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Vorlage wurde mit 72 gegen 14 Stimmen mit einer kleinen Modifikation der Re­gierungsvorlage bei den Wohnungsgeld­zuschüssen der Beamten in den kleinen Städten angenommen.

Stuttgart. Neues im Lande s- Gewerbemuseum.) Eine Kollektion Porzellanwaren, und zwar: eine Blumen­vase, brauner Grund mit Emaildekor, Blumen und Ornamenten; eine desgleichen craguelö", mitBrombeeren und Schmetter­lingen in farbigem Email und Gold; eine Eismuschel, graueruguele" mit Gold- linien; ein großer Kandelaber für 9 Kerzen mit farbiger FigurLarxMäe" und Gold­dekor, Stil Rococo; ein Amorettenleuchter mit Kerze, farbig mit Gelddekor, Stil Rococo; ein englischer Teller mit Vögeln, Blumenzweigen und Apfelblüten, mit Gold- mid Emaildekor; eine Tabaksdose mit Amoretten, farbigen Blumen und Gold­dekor, Stil Rococo; eine Taffe samt Unter- teller, mit Amoretten, blauen Blumen und Golddekor, Stil Rococo; sämtlich von der Kgl. Porzeüanmanufaktur in Berlin.

Hohenheim, 28. Mai. Nach 6- jähriger Pause fand gestern wieder eine Versammlung früherer Hohenheimer Stud­ierender hier statt, welche von ca. 100 ehemaligen Angehörigen der Akademie be­sucht war. In der Begrüßungsrede machte Direktor von Boßler auf die seit der letzten Versammlung hier vorgenommenen zahl­reichen Neu-Einrichtungen und Erweiter­ungen aufmerksam (neuer Kuhstall, Molkerei, Versuchs-Brennerei und Brauerei mit der Versuchsstation für Gärungsgewerbe u. v.a.) Mraus die einzelnen Institute, Sammlungen. Stallungen, Versuchsfelder rc. unter Leitung der betreffenden Custoden besichtigt wurden.

Gaildorf, 28. Mai. Es dürfte von Wichtigkeit sein, auch hier aus eine Erfindung im Bienenwesen aufmerksam zu machen; es ist dies der von Fr. Weller hier erfundene mechanische Schwarmmelder. Auf eine sinnreiche und doch einfache Weise kann der Besitzer eines Standes durch diesen Schwarmmelder von dem Abziehen eines Schwarmes auf ziemlich weite Entfernung sicher benachrichtigt werden. Dieses Hilfsmittel ist in der Bienenzucht ein gewiß nicht zu unter­schätzender Vorteil, wenn man bedenkt, wie viel Zeit auf das Abwarten eines zu hoffenden Schwarmes verwendet werden muß und dennoch mancher Schwarm ver­loren geht; dagegen die Anwendung dieses einfachen Apparates, der fast keine Unterhaltungskosten verursacht, vor Ver­lusten sichert.

Neuenbürg, 2. Juni. In der Um­gegend find reife Erdbeeren zu treffen.

O e st e r r e i ch.

* Dem Schah Nasr Eddin von Persien, welcher in Fortsetzung seiner gegenwärtigen Europareise von Warschau ^ Machst den Wiener Hof besuchen wollte, ist von dort ziemlich deutlichab­gewinkt" worden. Wenigstens traf nach einer privaten Meldung der persische Ge- l"u°le in Wien in Warschau ein und über­brachte seinem Gebieter die Mitteilung, daß der Kaiser von Oesterreich zum Empfange des Schah's noch nicht vorbe­reitet sei und ihn deshalb bitte, seine Reise nach Wien zu vertagen. Das ist aller-

tdings eine fast unverhüllte Ablehnung und der Schah erklärte denn auch, daß er seinen Aufenthalt in Warschau verlängern werde. Wahrscheinlich wird der Perser­fürst, falls er nicht als privater Reisender doch noch nach Wien kommt, nach Berlin Weiterreisen, obwohl man in den Berliner Hofkreisen demSonnensohne" gerade auch nicht mit besonders freudigen Gefühlen entgegensetzen soll.

Ausland

Die russische Geheimpolizei bietet alles auf, den Urhebern des jüngsten nihilistischen Mordanschlags gegen den Zaren auf die Spur zu kommen. Russische Detectives reisen jetzt überall umher und werden in ihrem Vorhaben von verschie­denen Regierungen unterstützt. Daß zu den letzteren auch die schweizerische gehört, ist außer Zweifel. Daselbst befinden sich ganze Inspektionen der russischen Geheim­polizei in voller Organisation. Auffallend ist, daß die Schweiz russische Detectives in ihrem Lande duldet, deutsche Polizeibeamte, die sich Informationen verschaffen wollen, dagegen ausweist und wie Verbrecher be­handelt.

Rom, 30. Mai. Die Kammer be­schloß, dem Könige Humbert bei seiner Rückkehr nach Rom eine Huldigung dar­zubringen, indem das Präsidium der Kammer und sämtliche Abgeordnete den König bei seiner Ankunft begrüßen sollen, um dadurch dem deutschen Kaiser und dem deutschen Volke für den dem Könige Humbert bereiteren glänzenden Empfang zu danken.

In Folge des außergewöhnlich starken Steigens des Northfolk-Flusses bei John- stown, in der Nähe von Pittsburgh in Pennsylvanien, stehen zwei Drittel der Stadt unter Wasser. Das Reservoir in der Nähe der Stadt wurde zerstört, die Einwohner, von einer Panik ergriffen, haben auf den Bergen Zuflucht gesucht. Ueber 200 Personen sind in den Häusern ertrunken. Der Eisenbahn- und Tele- graphen-Verkehr ist unterbrochen. New- Aork, 1. Juni. Nach den bis Mitter­nacht aus dem Ueberschwemmungsgebiet an der Pensylvania-Eisenbahn eingegange­nen Nachrichten sollen in Johnktown mindestens 1500 Personen umgekommen sein. Den Nvrthfork-Fluß hinunter treiben Teile von zerstörten Häusern, Scheunen und Bäumen mit nach Hilfe suchenden Menschen. Biele andere Orte West-Penn- sylvaniens sind durch heftige Regengüsse unter Wasser gesetzt. Verschiedene kleinere Dörfer sind vollständig zerstört. Die Ver­heerung erstreckt sich südlich durch Mary­land und Virginia.

Newyork, 2. Juni. Bei der Ueber- schwemmungs-Katastrophe sind 810 000 Menschen umgekommen. Der Schaden wird auf 25 Mill. Dollars geschätzt.

(F. J-)

Miszellen.

Der neue Madearzt.

Bon Karl Berger.

(Fortsetzung.;

Der Bürgermeister schien im Begriffe, der letzteren Ansicht einigermaßen oppo­nieren zu wollen, allein ein sehr strenger

Blick aus den Augen der Gattin beseitigte sofort die in ihm wachgerufenen Bedenken. Wenn es sein muß. Kinder, auch das", sprach er leise aufseufzend.

Wann findet die nächste Stadtrats­sitzung statt?" fragte die Bürgermeisterin.

Nächsten Sonnabend", entgegnete der Bürgermeister.

Nun wohl, Du hast Zeit genug, Dich gehörig vorzubereiten." Mit dieser an den Gatten gerichteten Mahnung endete die Unterredung.

Aber das Gesprächsthema verschwand nicht wieder von der Oberfläche. Ein geheimer aber hartnäckiger Kampf entspann sich zwischen den drei Töchtern des Bürger­meisters um den Besitz der Photographie, ein Kampf, welchem von der Bürgermeisterin dadurch ein Ende gemacht wurde, daß sie die umworbene Photographie einfach für ihr Album behielt. Der junge hübsche Doktor hatte in den Träumen der drei liebenswürdigen Damen bereits den ersten Platz eingenommen, und jede der drei fühlte instinktiv, daß sie in den beiden anderen Schwestern stille Nebenbuhlerinnen gefunden hatte.

Triumph"!" rief am Sonnabend abends der aus der Sitzung heimkehrende Bürgermeister.Doktor Arnheim ist Bade­arzt geworden. Es war ein hartnäckiger Kampf, aber die ausgezeichneten Zeugnisse und meine Fürsprache haben die Ent­scheidung herbeigeführt."

Diese Nachricht wurde von der Frau Bürgermeisterin mit Befriedigung, von den Töchtern mit verschiedenen Empfind­ungen ausgenommen, denn nun war ja gar nicht mehr zweifelhaft, daß um den Besitz des Doktors ein Kampf ausgekämpft werden müsse, welcher nach unseren bürger­lichen Einrichtungen naturgemäß mit der Niederlage zweier Herzenskandidatinnen enden mußte.

Ich habe bereits an Doktor Arnheim telegraphiert", sprach der Bürgermeister, und ihn ersucht, mich am nächsten Sonn­abend wegen Uebernahme seines Amtes mit einem Besuche zu beehren. Das Andere Kinder", sprach er weiter mit be­deutungsvoller Betonung,ist nun Eure Sache."

Welcher Art die von der Frau Bürger­meisterin und ihren drei Töchtern zum Empfange des Gastes getroffenen Vor­bereitungen waren, kann füglich über­gangen werden, aber es sei hier gesagt, daß im Hause des Bürgermeisters noch nie so viel von neuesten Salontoiletten die Rede war wie jetzt, und daß die Frau des Hauses selten so eindringliche Berat­ungen über die Erfordernisse einer qut- besctzten Tafel gehalten hatte wie bei dieser Gelegenheit.

Die Aufregung der jungen Damen steigerte sich wo möglich noch, als am Freitag im Bureau des Bürgermeisters ein Brief Doktor Arnheim's einlangte, in welchem derselbe an das Haupt der Stadt die Mitteilung ergehen ließ, daß er, Doktor Arnheim die Ehre haben werde, Sonnabend um elf Uhr bei dem Herrn Bürgermeister vorzusprechen.

Bon einer Nachtruhe der Fräuleins und gewissermaßen auch der Frau Bürger­meisterin kann füglich gar nicht gesprochen werden, denn die brennende Frage des