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In das neue Stuttgarter Schwimmbad traten seit der Einweihung bis Sonntag abend 4000 Personen gegen Enträe ein.
Eßlinger Berge, 22. Juli. In dem Filialorte Wiflingshausen waren gestern abend die Josef Besemer'schen Eheleute vom Hause abwesend. Die Kinder waren zurückgeblieben und während die älteren vor dem Hause spielten, gieng das 2'/-jährige Mädchen ins Wohnzimmer und schaukelte dort das in der Wiege liegende '/-jährige Geschwister. Die Wiege siel um und die beiden Kleinen wurden unter ihr begraben. Das älteste war leider tot, als die Hilfe kam; das jüngere konnte noch gerettet werden. (S. M.)
Geradstetten im Remsthal, 23. Juli. Die Weinberge stehen hier sehr schön. Man findet schon allgemein gefärbte Früh- Klevner. Mau erwartet auch betreffend die Quantität einen guten Herbst.
Reutlingen, 22. Juli. In Kufstein, wo Friedrich List am 30. Novbr. 1846 sein Leben beendet hat und begraben ist, wird am 6. August ebenfalls eine Listfeier stattfinden.
Die Nummer 21 des Regierungsblatts für das Königreich Württemberg, ausgegeben den 20. Juli 1889, hat folgenden Inhalt: Gesetz, betr. die Abänderung einiger Bestimmungen des Gesetzes vom 17. April 1873 zur Ausführung des Reichsgesetzes vom 6. Juni 1870 über den Unterstützungswohnsitz. Vom 2. Juli 1889. — Verfügung des Ministeriums des Innern zum Vollzug des Gesetzes vom 2. Juli 1889, betr. die Abänderung einiger Bestimmungen des Gesetzes vom 17. April 1873 zur Ausführung des Reichsgesetzes vom 6. Juni 1870 über den Unterstützungswohnsitz. Vom 15. Juli 1889.
Ausland.
Der sogen. Marxistische internationale Sozial! st en-Kongroß in Paris hat bis jetzt keinen Beschluß von irgend welcher Bedeutung gefaßt, doch macht sich in den Reden, welche die Delegierten zum Besten geben, die entschiedene Tendenz geltend, die von den europäischen Mächten nicht geduldete „Internationale" wieder herzustellen. Sollte diese Tendenz thatsächlich, wenn auch nicht ausdrücklich, in den Beschlüssen des Kongresses zur Geltung kommen, so werden sich die Mächte dem Vernehmen nach nicht dabei beruhigen, sondern die Mitglieder der dem Kongreß affiliierten Vereine gerichtlich verfolgen.
MiüU'llen.
Aer Sonnenwirt.
Bon Erich Norden.
(Nachdruck verboten.,' (Fortsetzung.)
Die Stunde von 12—1 Uhr mittags war den Gefangenen freigegebcn, sie konnten feiern oder für sich selbst arbeiten, je nachdem sie Lust hatten. — Der Sonnenwirt arbeitete nie. — Die Hände im Schoß, den Kopf gebeugt, saß erbrütend und sinnend. Ebenso stand den Gefangenen von 6 Uhr nachmittags an frei, für eigenen Verdienst zu arbeiten;
der Sonnenwirt hatte dafür noch nie gearbeitet. Sommer und Winter saß er grübelnd und sinnend und dachte, daß endlich einmal ein Augenblick kommen müsse, da er nicht mehr denken könne, da er keiner Ueberlegnng mehr fähig sein, die Erinnerung ihm schwinden, vor ihm, in und um ihn alles nur leer und öde sein würde. Und die Nächte, die langen totenstillen Nächte, da nur der Wächter im Korridor auf und ab gieng! Wie kam es nur, daß er diese Nächte durch fünf lange Jahre schon ertragen hatte und nicht Krankheit oder Irrsinn ihn erfaßt hatte?
Oft suchte er sein hartes Lager gar nicht auf, saß in der Finsternis auf dem Holzschemel, legte die Hände noch über die Augen, weil er vermeinte, die Flammen aus seinen Hofgebüuden herausschlagen zu sehen, und weil er vermeinte, in Wilhelm Härtels haßerfüllte Augen zu blicken. Der, der war schuld, daß ihm sein guter Name genommen wurde, seine Freiheit, sein ganzes Leben, der war der Kläger, der so geschickt seine Klage auf die unvorsichtigen Reden und auf den nächtlichen Gang um die Scheune gegründet hatte.
Aber wenn es einen gerechten Gott im Himmel gab, wie konnte der es geschehen lassen, wie konnte der es zugeben, daß der Zufall so dem Haß dienen mußte, daß ein Unschuldiger Jahr um Jahr eines Verbrechens verdächtig blieb, das er nie begangen, und es abbüßen mußte, ohne schuldig zu sein.
Wenn alle diese Fragen und Gedanken in totenstiller Nacht auf den Sonnenwirt einstürmten und er sich in seiner Selbstgerechtigkeit voll Zorn gegen Gott wandte, schien plötzlich ein junger Mann mit totbleichem Gesicht an der Thür der Zelle zu stehen oder durch die vergitterten Fenster hereinzuschauen, und der Sonnenwirt mochte wollen oder nicht — er mußte zurückdenken an eine Zeit, über welche schon dreißig Jahre dahin gegangen waren.
Sein Vater, der reiche Bauer Schulz lag krank darnieder und alle wußten, daß es mit ihm nicht mehr besser wurde. Das Testament war längst gemacht — das Bauerngut sollte nach seinem Tode verkauft werden, da beide Söhne keine Lust bezeigt hatten, sich mit der Landwirtschaft abzugeben. Es war dem alten Bauern zwar nicht ganz recht, daß das Gut in andere Hände übergehen sollte, aber er meinte, ohne Lust ein Bauer zu sein, das sei ein schlimmes Ding. Und so hatte er nichts dagegen, als Reinhold, der älteste Sohn erklärt hatte, er wolle sich einmal eine große Schankwirtschaft kaufen, wenn der Vater nicht mehr sei.
Der jüngere Sohn, Franz, war der Liebling des Bauern, wenn er auch, wie der Alte meinte, ganz aus der Art schlug, — statt das Auge auf Land- und Viehwirtschaft zu richten, die Nase immer nur in die Bücher steckte. Franz gieng schon als kleiner Junge gar zu gern in die Kirche und meinte, es gäbe doch kein schöneres und herrlicheres Amt auf der ganzen, weiten Welt, als auf der Kanzel zu stehen und den Leuten Gottes Wort zu verkündigen. So lag er denn dem
Vater in den Ohren, Tag um Tag, M Bitten und Schmeicheln, daß er ihn studieren und Pastor werden lasse. Der alte Bauer kratzte sich wohl bedenklich hiM den Ohren, der ältere Bruder lachte de,, Franz aus. höhnte ihn auch, aber der alte Vater gab schließlich doch nach und Frau; fand an dem Pastor des Dorfes eine,, trefflichen Fürsprecher und Ratgeber.
So erhielt er die nötige Schulbildung. Der begabte Knabe lernte mit einem Eher und einer Ausdauer, die ihm die Liede aller Lehrer und die Achtung seiner Mitschüler in hohem Grade erwarben.
Der alte Bauer war stolz auf seine,, Franz. Der Gedanke, daß er einmal unter die geistlichen Herren, die er gar hoch achtete, gezählt werden sollte, machte sein Gesicht vor Freude glänzen. Er wünschte sehnlichst, so lange leben zu dürfen, daß er den Franz noch einmal auf einer Kanzel stehen sehe. Aber ec wagte nicht, auf die Erfüllung dieses Wunsches zu hoffen, die Freude erschien ihm fast zu groß, — und die Mutter hatte es ja auch nicht erleben dürfen.
Der ältere Sohn Reinhold sah scheel zu des Vaters Bevorzugung des jüngeren Sohnes. Franz überhob sich nie, machte seine größere Bildung nie geltend, aber Reinhold fühlte doch selbst, daß der Bruder etwas anderes sei, und das reizte ihn gegen denselben auf.
Franz war am Ende seiner Studienzeit angelangt, kam auf einige Wochen nach Hause, wollte eine Hauslehrerstelle annehmen und sich zum ersten Examen vorberciten. Es drängte ihn, fertig zu werden, so schnell als nur eine Möglichkeit geboten wurde, nicht blos um seines alten Vaters willen, sondern der Mosel Walter wegen, der einzigen Tochter des vor kurzem verstorbenen Brauermeisters im Nachbardorf. Franz und Rosel waren schon lange heimlich versprochen. Rosels Eltern halten gern ihren Segen und auch der alte Bauer Schulz hatte freudig seine Einstimmung zur Verlobung gegeben. Rosel Walter war nicht nur reich und hübsch, sie war ein braves, frommes Mädchen und würde mal gar eine „schmucke Pfarrfrau" abgeben, wie der alte Schulz schmunzelnd sagte.
(Fortsetzung folgt.)
Durch Schlangenbisse fanden in den nordwestlichen Provinzen Indiens im vorigen Jahre 6000 Personen ihren Tod. In Madras wurden 10 096 Rinder durch wilde Tiere getötet und der Verlust an Menschenleben durch Schlangen und wilde Tiere beziffert sich auf 1642.
(Zeitspiegel.) In der Schule frag! der Lehrer seine Schüler: Wer von Euch weiß, wo man den Schwerspat finden kann? — (Alle: ich! ich!) Müllerssohn: Im Mehl. — Bäckerssohn: Im Brot. Papiermüllerssohn: Im Papier. -- Metz- gerssohn : In den Leberwürsteu. — Weberssohn : In der Leinwand. — KonditorS- sohn: In der Chocolade. — Krämers- svhn: Im Pfeffer. — Schweizerssohn: Im Käs. — Zuckcrfabrikanteusohn : Im Zucker. — Lehrer: Brav, brav.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.