nicht zu sorgen und zu bangen, ich lasse genug zurück für Euch beide."
Der Alte wurde schwächerund schwächer, that seine letzten Wünsche noch kund, sprach mit Neinhold über den Verkauf der Wirtschaft, mit beiden Söhnen über die Art und Weise seiner Bestattung.
„Franz", sagte er eines Nachmittags, „ich möcht', daß der Herr Pastor mir zum Leichentext meinen Konfirmationsspruch nehme, aber ich kann nicht mehr denken, es steht schon recht schwach um meinen Kopf, geh', such' meinen Konfirmationsschein, er liegt in einer Schublade des Schreibtisches, den ich mal von unserem seligen Schloßherrn gekauft habe."
Franz nahm die Schlüssel, die der Vater ihm gab, gieng über den Hausflur in die Stube, wo der schöne, altmodische Schreibtisch stand und suchte in der von dem Vater bezeichneten Schublade.
Da lagen viele Papiere über- und untereinander, der alte, sonst so peinliche Bauer hatte wohl in letzterer Zeit nicht mehr recht Ordnung gehalten, und er wußte nicht mehr, wo er einzelne Papiere hingelegt.
Während Franz ein Blättchen nach dem anderen in die Hände nahm, trat Reinhold unbemerkt ein.
„Was suchst Du denn in Vaters Schreibtisch?" fragte er plötzlich scharf, und Franz, der ganz in das Suchen vertieft war, erschrack bei der unerwarteten Anrede und wandte sich hastig um.
„Wie Du mich erschreckt hast, Reinhold!" sagte er mit leisem Vorwurf, „ich suche Vaters Konfirmationsschein — ah. da ist er ja", rief er plötzlich voller Freude aus und blickte auf ein grünlich vergilbtes Papier.
„Ich hätte eher kommen sollen, da hättest Du ihn am Ende eher gefunden", sagte Reinhold höhnisch, aber Franz achtete gar nicht darauf, verschloß den Schreibtisch und übergab dem Vater Schlüssel und Schein. —
Am selben Abend starb der alte Mann, schneller als man erwartet. Einen Tag nach dem Begräbnis wurde das Testament eröffnet. Die Söhne hatten über des Vaters Barvermögen nie Bescheid gewußt. Im Testament stand, daß fünftausend Thaler in Papieren und Scheinen vorhanden seien und im Schreibtisch sich befänden.
Franz hätte gern die Testamentseröffnung noch hinausgeschoben, es widerstrebte ihm, Hand an des Vaters Vermögen zu legen, wenn derselbe kanm vierundzwanzig Stunden unter der Erde ruhe. Doch Reinhvld wollte es, und Franz sah ein, daß es wohl auch das beste sei, wenn ihre Wege sich sobald als möglich scheiden.
Reinhold öffnete des Vaters Schreibtisch im Beisein des Bruders und einiger Verwandten, auch Rosel Walter war dabei.
In dem Testament war genau der Platz bezeichnet, an welchem das Geld liegen solle, Reinhold las noch einmal nach und sagte plötzlich zu Franz: „Im selben Schub, wo Du neulich Vaters Konfirmationsschein suchtest."
„Das kann wohl sein", antwortete Franz, — „ich bin gar nicht auf den
Grund gekommen, — da liegen gar viele Papiere."
Reinhold nahm ein Papier nach dem anderen heraus, immer schneller und hastiger. Da endlich auf dem Grunde lag ein zusammengeschnürtes Päckchen. Papiere im Werte von 2000 Thalern.
„Das sind 2000", sagte Reinhold, „5000 sollen es sein, wo sind die? 3000 Thaler in Kassenanweisungen, laut Testament, wo sind die?"
„So suche nur weiter", entgegnete Franz ruhig, „sie müssen ja da sein."
„Suche weiter", antwortete Reinhold höhnisch, „i so. suche Du doch weiter, ich bin auf den Grund gekommen, hier liegt kein anderes Papier."
„Sieh' in die anderen Fächer und Schube", sagte Franz, „du weißt ja, Vater war zuletzt nicht so peinlich ordentlich, wie in seinen früheren Tagen. Er hat das Geld wohl wo anders aufgehoben und es später vergessen."
Reinhold suchte in allen Fächern und Schüben, aber erfolglos.
Franz schien ermüdet und sagte: „Reinhold, so lassen wir es heut, wir können ja an einem anderen Tage noch einmal alles genau durchsuchen."
(Fortsetzung folgt.)
Die Enzthal - Burgen und das Schwaben-Thor.
(Schluß.)
Weniger leicht zu finden und noch durch keinen Wegzeiger kenntlich gemacht, ist das Schlößle in der Nähe von Calmbach. Es liegt nur einen Kilometer von den letzten Häusern des Dorfes thalauf- wärts an der kleinen Enz, auf Büchsenschußweite von dem Punkte entfernt, wo die beiden Thalstraßen sich vereinigen, auf einem niedern Bergvorsprung, über welchen die rechtsseitige Thalstraße hinwegführt, während die linksseitige dicht an seinem Fuße in starkem Bogen dem Fluße folgt und denselben auf einer Steinbrücke dem Schlößle gegenüber überschreitet. Ein scharfes Auge erkennt die Ruine von dieser letzteren Straße aus, über einen Kahlhieb hinweg. Hier sind nur die Umfassungsmauern, teilweise in Meterhöhe und der Burggraben zu erkennen, während der Hochwald um die Ruine herum und innerhalb derselben seine schlanken Stämme erhebt. Der Ruine gegenüber erhebt sich eine nahezu senkrechte Bergwand auf dem linken Ufer der Enz, die mit dichtem Walde bedeckt, die Annäherung von dieser Seite unmöglich macht. Die fünfte und letzte Ruine in unserer Reihe ist die Burg Bautschberg (Vogtsberg) bei der Rehmühle im oberen Kleinenzthal. Sie ist von Wildbad aus am besten auf der Steige zu erreichen, welche hinter dem Windhof der Ziegelhütte gegenüber von der Enzlhalstraße abzweigt und langsam durch prächtigen Wald steigend auf die Höhe führt. Dort giebt ein Wegzeiger die Richtung nach der Rehmühle und Hofstett an und die Straße steigt rasch in das Kleinenzthal hinab. An der Rehmühle angekommen, deren Wirtschaft sehr einfach ist, wo man jevoch frische Eier, süße und saure Milch, einen Schluck Landwein oder eine Flasche
Bier bekommt, sieht man zunächst nichts ! von der Ruine, obgleich sie kaum W ! Meter über der Thalsohle auf dem linken ' Thalgehänge liegt und die Bergwiese dm bis nahe an ihren Fuß hin sich erstreckt, j Es bedürfte nur einiger Axthiebe, um die l Bäume zu fällen, welche den Blick vom ' Thal herauf hindern. Dem oberen Rmid ^ der Bergwiese entlang führt ein steiler ' Waldweg von der Staatsstraße abzweigend bis zur Ruine, die man nicht erblickt, bis man beinahe daran stößt. Ein gewaltiger, ^ viereckiger Turm ragt dem Beschauer ! drohend entgegen und starke Mauerreste, auf mächtigen Grundfelsen aufgesetzt, unv ' geben ihn. Ein guter Pfad mit Sitzbänken ist von der Forstverwaltung auf ^ der Ruine angelegt worden, so daß man alle ihre Teile mit Bequemlichkeit de- ^ trachten und sich auf idyllischen Ruheplätzen ausruhen kann. Die Vautschlmrg beherbergte im 13. und 14. Jahrhundert ein Dienstmanuen ° Geschlecht gleichen ^ Namens, das denen von Hornberg, später Gültlingen und Württemberg lehnspflichtig war. Im Jahre 1561 wurde ' der württ. Reformator Joh. Brenz damit belehnt, welcher wohl von hier aus den Schwarzwald reformierte, so daß dort, wo sonst beutegierige Schnapphähne und Strauchritter die Straße unsicher machten, nun die einfältig gläubigen Wäldler den begeisterten Worten eines Predigers im schweigenden Walde lauschten, Diese letzte Enzthalburg ist unstreitig die sehenswerteste in unserer Reihe, aber auch i die abgelegenste. Jedoch ist sie für einen guten Fußgänger von Wildbad aus in zwei Stunden zu erreichen und der Weg zurück durch das Kleinenzthal über Enz- Hof und Calmbach nach Wildbad gehört zu den lohnendsten in der herrlichen Umgebung unserer Badestadt und hat den Vorteil, daß keine Steigung mehr zn überwinden ist. Für Wagen ist der umgekehrte Weg empfehlenswert und in 1 bis 5 Stunden samt Aufenthalt bequem zu machen. L. k.
Ein früher Herbst steht in Aussicht — wenn man den Imkern glauben darf. Die Biene prophezeiet durch ihre Thätigkeit ein baldiges Ende der Honigtracht, also die Nähe des Herbstes. In ^ gewöhnlichen Jahren werden die münn- t iichen Bienen (Drohnen) erst im Monat ; August zum Stock Hinausgetrieben, damit sie dann dem Hungertode verfallen; in diesem Jahre hat nach der „Fr. O. Ztg." j die Drohnenschlacht schon vor einigen s Tagen den Anfang genommen, ja selbst , die Drohnenbrut, die noch hier und dort s in den Stöcken sich vorfindet, wird er- ! barmungslos aus den Zellen gerissen und s aus den Stöcken hinausgeworfen. ^
Aus dem Briefkasteneinwurf in Ins bei Nidau (Schwerz) flogen kürzlich elf junge Kohlmeisen aus. Die geringe Benutzung dieses Kastens scheint die Bögelchen veranlaßt zu haben, dort ihren Wohnsitz zu haben.
Marktpreise. Neuenbürg, 27 . Juli.
Butter '/, Kilo I.—, 1.05, 1 . 10 , 1 . 20 .
Eier Pr. St. 5 und 7, 2 St. 11 und 13 Bohnen per Vr Kilo 8 u. 10 Pf.
Kartoffeln 2 und 3 pr. Kilo.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.