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schüft und des Dankes unter Niederlegung von Lor­beerkränzen. Weitere Blumenspenden waren von den Schülern deS ReallycrumS übersandt worden. Mit dem Posaunen quarterrAuferstehn, ja auferstehn wirst Du" fand di« erhebende Trauerfeier ihren Abschluß.

* Calw, IS. Okt. Am Dienstag vormittag ereignete sich in der Staelin'schen Fabrik in Kentheim ein Unglücks fall. Aufseher Kugel brachte seine Hand in eine Maschine; eS wurden ihm hiebei, wie wir hören, 4 Finger schrecklich zugerichtet und weggeriffen; der Daumen blieb unversehrt. Am Montag abend fuhr auf dem hiesigen Bahnhof ein Güterzug auf 3 leere auf dem Geleise stehende Wagen. Diese wurden aus dem Geleise geworfen und umge­stürzt. DaS Bahnpersonal brachte nach mehreren Stunden angestrengter Arbeit die Wagen wieder auf das Geleise, so daß die von auswärts requirierte Hilfsmannschaft nicht mehr in Thätigknt trat. Ein größerer Materialschaden ist nicht entstanden.

Tübingen. (Schwurgericht) Karl Anton Steinacher von Herbertingen, OA. Saul­gau, der Kindermörder, wurde wegen Verbrechens der Notzucht und wegen einem Sittlichkeitsverbrechen zu 10 Jahren Zuchthaus, wegen zweifachen Mords zweimal zum Tode verurteilt. Auch wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf 10 Jahre aberkannt.

T ü b in g e n, 10. Olt. (Schwurgericht.) Die Verhandlung gegen den Mörder Karl Anton Steinachsr, Dienstknecht von Heiberlingen, OA. Saulxau, begann heute Vorm. 9 Uhr. Der Mörder wurde unter strenger Bewachung vorgeführt. Er stand unter der Anklage zweier Verbrechen des Mords und eines Verbrechens der Notzucht. Ob.-St.-Anw. Fetzrr ist Ankläger; die Offizialver­teidigung liegt in Händen des Rechtsanw. Göhrum- Tübingen. Der Zuhörerroum ist dicht besitz!. Der das Verfahren vor dem Schwurgericht eröffnende Be­schluß geht ungefähr dahin: Steinacher habe am '31. Juli 1900 Nachm, im Huebwald, Markung Grunbach, OA. Neuenbürg, eine Person unter 14 Jahren vergewaltigt und je einen Menschen getötet und diese Tötung mit Ueherlegung ausgeführt, indem er die 7jährige Emilie Schnürle von Grunbach und die 9jährige Pauline Merkle in das Dickicht des Wald-S lockte, dort das erwähnte Verbrechen verübte, hernach sich überlegte, ob er «ine Entdeckung seiner Person von den Mädchen zu befürchten habe und so­dann gleichzeitig beide Mädchen erwürgte. Der Mörder, 24 Jahre alt, ist am 30. Juni 1876 zu Herbertingen, OA. Saulgau, geboren und seit seiner Entlassung aus der Volksschule i. I. 1890 meist aus­wärts als Knecht bedienstet gewesen. Von Kirnbach bei Heppenheim aus reiste er am 29. Juli über Pforzheim nach Mühlacker, um dort eine Stell« zu suchen. In Mühlacker wurde er wegen UebernachtenS in einer fremden Scheuer festgenommen und am 31. Juli Tag der That Morgens aus dem Arrest wieder entlassen. Seiner Angabe nach hat er dann in Mühlacker eine Flasche Bier getrunken und sich nach Weißenstein begeben, dort in 2 Wirtschaften je einige Glas Bier getrunken. Nachm, ist er dann nach Grunbach gegangen, wo er in der Kronenwirt­schaft und in der Hirschwirtschaft wiederum zusammen gegen 4 Glas Bier trank und etwas. Von Grunbach aus begab er sich in den zwischen Grun­bach und Engelsbrand gelegenen Wald, um, wie er sagte, nach Neuenbürg zu gehen. In diesem Wald trieb er sich längere Zeit herum und redete mehrere beerensuchende Kinder an. Ueber die That befragt, gab der Mörder an, daß eS so sei, daß er es gethan habe. Außer den beiden Mädchen sei kein Mensch um den Weg gewesen. Er habe den Mädchen ge­rufen, sie sollen zu ihm Herkommen, er wolle ihnen helfen Beeren suchen. DaS schwarzgekleidete Mäd­chen, die Schnürle, sei zuerst gekommen; er habe sie an der Hand geführt und sei mit ihr dem nahen Dickicht zugegangen. Ohne Widerreden sei das Mäd­chen mit ihm gegangen; das andere Mädchen sei nachgelaufen und habe sich daneben gestellt. Nach der That habe ihn gleich «in« Angst überfallen und aus Furcht vor der Entdeckung der That habe er sich entschlossen, die beiden Mädchen umzubringen. Hier überkam den Mörder eine gewisse Bangigkeit, er zögerte, und erzählte dann weiter: Sofort packte ich di« Merkle und warf sie rechts neben die Schnürle, di« noch am Boden lag, hin. Zunächst wollte ich dies« Beide betäuben; ich nahm ihre Köpfe und schlug ihnen die Stirnen gegeneinander. Als sie etwas be­

täubt waren, drückte icb ihnen den Hals zu. Mit jeder Hand hatte ich den Hals eines Mädchens erfaßt. Ich bemerkte, wie den Kindern das Atmen auSging, und hielt ihnen deshalb den Hals so lange zugedrückt fest, bis ich sicher war, daß keines mehr ein Lebens­zeichen von sich gab. Um ganz sicher zu sein, be­obachtete ich die Kinder noch einige Zeit. Die Schnürle war bald tot, die Merkle lebte länger. AIS ich mich überzeugt hatte, daß die Mädchen wirklich tot waren, ging ich auf dem Waldweg Engelsbrand zu; dort habe ich in einer Wirtschaft eingekehrt und mich mit dem anwesenden Schullehrer unterhalten. Auf Vorhalt deS Vorsitzenden, welche Motive ihn zu dieser schauer­lichen That bestimmt haben, gab er an: Ich kann nicht sagen, wie ich dazu gekommen bin, dies zu thun. In Neuenbürg übernachtete dann der Angeklagte und reiste von da aus am andern Morgen über Herrenalb nach Baden; in Sandweier wurde er von zwei seine Spur verfolgenden württ. Landjäzirn nach vielen An- strengungkn festgenommen und dem Amtsgericht Neuen­bürg zuoesiefert. Er bestritt auch jetzt noch die That und erst im gerichtlichen Verhör machte er nach und nach Einräumungen. Auf die Frage, ob er zur Zeit der That betrunken gewesen sei, gab er eine ver­neinende Antwort. Irgend eine Spur von Reue ist bei dem Mörder nicht zu sehen. Die Geschworenen sollen eS abgelehnt haben, den Verurteilten der Gnade deS Königs zu empfehlen.

Stuttgart. In dem Konkurs des Bankiers C. Schmoller in Stuttgart belaufen sich, wie das D. Volksbl." erfährt, di--Aktiva auf 2000 Mk. und die Passiva auf 600 000 Mk. Sämtliche De­positen sind vorloren.

Cannstatt, 9. Oktober. Heute mittag halb 1 Uhr sprang im Tunnel zwischen Stuttgart und Cannstatt die Buchhändlersehefrau W. von Stutt­gart in selbstmörderischer Absicht aus dem Zuge. Sie erreichte jedoch nur, daß ihr eine Hand ver­stümmelt wurde.

Rottweil, 9. Okt. Heute vormittag verun­glückte Adlerwirt Uhl dadurch, daß ihm ein Fenster­laden, der beim Holzaufziehen ausgehängt wurde, auf den Kopf fiel, was ihm, eine 3 vm lange Stirnwunde zutrug. Die Verletzung ist keim sehr gefährliche.

Ebingen, 9. Okt. Vorige Woche lärmten des Nachts durch die hiesigen Straßen drei junge Metzzerburschen. Ein Landjäger wies sie zur Ruhe, worauf diese ober denselben packten, auf den Boden warfen und ihm sein Gewehr zertrümmerten. Die Burschen dürfte eine empfindliche Strafe treffen.

Pforzheim, 9. Okt. Die gestern vorgc- nommene Sektion der Leiche der Kettenmacherin Frida Bohnenberger hat einen Anhaltspunkt für die Todesursache noch nicht ergeben. Die Medikamente, sowie einige andere mit der VergiktungSaffäre in Ver­bindung stehende Substanzen sind zur chemischen Unter­suchung nach Karlsruhe gesandt worden.

Heidelberg, 10. Okt. In einer vor­gestern abend abgehaltenen außerordentlichen Sitzung des Stadtrats wurde beschlossen, den beklagenswerten Opfern des Eisenbahnunglücks besonders Begräbnis­stätten zur Verfügung zu stellen und die Beerdigungs­kosten auf die Stadt zu übernehmen. Die gemein­same Beerdigung der Verunglückten findet heute nach­mittag mit besonderer Feierlichkeit unter Mitwirkung der evangelischen und katholischen Geistlichkeit statt. Die Stadtverwaltung nimmt in oorxors an der Be­erdigung teil. Der Großherzog hat mitgeteilt, daß er einen besonderen Vertreter senden werde. Außer Minister Brauer und Stadtrat Eisenlohr weilte vor­gestern auch der Polizeirespizient deS Großherzoglichen Ministeriums des Innern, Ministerialrat Straub, hier, der sich namens dieses Ministeriums über den Vor­fall näher informierte. Bei der Polizei haben sich 81 Personen als leichtverletzt gemeldet.

angesehen werden, daß die chinesische Regierung von dem Vorhaben der Kaiserin-Witwe unterrichtet ist, da sonst irgend eine authentische Nachricht von der chine­sischen Regierung hätte erteilt werden müssen, nach­dem eine direkte Anfrage an sie gerichtet worden war.

Berlin, 11. Okt. Die Meldung, daß der bisherige Kommandant des Kanonenbootes Iltis, Corvetten-Kapttän LanS, bei seinen jüngsten Geh­versuchen nach Abnahme des Gypsverbandes das Un­glück gehabt habe, das verwundete Bein zu brechen, bestätigt sich nicht, wie aus einer inzwischen einge­gangenen persönliche» Nachricht des im Marine-Lazaret in Aokohama liegenden Offiziers hsrvorgeht. Der Gypsverband konnte vielmehr den Berliner Neuesten Naarichten zufolge neuerdings entfernt werden, da der Heilungs-Prozeß im Laufe der Woche erfreuliche Fortschritte gemacht hatte.

DieBerliner Neuesten Nachrichten" hören: Fürst Herbert Bismarck entschloß sich, die voll­ständige Sammlung der Briefe Bis­marcks an seine Gemahlin aus den Jahren 1847 bis 1892 der Oeffentlichkeit übergeben. DaS Werk wird zu Weihnachten bei Cotta erscheinen.

Der päpstliche Segen um 25 Mark und 50 Broschüren dazu: das wird im An- zeigeblatt des Mana-Hilf-Katenders für 1901 von einer katholischen Verlagsbuchhandlung dem gläubigen Publikum versprochen. Es peißt in der Anzeige: Das Büchlein: Dinier Flü-,Meine Romreise" ist zu beziehen von der Canisius-Gesellschaft m München; diese verspricht j-dem, der von diesem Büchlein 50 Stück für 25 Mark verbreitet und verschenkt, aus Dankbarkeit den päpstlichen Segen nebst dazu gehörigem Namensdiplome zum Einrahmen kostenlos zu verschaffen; dies mögen be­sonders diejenigen beachten, denen eS versagt ist, nach Rom zu reisen!" Und eine andere Reklame desselben Kal-nders preist zwischenGänsefedern", Ziehhar­monikas und Kugel-Kaffeebrenner Rosenkränze mit folgenden Worten an: Um durch das Beten deS h. Rosenkranzes recht vieler Ablässe teilhaftig zu werden, empfiehl es sich, die Rosenkränze von den Kreuzherren weihen zu lassen. Wiederholt sind wir zur Beschaffung der durch ihr« reichen Ablässe ausgezeich­net-n Kr-uzherren-Rosenkränze ersucht Word n - sind dazu gern behilflich.

Sta»öe»a«t ßal».

Geborene:

3. Okl. Lina Maria Kienzle, Tochter des Georg Kienzle, Schneidermeisters hier. Getraute:

6. Okt. Gustav Friedrich Kirchherr, Sägwerksbesitzer von hier und Rosine Magdalene Marie Pommert von Lentcrsweiler, Gde. Bil- lingsbach.

6. ,, Christian Friedrich Bechtold, Etuisschreiner

von Brötzingen, und Marie Dünkel, geb. Schaufler von Schwaigern.

9. Theodor Zmanuel Wiest, Kaufmann von

Schaffhausen in der Schweiz, und Anna Luise Bauer von hier.

Gestorbene:

5. Okt. Emilie Rothfuß, Tochter der Karoline Roth- fuß hier, 11 Wochen alt.

7. Christiane Wacker geb. Theurer, Ehefrau des

Johann Wacker, Heizers hier, 39'/. I. a.

10. Bertha Johanna Jourdan, Tochter des Ehr.

Jourdan, Metzgermeisters hier, 7 W. a.

11. Johann Georg Niethammer, Dienstknecht von

Sommenhardt, 43^- Jahre alt.

Gottesdierrste

am 18. Souutag nach Trinit., 14. Okt.

Vom Turm: 54. Predigtlied: 423. 9flr Uhr: Vorm.-Predigt, Herr Stadtpfarrer Schund. 1 Uhr: Christenlehre mit den Söhnen. 2 Uhr: Bibelstunde im Vereinshaus, Herr Dekan Roos.

Kreitag, 19. Okt., monatl. Nußtag.

10 Uhr: Predigt im Vereinshaus, Herr Stadt­pfarrer Schmid.

Die Wirre« i« China.

Berlin, 11. Okt. AIS neue chinesische Jn- trigue wird in hiesigen Kreisen die von chinesisch«« Blättern verbreitete Nachricht angesehen, nach der die Kaiserin-Witwe von China gestorben sein soll. Man nimmt hier an, daß di« Kaiserin sich versteckt halten will, um sich der auf sie zurückzuführenden Verant­wortung für die Verbrechen hoher chinesischer Staats­beamter zu entziehen und auch um di« fremdenfeind­lichen Elemente zur Vereinigung oder gar zum An­griff auf die internationalen Truppen im Geheimen vorbereiten zu können. Als selbstverständlich muß eS

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