fiini-Verei» üieneMiL.

Diejenigen passiven Mit­glieder, welche sich an den Freiübungen beim An- tnrnen beteiligen wollen, werden ersucht, Sonntag morgens 8 Uhr auf dem Turnplatz zu er­scheinen.

Aktive Turner und Zöglinge haben Samstag abend und Sonntag morgen vollzählig zum Turnen zu kommen.

Der Turnwart.

Tmmr-Gesang-Vereiii.

Nächsten Sonntag:

A»ssl«s «ach Diktliagk«.

Sammlung bei Fr. Holzäpfel. Abmarsch Punkt 1 Uhr.

Hiezu werden sämtliche Mitglieder des Turnvereins frcundlichst eingeladcn.

Neuenbürg.

Für die rühmlichst bekannte

Uracher Naturbleiche

übernimmt auch Heuer wieder Gegenstände und sichert beste Besorgung zu.

Carl Mahler.

9 Tage

Mit den neuen Schnelldampfern des

Norddeutschen Lloyd

kann man die Reise von kivinen nach Heinvrlk«

machen. Ferner fahren Dampfer des

Norddeutschen Lloyd

I O stasie n I

Näheres bei dem General-Agenten

VLoininKvr,

Stuttgart,

oder dessen Agenten:

Theodor Weiß, Neuenbürg.

,_Ernst Schall a. M. Calw.

Ooi»1«küvl,IvIn

w allen Lorten bei ünk. U 6 6 k.

Kronik.

Deutschland.

Berlin, 14. Mai. Heute nachmittag wurde die Abordnung der Knappenvereine im Ruhr-Kohlen-Gebiet, die Bergleute Schröder, Bunte und Siegel, im Fahnen­saale des Schlosses vom Kaiser empfangen. Nachdem zunächst Bergmann Schröder als Sprecher der Abordnung Sr. Majestät Dank für die Gewährung der Audienz ausgesprochen und die Grüße der Knapp­vereine überbracht, sowie das Wohlwollen des Kaisers für die Wünsche der Arbeiter erbeten halte, erklärte derselbe auf die Frage des Kaisers, was für Forderungen von den Arbeitern erhoben würden: Wir fordern, was wir von unfern Vätern er­erbt, nämlich 8stündige Schicht. Aus die Lohnerhöhung legen wir nicht besonderen Wert; die Arbeitgeber müssen mit uns verhandeln, wir sind nicht starrköpfig. Sprechen Ew. Majestät nur ein Wort, so würde es sich gleich ändern, manche Thräne würde getrocknet sein. Hierauf erwiederte der Kaiser ungefähr folgendes: Jeder Unterthan, wenn er einen Wunsch oder eine Bitte vorbringt, hat selbstver­ständlich das Ohr seines Kaisers; das habe ich dadurch gezeigt, daß ich der Depu­tation gestattet habe, hierherzukommen, um ihre Wünsche persönlich vorzutragen. Ihr habt Euch aber ins Unrecht gesetzt, denn die Bewegung ist eine ungesetzliche, schon deshalb weil die 14tägige Kündi­gungsfrist nicht eingehalten wurde, nach deren Ablauf die Arbeiter gesetzlich be­rechtigt gewesen sein würden, die Arbeit einzustellen. Infolge dessen seid Ihr kontraktbrüchig; selbstverständlich reizte und schädigte dieser Kontraktbruch die Arbeitgeber, ferner sind Arbeiter, welche nicht streiken wollten, mit Gewalt oder durch Drohung verhindert worden, die Arbeit fortzusetzen; sodann haben sich einzelne Arbeiter an obrigkeitlichen Or­ganen und fremdem Eigentum vergriffen, sogar der zu deren Sicherheit herbeige­rufenen militärischen Macht in einzelnen Fällen thätlichenWiderstand entgegengesetzt; endlich wollt Ihr, daß die Arbeit erst dann gleichmäßig wieder ausgenommen werde, wenn auf allen Gruben eure sämt­lichen Forderungen erfüllt sind. Was die Forderung selbst betrifft, so werde ich diese durch meine Regierung genau prüfen und Euch das Ergebnis der Untersuchung durch die dazu bestimmten Behörden zu­gehen lassen. Sollten aber Ausschreit­ungen gegen die öffentliche Ordnung und Ruhe Vorkommen, sollte sich ein Zusammen­hang der Bewegung mit sozialdemokratischen Kreisen Herausstellen, so würde ich nicht im Stande sein, Eure Wünsche mit meinem königlichen Wohlwollen zu erwägen, denn für mich ist jeder Sozialdemokrat gleich­bedeutend mit Reichs- und Vaterlands­feind. Merke ich daher, daß sich sozial­demokratische Tendenzen in die Bewegung mischen und zu ungesetzlichem Widerstande anreizen, würde ich mit unnachsichtlicher Strenge einschreiten. Fahret nun nach Hanse, überlegt was ich gesagt, sucht au Eure Kameraden einzuwirken, daß die­selben zur Ueberlegung zurückkehren. Vor Allem aber dürft Ihr unter keinen Um­ständen solche von Euren Kameraden,

welche die Arbeit wieder aufnehmen wollen, daran hindern. Bergmann Schröder prach nochmals seinen Dank aus für die gewährte Audienz.

* Die Vertreter der streikenden Berg­leute haben also an allerhöchster Stelle einen nicht unfreundlichen Empfang ge­funden und das Versprechen einer gerechten und eingehenden Würdigung der Forder­ungen der Streikenden seitens der Regier­ung erhalten. Wenn aber die feiernden Arbeiter geglaubt hatten, der Kaiser würde ich ohne Weiteres auf ihre Seite stellen, o war dies ein Irrtum; vielmehr hat der kaiserliche Herr das durch die Kontrakt­brüchigkeit bewiesene ungesetzliche Verhalten der Streikenden und die von ihnen be­gangenen. allerdings nur vereinzelten Aus­schreitungen offen getadelt und zugleich zu verstehen gegeben, daß er mit unnach­sichtlicher Strenge gegen die Bewegung einschreiten würde, falls sich mit derselben sozialdemokratische Bestrebungen verquicken sollten. Diese kaiserlichen Worte verdienen jedenfalls ernsteste Beachtung.

Wie man in parlamentarischen Kreisen hört, bewegen sich die Beschlüsse, die das Staatsministerium in wiederholten Berat­ungen bezüglich der rheinisch-westfälischen Streikbewegung gefaßt hat, in der Richtung, daß für einen ausreichenden militärischen Schutz der Streikbezirke gesorgt werde, insbesondere auch für den Schutz der­jenigen Arbeiter, die sich der Bewegung nicht angeschlossen haben. Ferner sollen schleunige und umfassende Vorkehrungen getroffen werden, um einem Kohlenmangel und damit dem Stillstehen von industriellen Anlagen aller Art möglichst vorzubeugen. Von der Verhängung des Belagerungs­zustandes soll so lange Abstand genommen werden, als unmittelbare Gefahren für Leben, Eigentum und öffentliche Ordnung in den Streikgebieten nicht vorliegen.

Dortmund, 14. Mai. Der Streik ist im Zunehmen; Ruhestörungen sind nicht vorgekommen. Manche Arbeiter sind willig, wieder anzufahren, falls sie bei dem Schichtwechsel Schutz erhalten. Zum Schutze zweier Gruben bei Höntrop soll Militär stationiert werden. Auch im Kreise Hagen streiken 3 Belegschaften mit 1000 Mann, meistens ruhige Leute, sie hatten bisher keinerlei Lohnerhöhung ge­fordert, sind aber von anderen überredet worden; sie sagten indessen zu, die Förderung fortzusetzen, so daß die Wasser­haltungsmaschinen mit Kohlen versorgt werden können. (S. M.)

Essen a. d. Ruhr, 14. Mai. Heute herrscht überall Ruhe. Morgen reist die Abordnung der Bergwerksbesitzer nach Berlin, um eine Audienz bei dem Kaiser nachzusuchen.

Essen, 16. Mai. Nach der Rhein.- Westf. Z. wird die Lage in den Kohlen­revieren sichtlich besser, wenn auch eine wesentliche Veränderung noch nicht ein­getreten ist. Auf vielen Zechen hat sich die anfahrende Zahl vermehrt, auf mehreren erheblich.

Aachen, 16. Mai. Dem Echo zu­folge ist der Ausstand auf den Gruben Zentrum und Nothberg seit gestern Mit­tag beendet. Die Verwaltung gewährte Aufbesterung der Löhne.