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der von der Straße in das Stübchen fiel, sah er Rieke am Boden liegen, von grausigem Doppellicht beschienen.
Mit kräftigem Arm hob er das Mädchen vom Boden, trug es die Treppe hinunter, zum Hause hinaus, seitwärts von dem Menschengewühl in den Obstgarten. Dort legte er die Rieke ins Gras, beugte sich in wilder Angst über sie, lauschend, ob sie denn atme. Flammen und Morgendämmerung kämpften um die Herrschaft und beleuchteten das totbleiche Mädchenantlitz.
Wilhelm schlang die Arme um Rieke und preßte sie an seine Brust, küßte ihre bleichen Lippen in namenloser Angst und rief wieder und wieder: „Rieke! Rieke!" Er hatte die Rieke gern gemocht als sie noch in die Schule gieng, hatte sie geliebt Jahre hindurch und gewünscht und gehofft, daß sie einst sein Weib werde, nun lag sie tot, tot in seinen Armen. Tot und verloren! Und was hätte es ihm genützt, wenn sie es nicht war, verloren war sie für ihn, auch wenn sie lebte.
Jetzt war's, als ob die Rieke atme. Wilhelm hielt den eigenen Atem an, um besser zu lauschen, ja, es war so, sie lebte. Und da fiel es ihm plötzlich wieder ein, daß ihr Vater ihn „Lump" und „Vagabund" genannt, und alles weiche Gefühl entschwand, der Haß fand wieder Raum in seinem Herzen und griff noch schneller um sich, als die Flammen auf dem Dach. Er ließ die Rieke aus seinen Armen gleiten ins Gras, schaute auch nicht mehr in ihr Gesicht, sondern eilte fort, von Zorn und Haß erfüllt.
(Fortsetzung folgt.,
Aus Erinnerungen an den Feldzug 1870/71.
Vom 17. auf 18. August 1870 waren wir in Sudres bei einem Bauern, Witwer und Vater einer circa 18jährigen Tochter unter Dach und Fach einquartiert. Wir hatten also für unsere Menage selbst zu sorgen und nehmen durfte bei strenger Strafe ohne Erlaubnis keiner ein Stückchen Brot, viel weniger sonst etwas.
Die Tochter war jedoch ein gutes Mädchen und gab uns, was ihr irgend möglich war und sie ohne Wissen ihres Vaters, welcher nicht gut aus die „Prussiens", wie er alle Deutschen nannte, zu sprechen war.
Abends kam oft der Schmied des Dorfes, welcher, wie ich mir von der Tochter sagen ließ, in der Krim und Afrika als Soldat gedient hatte und aus seinen Worten und Geberden vernahm ich, daß er etwas gegen uns im Schilde führte und beschloß deshalb, auf meiner Hut zu sein.
Die Tochter verließ mit dem Vater bei eingebrochener Dunkelheit das Haus und nach einer halben Stunde kehrte der Vater allein zurück.
Wir hatten uns mittlerweile niedergelegt, 1 Offizier schlief im Zimmer im Bett der Tochter, ich mit 2 Unteroffizieren in der Küche auf Stroh, die Mannschaft in der Scheune daneben.
Wir mochten etwa eine halbe Stunde gelegen haben, als die Küchenthür leise geöffnet wurde und der Schmied wie eine Katze hereinschlich und sich zu dem noch
rauchend am Herdfeuer sitzenden Bauern gesellte. Meine Kameraden schliefen, die Gewehre hatten wir an unseren Kopfenden stehen, die Unterhaltung der beiden am Feuer Sitzenden wurde so leise geführt, daß ich kein Wort davon verstehen konnte. Plötzlich sprang der Schmied auf und stürmte, ein dolchartiges Messer in der Hand gegen unsere Schlafstätte. Gleichzeitig hatte ich aber auch mein Gewehr erfaßt, sprang auf und stieß mit dem Bajonett nach dem Schmied, welcher auf diesen Angriff nicht vorbereitet, sofort das Weite suchte. Mittlerweile waren auch meine Kameraden erwacht, packten den Bauern und banden ihm Hände und Füße zusammen.
Trotzdem wir das ganze Dorf ab- suchten, konnten wir von dem Schmied keine Spur entdecken. Bei unserer Rückkehr fanden wir die Tochter, auf den Knieen liegend, die Hände ringend und für ihren Vater um Gnade flehend. Dem guten Mädchen zuliebe zerschnitten wir am andern Morgen dem Bauern seine Banden und ließen ihn, bevor wir abmarschierten, frei.
(Von einem Augenzeugen.)
Berlin. Ein höherer Polizeibeamter aus New-Aork, welcher nach dem Besuche der Pariser Ausstellung einen Abstecher nach Berlin gemacht hatte, hat auf eine für ihn sehr unangenehme Weise von der Geschicklichkeit der hiesigen Taschendiebe sich überzeugen können. Der Herr hat das Museum und Castan's Panoptikum besucht, und ist dann nach dem Friedrich- Wilhelmstädtischen Theater gefahren. Als er hier zufällig in die Hintertasche des Beinkleides griff, vermißte er seine rotlederne mit Messing beschlagene Brieftasche, in welcher sich außer einer Photographie, seine ganze Barschaft, nämlich Zweitausend Mark, in Einhundert- und Zwanzig-Markscheinen, sowie fünf Einhundertfrankscheine befanden, da der Bestohlene nicht wahrgenommen hat, daß sich in den bezeichneten Räumen Jemand in auffälliger Weise an ihn herangedrängt hatte, ist die Vorlegung des Verbrecher- Albums leider erfolglos geblieben.
(Gutes Geschäft.) Aus einem Städtchen von New - Hampshire erzählen amerikanische Blätter folgende Geschichte: Ein Herr kaufte 6 Pfund Zucker und fand denselben stark mit Sand vermischt. Am nächsten Tage schlug er folgende Bekanntmachung au: „Zur Beachtung! Ich habe von einem hiesigen „Grocer" 6 Pfund Zucker gekauft. Aus diesem habe ich 1 Pfund Sand genommen. Wenn der betreffende Hallunke mir 6 Pfund wirklichen Zucker schickt, so will ich ihn nicht blos- stellen." Und siehe da! Am nächsten Tage wurden 5 Packete mit je 6 Pfund Zucker in der Wohnung des Klageführers gelassen — sie kamen von sämtlichen 5 „Grocers", welche in dem Städtchen Hausen. _
(Berliner Humor.) Im Glanz der verflossenen Festtage trieb der Berliner Humor besonders reiche Blüten. Die herrliche Hundrieser'sche Berolina auf dem Potsdamer Platz, deren schöne Züge übrigens der Gemahlin des Künstlers ent
lehnt sein sollen, hatte beispielsweise der Volkswitz schnell „Fräulein von Forcken- beck" getauft. Und will man wissen, ms eigentlich in der Feststraße die zahlreichen „Cartouchen" und umkränzten Wappenschilde mit den Initialen v und U zn bedeuten hatte? Natürlich nichts anderes, als — „Uff Wiedersehen?"
Gemeinnütziges.
(Zehn Regeln für die Küche!) 1. Kaufe um gesundes und gutes Fleisch. 2. Setze nie ei» rohes oder roh geräuchertes Fleisch vor. 3. Koche oder brate das Fleisch vollständig gar. 4. Lege nie Fleisch in Wasser, noch reinige es in solchem, sondern mit einem nassen Schwamm. Das Wasser zieht die Nährstoffe' aus. 5. Setze das Fleisch nur in heißem Wasser an. 6. Schöpfe von kochendem Wasser nie den Schaum ab, dem dieser enthält das Eiweiß. Er setzt sich vm selbst zu Boden. 7. Selten Kalbfleisch, nie Pöckelfleisch! Fischfleisch ist Gutfleisch; Kranken gibt man Rindfleisch. 8. Fleischbrühe belebt und erfrischt, ist aber nicht sehr nahrhaft. S. Brate und koche nur in gedeckten Töpfen, damit Fett- und Nährstoffe nicht verdampfen. 10. Koche das Fett mit Milch aus, damit es nicht brenzle.
(Geheimmittelschwindel.) Vielfach liest man als Mittel zur Verhütung von Schlagsluß „Schlagwasser" von Roman Weißmann aus Vilshofen angepricsen. Nach einer Bekanntmachung des Stuttgarter Polizeiamts haben die im hiesigen städtischen chemischen Laboratorium vorgenom- mmenen Untersuchungen mehrerer Fläschchen solchen „Schlagwassers" ergeben, daß es nichts anderes ist, als eine Mischung von Arnikatinktur und Weingeist, weichem als Färbemittel Cochenille zugesetzt ist. Der Verkaufspreis des Wassers, welcher 5 Mk. beträgt, übersteigt nach dem Gutachten Sachverständiger den wahren Wert mindestens um das 20sache.
für das
III. Vierteljahr 1889
I des
Enzthiilers
wollen die Leser bald möglichst bewirken, damit in der Zustellung keine Unterbrechung eintritt.
Wir werden fortgesetzt bemüht sein, durch weitere Vervollkommnung des Gebotenen das Vertrauen zu rechtfertigen, mit dem unsere Freunde die Entwicklung des Enzthälers bisher wohlwollend begleitet haben und bitten wir dieselben auch ferner für die Verbreitung des Blattes in ihren Kreisen sich frenndlichst verwenden zu wollen.
Die Bestellungen für hier werden bei der Redaktion, für auswärts je bei den nächsten Postanstalten oder durch die Postboten gemacht. — Probenummern stehen in jeder gewünschten Zahl gratis und franko gerne zn Diensten.
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Mit einer Beilage-
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.