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Md KrrzeigMaLL für den Aezirk Kakw.
75. Jahrgang.
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Donnerstag» den 11. Oktober 1900.
Li«rt«lj!t-rlichir Abonnemrntrprii« in d«r Etadt Ml. 1.10 in« Hau« ,-bracht, MS. 1. Ib durch dt- Post b-zog-n im Bezirk. Außer B-,irk Ml. 1. Sb.
Z«ttiche NetarmLmachurrgea.
Kekanntmachung,
betr. die am 1. Oktober 1S0V in Kraft getretene Gewerbeordnungsnovelle.
In Nachstehendem werden weiter folgende wichtige Bestimmungen der mit I. Oktober 1900 in Kraft getretenen Novelle zur Gewerbeordnung vom 30. Juni 1900 (ReichSgesbl. S. 321) zur allgemeinen Kenntnis gebracht:
Gefindevermieter, Pfandleiher «nd Auskunfteien.
1. Nach de« nunmehrigen Fast-eng des Z 34 Abs. 1 der Gewerbeordnung (Art. 3 I der cit. Novelle) bedürfen neben den Pfandleihern, zu denen auch die Pfandoermittler zu rechnen sind, jetzt auch Gesindevermieter oder Stellenvermittler einer besonderen Erlaubnis im Sinne des Z 34 Abs. 1 der Gewerbeordnung zum Betrieb ihres Geschäftes.
2. Infolge der Einschaltung der Worte »von der gewerbsmäßigen Auskunfterteilung über Vermögensverhältnisse oder persönliche Angelegenheiten* im ersten Satze des Z 35 Abs. 3 der Gewerbeordnung (Art 3 II der cit. Novell«) haben Personen, welche sich hiemit befassen wollen, künftig bei Eröffnung ihres Gewerbebetriebes dem Ortsoorsteher Anzeige zu machen, welcher dieselbe dem Oberamt vorzulegen hat.
8. Verhältnisse der Betriebsbeamten, Werkmeister, Techniker.
Durch Art. 10 der Novelle werden hinter Z 133g. der Gewerbeordnung, wonach das Dienstverhältnis der dort näher bezeichnet«» Betriebsbeamten, Werkmeister und Techniker, wenn nichts an-- dereS verabredet ist, von jedem Teile mit Ablauf jedes Kalendervierteljahrs nach 6 Wochen vorher erklärter Aufkündigung aufgehoben werden kann, drei weitere Paragraphen (133 au, 133 a b, 133 g. o,) eingeschaltet. Hienach muß, auch wenn durch Vertrag eine kürzere ödere längere Kündigunzfrist bedungen
wird, diese Frist (unter den in ß 133 ab und Z 133 aL genannten Voraussetzungen) für beide Teile gleich sein; sie darf aber nicht weniger als einen Monat betragen. Die Kündigung kann nur für den Schluß eines Kalendermonats zugelassen werden.
O. Beschäftigung miuderjähriger uud jugendlicher Arbeiter in Fabriken.
1. Durch Art. 11 der Novelle wird im Z 134 der Gewerbeordnung als Abs. 3 eingeschaltet:
»In Fabriken, für welche besondere Bestimmungen auf Grund deS Z 114 a Abs. 1 nicht erlassen sind (da solche Bestimmungen bis jetzt nicht erlassen worden sind, in allen Fabriken), ist auf Kosten des Arbeitgebers für jeden minderjährigen Arbeiter ein Lohnzahlungsbuch einzurichteM In das Lohnzahlungsbuch ist bei jeder Lohnzahlung der Betrag des verdienten Lohnes einzutragen; eL ist bei der Lohnzahlung dem Minderjährigen oder seinem gesetzlichen Vertreter auSzuhändigen und von dem Empfänger vor der nächsten Lohnzahlung zurückzureichen "
Die Ortspolizeibehörden haben die Durchführung dieser Bestimmunep-genau zu überwachen.
2. Der Z 136 Abs. 1. der Gewerbeordnung erhält folgenden Zusatz:
„Eine Vor- und Nachmittagspause braucht nicht gewährt zu werden, sofern die jugendlichen Arbeiter täglich nicht länger als 8 Stunden bes-bäftigt werden, und die Dauer ihrer durch eine Pause nicht unterbrochenen Arbeitszeit am Vor- und Nachmittage je vier Stunden nicht übersteigt.*
Im übrigen wird auf das Reichsgesetz verwiesen.
Calw, den 5. Oktober 1900.
K. Oberamt.
Vo elter.
Tagesneuigknten.
Calw, 10. Okt. Die Versorgung der Stadt mit GaS und Wasser läßt seit einiger Zeit viel zu wünschen übrig. DaS Gasbezug ist manchfach unterbrochen durch Luft, welche die Leitungen in Folge
der Aenderungen in der Röhrenlage und in dem Gaswerk mit sich führen. In höheren Lagen der Stadt bleibt das Brunnenwasser teilweise längere Zeit ganz auS. Glücklicherweise handelt eS sich aber nur um Uebergangszustände, welchen mit dem 13. Okt. d. IS. (nächsten " SamStag) gründlich abgeholfen werden wird. An diesem Tag wird das Steinkohlengaswerk in Betrieb gesetzt werden. Dadurch wird überall wo die Leitungen betriebsfertig sind, der Bezug von Steinkohlrngas ein constanter, auch wird das bei der Bifchofquell« neuerbaute Wasserpumpwerk in Betrieb gesetzt werden, so daß der Wassermangel ein Ende hat. Die lange anhaltende Trockenheit, verbunden mit dem derzeitigen außerordentlichen WafferbedürfniS, hat einen erheblichen Wassermangel hervorgerufen, der vielfach unangenehm empfunden wird. Die Fertigstellung weiterer GaSleitungSanschlüsse, welche meistens erst später angemeldet wurden, wird so rasch als möglich betrieben werden, vorläufig werden sich die betr. Hausbesitzer noch kurze Zeit gedulden und den unvermeidlichen Verhältnissen Rechnung tragen müssen.
-r. Calw, 8. Dkt. DaS am gestrigen Sonntag stattgehabte Gesangskonzert des Verein» „Concordia* mit angeschloffenem Tanzkränzchen verlief aufs beste. Unter der umsichtigen Leitung des Dirigenten, Hrn. Vintzon, kam ein reichhaltiges Programm und manches ansprechende Lied zum Vortrag, namentlich wurde „Des Wanderburschen Abschied*, „Heimweh*, „Wenn der Schnee* und „Am Genfer See* mit großem Beifall ausgenommen. Reichen Beifall ernteten auch die beiden Quartette mit „Mein Heimatthal* und „Abschiedsgruß*, sowie das komische Duett „Der bekehrte Vegetarianer*. Nach Beendigung des ConcrrtS vollzog sich ein feierlicher Akt, indem der Vice-Vorstand Hr. Carl Staudenmeyer mit einer Ansprache den Gründern, sowie den Mitgliedern des Vereins, welche mehr als 25 Jahre dem Verein angehören, eine schön ausgeführte Ehrenurkunde überreichte. Von den Gründern gehören jetzt noch dem Verein an: die Ehrenmitglieder Hr. res. Stadt-
I < rr i r c « t o n.
Nachdruck verbot«».
Jack's Brautwerbung.
Seeroman von Clark Russell.
(Fortsetzung.)
„Mag die Sache sich verhalten, wie sie will, es wird mir jedenfalls immer eine sehr bittere Erinnerung bleiben, daß das arme Tier so grausam umkommen mußte,* erwiderte sie vor sich hinsehend. „Doch, bitte, sprechen wir nun nicht weiter darüber.*
DaS klang so, als wenn ich nicht das Richtige getroffen hätte, ich fing also von Australien an, und da kamen wir bald in guten Fluß. Allerlei Erlebnisse wurden gegenseitig ausgetauscht. Mein Seeleben war ja reich an solchen. Ich schilderte in rührender Weise und lebhaften Farben die Begegnung mit einem brennende» Schiff, — den Kampf eines über Bord gefallenen Negers mit einem Haifisch rc., und sei es nun, daß ich so gut erzählte, oder sie so gern solche Sachen hört», kurz, wir hatten bald alles um un» her vergessen. Als ich endlich aber doch einmal meine Augen um den Tisch wandern ließ, fing ich einen Blick von Miß Emilie auf, mit dem sie von unS weg, zu ihrem Papa hinübersah, der hinter den Leuchtern und Blumen hervor uns beobachtete. Dies machte mich einig, Minuten vorsichtig, dann aber dachte ich bald wieder: „ach was, mag er denken was er will, ich kümmere mich keinen Pfifferling darum,* und plauderte sorglos und lustig wie zuvor mit meiner Nachbarin.
Ich muß gestehen, in gewissen Dingen war ich zu jener Zeit wohl ziemlich eingebildet. Ich hielt mich nicht nur für einen sauberen Burschen, sondern war
auch der Meinung, daß es mir nicht an Geist fehle. Indessen so ein verblendeter Lasse war ich doch nicht, daß ich nicht sofort erkannt hätte, wenn meine Gesellschaft Miß Florence lästig gewesen wäre. — Wenn lebhaftes Interesse an meiner Unterhaltung, unbewußt« Vernachlässigung der übrigen Tischgesellschaft, und gelegentliche Seitenblicks auf mich, die sin gewisses Wohlgefallen ausdrückten, als Ermunterung gelten können, so darf ich mich einer solchen rühmen. Ich schwamm buchstäblich in Glück und Seligkeit bei dieser Empfindung, und — ich will es nicht verhehlen, — dachte auch dabei mit Schadenfreude dessen, der an meiner Stelle hatte sitzen sollen, jetzt aber mit verrenktem Knöchel im Bett lag.
Der vortreffliche Champagner erhöhte meine glückliche Stimmung, ich wurde immer gleichgültiger gegen die unverhohlen zornsprühenden Blicke von Mr. Hawke, und immer feuriger im Benehmen gegen seine Tochter. Als die Tafel aufgehoben wurde, und die Damen das Zimmer verließen, stürzte ich beinahe über meinen Stuhl, um ihnen die Thür zu öffnen. Miß Florence, welche dieselbe zuletzt passierte und der ich mich nicht enthalten konnte noch ein paar Worte zuzuflüstern, lächelte mich dabei mit einem Blicke an, in dem ich ganze Bände zu lesen glaubte. Mein Herz schlug mir zum Zerspringen, und als sie hinausgeschwebt war, stand ich, mit der Klinke in der Hand, noch eine ganze Weile wie angewurzelt da.
An den Tisch zurückgekehrt, bemerkte ich, wie mein Onkel seine Blicke um- herschweifen ließ, als wenn er etwas suchte. Mr. Hawke saß ernst und kerzengerade, wie versteinert, auf seinem Platz. Er hielt es nicht der Mühe wert mir einen Stuhl neben sich anzubieten und erwacht« erst aus seinem Brüten, als mein Onkel zu ihm sagte: „Eie sind wohl kein Raucher?*
„Nein,* erwidert« er kühl, „ich weiß aber, daß Sie einer sind,* und befahl dem Diener Cigarren zu bringen.