522

ihn eine des Weges kommende Frau los­band. Den Thätern ist man auf der Spur.

Wildbad, 29. Juli. Der anhalten­den regnerischen Witterung wegen konnte die kürzlich aus demselben Grunde auf gestern verschobene Beleuchtung der Enz- Promenaden wieder nicht ausgeführt werden. Man hoffte allgemein, daß doch noch günstiger Umschlag in der Witterung eintreten würde, als sich aber nachmittags noch die Gewitterschauer in kürzeren Pausen bemerklich machten, wurde das Feuerwerk und der von der K. General­direktion nach Schluß der Beleuchtung anberaumte Extrazug abbestellt. Dies wurde imThal" noch rechtzeitig bekannt, und so verschob mancher, der Wildbad einen Besuch zugedacht hatte, diesen auf ein andermal.

Stuttgart. Neues im Lande s- Gewerbemuseum.) Ein Tableau mit kleinen Schmuckgegenständen aus Eisen­guß (sogen. Ber äo Berlin.) Geschenk von Otto Schulz in Berlin.

Ausland.

Italien. Der deutschen Botschaft ist die offizielle Meldung zugegangen, daß das deutsche Kaiserpaar Ende Sept­ember in Italien einen zweiwöchentlichen Aufenthalt nehmen werde, ohne jedoch Rom zu berühren.

InWashington soll am 14. Okt. ein großer Kongreß sämtlicher ameri­kanischer Staaten zusammen treten. In dem Programm ist auch ein Punkt, der beachtenswert ist: die Vereinheitlichung der bestehenden Zollvorschriften mit ge­meinsamer Zollgrenze. Die Endziele dieses Planes dürfte ein amerikanischer Zoll­verein sein, um die Einfuhr konkurrieren­der europäischer Industrie - Erzeugnisse durch erhöhte Zölle zu beschränken, bezw. auszuschließen.

MisMen.

Der Sonnenwirt.

Von Erich Norden.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Reinhold stand dicht neben Franz und flüsterte ihm in's Ohr:Wohl damit du das Geld erst in Sicherheit bringen kannst: Warum suchtest du neulich so lange und erschrackst, als ich kam und fandest plötz­lich den Schein? Du wirst wohl wissen, wo das Geld ist!"

Franz starrte den Bruder an, als ver­stehe er nicht, was er meine, und als er den Sinn der Worte erfaßte, wurde er totenbleich:Reinhold!" schrie er auf, um Gotteswillen. Reinhold, was sprichst du aus?"

Im Nu stand Rosel Walter neben Franz, der totenbleich war und mit den Händen sich an eine Stuhllehne an­klammerte.

Franz! Franz! was ist geschehen?"

O Gott!" stöhnte Franz und griff mit der Hand nach der Stirn.

Was ist geschehen?" fragten jetzt auch die anderen und wandten sich vorwurfs­voll an Reinhold.

Ich werde doch wohl noch ein Recht haben, mich zu verwundern und zu fragen, wo das Geld hingekommen ist", erwiederte Reinhold trotzig,noch dazu, da ich nie die Schlüssel in Händen ge­habt und Franz noch wenige Stunden vor des Vaters Tode in seinen Papieren gewühlt hat!"

Reinhold!" schrie Franz noch einmal auf, und stürzte zur Thür hinaus, wie von Furien gejagt. Er im Verdacht, seines Vaters Geld gestohlen ja ge­stohlen zu haben, er von seinem Bruder verdächtigt, er, der ein Pastor werden wollte. Herr Gott, war es denn nicht nur ein wilder Traum?

Rosel war Franz nachgeeilt; sie wollte sich an seine Brust werfen, ihn zurück­holen, aber er stieß sie heftig von sich und eilte zum Hause hinaus, fort, nur fort!

Laß ihn", sagte Rosels Mutter be­gütigend,er muß erst wieder zu sich kommen, das ist ja nur ein Mißverständ­nis, kann ja nur eins sein, Reinhold hat sich übereilt und wird sich's überlegen."

Mutter! Mutter! alles ist aus", rief Rosel wie verzweifelt,du wirst es sehen."

Franz mar durch den Garten geeilt, über das Feld bis an den Wald. Erst dort hielt er an, warf sich auf den Boden, hielt den Kopf mit beiden Händen, um nachzudenken. Aber wie er auch dachte, was er auch überlegte, nur eins blieb klar: Reinhold hatte ihn des Diebstahls beschuldigt. Sein Name war beschimpft, vor ihm versanken Kanzel und Altar, vor ihm versank alles Glück, das er er­träumt und erhofft an Rosels Seite. Wenn das Geld sich nicht fand, blieb der Verdacht, den Reinhold ausgesprochen, an ihm haften, die Verwandten hatten ihn aussprechen hören, einer würde es dem anderen Mitteilen, bald würden es die Spatzen auf den Dächern erzählen, die Kinder würden mit Fingern auf ihn weisen: der Franz Schulz, der ein Pastor werden will, hat seine Finger nach frem­dem Gut ausgestreckt, hat seinen Bruder betrogen.

Franz sprang wieder auf vom Boden, die Stille im Walde, die nur durch das leise Rauschen der Bäume unterbrochen wurde, war ihm unheimlich. Ihm mar's, als stände er am Vorabend irgend eines grausigen Ereignisses, als sei sein Leben, sein ganzes Leben verloren.

Wenn's der Vater wüßte, was man ihm anthat, ihm, auf den er stolz ge­wesen war, den er so innig geliebt, konnte er's zugeben, daß man den Liebling be­schimpfte, um sein Leben betrog, konnte er Ruhe im Grabe haben?

Wie wild diese Gedanken und Fragen sein Hirn durchjagten!

Aber er durfte hier nicht länger weilen, es war schon ganz dunkel, er mußte nach Hause, mußte mit Reinhold noch sprechen. Der mußte zurücknehmen, was er gesagt, vor den anderen Menschen, die wohl noch da sein würden, der mußte gleich, gleich noch einmal alle Papiere untersuchen.

(Fortsetzung folgt.)

Von der Mitternachtssonne, welche unser Kaiser am 22. ds. bei den

Lofoten zu beobachten Gelegenheit HM entwirft ein Mitarbeiter derPost» einer Reisebeschreibung über Norwegen folgende Schilderung: Es war gegen Iv Uhr. als die Sonne hinter eine ziemlich Helle, aber nicht durchschimmernde Wolken- wand tauchte. Von links zogen m Horizont dunkle Wolken, über den Gletscher waren schon Schnee oder Nebel­schleier gezogen. Fast die ganze Gesell­schaft war noch auf Deck, das Meer wie ein Spiegel, die Luft lau, auf die Sonne hatte Niemand mehr gerechnet, als plötz- ! lich um einen Felsenvvrsprung an einem ! hohen Berge eine purpurne Fackel aus- ! tauchte, die Schiff und Meer erleuchtete mit einem Purpur, von einem Glanz und einer Tiefe, gegen welche Alles, was wir im Süden so nennen, wie ein Feuerwerk­lämpchen aussieht. Nur wenige Um­drehungen der Räder hatte das Schiss gemacht und vor uns lag der Horizont ganz frei und die purpurglühende Sonne ! stand über dem Horizont mit ihrer ganzen ! Scheibe. Es war gegen dreiviertel aus zwölf. Würde sie oben bleiben? Denn > es geht hier schnell und 10 Minuten ! mehr nord- oder südwärts machen einen ^ bedeutenden Unterschied. Jetzt hat sie mit dem untersten Rande den Horizont er­reicht und sinkt bis zu einem Drittel ihrer Scheibe. Es ist nach meiner Uhr in wenigen Minuten 12. Plötzlich ruft Alles wie aus einem Munde:Sie steigt!" Und so war es. Wie mit einem Ruck hob sich der glühende Ball aus dem feuchten Bade, das er nur mit seinem unteren Rande genetzt, und stieg mit dem Rande bis an ein breites Wolken­band, in welchem sich die Strahlen so brachen, daß es wie mit einer feurigen Zackenkrone umgeben aussah, oder wie die leckenden Zungen, welche man bei Finsternissen an der Sonne wahrnimmt. Wir hatten die Mitternachtssonne gesehen und lange, lange konnten wir uns von dem wunderbaren Schauspiel nicht trennen!

(Harte Strafe.) Hauptmann:Feld­webel, notieren Sie mal: Der Füsilier Grasgrün erhält drei Tage Wasser und Brod wegen Schlappheit im Dienst!" Feldwebel:Verzeihen, Herr Hauptmann, das wird ihm ziemlich gleich sein, er ist nämlich Vegetarianer!" Hauptmann: Was? dann soll er zur Strafe 3 Tage Fleisch und Bouillon bekommen.

Gemeinnütziges.

(Zweimalige Ernte von Kraut und Wirsing zu erzielen.) Wenn man aus Frühkraut und Frühwirsing das Herz herausschneidet und die unbenutzten Blätter stehen läßt, so erlangt man bei einigermaßen günstiger Witterung eine zweite Ernte, indem sich an den Strünken neue Köpfe bilden.

Korrespondenz.

Nach der Eyach. Bekanntlich können Einsendungen von Ungenannten nicht aufge- nommen werden. D. Red.

Aestellungen

lws dk» Enjthätek

Können täglich Sei allen W' ämtern gemacht werden.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.