häufte, und das war eine Schuld, die sie nimmer gut machen konnte. Aus dem Herzen voller Haß und Rachegefühl konnten doch keine Gebetsseufzer aufsteigen; wie einst bei Kains Opfer würde der Rauch zur Erde sinken zum Zeichen, daß das Opfer nicht angenehm fei vor Gott. Ueber die Lippen, die nur Flüche und Verwünschungen gehabt hatten, konnten doch keine Gebetsworte dringen!
So saß die Rojel Stunde um Stunde vor ihrer Truhe, den Brief in den Händen, dachte an nichts anderes, als was da auf dem gelben Papier stand, ihre Unruhe und Angst wurden immer größer und die Gedanken, die auf sie einstürmten, immer quälender und grausiger.
Des Pastor-Gretchens süße Stimme hatte sie im Laufe des Nachmittags gerufen, mehrere Male, aber die Rosel hatte keine Antwort gegeben. Um keinen Preis der Welt hätte sie in das unschuldige, süße Kindergesichtchen schauen mögen.
Als der Abend sich nahte, es in dem kleinen Stübchen dunkler und dunkler wurde, konnte die Rosel es nicht mehr aushalten und ertragen.
Sie schaute durch das Fenster nach dem Pfarrhaus hinüber. In des Pastors Studierstube war Licht, und das schien ihr zu winken und sie zu locken. Sie konnte nicht widerstehen. So eilig und scheu, wie sie heut früh zur Kirche geschossen war, floh sie jetzt zum Pfarrhaus hin.
Es war spät, sehr spül, als die Rosel das Pfarrhaus verließ und in ihr Stübchen zurückkehrte. Wer einen Blick durchs Fenster hätte werfen können in die Stube der einsamen verbitterten Blumen-Rosel, der hätte sie auf den Knieen erschaut, mit gefalteten Händen, zum ersten Mal seit mehr denn zwanzig Jahren.
(Fort setzung fo lgt.',
Wadegeschichten aus alten Hagen.
(Fortsetzung.)
Pyrmont, schon im 14. Jahrhundert bekannt, kam durch die Badereisen hoher Persönlichkeiten und einige große Kurerfolge zu solch hohem Ruf, daß man nur von der „Wunderquelle", vom Pyrmomer „Zauderbrunnen" sprach, der als ein unfehlbares Heilmittel gegen alle Krankheiten in Wort und Schrift und Sang gerühmt und gepriesen wurde. Aus allen Weltgegenden kamen die Gäste heran und 1556 zählt man bereits im Mai eine solche Menge, daß auch die nächste Umgebung überfüllt ist, selbst im Walde Baracken aufgeschlagen werden, in Folge dessen Mangel an Nahrungsmitteln und eine große Teuerung eintraten, so daß der Besitzer, der regierende Graf von Spiegelberg, energische Maßregeln ergreift, um den Zudrang abzuwehren. In einer späteren Zeit schreitet die Gesellschaft in drastisch-naiver Weise zur Selbsthilfe gegenüber der „Wohnungsnot"; man bezog die Quartiere nach einem Turnus, den Ueber- einkommen oder häufiger das Los entschieden. Ein Teil der Gäste gieng frühzeitig zu Bett, räumte dann das Lager um Mitternacht den andern, und vertrieb die übrige Nachtzeit im Bade und beim Spiel; galante Herren überließen die
Morgenstunden stets den Damen. Der übertriebene Ruf erweckte bald eine Reaktion und der Besuch nahm sehr ab, bis der Aufenthalt des großen Kurfürsten wieder erhöhten Glanz über Pyrmont bereitete. Es galt neben Spaa und Schwal- bach als das vornehmste Luxusbad, in welchem besonders das Spiel florierte, und vom frühen Morgen an sind die zwei „privilegierten" Pharaobänke umlagert, neben denen es noch ungezählte Privatbanken gibt. In der Saison 1681 werden vierzig königliche und fürstliche Gäste aufgezählt , darunter allein achtundzwanzig Ältestes; da ist der große Kurfürst von Brandenburg, die Kurfürsten von Hannover und der Pfalz, König Georg von England, die Königin von Dänemark und andere hohe Herrschaften, die gemeinsame Tafel führen, um aber alle Etikettestreitigkeiten zu verhüten, entschied das Los die Rangordnung bei Tisch. Mit Pyrmont wetteifern der standrische Kurort Spaa, dessen Heilquellen Eigentum der Kapuziner sind, Baden in der Schweiz, das besonders stark und gerne von der Geistlichkeit besucht wird; manches schöne Stück Kirchengut wurde verkauft oder verpfändet, um die großen Kosten der Badefahrt einer Abtissin zu bestreiten und auch die Klosterfrauen erkauften sich im Beginne des sechszehnten Jahrhunderts mit schwerem Gelbe päpstliche Jndulgenzen, um Baden besuchen und daselbst in weltlicher Toilette wandeln zu dürfen. Bis ins sechszehnte Jahrhundert hinein war es usuell, daß im Ehekontrakt der Frankfurter Bräute die Badefahrt nach Schwalbach stilpuliert wurde. Als Kurfürst August von Sachsen die Kur in Schwalbach gebrauchen muß, findet er daselbst noch keine Unterkunft; es besaß nur wenige armselige Häuser und eine kleine Bevölkerung armseliger Tuchscheerer und der Kurfürst, der noch auf Zinntellern speiste, führte ein Gefolge von Vierthalbhundert Personen mit. Er zieht denn auf das Schloß des Kurfürsten von Mainz, wohin ihm das Wasser täglich in Tonnen von Eilboten gebracht wird.
(Fortsetzung folgt.)
Für Spaßmacher wird die Mitteilung von einiger Wichtigkeit sein, daß das Reichsgericht ein Erkenntnis gefällt hat, nach welchem wegen groben Unfugs derjenige bestraft werden kann, der einem ihm bekannten Berichterstatter eine nachweislich falsche Nachricht unterbreitet, von welcher er voraussetzen kann, daß sie zur Kenntnis der Leser einer Zeitung gebracht wird. Ist mit solcher Veröffentlichung noch der Schaden einer oder mehrerer Personen verbunden, so kann der Ausstreuer der Nachricht außerdem noch für den entstandenen Schaden haftbar gemacht werden. Wer also den unwiderstehlichen Kitzel in sich fühlt, einem Zeitungsschreiber „eins aufzubinden", der überlege sich vorher die etwaigen Folgen.
(„Ron oapiseo.") Man erinnert sich noch des heiteren Intermezzo gelegentlich des Besuches des Königs Humbert in Berlin, welcher bei seiner Ankunft daselbst von dem Mitgliede des königlichen Schau
spielhauses, Frau v. Hochenburger, mit einem glänzend gesprochenen italienische« . Gedichte begrüßt wurde. Der Koch ' sprach hierauf die Festrednerin italienisch an, erhielt aber zu seiner Ueberraschung von derselben die bescheidene Antwort: „Ron eapisoo", was auf gut deutsch ! übersetzt, so viel heißt, wie „Nix stalst, s nisch", was dem Könige ein Lächeln ablockte. Dieser Tage überreichte nun der i Intendant Graf Hochberg der Künstlerin ein goldenes Armband mit acht Brillanten und sieben Saphirsteinen, welches der König von Italien an die italienische Gesandtschaft geschickt hatte. Die Künstlerin nahm das Geschenk dankend in Empfang und erwiederte diesmal: „6a- ! pisoo."
(Männerlugenden.) Als Gegenstück zu dem kürzlich unseren Lesern mitgeteilten alphabetischen Register von Frauentugendcn sendet eine revanchelustige Dame ein ebensolches von Männertugenden ein, ebenfalls mit der Bemerkung „eine Närrin, die vereint in einem Manne sie sucht, eine Göttin, die sie findet!" Achtunggebietend, Beständig. Charakterfest, Duldsam, Edel, Freimütig, Heiter, Intelligent, Kernig, Leutselig, Mutig, Neidlos, Offenherzig, Pünktlich, Qualmfrei, Redlich, Selbstvertrauend, Treu, Ueberlegend, Vaterlandsliebend, Weltkundig, Tanthippenzähmend, Zielbewußt. '
(Neue Konjugation.) Lehrer: Konjugiere ! mir ein Wort! Schüler: May, Mayer, am Meisten. :
Gemeinnütziges.
(Das Tränken der Pferde.) Ein gesundes und leistungsfähiges Pferd bedarf ungefähr 20 bis 30 Liter Wasser pro Tag. Dieses Wasser soll, wie die „Dresdener landw. Presse" hervorhebt, nie zu kalt sein, und seine Temperatur soll nie unter 12 Grad R. betragen, weil sonst eine bedeutende Abkühlung des Magens eintreten kann, die leicht allerlei Störungen hervorzurusen im Stande ist. Das Wasser tiefer Brunnen, Gebirgsquellen rc. ist auch im Sommer leicht kälter und darf also nicht ohne Weiteres benutzt werden. Im hungrigen Zustande und mit leerem Magen ist es unzweckmäßig, den Pferden Wasser zu geben; sind sie zu durstig, um fressen zu können, so feuchte mau das Fntter an oder reiche ihnen grünes, wasserreiches Material, Gras, Klee, Rüben u. dergl. Ferner ist darauf zu achten, daß die Tiere nicht zu viel auf einmal trinken und Futter und Wasser abwechselnd gereicht Iverden. Am zusagendsten ist ihnen reines . Flußwasser, überhaupt weiches Wasser. Riech- > ende oder trübe Flüssigkeiten soll man ihnen j nicht geben, da diese den Tieren ebenso nach- : teilig werden können, wie den Menschen.
(Wespennester zu zerstören.) Das einfachste und gefahrloseste Verfahren ist folgendes. Wenn dos Abends bei einbrechender Dunkelheit der ganze Schwarm beisammen ist, sättigt inan einen weichen Lappen, der an ein Stäbchen gebunden wird, mit Terpentinspiritus, schiebt ihn in den Gang zum Rest und läßt dann die Oess- nung fest zustampfen. Der Dunst des Terpentinspiritus tötet augenblicklich die Wespen.
(Mittelst Elektrizität zu kochen) wurde im Hotel Bernina zu Samaden versucht. Die starken , elektrischen Ströme, über welche die Beleucht- ungsanlage des Hotels verfügt, wurden durch Drahtspiralen geleitet; dadurch gerieten letztere so ins Glühen, daß auf einem solchen Braucht ein prächtiges Beefsteak zubereitet werden konnte.
Die Versuche sollen fortgesetzt werden.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.