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Tausend für Berufsoffiziere und Mk. 1 vom Tausend für sonstige Wehrpflichtige) allgemeinen Anklang gefunden. In der Rentenversicherung überstieg in Folge des fortdauernden Rückgangs des Zinsfußes aus Anlagewerten der Zugang denjenigen aller früheren Jahren weit. Das Gesamtvermögen der Anstalt, von welchem ein Betrag von 86,27 Prozent in ausgiebigst ge­sicherten Hypotheken angelegt ist, beziffert sich auf Mk. 62,799,882. Der Verwaltungsauswand betrug Mk. 413,563, also nur 0,65 °/g des Ge­samtvermögens. Als Reingewinn des Jahres 1888 ergaben sich Mk. 338,619. Für die Lebens­versicherung, welche bei einem gesteigerten Zu­gang von neuen Anträgen eine sehr günstige Mortalität (eine Unsterblichkeit von über Mark 190,000) aufzuweisen hat, konnte eine Dividende von 28 °/o der Prämien verwilligt werden, während für die Rentenversicherung eine Divi­dende von 7°/g der Rente zur Verteilung kommt. Die durch die vorjährige Generalversammlung beschlossene Aenderung der Versicherungstarife auf Grund eines nur 3 Vs statt 4prozentigen Zinsfußes wird voraussichtlich vom 1. Januar 1890 an zur Ausführung kommen, die im Laufe dieses Jahres noch Betretenden sichern sich also jedenfalls noch die billigeren Prämien bezw. höheren Renten-Sätze.

Kronik.

Deutschland.

Berlin, 11. Juni. Der Juristentag wird laut Beschluß seines Ausschusses vom 10. bis 14. Sept. in Straßburg gehalten werden.

Pforzheim. Die Oberbürgermeister­wahl ist auf 1. Juli anberaumt.

Pforzheim, 11. Juni. Am ersten Feiertag abend gegen 8 Uhr wurde in der westlichen Karl - Friedichstraße eine Frau von Eutingen, die ein Kinderchaischen mit 2 Kindern bei sich hatte, von einem Fuhr­werk von Neuenbürg überfahren. Sie trug ziemlich schwere Verletzungen davon, während die Kinder zum Glück unbeschä­digt blieben. (Pf. B.)

Pforzheim, 11. Juni. 31 Metzger machen bekannt, daß sie in Folge hoher Abgaben u. s. w. so wie der gegenwärtig herrschenden Maul- und Klauenseuche ge­nötigt sind, die Fleischpreise zu erhöhen, nämlich das Ochsenfleisch ans 72 Rind­fleisch 64 L, Kalbfleisch 68 <-f, Schweine­fleisch 68 das Pfund.

Württemberg.

Aus dem Jahresberichtder Handels­und Gewerbekammer zu Stuttgart für 1888 entnehmen wir noch weiter die Ab schnitte: Edelmetallwarenfabrikation. Die Geschäftslage besserte sich, wie für die Branchen ähnlicher Art, namentlich in der zweiten Hälfte des Berichtjahres, dank der wachsenden Zuversicht auf die Erhaltung des Friedens. Der Absatz in Goldwaren war etwas geringer, der in Silberwaren etwas größer. Anima­lische Rohprodukte. Häute- und Leder­geschäft, Leder- und Schuhwarenfabrikation. Im großen und ganzen machte sich die allgemeine Besserung öer Geschäftslage auch in dem Häute- und Ledergeschäft, sowie in der Gerberei geltend. Seit 1883 laufen aus dem letzteren Fabrikationszweig wieder befriedigendere Berichte ein; der Umsatz ist im Steigen, der Nutzen aller­dings noch immer bescheiden. Die Signa­tur wurde dem vorjährigen Geschäftsgang einerseits durch den vorübergehend ge­steigerten Militürbedarf, anderseits durch das immer stärker auf Seiten der Schuh­fabriken hervortretende Drängen nach

billigeren Ledersorten aufgedrückt. Mit der immer größeren Ausdehnung der Schuhfabriken erweisen sich die guten, soliden, aber verhältnismäßig teuren Sohl­leder, welche von den Schuhfabriken nicht gern verarbeitet werden, als weniger be­gehrt und deshalb, obgleich eine Mehr­produktion nicht eingetreten ist, als über den Bedarf produziert. Auch die Kalbfelle wichen im Preise, weil sie infolge der hohen amerikanischen Lederzölle nicht mehr nach Nordamerika ausgeführt werden können. Im Zusammenhang damit zeigen die Preise der inländischen Häute eine Baisse­tendenz, welche auch auf den Preis der überseeischen Häute drückt. Sonach war 1888 der Preis der rohen Häute billig und deshalb das Rendement in den meisten Fällen für den Gerber ein zufriedenstellen­des. Im letzten Quartal folgten die Lederpreise einer mehr rückgängigen Be­wegung während die Wildhäute wohl infolge höherer Frachten, sowie des besseren Geschäftsgangs im Ausland wieder teurer wurden, so daß am Jahresschluß in Kalkutta, Java, China, Rangoon und Kurrachee bessere Preise wie hier erzielt wurden, da die Gerber infolge des schlechten Ledergeschäftes sehr flau gestimmt waren und die hiesigen Händler ihre Vorräte zu den alten, billigen Preisen losschlagen. Holzhandel. Auf den Holzhandel wirkte die Bauthätigkeit des Berichtsjahres be­lebend ein. Mit der stärkeren Nachfrage, zum Teil vielleicht auch infolge der Zoll­erhöhung, stieg auch der Holzpreis um etwa 10°/o: Buchenholz hauptsächlich wohl deshalb, weil die Waldbesitzer, um die Preise etwas zu heben, in den letzten Jahren weniger fällen ließen, Nußbaum­holz sodann aus dem Grunde, weil die Gewehrfabrikation das schöne Holz ab­sorbiert und bei dem gesteigerten Bedarf der letzten Jahre immer seltener machte, und Tannenholz infolge starken Einflusses der immer wachsenden Verwendung von Fichtenstammholz III. und IV. Klasse zn Cellulose (sog. Holzpapierstoff.) Der Möbelfabrikation kam, wie den andern Branchen, die sichere Aussicht auf Er­haltung des Friedens ebenfalls zu gute. Die Branche war, wie seit mehreren Jahren, befriedigend beschäftigt; die be­deutenderen Fabriken waren namentlich gegen Ende des Jahres mit Aufträgen vollauf in Anspruch genommen, und konnten, dank ihrem ausgezeichneten Rufe, auch für ihren Export wieder eine Steiger­ung erzielen.

Stuttgart. Der Besuch der graph­ischen Ausstellung mag am (Sonntag 3500) Montag 4000 (darunter 1900 zahlende) Personen betragen haben. Ueber den hohen Gehalt der Ausstellung ist nur eine Stimme zu vernehmen. Das größere Publikum wendet sein Hauptinteresse den arbeitenden Maschinen zu.

Stuttgart. Neues im Lande s- Gewerbcmuseum.) Barons Modelle zur Geschichte der Subsellien; die bis jetzt bekannten Systeme umfassend; zwei Tinten­fässer von Glas mit Einsatz, sog.Tinten­sparer"; von Lehrer L. Baron in Breslau. Ein viereckiges Kästchen im Renaissance- Stil, Eisenguß und vernickelt; ein Wand­schrank mit Träger, desgl; zwei Altar­leuchter nach Originalen des St. Bernwurd

in Hildesheim vom Jahre 1015; ein desgl. nach einem Originale aus Hildesheim, Stil romanisch; von der Gräflich Stol- berg-Wernigerode'schen Faktorei in Isen­burg a. Harz.

Cannstatt, 11. Juni. Die Stadt Cannstatt wird zu der am 25. d. M. auf dem Wasen stattfindenden Militärparade eine große, 180 Meter lange Tribüne, vor welcher unmittelbar die allerhöchsten Herrschaften Aufstellung nehmen werden, erbauen. Die Plätze auf dieser Tribüne sind sämtlich nummeriert. Der Zugang zur Tribüne findet vom sog. Gittersteg an aufwärts dem rechten Neckarufer ent­lang statt. (S. M.)

Hessigheim, 9. Juni. Gestrigen Samstag stürzte ein hiesiger Bürger rück­lings von einem geladenen Heuwagen so unglücklich herab, daß die Wirbelsäule verletzt wurde und er heute früh ver­schieden ist.

Knittlingen. Der auf 18. d. M. fallende Viehmarkt findet mit Rücksicht auf die in den Bezirken Maulbronn, Vaihingen und Pforzheim herrschende Maul- und Klauenseuche, nicht statt.

Wildbad. (Musikalisches.) Für kommenden Donnerstag den 13. ist im Konversationssaale das Konzert der groß- herzogl. bad. Hofopernsängerin Frau Seubert-Hausen, des Herrn Pianisten Th. Pfeiffer und des großherzogl. bad. Hof­musikers Hartmann, Violoncellist aus Mannheim, angesagt, und kommenden Sonntag findet ein Kirchenkonzert des Wildbader Kirchenchors statt.

Neuenbürg, 11. Juni. Ueber den Ausfall der Kirschenernte bemerkt man allgemein, daß ein weit geringeres Ergeb­nis als wie nach dem günstigen Verblühen der Bäume zu erwarten stand, eintreten wird; es scheint, daß wirklich die an­dauernde große Hitze den Bäumen nicht zuträglich war, so daß sie einen großen Teil ihrer Früchte während der Reifezeit abwerfen. Besonders sei dies der Fall, bei den sich jetzt rot färbenden schwarzen Kirschen.

Ausland-

Paris, 10. Juni. Aus Angoulöme wird gemeldet, daß die heutige Zusammen­kunft und das Bankett der Boulangisten polizeilich untersagt wurde. 24 Verhaft­ungen wegen der RufeEs lebe Dorou- löde!",Es lebe Boulanger!" wurden vorgenommen. Doroulode, Laisant und Richard wurden, als sie dagegen wider­sprachen, verhaftet. Eine gegen 4000 Personen zählende Menge protestierte ebenfalls. Die verhafteten Boulangisten sind bis 1 Uhr heute morgen noch nicht wieder in Freiheit gesetzt worden, da sie sich weigerten, die Verpflichtung einzu­gehen, nicht wieder zu Kundgebungen zu ermuntern. Die in Paris anwesenden boulangistischen Abgeordneten veröffent­lichen eine Erklärung gegen die Verhaft­ung ihrer Freunde und beschuldigen die Regierung, daß sie einen revolutionären Weg betrete. Die Garnison ist in den Kasernen konsigniert.

Paris, 11. Juni. Därouläde, Lai­sant und Laguerre, die noch nicht in Freiheit gesetzt sind, haben sich heute vor dem Zuchtpolizeigesetz in Angouleme wegen