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123. Amts-
Md AmbaMml für den Bezirk Kalur.
75. Iahrgavg.
»rlchetrit vten«t»g«, Lvnoerliagi und Sämlings. Die gebühr im Segtri »nd in nächster
ü«,,bm>g » Pt,, di« Zeile, «eiter intserni IS Psg.
Dienstag, de» 16. Oktober 1900.
Vierteljährlicher UbonnementSpreik in der Stadt Mk. 1.10 in» Hau- gebracht, Mk. 1. 15 durch die Post bezogen im Bezirk. Außer Bqirk Mr. 1. S5.
Amtliche WrLarmtmachrmge«.
Kekanntmachung, betr. die Schönzeit für Fluß- und Bachforelle« re.
ES wird hiemit in Erinnerung gebracht, daß die Schonzeit für Fluh- «nd Bachforellen, sowie für Bach- und Kreuzungssaiblinge am 10. Oktober d. I. begonnen hat und für die Nagold und ihre sämtlichen Seitenbäche lt. bezirkspolizeilicher Vorschrift vom 27. März 1897 (Calwer Wochenbl. Nr. 83) bis 1. Februar LVVL dauert.
Die Schonzeit hat die Wirkung, daß während derselben die geschützten Fische weder gefangen, noch feilgeboten, noch verkauft oder in Wirtschaften verabreicht werden dürfen.
Sollten solche Fische zufällig gefangen werden, so sind sie sofort wieder in dasselbe Wasser frei einzusetzen.
Während der Schonzeit und während weiterer 6 Wochen nach beendigter Laichzeit dürfen ferner keine Enten in solche Fischwasser zugelassen werden, in welchen die bereffenden Fische sich vorherrschend aufhalten, sofern diese Fischwaffer nicht Gemeinden zur Benützung stehen und von der Gemeindebehörde hiezu Erlaubnis erteilt worden ist.
Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen werden nach Art. 39 Z. 2 Pol.^St.-T. mit Geldstrafe bis zu 45 bestraft. .
Calw, den 12. Oktober 1900. x
K Oberamt.
Voelter.
Die Ortsbehörde«
werden beauftragt, die Lokalfeuersch auer zur baldigen Vornahme der Visitation auszuforaern, damit die Defekte noch vor Eintritt des Winters erledigt werden können.
Calw, den 12. Oktober 1900.
K. Oberamt.
Voelter.
Erlaß an die Schultheißenämter,
betreffend die Vornahme einer Viehzählung am 1. Dezember 1SVV.
Nach Z 3 der Mimsterialverfügung vom 16. August d. I, betr. die Vornahme einer Viehzählung in Württemberg am 1. Dezember 1900, (Reg.-Blatt S. 665), iß in jeder Gemeinde zur Einrichtung und Leitung des ZählgeschäftS durch den Gemeinderat und in der Regel aus dessen Mitie eine Zählungs- kommisfiou unter dem Vorsitz des OrrsvorstehrrS zu bestellen, welche spätestens am 1. November ds. Js. ia Thätigkeit zu treten hat.
Die Schultheißenämter werden angewiesen, die rechtzeitige Bestellung der Kommission einzuleiten und spätestens bis SS. d. M. über die erfolgte Bestellung zu berichten unter Bezeichnung als portopfl. D.-S.
Calw, den 13. Oktober 1900.
K. Oberamt.
Voelter.
Bekanntmachung der Zeutralleitung des WohlthätigkeitSvereinS, vetreffend die Bewerbung um das Ehrenzeichen für weibliche Dienstboten.
Die Bewerberinnen um daS von Ihrer Majestät der Höchstseligen Königin Olga gestiftete Ehrenzeichen für weibliche Dienstboten werden aufgefordert, ih r Gesuche mit einem Zeugnis der Dienstherrschaft über Jahr und Tag des Diensteintritts, über die Art d-r Dienstleistung, über etwaigen Uebertritt zu einer andern Dienstherrschaft auf demselben Anwesen, über etwaige Unterbrechung deS Dienstverhältnisses, über den Lebenswandel und das Verhalten des Dienstboten, unter Bezeichnung besonders hervorragender Leistungen, bei dem gemeinschaftlichen Amte elnzureichen.
Spätestens bis zum 1. Dezember dieses Jahres sind die G-suchs von dem gemeinschaftlichen Amte mit einem Zeugnis über Sittlichkeit und Leumund
der Bittstellerin unter Beurkundung der Angaben derselben und der Dienstherrschaft und Bezeichnung des Alters, der Kofession und des HeimatrortS der Bittstellerin der Zrntralleitung deS WohlthätigkeitS- vcrsins vorzulegen.
Für das Ehrenzeichen können weibliche Dienstboten vorgeschlagen werden, welche im Umfange deS Königreichs nach zurückgelegtem vierzehnten Lebensjahr in einer Familie oder in demselben Anwesen ununterbrochen wenigstens 25 Jahre lang treu und in Ehren dienen.
Ist daS Dienstverhältnis durch äußere Verhältnisse, wie Krankheit von Angehörigen und dergleichen, ohne Verschulden deS Dienstboten unterbrochen werden, so kann die vor Eintritt der Unterbrechung zurückgelegte Dienstzeit der nachfolgenden hinzugerechnet werden.
Stuttgart, den 8. Oktober 1900.
Moser.
Tagesneuigkeite«.
* Calw, 13. Okt. Heute vormittag ereignete sich auf dem Bahnhof ein Unfall, indem Ankuppler Stotz zwischen 2 Puffer kam und hiedurch mehrere Verletzungen daoontrug. Es sollen ihm einige Rippen abgsdrückt, im übrigen aber sein Befinden glücklicherweise nicht besorgniserregend sein.
Calw, 15 Okt. Im Saale der Frauenarbeitschule hat Hr. Mende auS Kusel in der Pfalz eine naturwissenschaftliche Sammlung ausgestellt, die geeignet ist, bei allen Besuchern das größte Interesse wachzurufen. Die Mineraliensammlung ist äußerst prachtvoll, wohl geordnet und sehr reichhaltig. Außerdem sind noch sonstige interessante Naturgegenstände zu sehen. Eine hübsche Muschelsammlung, eine große Zahl von ausländischen Schmetterlingen, sowie ein 4 w langer und beinahe 3 m breiter Kieferknochen eines vorsündflutlichsn Walfisches erregen gewiß große Aufmerksamkeit. Der Besuch kann jeder-
^ 2t i ll s t O 2t» Nachdruck verboten.
Iack's Brautwerbung.
Seeroman von Clark Russell.
(Fortsetzung.)
Die Meldung, daß Onkels Equipage vorgefahren war, brachte den Abend zum Abschluß. Als ich mich bei Miß Florenc« empfahl, glaubte ich ihr anzusehen, daß sie mir gern etwas mehr, als nur gute Nacht gesagt hätte, wenn nicht ihr Vater wie ein lauernder Polizist daneben gestanden hätte. Mein Händedruck wurde zwar nicht erwidert, aber sie zog ihre Finger auch nicht weg, als wenn ich sie ihr verbrannt hätte. Mr. Hawke machte mir eine sehr gravitätische Verbeugung, deutete aber nicht im leisesten den Wunsch an, die Ehre eines Wiedersehens recht bald genießen zu können.
Auf der Heimfahrt wurde nicht viel gesprochen. Nach kurzer Zeit saßen wir schon behaglich im Eßzimmer. Mein Onkel hatte sich Pantoffeln angezogen und braute einm Grog, und meine Tante und Cousinen fühlten das Bedürfnis noch etwas zu plaudern. Zuerst wurde vom Essen gesprochen, dann kamen dir Menschen dran. Dabei warf Cousine Sophie plötzlich die Frage auf:
„Glaubt ihr, daß Mr. Morecombe sich wirklich den Knöchel verrenkt hat?"
„Wie kommst du denn auf dies« Idee?" sagte meine Tante. „Darüber kann doch wohl kein Zweifel sein."
„Nun, ich weiß nicht,* entgegnet« Sophie, „mir kam der Gedanke, daß er seine Verletzung nur vorschützt', um jeden Argwohn zu zerstreue», dar Tier absichtlich getötet zu haben.'
„Diesen Verdacht müßtest du eigentlich Miß Florencr Mitteilen,' sagte ich. „Aber, ob er nun simuliert oder nicht, es thut mir doch leid, daß ich ihn heute nicht kennen gelernt habe.'
„Und wenn er dagewesen wäre, hättest du das Zusehen gehabt, und hättest nicht so charmieren können, und ich hätte dir meine schöne Predigt nicht halten können,' fiel mein Onkel ein und fuhr zu seiner Frau gewandt gleich fort: „Ja, d i e hättest du hören sollen; sie handelte nämlich vom aufrichtigen Herzen,' und dabei schoß er los und wiederholte haarklein alles, was er mir gesagt hatte.
„Ich kann mir nicht helfen,' sing nun meine Tante an, „es widerstrebt mir, daß wir in dieser Weise Mr. Hawke in den Weg treten. Es würde mich gewiß sehr freuen, wenn eS Jack gelänge, Florence von Mr. Morecombe zu befreien, meiner Meinung nach könnte daS aber auch geschehen, ohne daß wir uns einmisch en.'
„Mr. Hawke war heute so kühl zu uns, daß ich mich von dem Gedanken nicht lossagen kann, er argwöhnt, wir wollten seine Pläne durchkreuzen.'
„Unsinn!' fuhr mein Onkel auf. „Was kümmern uns seine Pläne? Zum Henker mit ihm, ich meine eS mit seinem Kinde besser, als er selbst, sonst hätte ich heute dem Jungen nicht die lange Rede gehalten. War thut er aber? Tr will sein« Tochter seinem Ehrgeiz opfern, dem verrückten Ehrgeiz des Emporkömmlings, blaues Blut in seine Familie zu bringen, um seine gesellschaftliche Stellung zu verbessern.'
„Ich stimme ja jedem Wort bei, welches du sprichst, Karl,' entgegnete meine Tante nun ebenfalls erregt, fügte aber gleichzeitig hinzu: „aber du sollst sehen, eS wird damit enden, daß er uns beiseite schiebt.'
„Ach was,' fuhr mein Onkel loS; „darüber können wir bald ins reine kommen. — Mutter, nächst« Woche erwidern wir das Diner, hörst du!'