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Stunde entfernte Orte hatten gar keinen Regen.

Nordheim, 21. Mai. Während des Jnterstitiums stieg, wie die N.-Ztg. berichtet, ein Schüler der Oberklasse die steile Kirchstaffel empor und schnitt mit seinem Taschenmesser von seinem Vesper­brot; plötzlich stolperte er und siel so un­glücklich in sein Taschenmesser, daß es ihm bei der Herzgrube tief in den Leib drang. Mit einem Schrei sprang er auf, zog das Messer aus der Wunde, steckte es noch zugeklappt in die Tasche und eilte dem Elternhause zu. Aber schon nach wenigen Schritten siel ec tot zu Boden.

(S. M.)

Ludwigsburq, 20. Mai. Die bürgerlichen Kollegien haben heute ein­stimmig beschlossen, aus Anlaß der Feier des Regierungsjubiläums S. M. des Königs im Juni ein Kinderfest im Salon­wald mit freier Bewirtung der Kinder der Anstalt Karlshöhe, des Maria-Martha- Stifts und eines Teils derjenigen der Stadt zu halten.

Hirsau, 21. Mai. Heute vormittag ist Oberförster E. Hepp nach fast ein­jährigem, mit christlichem Heldenmut er­tragenen schweren Magenleiden, 56 Jahre alt, aus dem Leben geschieden. Eine männlich schöne Erscheinung, gleich aus­gezeichnet durch seine fachwissenschaftlichen Kenntnisse wie durch seine allgemeine und gesellige Bildung, ein lauterer, biederer Charakter, dem kirchlichen Leben als Pfarr- gemeinderat eifrig zugewandt, dienstfertig und entgegenkommend im Verkehr, hat Hepp 19 Jahre lang hingebend und er­folgreich hier gewirkt. Als Gründer und Vorstand des hiesigen Verschönerungs­vereins hat sich Hepp noch besondere Ver­dienste um die hiesige Gemeinde erworben. Sein Gedächtnis wird im Segen bleiben.

(St.-A.)

Untereisesheim, 20. Mai. Am Samstag wurde nach der Neck.-Ztg. eine Familie von einem herben Geschick be­troffen. Der Sohn fuhr in den Stock­brunner Wald, um Reisachwellen zu holen. Er gelangte glücklich mit seinem schwer beladenen, mit 2 Büschen Pferden be­spannten Wagen an die neue Fähre der Stadt Wimpfen. An der abschüssigen Stelle vor der Einfahrt in das Fahrzeug fiel unglücklicherweise eine Welle ab, was die Pferde erschreckte und zu raschem Lauf antrieb. Dem Fuhrmann, welcher zwischen die Stränge geriet, war es nicht möglich, die Mügge zuzudrehen und so kam der Wagen in schnellsten Lauf und trieb die scheu gewordenen Tiere über die Fähre hinaus Rosse, Wagen und Fuhrmann verschwanden in dem hoch angeschwollenen, reißenden Strome. Herbeieilenden schiffs- leuten gelang cs, ein Pferd zu befreien, indem sie es aus dem Geschirr schnitten; das andere Pferd und der Fuhrmann fanden ihren Tod in den Wellen. (S. M.)

Neuenbürg, 22. Mai. Ein be­sonders lohnender Spaziergang ist gegen­wärtig ein solcher aus die Mißebene, dort­hin, wo z. Zeit ein außerordentlicher Holz­hieb seitens der Stadt vor sich geht. Es werden da die alten Bestände an Tannen­stammholz zu Boden gestreckt. Holländer­stämme sind darunter, die bei einem Durch­

messer von weit über 1 Meter (auf dem Stock), und bei einer Länge von 1830 Meter bis zu 12 Festmeter Kubikinhalt aufwcisen. Es gewährt einen geradezu überwältigend großartigen Anblick, wenn ein solcher Koloß, oben noch stark beästet, unter ächzendem Gekrach dröhnend zur Erve fällt, besonders wenn man einige Zeit zuvor schon den mit Säge und Axt so wuchtig arbeitenden Hauern zugesehen und mit Spannung verfolgt hat, ob der Stamm auch wirklich nach der von Letzteren gewünschten Richtung zu Fall kommt. Der kürzeste Weg auf die Stätte, wo diese altehrwürdigen Zeugen vergangener Zeit der Axt zum Opfer fallen, geht von der Schießhalle aus den neuen Zickzackweg und den sich hieran anschließenden starken Stich entlang bis zu einer Ruhebank, welche da oben angebracht ist; von da geht man statt gerade, am besten links ab einige hundert Schritt den Waldweg und dann ebenso rechts fort. Dieser Zugang ist deshalb empfehlenswert, weil man von diesem höchsten Punkte auf der Miß aus das gesuchte Terrain überblicken und so bei einiger Vorsicht sich gefahrlos den zu fällenden Bäumen nähern kann. Andere Zugänge sind der Miß- und der Dennacher- Fußweg von der Hafnersteige aus. Ferner gelangt man ebenso leicht von der Rothen­bach-Seite aus dahin. Einen bequemeren Rückweg findet man auch über die Waldenburg", welche ja in letzter Zeit wieder mehr zur Beachtung gekommen ist. Interessant ist auch auf dem Platz, wie sich die Hauer ihr Nachtlager geschaffen haben. Der ganze Comfort in den mit Rinden bedeckten und eingefriedigten Hütten besteht da aus einer ziemlich dicken Lage von frischem Tannengrün. Auf einem Kohlenfeuer wird früh morgens der Kaffee bereitet. Da die hiesigen und Wald- rennacher Waldarbeiter nicht ausgereicht hätten, so wurden weitere von Arnbach und Gräfenhausen, ja sogar von Dobel, Neusatz und Rothcnsohl zugezogen und letztere sind es besonders, welche vorzichen, abwechslungsweise statt des weiten und zeitraubenden Heimmarsches hier in Gottes freier Natur zu kampieren.

Neuenbürg, 22. Mai. Gestern fiel ein 4jähriges Knäblein unweit der obern Brücke in die Enz, konnte aber noch vor der Gefahr des Ertrinkens den geängstigten Eltern glücklicherweise gerettet werden.

Standrechtlich erschossen.

Wenn wir, die wir den glorreichen Krieg von 1870/71 mitmachten, an uns die Bilder jenes Jahres vorüberziehen lassen, so bleibt, neben den unvergeßlichen Siegestagen in unserer Erinnerung auch ein Bild zurück, das Allen, die es mit­erlebt, unvergeßlich bleiben wird. In der 2ten Hälfte des Monats August 1870 lag mein Regiment in dem französischen Dorfe Bovö und erfreute sich des so sehr ersehnten und gewiß für alle notwendigen Rasttages.

Plötzlich zwischen 9 und 10 Uhr er­tönte Generalmarsch, Alles Andere ver­gessend eilten wir mit Sack und Pack dem Sammelplatz zu. Die Kompagnien for­mierten sich und marschierten ohne Ahnung dessen, was sich ereignen werde, auf ein

eine Viertelstunde vom Dorfe entfernter Feld. Auf dem Felde wurde ein weites Viereck gebildet, dessen eine Seite offen war, an dieser Seite befand sich ein Baum unter diesem ein Bündel Stroh. Da, nachdem die Aufstellung beendet, erblickten wir vom Dorfe her einen kleinen Trupp, in dessen Milte man den Geistlichen an seinem dunklen Gewände sowie einen Arrestanten deutlich erkannte, umgebe» von einem Offizier und 7 Mann. Ich, wurde uns mit einem Male furchtbar klar, um was es sich handelte. Ein Soldat hatte sich tags zuvor eine Subordination zu Schulden kommen lasse» und sollte heute standrechtlich erschossen werden. - Standrechtlich erschossen" wie schauerlich klingt cs, besonders wenn es einem Kompagniekameraden gilt. Eine feierliche unheimliche Stille lag über den Bataillonen, nur unterbrochen von dem tief ergriffenen Obersten, welcher eine kurze würdige An­sprache über den traurigen Zweck von seinem und des Regiments Hiersein hielt. Immer näher kam der anscheinend' sichern und festen Schrittes schreitende Deliqnent mit dem Exekutionskommando dem Regi- menle, vielleicht ahnte er das schwere Ur­teil nicht oder glaubte er nicht an dessen Vollstreckung. Jetzt hatte er die Mitte des Vierecks erreicht. Der Auditor ver­las das Urteil des Kriegsgerichts. In tiefer Stille lauschte das Regiment den starren unerbittlichen Worten. Das Todes­urteil war gesprochen, der hölzerne Stab, als Sinnbild des Todes über dem Haupte des Verurteilten gebrochen. Da richtete sich der Unglückliche auf und bat mit angsterregter flehentlicher Stimme um Gnade. Aber so schmerzlich erregt und ergriffen der Oberst war, er konnte chm keine Gnade gewähren. Ein kurzer be­stimmter BefehlTreten Sie an den Baum und sterben Sie männlich wie es einem Soldaten geziemt" war die Erwiederung. Noch einmal richtete sich der Deliquent auf, wie wenn er noch sprechen wollte, gleichzeitig aber wirbelten auf ein gegebenes Zeichen die Trommeln, er wurde zum Baume geführt, an denselben gebunden und während der Geistliche noch Trost­worte an ihn richtete, krachten 4 Schüsse und leblos knickte er in seinen Banden zusammen. 3 weitere Schüsse folgten den ersten. 4 Kugeln hatten die Brust, die 3 letzten das Gehirn durchbohrt. Die Exekution war vorüber. Mir zitterten die Kniee, bange schlug mir das Herz, niemals in meinem Leben werde ich diesen Tag vergessen. Unser wackerer Feld­prediger versuchte eine Ansprache zu halten, war aber vor Aufregung und Schmerz kaum eines Wortes mächtig Wieder wirbelten die Trommeln, dumpf erschollen die Kommandos zum Abmarsch und ernst und still rückten wir wieder in unsere Quartiere ein, nicht aber uns des Rast­tages zu freuen, sondern wehmütig traurig,

welche Stimmung uns auch trotz dem freundlichsten Entgegenkommen unserer Quartiergeber nicht verlassen wollte.

(Von einem Freunde unseres Blattes und Augen­zeugen des Vorgangs mitgeteilt.l

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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.