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Waldenburg, 15. Mai. Nachdem gestern abend ein Bataillon Infanterie znm Schutze gegen etwaige Ruhestörungen aus Freiburg eingerückt, traf heute nach­mittag zur Verstärkung ein weiteres Bataillon aus Schweidnitz ein. (F. I.)

Der Zustand der seit Wochen schwer erkrankten Königin-Mutter von Bayern läßt leider das Schlimmste be­fürchten und begab sich deshalb Prinz- Regent Luitpold am Dienstag abend an das Krankenlager der hohen Frau in Schloß Hohenschwangau.

Vom 1. Juni an wird der neueinge­richtete Orient-Expreßzug Berlin- Pest-Konstantinopel und Berlin-Nisch- Salonichi zunächst wöchentlich einmal gehen. Die Fahrzeit von Berlin nach Konstanti­nopel beträgt 62 Stunden, die von Berlin nach Salonichi 52 Stunden.

P e t e r s w a l d a u, 16. Mai. Von gestern miltag 2 Uhr ab wurde die Gegend des Eulengebirges von einem furchtbaren Unwetter heimgesucht Die Felder und Saaten wurden durch wiederholte Hagel­schauer und wolkenbruchartigen Regen verwüstet; Dörfer sind überschwemmt.

Hamburg, 15. Mai. Heute mittag fand die feierliche Eröffnung der Gewerbe- und Industrie-Ausstellung statt.

Bingen, 13. Mai. (Stand der Weinberge.) In Folge der vorzüglichen Witterung der letzten Woche haben sich die Weinberge in unserer Gemarkung und den Nachbargemeinden herrlich entwickelt. Die Gescheine wachsen so zahlreich und kräftig heraus, daß es eine wahre Lust ist. Wenn das warme Wetter andauert, werden wir Ende Mai Traubenblüte haben. Ein so frühzeitiger Termin für die Blüte ist zumeist nur in den besten Weinjahren, insbesondere 1862, 1865 und 1868 be­obachtet worden. (F. I.)

Metz, 14. Mai. In der ersten Hälfte des Monats Juni findet für den zurück­tretenden Reichstagsabgeordneten Antoine eine Neuwahl statt, zu welcher Wein- Händler Lanique, Mitglied des Gemeinde­rats und Bezirkstags, seine Kandidatur aufstellt. Lanique ist geborener Metzer, steht aber auf dem Boden des Frankfurter Friedens und war der erste Eingeborene, dessen Sohn deutscher Reserveoffizier wurde.

Vom Glöckelsberg (Elsaß), 14. Mai. Bei uns sind dieses Jahr die Maikäfer so massenhaft aufgetreten, daß von den vielen Obstbäumen, welche die Abhänge des Berges bewalden, eine bedeutende Anzahl statt im Frühlingsschmuck kahl wie im Winter dasteht.

Karlsruhe, 14. Mai. Anläßlich der Durchfahrt Sr. M. des Königs von Italien durch Karlsruhe wird auf dem hiesigen Bahnhofe ein kleiner militärischer Empfang stattsinden ; die hiesige Generalität wird dem Vernehmen nach sich zur Be­grüßung des Monarchen einfinden.

Karlsruhe, 12. Mai. Wie die Rhein.-Westf. Ztg." aus guter Quelle hört, sind die Demolierungsarbeiten an der ehemaligen Bundesfestung Rastatt plötzlich eingestellt worden. Es heißt jetzt, wie dieBad. Landesztg." erfährt, die genannte Festung soll nicht nur nicht ge­schleift werden, sondern unter Einbezug

der östlichen Höhen den neuzeitigen Be­festigungszustand erhalten.

Der Hüter einer einsamen Bergvilla bei Herdern, Amt Freiburg, wurde am Dienstag erschossen aufgefunden. Ein­brecher hatten dem Hüter den Revolver entrissen und alle Wertsachen geraubt. Württemberg.

Stuttgart. Ihre Majestät die Königin siedeln am Freitag auf einige Zeit nach der Villa Berg über. Zu gleicher Zeit werden auch I. Kaiserl. Hoheit Frau Herzogin Vera mit den Prinzessinnen Töchtern daselbst Wohnung nehmen. Ihre Maj. die Königin beabsichtigen, wie aus Vaihingen a. E. gemeldet wird, noch im Laufe dieses Monats dem neuerbauten Schloß Höchstihres Obersthofmeistcrs Frhrn. v. Reischach in Nußdorf einen Besuch ab­zustatten.

Mit dem Ablauf des Schuljahres 1888/89 wird eine Anzahl von Zöglingen in die Ackerbauschulen zu Hohenheim,- wangen, Ochsenhausen und Kirchberg aus­genommen. Diejenigen Jünglinge, welche in die eine oder die andere Ackerbauschule einzutreten wünschen, haben sich innerhalb 4 Wochen je bei dem Borsteheramt der betr. Anstalt unter den üblichen Vor­schriften zu melden. Die Bewerber, welche nicht durch besonderen Erlaß zurückgewiesen, werden, haüen sich am Montag den 8. Juli, morgens 7 Uhr zur Erstehung einer Vorprüfung in Hohenheim einzufindcn. (s. Staatsanz. Nr. 114.)

Stuttgart, 15. Mai. In der Sitzung der Kammer der Abgeordneten stand heute der Ertrag der Domänen auf der Tagesordnung. Bei Kap. 112: Aus Forsten bringt Sachs die Frage der Laub­streu zur Sprache. Rath wünscht baldige Weisungen in derselben Richtung. Im Sinne weiterer Verwilligung von Laub­streu sprechen Gabler, Wendler, Auer, Rathgeb, sodann Leemann. Schosser be­merkt, in seiner Gegend ziehe man Nadel- und Sägmehlstreu vor. Staatsminister v. Renner: Es sei von Seiten der Regierung bezüglich der Laubstreu alles, was möglich sei, geschehen. Die letzten Jahre seien außerordentlich ungünstig gewesen. Solche Weisungen, wie sie Rath verlange, seien schon mehrfach an die Forstämtcr gegangen. Die Regierung habe ein Herz für die Landwirtschaft und ihr Bestreben fei, Len Biehstand im Lande, der in den letzten Jahren sehr zurückgegangen sei, wieder zu heben. Im Jahre 1888 seien 248 000 Zentner Streu aller Art aus den Staats­waldungen abgegeben worden; der Zcr. zu 70 für 1889 wurden genehmigt nahezu 300000 Zentner zur Abgabe. Es seien bei den Forstämtern Vorkehr­ungen getroffen, daß es möglich ist, alle Bedürftigen möglichst gleichmäßig berück­sichtigen zu können. Redner bespricht so­dann den großen Gewinn, welchen die Leute aus der Buchelnernte gezogen haben und erläutert eingehend die Verhältnisse der Torfstreu. Verpflichtet sei der Staat zur Abgabe von Laubstreu nicht wegen der von ihm geleisteten Ablösungsgelder, aber er (Redner) stelle in Anssicht, daß die Forstverwaltung alles thuc, was in ihren Kräften stehe, nur die Leute auf dem Lande zu befriedigen.

Stuttgart, 16. Mai. Die Aus­stellung von künstlerisch behandelten Holz­arbeiten, welche vom württ. Kunstgewerbe- verein veranstaltet und vom 1. Juni bis Mitte August im Königsbau dem Besucht offen gehalten wird, dürfte von 80 bis 90 Ausstellern mit annähernd 200 Gegen­ständen beschickt werden. Die Mannig­faltigkeit der ausgestellten Gegenstände wird eine sehr beträchtliche sein.

Stuttgart. Bei Valzachi sind heute wieder Kirschen eingetroffen, das Pfund kostet l.50.

Der Mörder des, wie gemeldet, in einem Wäldchen bei Oehrin gen ge­fundenen Dienstmädchens ist jetzt verhaftet. Es ist der Sohn eines »ermöglichen Bauern von einem bei Metzdorf gelegenen Hof; derselbe hatte mit der Ermordeten ein Verhältnis unterhalten, das nicht ohne Folgen blieb. Weil er sein Eheversprechen nicht halten wollte, suchte er sie aus dem Wege zu schaffen und lauerte ihr bei dem Heimweg auf, wo er sie mit zahlreichen Messerstichen tötete.

Oehringen, 16. Mai. Der seit vorgestern wegen des Mords bei Mezdorf verhaftete 29 I. alte ledige Bauer und Metzger Georg Hörcher von Orbachshof hat, nachdem er gestern abend ein längeres Verhör bestanden, über Nacht in feiner Zelle unter Benützung der mit dem Ober­licht verbundenen Aufzugskette durch Er­hängen seinem Leben ein Ende gemacht und damit die schweren gegen ihn vor­liegenden Schuldanzeigen bestätigt.

(S. M.)

Das Wirtschaftsgebäude zum englischen Garten in Hall ist abgebrannt.

Nagold. Am letzten Sonntag trafen sich hier eine größere Anzahl von Ge­meinde- und Korporations-Beamten des Schwarzwaldkreises. Zweck dieser Ver­sammlung, welche vierteljährlich abgehalten wird, ist: Pflege der Kollegialität und nebenbei gegenseitige Besprechung von Fragen, welche an diese Beamte bei An­wendung der Gesetze re. herantreten.

Altbulach, 14. Mai. Gestern feierte Hr. Schullehrer Gärtner hier das Jubi­läum seines 25jährigen Wirkens hier.

Die Gewitter mit Blitzschlägen mehren sich, die Berichte hierüber aus verschiedene» Gegenden bilden eine stehende Rubrik. Letzten Freitag schlug auch in Dobe,l der Blitz in das Haus des Haucrobmanns Wacker, richtete in demselben erhebliche Zerstörungen an und tötete im stalle eine Kuh. Glücklicherweise blieben die Be­wohner verschont.

Neuenbürg, 16. Mai. Von einem Leser des Euzth. wird uns mitgeteilt, daß an einer Kamerz auf der Schwarzloch­fabrik sich einzelne Traubenansätze befinden. Ausland

Für Holland drohen in seinen indischen Besitzungen abermals krieger­ische Verwickelungen mit den Eingeborenen.

London, 13. Mai. Die erfolgreiche polizeiliche Razzia gegen die als Spiel­höhlen bekannten Westendklubs macht viel Aufsehen. In dem Fieldklub wurde" 35 000 Pfund Sterling auf dem Spiel­tisch beschlagnahmt und die Lords Dudley, Lurgan und Paulet nebst anderen be­kannten Personen verhaftet.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.