zu bestätigen, daß der Unfall der Unvor­sichtigkeit mehrerer Arbeiter zuzuschreiben ist. welche während des Frühstücks ihre Lampen an die Geländer der Galerie ge­hängt hatten und nicht bemerkten, daß die Metaüdeckel derselben infolge Verlängerung der Flammen ansingen zu glühen, was sie als Nähe schlagender Wetter hätten an- zeigen müssen.(S. M.)

MisMcn.

Jer Sonnenwirt.

Von Erich Norden.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

5. Des Sonnenwirts Tochter.

Die Blumen-Rosel ist in der Kirche gewesen, die Blumen-Rosel ist beim Pastor gewesen", so gieng es am anderen Tage von Mund zu Munde durch das ganze Dorf und das Verwundern und Kopf­schütteln wollte schier kein Ende nehmen.

Mit scheuem Seitenblick schaute jeder, der bei ihrem Häuschen vorübergieng, zu ihren Fenstern hin, man meinte, es müßte doch nun alles anders aussehen und müßte was ganz Verwunderliches passiert sein. Ja, mancher, der des Wegs dort gar nichts zu thun und zu schaffen hatte, gieng doch bei der Rosel vorüber, aus purer Neugierde.

Aber an dem Häuschen war nichts Absonderliches zu sehen, es stand just so da, wie es immer gestanden hatte, die Blumen blühten am Fenster wie immer und von der Rosel war nichts zu sehen.

Es blieb alles beim alten, man wußte nur, daß zwischen der Rosel und dem Pfarrhaus ein regerer Verkehr bestand, daß das Pastorgretchen täglich bei der Blumen-Rosel war und diese jeden Sonn­tag zur Kirche gieng. Man sah sie aber weder kommen, noch gehen. Sie kam während des letzten Verses vor der Predigt, blieb immer hinter dem Pfeiler und gieng, wenn der erste Orgelton wieder erklang.

Die Rosel selbst war eine andere ge­worden seit jenem Sonntag, da sie zum ersten Mal in der Kirche und abends beim Pastor gewesen war. Sie war still und blieb verschlossen wie sonst, man sah's ihren Augen an. daß sie gar viel weinten, aber es kam keine Verwünschung, kein Fluch mehr über ihre Lippen, und aus einer verborgenen Ecke in ihrer Truhe hatte sie Bibel und Gesangbuch wieder hervorgeholt, sie wollte sich mit den herr­lichen, kernigen Liedern, mit dem teuren Gotteswort wieder befreunden. Es war gar schwer und kostete ihr manche bittere Thräne und manchen schweren Seufzer, die Feindschaft und Entfremdung hatten gar zu lange gedauert, und so im Nu und Augenblick läßt sich eine getrennte Freundschaft nicht wieder zusammenfügen, und der da im Unrecht war und die rettende Hand und den köstlichen Trost so verächtlich und trotzig beiseite stieß, muß erst gar klein und demütig werden, das trotzige Herz und der trotzige Sinn müssen erst ganz brechen, wenn's wieder Friede und aus dem Friede Freude entsprießen soll.

Dunkle Stunden, dunkle Tage kamen für die Rosel, da sie ganz verzagen und

verzweifeln wollte, und Pastor Hollmann stellte ihr die innere Umkehr nicht als eine leichte Sache dar, sondern verschärfte das Schuldbewußtsein in ihr, wußte er doch, daß nur ein zerschlagenes Herz und ein demütiger Geist vor Gott Gnade finden.

Die Blumen an Rosels Fenster blühten schöner und sie zog deren mehr denn je, und Pflegte sie noch viel sorgsamer. Die schönsten und prächtigsten wurden abge­schnitten, wenn Pastors Blondköpfchen kam; wenn das Gretchen kein Ende finden konnte mit seinem Ansrufen des Entzückens, wenn es die Blumen streichelte und küßte, dann zog wohl ein mattes Lächeln über das düstere Antlitz der Rosel und sie legte die Hand auf das Blondköpschen und sagte:Du glückliches, glückliches Kind!"

Der Pastor hatte der Rosel gesagt, es sei unrecht, sehr unrecht von ihr, daß sie ihr Herz und Haus so fest verschließe gegen andere Menschen, daß sie ihre Hand keinem reiche zu freundlichem Gruß, daß ihr Mund karg sei mit freundlichen Worten.

Aber nein das konnte die Rosel nicht ändern, oder sie wollte es nicht ver­suchen. Es kam ihr ein Grauen an, wenn sie an den Verkehr mit anderen Menschen dachte, ihr Herz war noch in die engen, eisernen Bande der Selbstsucht und des Mißtrauens geschlagen, es war ja wie ein Wunder, daß sie den Be­wohnern des Pfarrhauses ihre Thüre nicht verschloß. Es kamen Stunden, da auch das sie reute, da sie gewünscht hätte, niemand, niemand kenne ihres Herzens Zustand. Aber wenn das Pastor-Gretchen kam, mit dem Sonnenschein im Gesichtchen und sagte:Blumen-Rosel, Mama und Papa lassen Dich grüßen, und komm zu uns", da konnte sie es doch nicht bereuen, daß sie nicht mehr ganz einsam und allein dastand; vor dem Licht und dem Frieden des Pfarrhauses wich der finstere Geist des Mißtrauens.

(Fortsetzung folgt.)

Berlin. Des Kindes Engel. Eine überaus aufregende Szene spielte sich am Montag in der Mittagsstunde im Haus­flur eines Hauses ab. Auf dem zweiten Hofe des tiefen Grundstücks wird gebaut, während das Vorderhaus und das ganze Quarre des ersten Hofes bereits bewohnt ist. Einem der beim Bau beschäftigten Maurer hatte seine Frau das Mittag­brot gebracht und dabei ihren 1^/s Jahre alten Knaben im Kinderwagen vor sich hergeschoben Als sie den Heimweg an- treten wollte und bereits den Flur des Vorderhauses erreicht hatte, fiel ihr ein, daß sie noch etwas bei ihrem Manne zu bestellen hatte. Da das Kind im Wagen fest schlief, ließ sie den letzteren für den Augenblick stehen und eilte nach dem zweiten Hofe zurück. In demselben Augen­blick aber fuhr ein Mörtelwagen von der Straße in das Haus hinein. Der Kutscher machte es so, wie es die meisten seiner Kollegen beim Einfahren in die Häuser und beim Ausfahren machen: er über­zeugte sich nicht vorher, ob die Passage frei sei, sondern überließ es demlieben

Herrgott", die Menschenkinder zu schütze > und trieb Pferde und Wagen im flottesten I Tempo durch das Haus. Und vor ihm s stand das leichte Wägelchen, in dessen

Kiffen das rosige Menschenkindlein schim­merte, im Traume wohl mit der MM kosend oder mit den Engeln des Himmels spielend. Im Nu war das Wägelchen umgestoßen, von den Hufen der Pferde und den Rädern des Wägens in Trümmer verwandelt. Wohl befanden sich zahl­reiche Menschen in der Nähe, aber der Kutscher war mit dem Wagen so schnell in das Haus gestürmt und die Gefahr war so urplötzlich hereingebrochen, das Niemand Wagen und Kind vorher in Sicherheit bringen konnte. Und da das Unglück geschehen, der Kinderwagen in Stücken unter dem schweren Mörtelwagen lag, da waren alle Umstehenden vor Schreck wie gelähmt. Kein Mensch rührte sich, um wie doch ganz sicher schien das Kind als Leiche hervorzn- ziehen. Da stürzt die Mutter herbei, mit entsetzlich vibrierender Stimme schreit sie: Mein Kind! Um Gottes willen, mein Kind!" Sie will sich nach dem kleinen ^ Körper bücken, aber da liegt sie schon an, : Boden und windet sich in Krämpfen, i Der Moment war ein entsetzlicher. Aller ^ nun löste sich auch der Bann des s Schreckens von den Augenzeugen; die einen springen der Mutter bei, die anderen suchen das Kind unter Trümmern und Betten hervor und siehe da, es ist heil und unversehrt! Mit ver­wunderten Blicken schaut es auf die Leute, die es von einem Arm zum andern wandern lassen und es Herzen und küssen, Endlich kommt auch die Mutter wieder za sich, ihr erster Blick sucht nach dem Kinde; mit heißer, wertloser Inbrunst drückt sie es an ihre Brust, dann wankt sie, das Kind auf dem Arm, das sie dem Wägelchen nicht wieder anzuvertrauen wagt, zu dein Vater, um ihm das gerettete' Söhnchen zu überbringen, während ein Schutzmann den unvorsichtigen Kutscher mit sich zur Wache nahm. Ebenso schuldig aber wie der Kutscher war sicherlich auch die Mutter selbst, deren Leichtsinn, den Wagen mit dem Kinde auf dem Flur eines Hauses, in welchem gebaut wird, unbeaufsichtigt stehen zu lassen, sicherlich nicht scharf genug getadelt werden kann. Sie ist durch den erlittenen entsetzlichen Schreck hart bestraft worden und der Vorfall wird ihr zur Warnung dienen, mag er aber auch auf alle Anderen, denen Kinder anvertraut werden, diese Wirkung haben; manches schwere Unglück kann dadurch verhütet werden.

(Ebbes dra'.) Ist es wahr, mein Lieber, daß es bei euch in Schwaben so viele dumme Leute giebt? Ebbes dra' ist scho' liaber Herr, bei uns im Schwobe- ländle geit's meh' Dummköpf' als bei Ui dahoim g'scheidte Leut'!

(Daher kommt's.) Hans: Wovon hebb'n denn die Studenten de veelen Narben?

Ja weeste, sie hebb'n fick woll öbcr dat Studieren de Köpp terbrochen.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.