deshalb bereits grün. Der Blumenmarkt ist nahezu vollständig ausgestattet, insbesondere mit Setzware. Neu sind die ersten im Freien gewachsenen Sterne. Auf dem Fischmarkt neu der Maifisch (zu 80 und der Aal. (S. M.)
Stuttgart. Im Nill'schen Tiergarten hatte der Elefant am Ostersonntag Herrn Nill einen Schreck eingejagt. Derselbe hatte sich abends — statt wie er sonst pflegt zu stehen — zu Boden gelegt und war am Sonntag früh nicht mehr aufzubringen. Wie im vorigen Jahre mußte der Koloß mit Flaschenzügen in die Höhe gewunden werden, eine mühsame aber von Erfolg gekrönte Arbeit.
Stuttgart. Neues im Landes- Gewerbemuseum. Eine Kollektion geschliffener Halbedelsteine, und zwar: ein Stück Nephrit in Form eines Papiermessers, ein Stück Orsk Agat in Form einer ovalen Aschenschale, je ein Stück Obsidian, Labrador von Kieff, Avanturin, kaukasischer Jaspis, Fleisch-Jaspis, versteinertes Holz, Rhodonit und Siegel- Jaspis in Form von Briefbeschwerern; sämtlich von C.F. Woerffel in St. Petersburg. — Eine cylinderförmige Vase von Majolika mit farbiger Glasur, Spritzfeuerfarben; ein Löffel von Renntierknochen mit Schnitzarbeit; ein Paar Messer mit Holzgriffen in einer Lederscheide; eine runde Broche von Silber, gepreßt, in nordischem Stil; eine Brieftasche von naturfarbigem Kalbleder in geschnittener und gepunzter Arbeit; aus Finnland. — Ein Cigaretten-Etui von Birkenmaser, poliert; von A. Perestoronine in Wiatka (Rußland.) — Ein Cigaretten-Etui von Papiermachv mit Lackmalerei „russische Bäuerin"; von Wichnjakoff in Moskau. — Ein messingener Wandarm für Glühlichtbeleuchtung; ein messingener Hand- lcuchter mit verstellbarem messingenem Lichtschirm; von Chr. A. Wagner in Kopenhagen. — Ein Wasserhahnen (Delphinhahnen), vernickelt; von Lund und Lawerentz in Kopenhagen. — Eine Milchtransportkanne von Weißblech, rund, für 30 Liter; eine desgl., viereckig, für 20 Liter; von Glud u. Marstrand in Kopenhagen. — Zwei Bentilationsvorrichtungen, rund und viereckig, mit durchbrochenen Gußplatten, schwarz lackiert; von Marstrand und Rubow in Kopenhagen.
Tübingen, 22. April. Der Stuttgarter Radfahrer-Klub machte 18 Mann stark einen Ausflug hieher. Mit bewunderungswürdiger Raschheit und Eleganz fuhren die Gäste auf dem Marktplatze vor dem Gasthof zum Lamm auf, wo sie sich einquartierten, um heute die Rückfahrt anzutreten. Die Strecke von Stuttgart hieher wurde in 2 '/s Stunden zurückgelegt.
Großbottwar, 22. April. In Poppenweiler OA. Backnang schlug der Blitz am Ostersonntag nachmittag in eine abgesondert stehende Scheuer. Dieselbe brannte bis auf den Grund nieder. Bei dem Brande konnte nicht das mindeste gerettet werden, zudem sollen auch einige Stück Rindvieh umgekommen sein.
Neuenbürg, 25. April. Infolge der Notiz in der letzten Nummer über den bedauerlichen Unglücksfall in der Hafnersteige wird uns von mehreren Seiten mit
geteilt, daß der dem fragl. jungen Mann gemachte Vorwurf: „er habe den Bund Heu herausgeworfen, ohne vorher auf die Straße zu sehen", nicht gerechtfertigt sei. Es sei vielmehr vor dem Herabwerfen Signal gegeben, das Kind von einigen Augenzeugen gewarnt und auch von Jemand zurückzuhalten versucht worden. — Wie die letzte, geben wir auch diese Darstellung in unparteiischer Weise den Lesern unseres Blattes wieder, die Beurteilung des ganzen Sachverhalts denselben überlassend.
O e st e r r e i ch.
Wien. Die Feiertagsruhe ist diesmal in der österreichischen Hauptstadt arg gestört worden. Die Tramway-Kutscher hatten für die Ostertage einen Strike vorbereitet, in der Erwartung, daß ihnen angesichts des drohenden Ausfalls der Festtags-Einnahmen ihreForderungen leicht bewilligt werden würden Der Strike wurde Sonntag Morgen begonnen. Auf den einzelnen Depotplätzen der Pferdebahn sammelten sich große Menschenmassen an und es kam zu sehr ernsten Conflikten mit der Polizei. Abends mußte eine Abteilung Dragoner aufgeboten werden. Als diese aufmarschierten, wurden sie von der johlenden Menge mit einem Steinhagel empfangen. Mit Säbelhieben wurde die Menge endlich auseinander getrieben. Zahlreiche Verhaftungen fanden statt. Die Ruhestörungen wurden abends überaus bedenklich, aus Fenstern und von den Dächern vieler Häuser flog auf das Militär ein Steinhagel, worauf Dragoner in die Menge ritten und sie durch Säbelhiebe auseinandersprengten. Der Pöbel machte mehrfache Plünderungsversuche. Das Publikum nimmt Partei für die Kutscher.
Wien, 25. Apr. Der Ausstand ist beendet. Der gestrige Abend verlief in Folge militärischen Massenaufgebots verhältnismäßig ruhig. Der Gemeinderat beschloß Bestrafung der Trambahngesellschaft mit 50 000 fl. Kautionsverlust und 10 000 fl. für jeden weiteren Tag Verkehrsstörung. (S. M.)
Ausland.
Brüssel, 24. April. Boulangcr ist um 6^/4 Uhr früh mit seiner Begleitung via Ostende nach London abgereist.
*Boulangerhat nunmehr „der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe", die Gastfreundschaft der belgischen Hauptstadt mit derjenigen Londons vertauscht. Am Mittwoch verließ Boulanger, begleitet von seinem Generalstabe, Brüssel mittelst Extrazuges, wie es sich einem Präsidenten gebührt, und reiste nach Ostende, wo er sich mit seinen Getreuesten auf einem Extradampfer nach England einschiffte.
Wie die „B. N. N." erfahren, wird sich der deutsche Botschafter in Paris, Graf Münster, demnächst auf Urlaub begeben. Er wird durch diesen „zufälligen" Umstand verhindert sein, der Eröffnung der Pariser Weltausstellung bcizuwohnen. Ebenso dürften noch andere in Paris beglaubigte Botschafter durch ähnliche „Zufälle" dieser Eröffnungsfeier ferngehalten werden.
Paris, 23. April. Gestern abend wurde der von der Polizei schon seh einiger Zeit gesuchte Anarchist Souday verhaftet; zugleich wurde in seiner Wohnung eine neue Suche vorgenommen und eine Anzahl von Schriftstücken beschlagnahmt, aus welchen hervorgeht, daß dichr gemeingefährliche Mensch schon seit ei» Jahre im Solde Boulangers stand.
Der „Köln. Ztg." wird aus Petersburg gemeldet: Den französischen Behauptungen gegenüber kann bestimmt vn- sichert werden, daß weder der Zar noch ein russisches Geschwader Frankreich während der Ausstellung besucht.
* Am Ostermontag hat im fernen Westen Amerikas eine so seltsame und aufregende Szene gespielt, wie sic eben nur auf dem Boden der „freien Union" Vorkommen kann. An diesem Tage mittags wurde laut Bundesbeschluß das bislang den Indianern reserviert gewesene Gebiet von Oklahoma, nördlich von Texas gelegen, kostenlos weißen Ansiedlern überlassen. Schon Wochen- und monatelang lagerten deshalb an den Grenzen des Gebietes, die von Bundestruppen bewacht wurden, mehr als 50 000 Menschen, nm von dem Lande Besitz zu ergreifen und als nun in der That am Montag mittag die Truppen zurückgezogen wurden, ergoß sich dieser riesige Menschenstrom wie wahnsinnig in das Land Oklahoma, wobei es zu furchtbaren blutigen Szenen kam. Da nur etwa 20 000 Menschen in Oklahoma als Ansiedler Platz haben sollen, so wird die eigenartige Kolonisation dieses Gebietes in Anbetracht der vielen hierauf reflektierenden Zehntausende wahrscheinlich noch zu großem Blutvergießen führen.
Der mit der letzten südamerikanischen Post eingetroffene Buenos-Aires-Standard enthält Einzelheiten. über ein Eisenbahnunglück, welches sich am 14. März auf der Rosarialinie zutrug. Um 10 Uhr abends entgleisten 3 dicht mit Einwanderern gefüllte Wagen unweit Bancalari. Die Petroleumlampen setzten bald die Kleider der Reisenden in Brand. Alles stürzte sofort nach den Thüren, welche jedoch verschlossen waren. Die Schwachen gerieten unter die Füße der Starken und Jeder suchte sich durch die Fenster der brennenden Wagen zu retten. Die Szenen, welche sich darauf abspiellen, waren entsetzlich. Der Arm eines Mannes war unter das Rad eines Wagen geraten. Die Flammen kamen immer näher heran, und der Unglückliche, den gewissen Tod vor sich sehend, schrie wie wahnsinnig und verbrannte, nachdem man ihn vergebens zu retten versucht hatte, vor den Augen der entsetzten Umstehenden. In einem Wagen fand man später 7 verkohlte Leichen, welche sich alle umschlungen hatten. Eine Mutier hielt ihre beiden Kinder in den Armen.
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werden täglich von allen Poststellen angenommen.
Bekanntmachungen in demselben finden anerkannt wirksame Verbreitung.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.