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Aeilage.

Geilage zu Nr. 88 -es Ciythälers.

Neuenbürg, Donnerstag den 6. Juni 1889.

iuonilr.

Deutschland.

Berlin, 3. Juni. In Sachen der Arbeiterbewegung schreibt die Nordd. Allg. Z-: „In Verfolg der vom Kaiser der Abordnung der Bergleute des rheinisch­westfälischen Kohlenreviers in der Audienz vom l4. Mai gemachten Zusage wegen genauer Prüfung ihrer Beschwerden sind die zuständigen Behörden der Bergver­waltung und der allgemeinen Verwaltung unterm 25. Mai angewiesen worden, mit den bezüglichen Ermittelungen ungesäumt vorzugehcn, die etwa vorhandenen Miß­stände, insoweit die gesetzlichen Bestimm­ungen Handhabe dazu bieten, sofort abzu- siellen und im klebrigen auf deren Ab­stellung und die Erfüllung der gerechten Forderungen der Arbeiter in geeigneter Weise hinzuwirken.

Reichenbach (Vogtland), 4. Juni. Durch den gestern nachmittag in hiesiger Gegend nicdergegangenen Wolkenbruch sind viele Häuser eingestürzt, Fabriken weg­gerissen und mehrfach Menschen und Vieh umgekommen. Besonders schlimm sind die Verheerungen in Mylau.

Worms, 31. Mai. Zum Gedächtnis an die vor 200 Jahren stattgehabte Zer­störung der Stadt durch die Franzosen wurde gestern abend von 8 bis 9 Uhr mit sämtlichen Glocken geläutet und heute morgen um 6 Uhr vom Altan der Drei- saltigkeitskirche Choral geblasen. In den Gotteshäusern sämtlicher Konfessionen fanden heute vormittag Gedächtnispredigten statt. Um halb 10 Uhr hatte sich auch in der Dreifaltigkeitskirche eine große Menge Andächtiger versammelt, um hier an der Stelle, wo vor 200 Jahren der schreckliche Brand entflammt wurde, den Dankgottesdienst für die neue und schöne Auferstehung der Stadt in würdiger Weise W begehen. (F. I.)

Karlsruhe, 2. Juni. Mit ver­mehrter Bestimmtheit tritt die Nachricht auf, daß die Regierung, beziehungsweise das Ministerium des Innern eine Vorlage zur Regelung der Viehversicherung durch den Staat vorbereite.

Pforzheim. Schlachthof. Im Monat Mai wurden geschlachtet: 73 Ochsen, 64 Kühe. 52 Farren, 186 Rinder, 672 Kälber, 66 Schafe, 825 Schweine, 1 Kitzlein, 7 Pferde, in Summa 1946 Stück. (Pf. B.)

Württemberg.

Das K. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Abteilung für die Ver­kehrsanstalten, hat durch Entschließung Uom l. Juni d. I. den Bahnhofkassier Grauer in Wildbad seinem Ansuchen entsprechend auf die Stelle eines Güter- absertigungsbeamten und Bahnhofkassiers >n Calw versetzt.

Stuttgart, 3. Juni. Am gestrigen Sonntag fand bei Ihren Königlichen Majestäten in Villa Berg Familientafel Mt, zu welcher auch die Suiten der K.

Prinzen und Prinzessinnen mit ihren Damen eingeladen zu werden die Ehre hatten. (St.-Anz.)

Stuttgart, 4. Juni. Ihre Mas. die Königin und I. K. Hoh. Frau Herzogin Wera statteten in Begleitung der Staatsdame Freiin v. Massenbach heute der graphischen Ausstellung einen abermaligen Besuch ab.

Stuttgart, 1. Juni. Die Kammer der Abgeordneten hat nach dreitägiger gründlicher Erörterung die Beratung der Besoldungsaufbesserung beendigt. Die Vor­lage wurde mit der großen Mehrheit von 72 gegen nur 14 Stimmen im Sinne der Regierung angenommen. Es bekommen demnach die Beamten eine Aufbesserung von 5 pCt. und außerdem die in Stutt­gart wohnenden Beamten einen Wohnungs­geldzuschuß von 9 pCt. ihres Gehalts, die in den übrigen größeren Städten von 7 pCl., in den kleineren Städten von 6 pCt. Die Kammer hat dem Betrag nach ca. 6000 ^ mehr bewilligt als die Regierungsvorlage. Als Wortführer der Opposition stand der Abgeordnete Haußmann ziemlich vereinzelt und sah sich bei der Abstimmung von einem Teil seiner Parteigenossen verlassen. — Der Bitte der Kammer entsprechend wird zuerst bei den niederen Eisenbahn­bediensteten wohl allmählich das Dicnst- alters - Borrückungs - System eingeführt werden.

Stuttgart. 31. Mai. Anläßlich des Regierungs-Jubiläums des Königs werden alle in der Zeit vom 22. bis 29. Juni d. I. auf württ. Stationen nach Stuttgart gelösten einfachen Fahrkarten für sämtliche Wagenkiassen der gewöhn­lichen Personenzüge bis einschließlich 30. Juni auch zur Rückfahrt giltig bleiben. Ebenso sollen Extrazüge in der Nacht vom 22.Z23. Juni nach Stuttgart von Friedrichshafen, Ellwangen (Aalen), Heiden­heim, Crailsheim—Backnang, Möckmühl— Heilbronn, Wildbad—Mühlacker, Calw, Tuttlingen — Böblingen, Freudenstadt, Rottenburg—Tübingen ausgeführt werden, welche abends spät wieder zurückgehen, so daß den Passagieren, welche das Jubiläums­fest besuchen wollen, das Uebernachten in Stuttgart erspart bleibt.

Cannstatt, 4. Juni. Der vor 14 Tagen in einen Weinbergpfahl gefallene Weingärtner Lutz von hier ist heute Nacht an den erhaltenen Verletzungen gestorben.

Tübingen, I. Juni. Vor der gest­rigen Strafkammer fand eine Verhand­lung gegen 6 Bierbrauer statt, welche wegen Vergehens gegen das Nahrungs­mittelgesetz angeklagt waren. Als Sach­verständiger war anwesend der Chemiker Wacker ans Ulm. Die Angeklagten hatten von dem als Zeuge anwesenden Kugler, vulKv Gallus, von Hohentengen, O.A. Saulgau, außer Bierkläre, auch Moussir- pulver und doppeltkohlensaures Natron bezogen, um abgestandenem, wenn nicht saurem Bier eine scheinbar bessere Quali­tät zu geben. Die Anklage, von Staats­anwalt vr. Schanz geführt, sah in dieser

Handlung die Fälschung eines Nahrungs­und Genußmittels, welche zugleich eine Schädigung der Gesundheit in sich schloß, und beantragte gegen 3 Angeklagte Geld­strafen, gegen 3 andere Geld- und Ge­fängnisstrafen von 3—6 Tagen. Die Strafkammer trat im Allgemeinen den Ausführungen des Staatsanwalts bei, verurteilte aber sämtliche Angeklagte nur zu Geldstrafen von 10—80 Mark und Tragung sämtlicher Kosten. (S. M.)

Liebenzell, 2. Juni. Kürzlich gieng durch verschiedene Blätter, daß sämt­liche Arbeiter einer hiesigen größeren Schlosserei die Arbeit eingestellt hätten. Glücklicherweise ist die Sache harmloserer Natur. Die Leute hatten einmal „Blauen" gemacht, das war Alles! An Strikemachen denken die Liebenzeller nicht. (Aber Blätter giebt es, die allen aus der Umgegend zu­getragenen Klatsch unbesehen aufnehmen.)

Wildbad, 29. Mai. Stadtpfarrer Dr. Braig hier wurde von der theolog­ischen Fakultät in Freiburg i. B. zum Doktor der Theologie ernannt.

IH Wildbad, im Juni. Nur noch wenige Wochen trennen uns vom 25jähr. Regierungsjubiläum unseres in Ehrfurcht geliebten Königspaares und nicht allein die hiesigen militärischen Vereine, sondern auch viele Private rüsten sich, um an dem Huldigungszuge teilzunehmen, besonders da die Kgl. Eisenbahndirektion durch Ab­lassen von Extrazügen mit bedeutender Fahrpreisermäßigung es jedem ermöglicht, die Reise nach Stuttgart zu machen. Wir Wildbader haben auch allen Grund, unserm Herrscherpaar dankbar zu sein, wie vieles Gute haben wir unter dieser segensreichen 25jährigen Regierung erfahren dürfen und erst vor wenigen Tagen hat die Kammer der Abgeordneten auf dringenden Wunsch und Empfehlung der Regierung wieder 470 000 Mark für Erweiterung der hie­sigen Kureinrichtungen durch Erbauung eines Dampfbades u. s. w. ausgeworfen. Wildbad, das in den letzten 4 Jahren mehr rück- als vorwärts gieng, wird durch diese Neuerungen auf den Standpunkt ge­bracht werden, nach welchem unser ver­ehrter Herr Badearzt Geh. Hofrat Dr. v. Renz schon seit Jahren strebte und wo­bei ihm Herr Stadtschultheiß Bätzner stets wacker zur Leite stand.

Schweiz.

Bern, 3. Juni. Furchtbare Hagel- Wetter verheerten gestern nachmittag die Reben des Genfersees und Teile der Kantone Luzern, Aargau, Zug und St. Gallen.

Lausanne, 2. Juni. Nach einem enormen Regenguß ist hier die Wasser­leitung geplatzt. Die Straßen Petit St. Jean und Pöpinet und andere sind unter Wasser. Die Feuerwehr und das zu­fällig anwesende Militär rettete Frauen und Kinder aus den gefährdeten Häusern.

Ausland

New York, 2. Juni. Bis mittags aus dem Ueberschwemmungs-Gebiet in