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reiche Teilnehmer: das Jubiläum der 25- jährigen lPirksamkeit unseres Schullehrers Conzelmann am hiesigen Orte. In treuer unermüdlicher Thätigkeit hat er es verstanden, im Laufe dieses Vierteljahr- Hunderts sich die Anerkennung seiner Vorgesetzten, die Achtung der Gemeinde, die Liebe seiner Schüler zu erwerben und zu erhalten. Nachdem am Vorabende schon der Gesangverein, dessen lang­jähriger Leiter Conzelmann gewesen ist, ihm durch ein Ständchen seine Huldigung dargebracht hatte, fanden sich am Donners­tag vormittag die bürgerlichen Kollegien in der Wohnung des Jubilars ein und überreichten ihm als Festangebinde der Gemeinde einen Regulator, wobei Stadt- psarrer Hartter ihm die volle Anerkenn­ung der Oberschulbehörde, Stadtschultheiß Beutter diejenige der Gemeinde ausdrückte. Ihren Höhepunkt erreichte die Feststimm­ung in der Feier am Abende: Kollegen, Freunde, Schüler des Gefeierten, ver­schiedene Kurgäste wetteiferten in ernsten und launigen Toasten, dazwischen ließ der Liederkranz seine Weisen erklingen und erst in später Abendstunde trennte man sich mit dem Wunsche, der Jubilar möge mit derselben Rüstigkeit und Geistesfrische, wie bisher, noch lange sein Amt be­kleiden. (S. M.)

Falsche Fünfmarkstücke. Wie aus Kirchheim u. T. geschrieben wird, wurde bei einer Zahlung im Kameralamt ein falsches preußisches Fünfmarkstück ein­genommen. Dasselbe ist mit der Jahres­zahl 1876 und dem Münzzeichen L ver­sehen, am Klang ist es den ächten ziem­lich ähnlich, die Prägung ist ziemlich gut, durch die Inschrift am RandeGott mit uns" aber leicht erkenntlich, indem die­selbe schlecht graviert und die Buchstaben bedeutend kleiner als bei den ächten sind.

Ausland.

Am Sonntag haben in Frankreich die Generalratswahlen stattgefunden. Die Generalräte bilden die communalen Vertretungen kleinerer und größerer Ver­waltungsbezirke und haben daher in erster Linie eine lokale und provinzielle Be­deutung. Da aber die Generalratswahlen zumeist als Generalproben für die Wahlen zur Deputiertenkammer aufgefaßt werden, so gehen sie selten ohne lebhafte politische Kämpfe ab und gewinnen eine politische Bedeutung. Eine ganz besondere Be­deutung gewannen jedoch die Wahlen am Sonntag durch den Versuch der Boulang- isten, dieselben zu einer plebiscitären Probe auf den Boulangismus zu machen. Die Aussichten für Boulanger schienen nicht ungünstig zu sein. Er wagte es daher, sich in circa 400 Kantonen als Kandidat aufzustellen. Aber die Wähler sind vernünftiger gewesen als die Regier­ung und haben Boulanger eine Nieder­lage bereitet, die seine Freunde allerdings nicht eingestehen mögen, die aber ange­sichts der großen boulangistischen Hoff­nungen und Anstrengungen eine schwere ist. Die Regierung hat also alle Ursache, sich bei den Wählern zu bedanken. Sie darf annehmen, daß die boulangistische Epidemie im Lande keine weiteren Fort­schritte gemacht hat.

Paris, 29. Juli. Es sind bis jetzt 1344 Wahlresultate bekannt. Gewählt wurden 764 Republikaner und 419 Kon­servative. Boulanger wurde 12 Mal ge­wählt; außerdem sind 149 Stichwahlen erforderlich. (Dies sieht wie eine Nieder­lage Boulangers aus.)

Voll patriotischen Stolzes schaut der Brite auf die gegenwärtig im Gange be­findliche Flotten-Mobilisirung und sagt sich, daß keine Macht der Welt im Stande ist, es mit den Seestreitkräften Englands aufzunehmen.Ein schwimmend Heer furchtbarer Zitadellen", strecken sich die langen Linien der zur Parade vor dem Deutschen Kaiser bestimmten Schiffs- koloffe von dem Plymouther Hafen bis zur Insel Wight, nach dem Urteil von Sachverständigen den Flottenversamm­lungen der beiden letzten Jahre fast in jeder Hinsicht überlegen. Die große Ueber- legenheit der Gefechtsstärke der diesjährigen Flottenzusammenziehung beruht in der Zahl ihrer Panzer- und Hochseekreuzer. Der heutigen Flotte wird nachgerühmt, daß sie defensiv wie offensiv gleichmäßig auf der Höhe der Zeit stehe. Jndeß, wo so viel Licht ist, fehlt es auch an Schatten nicht. Einen sehr dunklen Schatten sogar werfen auf das stolze Bild die Angaben, welche von kompetenten Beurteilern über den unzulänglichen Bestand des Flottenper­sonals gemacht werden.

Der englische RiesendampferGreat Eastern", dessen Bau und erste Fahrt nach Amerika einst so großes Aufsehen erregte, ist dem Untergange geweiht. Eine Liver- pooler Firma hat 250 Arbeiter ange­nommen, um ihn zum Abbruch zu bringen, eine Arbeit, die ein volles Jahr in An­spruch nehmen soll. Das Schiff, später zur Kabellegung benutzt, wurde zuletzt eine Last für seine Besitzer.

MisMen.

(Die Macht des Gesanges.) Der GesangvereinBrüllaria" des Städtchens N. hatte sich, so erzählt dieD. R. Z.", vor einigen Monaten in dem neuen Vereins-Lokale eingefunden, um dort Händel'sHallelujah-Chor" einzustud­ieren. Es war ein kalter Abend und ein mächtiges Feuer brannte im Ofen; leider schien's mit demZug" desselben schlecht zu stehen, denn er rauchte schlimmer wie ein zehn Jahre lang verheirateter Ehemann. Der Herr Dirigent mit der goldenen Brille und dem Taktstock stand in Position hinter dem Klavier, die Stimmen waren ausgegeben worden und nun gieng's los:Einszweidrei Hallelujah, hallelujah, bitte etwas mehr Forsche im zweiten Tenor! Halle- lulululululu, hallelujah, hallelalalalalalu- jah, bitte den ersten Tenor etwas lauter! lujah, lujah, lujah, lujah, der zweite Baß ist einen halben Ton zu tief! lujahlujahlujahlujah der Ofen raucht abscheulich, bitte öffnen Sie das Fenster dort lujahlulujah. Unten auf der Straße sammelten sich Menschenmaffen und schauten zu den offenen Fenstern des dritten Stockwerks empor, aus denen jetzt dichte Rauchwolken quollen.Da oben brennt's, es sind Menschen drin, die nicht

heraus können, hört, wie sie um Hilfe schreien! Holt die Feuerwehr, um Gottes- willen schnell! Hört das Geschrei der armen Menschen I Und oben gieng's weiter: Hallelujah, hallelujah, hallelulu- lululululululujahlujah!O, es ist schrecklich, so bei lebendigem Leibe ver­brennen zu müssen!" hieß es unten in dem dichten Menschenknäuel;hört, wie sie um Hilfe rufen; sie ersticken, sie ver­brennen, kommt denn die Spritze gar nicht? Gott sei Dank, da ist sie, schnell Wasser herbeigeschafft, Leitern herbei, Schläuche her." Halle- lujahhallelujahhallelujah der entsetzliche Rauch, man erstickt ja fast lujahlujah- lujahlujahlujah. Ein Krach, ein Klirren von Fensterscheiben, am Fenster erscheinen ein paar Feuerwehr­leute, die Messingspitze eines Schlauches in den Händen. Wasser! brüllten sie hinab und Wasser gab's ein Strom, ein See, ein Meer ergoß sich auf die armen Sänger. Dem Dirigenten flog die goldene Brille von der Nase, dem zweiten Tenoristen lief das eiskalte Wasser zum Hemdenkragen hinein und schon aus den Stiefelschäften heraus. Der zweite Bassist, der seit 15 Jahren keinen Schluck Wasser getrunken hatte und den der Strom voll in den offenen Mund traf, als er denselben eben bei der letzten Silbe des Hallelujah recht weit öffnete, erstickte fast daran und spuckte, hustete, nießte und gurgelte wie eine ins Wasser gefallene Katze. Und den kleinen ersten Bassisten trug ein strammer Feuerwehr­mann trotz seines Sträubens die Leiter hinab, und das Wasser stand drei Fuß hoch in der Halle, so daß der Dirigent und seine armen Sänger, um nicht zu ertrinken, auf's Klavier klettern mußten, wo sie zähneklappernd saßen, durchnäßt, triefend wie gebadete Pudel, wie schiff­brüchige Matrosen auf einer wüsten Insel im Meere! Und so sah sie die Volks­menge, die sich jetzt die Treppe hinauf und in die Halle drängte; da erklärt der Dirigent den Bürgern die Situation: Keine Feuersbrunst, nur eine Singstunde des neuen Vereins, der Hallelujah-Chor und ein rauchender Ofen! (B. N. N.)

(Ein deutsches Wort für Cigarre) sucht bekanntlich eine Düsseldorfer Tabaksfirma und schreibt sogar Preise dafür aus. Kikeriki" tritt mit in die Konkurenz und schlägt die Worte Männersuzel, Tabak­nudel, Genußwalze, Rauchstangel, Qualm­titschgerl, Glimmwürstel, Wonnepfosten,

Rauchsaugröhre, Giftkrautholhippe, Knaster­kerze, Betäubungsstengel, Nikottinstinkwurst, Qualmtute vor.

(Im Kurhause.) Gast:Kellner be­kommt man hier nicht auch 'ne halbe Portion?" Kellner: Bedaure! Aber nehmen Sie ruhig eine ganze! Die ist auch nicht größer, als bei Ihnen zu Hause die halbe/

(Praktisch.) Nachbar:Sie wollen Ihr neugeborenes TöchterchenKlari( nette nennen? Sie sind wohl Musiker?" Vater:Nein, aber die Mutter heißt Klara, die Tante Nette und da wollte ich das Kind nach den beiden nennen."

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuebürg.