Ausland

Die französische Kammer be­willigte die von dem Marineminister ge­forderten 58 Millionen zum Bau neuer Schiffe ohne vorherige Kommissionsberat­ung sofort mit 461 gegen 12 Stimmen. Der Präsident verlas darauf einen, die Tagung schließenden Erlaß.

* Vom internationalen Pariser Sozialisten - Kongresse ist noch wenig Neues zu berichten und sind seine Beschlüsse noch abzuwarten. Wie es heißt, würde der Kongreß sich in erster Linie mit der Frage der internationalen Fabrikgesetzgebung beschäftigen.

Die nordamerikanischen Indianer. Die Gesamtzahl der noch in den Vereinigten Staaten existierenden Indianer soll sich gegenwärtig auf 257 671 belaufen. Von dieser Zahl können nur etwa 33 495 die englische Sprache lesen, obwohl seitens der Bundesregierung 15Jndianerschulen unter­halten werden. Nur 82 000 der Indianer haben sich der Zivilisation angeschlossen.

MiMlien.

Der Sonnenwirt.

Von Erich Norden.

(Nachdruck verboten.,!

(Fortsetzung.,

Aus Nosels Augen rannen die Thränen und fielen auf das bleiche Antlitz der Sterbenden.

Ich habe ihm vergeben, Rieke ich habe ihm vergeben."

Ein schwacher Frendenschimmer glitt über das totbleiche Gesicht.

Rieke", sagte Rosel,in meiner Stube sitzt einer in wilder Verzweiflung und wartet, bis ich wiederkehre und ihm sage, wir es um Dich steht."

Wilhelm!" sagte Rieke leise und es schien, als schüttele sie ein Frost,Wil­helm, der den Vater ins Zuchthaus ge­bracht!"

Er hat's gethan aus Haß und Rache, weil Dein Vater ihm sein ganzes Glück und jede Hoffnung genommen und zer­stört weil er Dich geliebt Rieke, Rieke vergieb ihm."

Ein schwerer Kampf malte sich in den Zügen der Sterbenden, endlich flüsterte sie:Ich vergebe ihm."

Dann schloß Rieke die Augen, als sei die letzte Kraft geschwunden. Die Sonnen­wirtin war wiedergekommen, hatte den Platz am Bett wieder eingenommen und hielt Riekes erkaltende Hände. Das Letzte und Einzige, was sie auf dieser Erde noch hatte, wurde ihr genommen und es war unsagbar schwer, dieses Hin­sterben zu sehen und doch jeden Schmerzens­ausbruch zurückzuhalten. Aber der Nolks- mund sagt, jede laute Klage erschwere das Sterben und bringe die schon auf der Flucht begriffene Seele zurück und zwinge sie immer wieder zu neuem Los­ringen. Die Sonnenwirtin wollte ihrer Tochter Seele nicht aufhalten, wenn sie sich aufschwinge zu lichteren Höhen Sterben war ja nur Gewinn für die Rieke.

Die beiden Frauen saßen regungslos und schweigend, wartend, daß der Kampf

zum Ende komme. Ein Ausdruck unbe­schreiblichen Schmerzes zeigte sich in den schon totenähnlichen Zügen, aber als der letzte Kampf vorüber war, war auch das Antlitz friedvoll.

Weinend beugte sich die Mutter über ihre glückliche Tochter Rosel schickte sich an, nach Haus zu gehen. Was würde der sagen, der dort wartete in wilder Verzweiflung? Der Gang hierher war ihr so schwer geworden, der Gang zurück wurde ihr noch tausendmal schwerer.

Gute Nacht, Sonnenwirtin", sagte sie leise,Gott tröste Euch, aber die Rieke hat's gut."

Wartet noch, Rosel", bat die Sonnen­wirtin,helft mir die Rieke rüsten zur letzten Reise, ich habe ja doch niemand sonst, der mir hilft."

Rosel blieb, und als die Rieke auf schneeweißem Laken angezogen lag und die Mutter noch eine weiße Decke über sic breiten wollte, legte Rosel die Hand auf Riekes Kopf und sagte:Den grünen Kranz, den Brautkranz, wind' ich Dir."

Gott lohn's Euch, Rosel, daß Ihr kamt, Ihr kamt zur guten Stunde", sagte die Sonnenwirtin.

Ich will wieder zu Euch zurück­kommen, Sonnenwirtin, aber jetzt muß ich nach Hause, es wartet jemand auf mich."

Langsam, als Hobe sie Blei an den Füßen, kehrte sie zu ihrer Wohnung zu­rück. Der Wilhelm, der Wilhelm! wie Würde er es nur aufnchmen?

In ihrem Stübchen brannte kein Licht und zögernd stand Rosel auf der Schwelle des Hcmses, ihr graute fast einzutreten. Der aber drinnen war, hatte sie kommen hören. Wilhelm stieß die Nebenthür auf und rief in's Dunkel hinein:Rosel, Rosel, Ihr bleibt ja eine Ewigkeit."

Mach' Licht, Wilhelm", sagte Rosel.

Er that es und dann faßte er in furchtbarer Aufregung Rosels Arm: Rosel, Rosel, wie geht's der Rieke?"

Wilhelm, mit der Rieke ist's ganz gut."

So haben die Leute gelogen?" und ein Hoffnungsstrahl belebte Wilhelms verzweiflungsvolles Gesicht,so ist sie gar nicht krank?"

Wilhelm, sie ist nicht mehr krank, Wilhelm, die Rieke ist gestorben."

Rosel hatte so leise gesprochen, daß sie glaubte. Wilhelm habe sie noch gar nicht verstanden.

Er schaute sie starr an, preßte ihren Arm fester zwischen seinen Händen und sagte tonlos:

Gestorben! Rosel, die Rieke ge­storben! ist es wahr?"

Ja, es ist wahr, Wilhelm."

Da löste sich Wilhelms Hand von Rosels Arm und der große, kräftige Mann wankte und schlug zu Bode».

Erschreckt kniete Rosel neben dem an­scheinend Leblosen nieder, spritzte ihm kaltes Wasser in's Gesicht und rieb ihm Schläfe und Pulsadern mit kaltem Wasser. Nach einer geraumen Weile erst kam Wilhelm wieder zu sich, schaute sich mit wildem, verstörtem Blick um, als wisse er noch nicht, was eigentlich mit ihm ge­schehen sei. (Fortsetzung folgt.)

Die Enzthal - Burgen und das Schwaben-Thor.

Im Umkreise von 12 Kilometern um Wildbad herum liege» im großen und kleinen Enzthale die mehr oder minder stattlichen Trümmer von nicht weniger als 5 Schwarzwald-Burgen, während die Spuren einer sechsten, der Burg Eibbcrg, trotz unserer sorgfältigen Nachforschungen ganz vom Erdboden weggewischt zu sein scheinen. Die Schwarzwald-Vereins-Karte giebt zwar immer noch eine Ruine Eib- berg an, obgleich die Oberamtsbeschreibung nur von einem beinahe verschütteten j Brunnen, rund ausgemauert, etwa yz f Stunde östlich von der Straße von Wild- ! bad nach Dobel, spricht. Eine ganz alte ! Geographie vom Jahr 1560, die des Baslers Sebastian Münster, nennt ein markgräslich Bcrgschloß Ewberg, dessen Name von dem alten Worte Ew (Grenze) ! abgeleitet wird. In der That lief auch die württ. Grenze gegen Baden früher auf den Höhen der linken Enzthalseite, daher jetzt noch in Wildbad der Ausdruck badische Seite für das linke Enzthalufer gebräuchlich ist. Ein noch gut erhaltenes Merkmal der ehemaligen Grenze ist das Schwaben-Thor", das auf dem bequem ansteigenden Waldweg von der unteren Eyach-Sägmühle nach Dennach, in der Nähe der Station Rothenbach, nicht zu verwechseln mit der unterhalb Dobel au der oberen Eyach liegenden Mahlmühle, zu finden ist. Irrtümlicher Weise ist in der Oberamtsbeschreibung eine Steige Lchwabenstich" genannt, vom Enzthal hinausführend nach Dennach, als W Schwabenthor führend angegeben; diese i Steige ist aber der oben besagte Wald­weg vom Eyachthal aufwärts führend. Das Schwabenthor war vermutlich eine Zollstation zwischen Württemberg und Baden und jetzt noch zeigen gewaltige Quader links und rechts an einsamem Waldweg liegend, teilweise verrückt, teil­weise an der alten Stelle stehend, mit tiefem Falz zum Anschlägen der Thore behauen und einige mit pyramidalen Auf­sätzen versehen, den Platz, wo die Pfälzer und Badenser über das badische Dennach in das Schwabenland hinabfuhren. Es wäre gewiß eine des württ. Schwarz- wald-Bereins würdige Aufgabe, die zer- ) streut liegenden Blöcke des Thores wieder aufeinander setzen zu lassen und so der Nachwelt ein historisches Denkmal zu retten.

(Fortsetzung folgt.)

(Mädchen zum Anschmieren werden ge­sucht), las man neulich im Berliner s

Jntelligenzblatt. Es ist einer von den ^

vielen seltsamen technischen Ausdrücken, ^

welche die moderne Industrie gezeitigt hat. Mädchen zum Anschmieren sind nicht etwa Mädchen, mit denen Leute angeschmicrt ,

werden sollen, sondern Vorarbeitcrinnen in der Albumfabrikation, welche den Kleb­stoff auf die Kartons auftragen.

Marktpreise. Neuenbürg, 19. Juli. Kartoffeln 4 und 5 ^ pro Pfd.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.