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mauern liefen mehr und schwerere Verbrecher herum, als sich je in diesen Zellen befunden.
(Fortsetzung folgt.)
Die Enzthal - Burgen und das Schwaben-Thor.
(Fortsetzung.)
Die besterhaltene Burgruine des Enz- thals ist das alte Schloß zu Neuenbürg, dessen 4 dachlose Giebelwände, auf einem in die Mitte des Thales vor- springenden Bergrücken stehend, welchen die Eisenbahn in einem kurzen Tunnel durchfährt, dem von Wildbad Kommenden schon weithin sichtbar sind. Außer dem von den 4 zu imponierender Höhe aufsteigenden Giebelwänden gebildeten Massivbau ist noch eine hohe Ringmauer mit halbverfallenem Turm, Bastei und Graben vorhanden. Reizende, wohlgepslegte Anlagen umgeben dieses ehrwürdige Denkmal der Vorzeit, so daß es als malerische Verschönerung einer Parkanlage erscheint und wohl dazu geeignet ist, einen Mittag dort angenehm zu verträumen. Daneben steht das unter Herzog Christoph 1552 neucrbaute Schloß, das jetzt noch als Sitz des Kgl. Kameralamts und Forstamts dient. Es ist uns aus dem württemb. Dienerbuch zwischen den Jahren 1355 bis 1751 eine lange Reihe von Rittern und Vögten aufbewahrt, welche Insassen dieser Burg waren, so mehrere v. Sachsenheim, zwei v. Reischach, einer v. Emshofen, ein v. Remchingen, v Veningen, ein Freiherr v. Meersperg, v. Straubenhardt, v. Bonwinghausen-Wallmerode, ein Oberschenk v. Stuttnitz und als letzter der Reihe ein Graf Heinrich von Schaumburg, württ. Kammerherr. Ferner wissen wir von anderer Quelle daß die von Gült- lingen darauf saßen, sowie daß der berühmte Franz v. Sickingen seine beiden Töchter und Schwiegertochter hier im Jahr 1522 unterbrachte, als er Schloß und Amt während der Vertreibung Herzog Ulrichs durch den schwäbischen Bund als Bnndeshauptmann in Pfand und Besitz nahm. Doch schon im Jahr 1523 stirbt Franz v. Sickingen und die Flensheimer Chronik berichtet darüber (S. 85): Dann alsbaldt, daß das Regiment zu Stuckh- gartten gewahr warbt, daß Frantz todt, schickhten sie zur Neuenburg, dahin Frantz selig seine zwo Töchter Margaret und Ottilia und Schweickhers Hausfrau (seine Schwiegertochter) geordnet, nahmen die Neuburg ein und wiesen die Töchter spöttlich hinweg. — Allerdings wenig galant; doch müssen wir hinzufügen, daß es die österreichische Regentschaft, Erzherzog Ferdinands, es befohlen hat, indem die württ. Regierung aufgehört hatte, zu existieren.
Im Jahre 1553 überließ ferner Herzog Christoph Stadt und Amt Neuenbürg samt den Forsten an seinen Oheim den Grafen Georg v. Mömpelgard, dem Stammvater der späteren württ. Könige; doch scheint derselbe es nicht bewohnt zu haben und trat es bald wieder gegen ein Leibgeving von 3000 fl. an seinen Neffen ab. In der traurigen Zeit des 30jährigen Krieges wohnt dort ein Herzog Magnus v. W., welchem das Schloß von Herzog Johann
Friedrich v. W. 1617 zum Sitz angewiesen worden war. Im Jahre 1622 aber in der Schlacht von Wimpfen als Oberst über 3 Regimenter, verlor er, 38 Jahre alt, das Leben. Trotz der Warnung seines Bruders, des regierenden Herzogs Friedr., zog Magnus dem Markgrafen von Baden zu Hilfe gegen die Kaiserlichen unter Tilly. Sein Tod erfolgte auf demselben Plane wie der der 400 Pforzheimer. Man fand seinen Leichnam ganz zerhackt und zerstochen auf dem Schlachtfelde.
(Fortsetzung folgt.,
Zur Vertilgung des Heu- u. Sauerwurms.
Der „Heuwurm", dessen zweite, nur einige Monate später auftretende Generation der „Sauerwurm" heißt, hat in den letzten Jahren, besonders aber Heuer, große Verheerungen an dem Bestand der Traubenansätze gemacht. Der Wurm umspinnt die Gescheine und frißt die Staubfäden und die Pistille aus, so daß es zu keiner Befruchtung kommt. Von eifrigen, fleißigen Rebbesitzern wird auf zweierlei Weise der Henwurm bekämpft; erstens bedient man sich feiner Kämmche», mit denen man die Heuwürmer aus ihrem Gespinnst herauszieht, sodann gießt man auch mittelst besonderer Kännchen, welche eine lange feine Ausflußöffnung haben, die Neßler'sche Mischung in die Gespinnste, welche den Wurm tötet, ohne den Gescheinen zu schaden.
Da diese Vertilgungsmaßregeln umständlich und zeitraubend sind, so dürfte nachfolgende Einsendung Beachtung verdienen.
„Ich habe früher auch den Heuwurm durch Zerdrücken desselben in den Gescheinen zu vertilgen gesucht; da aber dabei auch manches Träubchen Schaden leidet, so habe ich cs mit dem Verbrennen der Schmetterlinge probiert, und bin durch sichtlichen Erfolg reichlich belohnt worden. Schon 1878 habe ich mit Hilfe eines Verwandten in einer Nacht 6 Schüsseln mit je 1 Licht in der Entfernung von je 6 Meter aufgestellt. Mit leichten Schlägen an den Pfahl oder die Schenkel durch- giengen wir den Weinberg. Die in ihrer Nachtruhe gestörten Schmetterlinge flogen fast sämtlich den Lichtern zu, verbrannten an diesen ihre Flügel und sielen in die Schüsseln. So fiengen wir innerhalb 4 Stunden gegen 3000 Schmetterlinge. In diesem Jahre machte ich am 10. Juli einen erneuerten Versuch und zwar mit Pechfackeln. Mit zwei Fackeln und 4 Personen wurde innerhalb 2 Stunden 'is Morgen zweimal durchgegangen, und zwar nachts von9—ll Uhr. Wir giengen zu fünf durch die Reihen; zwischen 2 Personen, welche anklopften, gienq immer ein Fackelträger, welcher die Fackel nieder zu tragen hatte, so daß sie nicht über die Höhe der Stöcke hinausreichte, da auch die Schmetterlinge nicht höher fliegen. Innerhalb zweier Stunden mögen mindestens 1500 Schmetterlinge zu Grunde gegangen sein. Angenommen, die Hälfte sei weiblichen Geschlechts gewesen, und hätte jedes Weibchen 10 bis 12 Eier gelegt, so wären daraus 7 500 Sauerwürmer hervorgegangen.
Da gegenwärtig der aus dem He„- wurmhervorgegangeneSchmetterlingfliegt, so wäre es an der Zeit, auch anderweitig dieses probate und billige Mittel zu versuchen.
Heilbronn, Juli.
Heinrich Schneider, Weingärtner (W. f. L.)'
(Merkwürdige Narkose.) Ein Arzt berichtet dem „Kl. I.": Ein Knabe wollte von dem Hausarzt seiner Eltern sich einen Zahn ziehen lassen. „Aber nur mit Gas, Herr Doktor", wimmerte der Junge, der keine Ahnung davon hatte, was das für ein Gas sei, bei dem man schmerzlos Zähne loswerden kann. — „Soll ich DH eine oder zwei Flammen anzünden", meinte der Arzt. — „Ach zwei, Herr Doktor!"- — „Gut, mein Junge." — Die Flammen wurden angezündet und das Bübchenmurde auf normale Weise von dem Nerven erregenden Störenfried in Gestalt eines cariösen Zahns befreit. Der Junge aber meinte nachher: „Mit Gas thut es auch weh, Herr Doktor."
(Widerspruch.) Vater: „Ein Kind darf niemals sagen „ich will." Der kleine Otto: „Ja, Mama sagt aber, ein Kind soll nie sagen „ich will nicht."
Gemeinnütziges.
(lieber den Anstrich von Bienenwohnungen) schreibt man, daß die grünen und blauen Anstriche nach den angestellten Beobachtungen in Bezug auf Entwicklung und Honigertrag -er Völker von schädigendem Einfluß sind. Me dunkelgrün angestrichenen Stöcke werden m Frühjahr durch die Sonnenstrahlen unverhältnismäßig erwärmt. In Folge dessen werden die Bienen herausgelockt und zum Ausfluge veranlaßt. Da die freie Luft aber noch zu kühl ist, so gehen viele von den ausgeflogenen Bienen zu Grunde. Im Sommer leiden die Bienen in dunkel angcstrichenen Wohnungen unter großer Hitze, liegen deshalb in den heißen Mittagsstunden müßig vor und lassen die beste Trachtzeit ungenützt vorübergehen. Bei weißen, hellgrauen und lichtgelben Anstrichen ist dies weniger der Fall, doch gicbt man auch solchen besser einen gegen die Strahlen der Mittagssonne geschützten Standort.
(Einlegen von roten Rüben.) Dieselben werden aogeputzt, aber ohne sie anzuschneiden (damit ^die rote Farbe nicht verloren geht), und in Wasser gar gekocht. Nachdem sie abgekühlt, werden sic geschält und in nicht gar zu dünne Scheiben geschnitten. Die Scheiben werden schichtenwei's in Gläser gelegt, auf jede Schicht Kümmel gestreut, einige Scheiben Meerrettig und die Gläser mit gutem Essig vollgefüllt.
(Konservierung der Blumen.) Professor Hiendlmayr vom Münchener zoologischen Kabi- net hat eine bedeutungsvolle Erfindung gemacht, die nicht bloß wissenschaftliche Kreise interessiert. Er hat eine Methode erfunden, die Pflanzen auf chemischem Wege so zu erhalten, daß ihnen Farbe und Gestalt bleibt und sie den Eindruck machen, als hätten sie noch Leben. Auch die zartesten Teile der Pflanze sind aus diese Art genau zu erkennen.
(Heiserkeit und Halsschmerzen.) Neben Gurgeln von Alaun oder chlorsaurem Kali empfehlen sich besonders die im Gebrauche handlicheren Kalichloricumpastillen und Bronchialpastillen.
(Landwirtschaftlicher Briefkasten.) Das als Mittel gegen die Fliegen empfohlene ^orbeeM ist das in jeder Droguenhandlung erhältlich Oleum luuri oxxresnum.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.