Periodika / 1889 [382

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Und wirklich, in der Ecke des Bildes stand mit deutlichen Schriftzügen das Wort „ledig!"

„Ich glaube", nahm die Frau Bürgerineisterin nunmehr das Wort. „Du wirst wissen, was Du uns und der Würde dieser Stadt schuldig bist. Es ist selbstverständlich, daß niemand Anderes den sehr einträglichen Posten des Badearztes bekommt, als dieser verdienstvolle junge Mann, welchen unter meinen besonderen Schutz zu nehmen ich als meine Pflicht erkläre."

„Liebe Julie", replizierte der Bürgermeister, das ist doch selbstverständlich."

„Papa", rief Auguste, des Bürgermeisters zwanzigjährige zweite Tochter dazwischen, „Du wirst doch auch Sorge tragen, daß unser Doktor nicht allzusehr mit der Kurhausdirektors-Familie zusammenkommt. Seine Töchter haben eine geradezu gar nicht mißzuverstehende Aufdringlichkeit jungen Männern gegenüber."

„Ah, sprach mit scharfem Tone die Frau Bürgermeisterin, „dem ist abzuhelfen. Ich habe soeben erwogen, ob es nicht am besten wäre, den Doktor bei uns einzu- guartieren. Die Zimmer im zweiten Stockwerke bedürfen beinahe gar keiner Restaurierung, und was die Möbel anbelangt, so kann mit Hilfe der Einrichtung aus Eures Vaters Zimmern ein ganz elegantes Logis hergestellt werden."

(Fortsetzung folgt.'.

(Die feindlichen Nachbarn.) Zu A. im Herzogtum D. — so erzählt man der „T. R." — lebten der Doktor und Apotheker, außer dem Prediger die einzigen Honorationen des Dörfleins und obendrein Nachbarn, auf gespanntem Fuße, nachdem das jahrelange gute Verhältnis durch einen — Hahn getrübt worden war. Derselbe, Eigentum und Liebling des Aeskulap- Jüngers, war verschiedentlich zum großen Aerger des Apothekers in dessen Garten eingebrochen. Wiederholten Beschwerden hatte der Doktor stets eine ablehnende Gleichgültigkeit entgegengesetzt. Diese trieb den zornmütigen Nachbarn endlich zu der Drohung: er werde den Hahn, sobald dieser wieder auf der Bildfläche erscheine, lotschießen, worauf der Doktor mit höhnischem Lächeln geantwortet: das möge der Herr Nachbar gern thun. Seitdem lauert der Apotheker fast täglich mit der Flinte oben auf dem Hausboden. Eines Tages scheint endlich der geeignete Augenblick gekommen zu sein. Der Hahn ist gerade wieder über die Planke geflogen und ergeht sich gravitätisch auf den Erbsenbeeten im Apothekergarten. Aber unser Apotheker ist nicht der Mann, den richtigen Augenblick zu verpassen. Bauz! ertönt ein Schuß aus der wohl mit Hagelkörnen geladenen Flinte, und — ein lauter Schrei wird gehört: die Apothekersgattin, gerade beim Aufhängen der Wäsche beschäftigt, hatte fast die ganze Ladung in die Backe bekommen. Außerdem lagen die Katze des Apothekers und zwei Spatzen in den letzten Zügen; der Hahn aber war unverletzt über den Zaun zurückgeflogen. Natürlich war der Schaden groß, und als man den Schaden bei Licht besah, blieb nichts anderes

übrig, als sogleich zum — Nachbar Arzt zu schicken!

Gemeinnütziges.

sLaßt Eure Kinder nicht Tierquäler werden.) Vielfach kann man die Beobachtung machen, daß Knaben ein sonderliches Vergnügen daran finden, die Kröte, welche jetzt ihre Schlupfwinkel in den Gärten und in den Rebgeländen verläßt, in ganz vernunftwidriger Weise zu quälen und zu töten. Die Kröte macht ja allerdings durch ihre äußere Erscheinung keinen wohlgefälligen Eindruck, aber sie ist keineswegs giftig und schädlich, wie vielfach angenommen wird, sondern im Gegenteil durch die Vertilgung schädlicher Insekten in hohem Grade nützlich; sie verdient deshalb geschont und gehegt, mcht getötet zu werden. Welch' einen häßlichen Anblick gewährt es, zu beobachten, wie die Burschen die unschuldigen Tiere aus dem Wasser werfen und mit Schlägen, Steinwürfen und mit Fußtritten

oft erst nach langer Marter zu Tode bringen. Eltern und Lehrer, besonders die letzteren, können am besten Gelegenheit nehmen, die Kinder vor der Tierquälerei eindringlich zu warnen und insbesondere durch Belehrung der ganz harmlosen Kröte den verdienten Schutz angedeihen zn lassen.

Marktpreise. Neuenbürg, 1. Juni. Butter V, Kilo -44. 1.—. 1.05, 1.10 bis 1.25. Eier 2 St. 11 und 1 St. 5

werden tägkich von allen Poststellen angenommen.

Bekanntmachungen in demselben finden anerkannt wirksame Verbreitung.

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