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ihnen hatte 2 Revolverschüsse auf den Hund abgefeuert, doch war derselbe noch nicht völlig getötet. Da wollte der eine durch einen Tritt auf den Hals des im Verenden begriffenen Hundes dessen schleunigen Tod herbeiführcn, während der andere sich anschickte, einen neuen Schuß abzugeben. In dem Augenblicke, als ersterer sich dem Tiere näherte, gieng der Schuß los und traf den Unglücklichen, welcher sofort bewußtlos zusammenstürzte. Die Kugel war in die Schläfe gedrungen; sofort wurde ärztliche Hilfe herbeigeholt und es gelang noch den 2 Aerzten, die Kugel zu entfernen. Der bedauernswerte junge Mann ist, wie wir nachträglich erfahren, trotz größter Müheleistung der Aerzte seinen Wunden erlegen. (Pf. B.)
Württemberg.
Stuttgart, 18. Mai. Seine Majestät der König machte gestern nachmittag einen Spaziergang ohne Begleitung auf der Planie und dem Schloßplatze und besichtigte die Fundamentierungsarbeiten zum Herzog-Christof-Denkmal, worüber sich Seine Majestät von dem gerade anwesenden Architekten Rösch genaue Auskunft erteilen ließ. (St.-A.)
Stuttgart, 17. Mai. Heute kam die Kammer der Abgeordneten mit der Beratung des Eisenbahnetats zu Ende. Eine Reihe von Petitionen von niederen Eisenbahnbediensteten. welche sämtlich auf ökonomische Besserstellung abzielen, wurde der Regierung zur Erwägung mitgeteilt und Ministerpräsident Dr. Frhr. v. Mittnacht betonte, daß diese Erwägung eine wohlwollende sein solle. Ein Novum bei der württ. Dampfschifffahrt auf dem Bodensee ist, daß sie einen seemännisch gebildeten Assistenten in der Person eines ehemaligen Kapitünlieutenants der kaiserlichen Marine anqestellt hat. Hoffentlich werden dann die vielen Schiffsunfälle aufhören.
Stuttgart, 15. Mai. Heute' begann in der zweiten Kammer die Beratung desEisenbahnetats, welcheMinisterpräsident Dr. Frhr. v. Mittnacht mit einem längeren Expose über die Lage unserer Verkehrs- austalten, die nach einer Reihe von Jahren, in welchem wir aus dem Defizit nicht herauskamen, eine glänzende genannt werden kann, einleitcte. 1888/89 beliefen sich die Gesamteinnahmen unsererVerkehrsanstalten auf 33 099 923 Mark und überschritten den Voranschlag um 3 920 000 Der Reinertrag belief sich auf 16 406 799 ^ oder gegen den Voranschlag mehr 2 993 601 Mark. Einmütiger Beifall gab sich kund, als der Ministerpräsident die Mitteilung machte, daß das thatsächliche Eisenbahn- defizit, d. h. die Differenz zwischen dem Zinsenbedarf der Eisenbahnschuld und dem Eisenbahnreinertrag, das 1880/81 4 600 000 -/lL, im Jahre 1887/88 nur noch 13 000 cM betrug, im Jahre 1888/89 gänzlich verschwunden ist und einem Ueber- schuß von 790 895 Platz gemacht hat. Diese Besserung unserer Eisenbahn-Einnahmen glaubte der Minister, abgesehen vor unvorhergesehenen Ereignissen, als eine dauernde bezeichnen zu können.
Stuttgart, 18. Mai. Der Präsident des Berwallungsgerichtshofes, Geheimrat v. Mohl, feierte gestern im Rückblick auf
seinen am 17. Mai 1829 erfolgten Eintritt in den Staatsdienst das 60jährige Dienstjubiläum, v. Mohl, der jetzt im 86. Jahre steht, wurde am 3. Oktober >803 zu Herrenberg geboren.
Stuttgart, 18. Mai. Die Trauben vermögen gewaltige Fortschritte zu machen, da auch die letzte Nacht, wie schon mehrere vorangegangene, eine Wärme von 12 bis 13" U. gebracht. Die Frühtrauben sind ganz auffallend zahlreich; die Vorteile einer frühen Blüte kommen dem heurigen Jahrgang zu Gute, wenn nicht etwa ein Rückschlag in der Witterung eintritt. Daß wir wenig Birnen zu erwarten haben, liegt in der Natur der Sache; die Bäume haben sich vergangenes Jahr in ihrem überaus reichen Erträgnis erschöpft. Dagegen vernimmt man von verschiedenen Seiten, daß an Aepfeln zum Teil ein immerhin nicht unbedeutender Ertrag zu erwarten sei. An Kirschen steht allem Anscheine nach ein reicher Segen in Aussicht. (S. M.)
Fellbach, 15. Mai. Ihre Kgl. Majestät hat in huldvollster Weise ein in Nizza in Diensten gestandenes Mädchen, namens Babette Müller, das wegen Krankheit im dortigen evangel. Asyl untergebracht war und bei einem durch unsere geliebte Landesmutter diesem Spital abgestatteten Besuche den Wunsch nach ihrer württembergischen Heimat kund that, mit dem die Kgl. Herrschaften führenden Kgl. Reisezüge nach Stuttgart verbringen lassen. Das Mädchen, welches daselbst von ihren hier wohnenden Angehörigen empfangen und hierher verbracht wurde, ist über diese königliche Huld und landesmütterliche Fürsorge voll von ehrfurchtsvollstem Danke.
i,W. L.-Ztg.)
H c i d c n h c i m, 15. Mai. Der 12- jährige Sohn des Müllers zu Schnaitheim gieng gestern abend mit dem Mahlknecht in die Wasscrstube der Mühle, glitt aber ans den nassen Brettern aus und siel ins Wasser. Die Schaufeln des mittelschläch- tigen Wasserrades ergriffen den unglücklichen Knaben und zerrissen ihm das Fleisch am Bein und Unterleib auf gräßliche Weise, so daß sein Zustand recht besorgniserregend ist.
Bietigheim, 15. Mai. Seit heute früh wird das 5jähr. Söhnchen des Bierbrauers Mosthaf von Großingersheim vermißt. Dasselbe verfolgte bis in die Nähe der hiesigen Stadt dis Wägen einer Schauspielertruppe, von da an aber gieng jede Spur von demselben verloren. Obgleich die ganze Umgebung nach demselben durchforscht wurde, so konnte dasselbe doch bis heute nacht nicht aufgefunden werden, zum großen Jammer seiner Eltern, die erst vor zwei Jahren ein Kind durch Ertrinken im Neckar verloren haben. (W. L.-Ztg.)
MiiyM'n.
Im WriesterHause.
Eine Jugend-Erinnerung.
(Nachdruck verboten.)
(Forlsetzung.)
Seltsam! Die unheimlichen Vorstellungen, die vor meiner Phantasie heraufbeschworen wurden, steigerten nur meine
Begierde, dies fremde Gebiet zu betreten, „Du, Adele", flüsterte ich scheu, „wenn man doch die Bilder sehen könnte!" - „Nun, warum nicht?" sagte die Kleine keck, „die Gartenthür ist offen, denn c-z sind Leute durchgegangen, um Trauben zn kaufen, der Gärtner ist weiter hinten mit Abschneiden beschäftigt, niemand sieht ml, wenn wir hineingehen, und ins Hm; kommen wir auch unbemerkt. Fürchte; du dich etwa?" „Nicht ein bischen", l°z ich, „und du?" — „Schon lange nicht; der verrückte Kaplan soll nur komim, wir laufen nicht davon, wie der Zinnncv mann. Also vorwärts, hinein in den Garten." — Die Sache war mir gar nicht geheuer, aber zu der Begierde, dal Innere des Priesterhauses zu sehen, gesellte sich die falsche Scham, die Furcht, "hiM Adelens Mut zurückzustehen. Hand in Hand betraten wir den Garten und durcheilten die dichtbelaubten Seitengänge, ohne der wahrhaft schönen Anlage und der entzückenden Blumenpracht mehr als einen flüchtigen Blick zu schenken; Hand in Hand überschritten wir die Schwelle des Hauses. Ein feierlich stiller, kühler Raum nahm uns auf; breite Steinquadern deckten den Flur, die breite Treppe war gleichfalls von Stein. Eine weitgcöffneteThm ließ in einen großen mit Springbrunnen und grünumrankten Säulen geschmückten Hof sehen, über dessen Mauer dieBaum- wipfel des Hintergartens ragten. An verschiedenen Seiten des Flurs befanden sich kleine, festverschlossenc Thüren, durch die aber kein Ton drang. Alles still, nur das Rauschen der Bäume, das Plätschern des Springbrunnens ließ sich hören, türmt dem Besteigen der Treppe das Geräusch unsrer Tritte sich in erschreckender Deutlichkeit dazu gesellte. Tapp, tapp, gieng es laut und hallend, obgleich wir nur mit den Fußspitzen auftratcn; tapp, tapp! wiederholte das Echo von allen Seilen; es schien uns eine Ewigkeit, bis wir die letzte Stufe überschritten. Da war der Korridor, der zum Schauplatz des zimmermeisterlichen Heldenmutes geworden und dessen Geheimnissen mein kleines Herz in banger Erwartung entgegenschlug. Ein riesiges Kruzifix stand gleich am Anfänge, und mir war, als blicke das bleiche Antlitz des Erlösers vorwurfsvoll auf uns herab. Dann reihten sich längs der Wände die lebensgroßen Bilder von Mönchen, Heiligen, Prälaten, alle in Gewandung und Hintergrund star! nachgedunkelt, während die Gesichter farblos geworden waren, was in der That einen geisterhaften Eindruck machte. Nach den büßenden Mönchen suchend, durchschritten wir leise die sich vielfach abzweigenden Gänge, bis eins der Gemälde unsre Neugierde befriedigte. Da war endlich ein solcher Mönch; mit verzücktem Blick, das fleischlose Antlitz erhoben, schwang er die Geisel, an der sich bei sonst verblaßten Farben eine grellrotc Blutspur erhalten hatte. Wahrhaftig, rotes Blut; auch am Körper rieselte es in schmalen Bächlein nieder.
(Fortsetzung folgt.)
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.
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