und sogleich das Barackenlager auf dem Artillerie-Schießplatz beziehen. Zur Über­nahme des Schießplatzes und der Baracken geht schon am 24. d. M. ein gemein­schaftliches Kommando beider Regimenter dorthin ab. (St.-A.)

Der Verein württembergischer Eisen­bahnbeamten hat aus Anlaß der Aus­bezahlung der Besoldungsaufbesserungen eine Geldsammlung für die Hagelbe­schädigten des Landes veranstaltet. Kollegen, die dem Verein nicht angehöreu, beteiligen sich ebenfalls an diesem Werk der Nächstenliebe. Die gesammelten Beträge werden einer Sammelstelle, welche gewiß in jedem Oberamtsbezirk vorhanden sein wird, übergeben.

Die württemb. Landesschulaus­stellung, welche auf Anordnung des K. Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens durch die K. Kommission für die gewerbl. Fortbildungsschulen zum Regierungsjubi­läum Sr. Mas. des Königs in der Ge- werbehalle veranstaltet wird, beginnt, wie schon gemeldet, Donnerstag mittags 1 Uhr und endet am 25. August. Die Ausstellung, deren Besuch frei ist, ist täglich von 9 Uhr (Sonntags von 11 Uhr) bis abends 6 Uhr geöffnet.

Stuttgart, 22. Juli. Ferien­kolonien. Nächsten Donnerstag mit den Frühzügen reisen die Kinder in 15 Land­kolonien von je 15 Kindern ab. Von den seitherigen Orten wurden u. A. wiedergewöhlt die Schwarzwaldorte: Eff- ringen, Friedrichsthal, Grunbach, OA. Neuenbürg, Unterreichenbach. Am gleichen Tage nehmen die 4 Stadtkolonien ihren Anfang, welche, wie mitgeteilt, je 25 Kinder umfassen; sie werden verköstigt in den Volksküchen an der Ludwigsstraße und im Stöckach. Sämtliche Kolonien werden am 19. August beendigt.

Stuttgart, 23. Juli. Bei der diesjährigen Aufnahmeprüfung in das evang. Seminar Maulbronn beteiligten sich 82 Schüler. Von denselben wurden 36 in das Seminar ausgenommen.

Schillingen, 17. Juli. Martin Kohn, Privatier von hier, ist, wie durch die Zeitungen gieng, in Frankreich als an­geblicher Spion aufgegriffeu worden. Ge­stern abend ist derselbe hierher zurück­gekehrt.

Tübingen, 22. Juli. Unter wahr­haft großartiger Beteiligung aus allen Berufskreisen fand heute nachm. 3 Uhr das Leichenbegängnis des Majors von Niethammer statt. Das ganze Bataillon 2 Kompagnien in Waffen, sämtliche hie­sige und gegen 30 auswärtige Offiziere, sowie die Reserveoffiziere hatten sich in der Wilhelmstraße aufgestellt, um den Trauerwagen ans Grab zu geleite».

Wildbad, 22. Juli. Seit die Jubiläumsfesttage vorüber und die Ferien begonnen haben, hat das Badeleben eine lebhaftere Gestalt bekommen, so daß jetzt die Hotels und Privatwohnungen besetzt sind, doch sind immer noch auch für stärkere Frequenz genügend Wohnungen vorhanden. Die Zahl der Kurgäste hat 3000 überschritten.

Schweiz.

Bern, 23. Juli. Die deutsche Re­gierung hat den Niederlaffungsvertrag mit

der Schweiz gekündigt; derselbe tritt am 20. Juli außer Kraft. (F. I.)

Oesterreich.

Pest, 21. Juli. In der Gemeinde Paks sind gestern durch Feuersbrunst gegen 400 Gebäude, darunter die Kaserne und das Gebäude der evangelischen Schule ein­geäschert worden. Mehrere Kinder werden vermißt. Die Notlage ist groß. Ausland

Petersburg, 22. Juli. Das Kaiserpaar besuchte gestern den Groß­fürsten Konstantin Nikolajewitsch, dessen Gesundheitszustand besorgniserregend ist. Derselbe erhielt bereits am Samstag das heil. Abendmahl.

London, 22. Juli. Aus Syra wird gemeldet, daß die Aufständischen auf Kreta in Bamos und Kania die Behörden ver­trieben und die Archive verbrannt haben. DieBauern flüchteten vorden Aufständischen. (Daß die Lage auf Kreta bedenklicher wird, erhellt aus verschiedenen Nachrichten. Englische Blätter melden von blutigen Zu­sammenstößen zwischen Christen u. Musel­manen; letztere verlassen das Flachland und suchen Zuflucht in den Städten und Festungen.) (S. M.)

Miszellen.

Die Enzthal - Burgen und das Schwaben-Thor.

(Fortsetzung.)

Im Jahr 1653 wurde dem Prinzen Ulrich von Württ. (geb. 1617, gest. 1671), Sohn des Herzogs Joh. Friede, und der Prinzessin Barbara von Brandenburg, einem Bruder des regierenden Herzogs Eberhardts III., Schloß und Amt Neuen­bürg zu seiner Abfindung angewiesen. Er ließ das Schloß, welches im 30jährigen Kriege sehr gelitten hatte, wieder neu auf­bauen und verbessern und bezog es mit seiner ihm 1651 angetrauten zweiten Ge­mahlin Jsabella, Prinzessin von Aremberg, nachdem er schon zuvor, erst 30 Jahre alt, seine erste Gemahlin, eine Gräfin v. Solms, 1647 durch den Tod verloren hatte. Crusius, ein zeitgenössischer Geschichts­schreiber, giebt einen interessanten Bericht über die ritterliche Gestalt des Prinzen Ulrich, der seiner Originalität wegen hier folgt: Ulrich war ein tapferer Kriegsheld, der im venetianischen, churbayrischen, kgl. spanischen und französischen Kriegsdiensten von der Kapitän - Charge bis auf die General-Lieutenant - Stelle in Levante, Teutschland und Niederland, bei allen Okkasionen, blutigen Bataillen und Ren- konters und schärfsten Belagerungen, son­derlich bei Jankow in Böhmen, Allerheim, Sommershausen, Moisson, Rethel, Rokroy, (Sieg Condes über die Spanier), Arras, Valenciennes rc. seine Tapferkeit und ohn- erschrocken Heldenmut sehen lassen; erhielt zuletzt von dem Kaiser und dem Reich 1664 das Generalat über die Kavallerie und 1666 von König Friedrich III. von Dänemark den Elephanten-Orden, samt einer jährlichen Kriegspension, dergleichen ihm auch der Kaiser beigelegt. Er starb am fürstlichen Hofe zu Stuttgart 1671, den 4. Dezember und hinterließ von der zweiten Gemahlin eine Tochter, MariaAnna, welche in Frankreich unvermählt gestorben.

Das Schloß Neuenbürg blieb in dem Zustande, in welchem es Prinz Ulrich hinterlaffen hatte, bis zum Jahre nzg wo der berühmte Herzog Karl es reno! vieren ließ und so ist es bis auf unsm Zeit gekommen und dient, wie oben er­wähnt. noch als Staatsgebäude. Diese zwei Schlösser von Neuenbürg sind von jedem Fremden ohne Schwierigkeit z, finden und die Terrasse vor dem Kameral- amt gewährt eine schöne Aussicht auf die Stadt Neuenbürg und das Enzthal.

Anders verhält es sich mit den vier andern Enzthalburgen, welche alle im Wald versteckt liegen, dessen Schatten sie ganz der Vergessenheit anheim zn geben scheinen. Am leichtesten ist die sogenannle Waldenburg bei Neuenbürg zu finden. Gerade dem Schloß Neuenbürg gegenüber auf der linken Enzthalseite gegen Süden liegt die Waldenburg auf steilem Berg­vorsprung, leider erst auf halber Berges- höhe durch Weganzeiger auffindbar ge­macht. Dieselbe ist auf gutem Waldwege mit mäßiger Steiguug zu erreichen und erhebt sich durchgängig in allen Haupteilen über Meterhöhe über den Boden. Sie is! vollständig zugänglich gemacht und alles hindernde Gestrüpp ausgehauen. Die Ge­lasse zu ebener Erde sind alle an den bloßliegenden Grundmauern deutlich zn erkennen; eine Ringmauer mit Thorfpuren und Graben umgiebt das Ganze. Der Wallgraben trennt die Burgfläche von einem scharfen Grat, der die feindliche An­näherung auf dieser Seite sehr erschweren mußte. Noch ist zu bemerken, daß der Name Waldenburg kein historischer, sondern nur ein modern geographischer ist, indem der eigentliche Name vergessen zu srin scheint. Wir vermuten aber aus guten Gründen, daß die Waldenburg nichts anderes ist, als die berüchtigte Burg Straubenhardt, von deren Wällen aus die Martinsvögel dem Greiner 1367 einen so unliebsamen Besuch im Wildbad abstatteten, während die noch jetzt so genannte Burg Straubenhardt, die dritte in unserer Reihe, ihres geringen Umfangs halber nicht- anderes sein konnte, als ein sogenannter Burgstall, dessen Bewohner Dienstmannen deren von Straubenhardt waren und deren Namen führten, wie wir im Nagoldthal und an zahlreichen andern Orte» analoge Fälle aufzählen könnten. Dieser Burg­stall Str. liegt in der Nähe der Station Rothenbach auf dem Bergvorsprung zwischen dem Eselsbach- und Rothenbach- thälchen und eine Viertelstunde links ab von der Staatsstraße nach Schwann. Die Abzweigung des etwas steilen Fußwegs ist durch einen Wegzeigcr angegeben. Die Trümmer dieser kleinen Burg bilden einen regellosen Schuttkegel inmitten des Waldes, umgeben von einem breiten Burggraben und gekrönt von einer mächtigen Doppel­buche, unter welcher eine Ruhebank mit prächtiger Aussicht in das Enzthal sich befindet. So wenig das Auge des Histo­rikers hier Nahrung findet, so sehr wird das Auge des Naturfreundes von dem malerischen Anblick dieser regellosen Trümmer erfreut, die der Wald in sem schützendes Obdach genommen hat.

(Schluß folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.