchen horchten atemlos zu und blickten voller Neid auf die glückliche Gefährtin.
„Zu meinem Vater kommt er nicht, wie schade!" sagte ein Mädchen. „Zu meinem auch nicht!" seufzte eine andere. „Es ist recht häßlich von ihm, daß er zu niemand geht." „O, so laßt doch den armen fremden Mann machen, was er will", sagte Rosel.
Die Kinder hatten Recht; John gieng zu niemand im Dorf, außer in langen Zwischenräumen einmal zum Pastor und zur Sonneuwirtin.
Bei der war er gleich in den ersten Tagen gewesen. Sie hatte ja Geld auf dem Gasthaus stehen, und so kam er in geschäftliche Verbindung mit ihr. fragte sie auch, wie sie es früher gehalten im Gasthaus, da alle Leute sagten, unter ihren Händen habe es am besten bestanden. Und als der Fremde ihr gegenüber einmal eine Hindeutung auf ihre Vereinsamung, auf ihren Mann machte, brach die Sonnenwirtin in Thränen aus.
„Sie haben's Ihnen gesagt, daß mein Mann im Zuchthaus ist", schluchzte sie. nicht wahr? Aber wenn sie auch alle gegen ihn gezeugt haben und wenn er auch verurteilt worden ist. so ist er doch unschuldig — mein Mann hat's nicht gethan, kann's nicht gethan haben. Acht Jahre seines Lebens' hat er nun so verloren und an seinem Namen klebt die Schande, und doch ist er unschuldig."
Wie des Fremden Augen sich weit öffneten und wie er die Sonnenwirtin anstarrte! „Acht Jahre seines Lebens verloren", wiederholte er langsam, „und an seinem Namen klebt die Schande und doch ist er unschuldig."
Wie des Fremden Augen sich weit öffneten und wie er die Sonnenwirtin anstarrte! „Acht Jahre seines Lebens verloren", wiederholte er langsam, „und an seinem Namen klebt die Schande und doch ist er unschuldig!"
Ob der Fremde wirklich so ein klein wenig verrückt war, wie die Leute ihm nachsagten? — Die Sonnenwirtin war fast geneigt, es zu glauben.
Oester und öfter kam der Fremdem Sonnenwirtin, brachte immer wieder die Rede auf ihren Mann und ließ sich M erzählen, was dem Brande vorangegangen war, fragte auch wie zufällig einmal nach der Blumen-Rosel. Da erzählte die Sonnenwirtin von dem Haß, den die Rosel gegen den Sonnenwirt getragen, wie sie ihm geflucht habe, wie sic har! und bitter gewesen sei und daß die Feindschaft und der Haß schon aus einer Zeit herrühren sollten, da sie ihren Mann noch nicht gekannt, daß die Rosel die Braut des Bruders ihres Mannes gewesen.
Weiter kam sie in ihrer Erzählung nicht, denn der Fremde, welcher vor ihrer Thür gestanden hatte, war fortgeeilt und kopfschüttelnd schaute ihm die Sonnenwirtin nach.
Tagelang verließ John sein Zimmer nicht nach dieser Unterredung. Was mußte seine Rosel erduldet haben! Ihn wollte es fast ersticken, wenn er sich das ausmalte. Wie es ihn drängte und trieb vor sie hinzutreten und sie beim Namen zu nennen! Aber er durfte es ja nicht, auch an seinem Namen klebte die Schande wie an dem des Sonnenwirts und seine Unschuld war nur klar vor Gott.
Da wie ein Blitz schlug die Kunde in's Dorf: der Sonnenwirt ist unschuldig, der Wilhelm Härtel ist wiedergekommen und hat sich den Gerichten gestellt, Wilhelm Härtel ist selbst der Thäter.
Jeder lief von seiner Arbeit weg, einer eilte zum andern: „Habt ihr's schon gehört vom Sonnenwirt?"
„Unschuldig unschuldig! Gott sei's gedankt!" rief die Sonnenwirtin aus, als man ihr die Kunde brachte.
„Unschuldig! o Gott!" stöhnte Rosel Walter, als sie die Neuigkeit hörte. Sie hatte es ja gewünscht in ihrem Haß, daß der Sonnenwirt unschuldig verurteilt werden möge, — nun lag cs wie eine Last auf ihr, daß sie selbst durch ihre bösen Wünsche zu einem Unglücke hatte beitragen helfen. — Sie hatte ja anders denken gelernt wie früher.
Aber vom Sonnenwirt eilten ihre Gedanken zu Franz, auf dem über dreißig Jahre lang der Verdacht eines Unrechts lastete, das er nie begangen haben konnte.
(Fortsetzung folgt.)
(Melodramatisch.) Die Familie des Dr. Davil Mahills in Newyork wurde eines Nachts gegen l Uhr durch ein Ständchen aufgeweckt, welches unter den Fenstern ihres Hauses aufgeführt wurde. Die Musik dauerte ziemlich lange und die ehrsamen Leute begaben sich, nachdem sie mit Vergnügen zugehört und sich für die Ehre herzlich bedankt hatten, wieder zu Bett. Aber wie groß war am andern Morgen ihr Erstaunen, als sie sich aufs schamloseste beraubt, alle Schlösser erbrochen, alle Kisten und Schränke geplündert sahen! Es war nämlich der eine Teil einer Diebesbande gewesen, welcher ihnen vorn ein Ständchen gebracht, während der andere Teil sie hinten bestohlen hatte.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.