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Die Einrichtungen der kgl. italie». Regierung zur Hebung des Konsums ita­lienischer Weine in Deutschland. Unter den Weinbau treibenden Ländern nimmt Italien in Bezug auf das quantitative Ernte-Erträgnis bekanntlich nunmehr den ersten Rang ein und man wird nicht fehl gehen, wenn man behauptet, daß die Pro­duktion Italiens bei einer vollen Ernte ca. 4050 Millionen Hektoliter erreichen würde.

Aber nicht allein die auf Erhöhung der Produktion gerichteten Bestrebungen der Italiener sind es, die unsere Beacht­ung verdienen, sondern vornehmlich auch die bedeutenden Fortschritte, welche unsere Verbündeten in neuerer Zeit in der Be­handlung der Weine gemacht haben. Die größeren und bedeutenderen Produzenten stehen heute auf einer Stufe, welche es Italien ermöglicht, durchaus haltbare gute Weine, namentlich auch leichtere Tischweine, zu mäßigen Preisen für den Export zu liefern, welche die Konkurrenz nut anderen Weinen mit Erfolg bestehen können und bleibt die kgl. italienische Re­gierung fortgesetzt bemüht, durch die Ein­richtung von Weinbauschulen und Ver­suchsstationen, wie auch von Wander- Borlefungen die Verbesserungen auf dem Gebiete der Weinbereitung und Behand­lung immer mehr zum Allgemein-Gut der Weinbau treibenden Bevölkerung zu machen.

Zur Hebung des Konsums italienischer Weine in Deutschland und den nordischen Ländern hat nun die kgl. italienische Re­gierung in Berlin und München Depot­keller zur zollfreien Einlagerung von Weinen errichtet (auch in Hamburg wird ein solcher demnächst eröffnet), deren Be­schickung mit guten, verkaufsreifen Weinen jedem italienischen Wein-Produzenten oder bn gros Händler offen steht.

Diese königl. Nationalkeller sind der Kontrole von königl. italienischen oeno- technischen Beamten unterstellt, welche den Ein- und Ausgang der Weine zu über­wachen und dieselben auf Reinheit und Güte zu untersuchen haben. Mit der Ver­waltung und kaufmännischen Leitung dieser Nationalkeller hat die kgl. italienische Re­gierung die Deutsch-italienische Wein- Jmport-Gesellschast betraut, welche ihren Hauptsitz in Frankfurt a M. und Filial- bureaux in Berlin, Hamburg und München har. Diese Gesellschaft, welche ausschließ­lich nur mit Wiederverkäufern arbeiten wird, hat neben dem kommissionsweisen Vertrieb der Weine aus den National­kellern auch direkt für eigene Rechnung diejenigen Weine in Italien gekauft, welche ihr für den deutschen Geschmack ganz be­sonders geeignet erscheinen, und wird die­selben vom 1. Juni a. c. unter ihrer eigenen Eüquette in den Handel bringen. Auch diese Weine sind der forlaufenden Kontrole der Königl. italienischen Beamten in Deutschland unterstellt, welche dieselben zu prüfen und deren Reinheit und Ur­sprung zu garantieren haben.

Rloink.

Deutschland.

Die zehntägige Abwesenheit des russi­schen Botschafters, Grafen Schuwalow von Berlin, findet heute die Erklärung,

daß die Reise des hohen Diplomaten nach Petersburg den endgiltigen Vereinbarungen über den Zeitpunkt und die Umstände des Besuchs des Zaren beim Kaiser Wilhelm gegolten habe. Nachdem man hier der Ankunft des Königs von Italien für den 20. Mai mit einiger Bestimmtheit ent­gegensieht, verlautet heute, daß an mili­tärischen Festlichkeiten gelegentlich dieses Besuches in erster Linie eine Parade der Gardetruppen und eine Flottenrevue in Kiel in Aussicht genommen sei. Im dies­jährigen Reiseprogramm Kaisers Wilhelms ist bekanntlich ein Besuch des Stuttgarter Hofes und zwar zu dem Jubiläum des Königs vorgesehen. Nach der hinsichtlich dieser Festlichkeiten nunmehr feststehenden Ordnung wird Kaiser Wilhelm am 25. Juni, vormittags 10 Uhr in Stuttgart eintreffen. Der König von Sachsen und der Großherzog von Baden werden be­reits einen Tag vordem in der württem- bergischen Hauptstadt anwesend sein.

Der 18. April hat die 25jährige Wieder­kehr des Tages von Düppel gebracht. Die Erstürmung der Düppeler Schanzen am 18. April 1864 war der Ausgangs­punkt der geschichtlichen Thatenreihe, welche über die böhmischen und französischen Schlachtfelder zur Kaiserverkündigung in Versailles geführt hat. Damals, an der That von Düppel wurde es klar, daß Preußen unter König Wilhelm in seinem Heer die Waffe bereitet hatte, mit welcher es seine neue Rolle in der Geschichte auf­nehmen sollte.

Köln, 18. April. Der Kölner Männergesangverein trat heute, 160 Köpfe stark, seine Sängerfahrt nach Mailand, Florenz, Rom und Neapel an.

Nürnberg, 12. April. Von einem schrecklichen Geschick wurde eine 40 jährige Gastwirtssrau ereilt. Ihre zwei Kinder an der Hand, ging sie am äußern Laufer- platz entlang, als plötzlich von der andern höher gelegenen Seite des Platzes quer über denselben ein Rollwagen herange­stürmt kam, dessen Deichsel der Frau buch- stächlich den Unterleib durchspießte, indem die Frau an das nebenstehende Haus ge­preßt wurde. Der Tod trat sofort ein; die beiden Kinder waren unverletzt ge­blieben. Der Wagen war unbespannt auf der erhöhten Seite des Platzes ausgestellt gewesen; spielende Kinder hatten die Bremse gelöst, worauf er ins Rollen geraten war.

Hagenau, 13. April. Durch eine auf Besuch gekommene Frau aus Nancy sind hier die Blattern eingeschlcppt worden. In Nancy kann man bereits von einer Blattern - Epedemie sprechen, indem bis gestern bereits 150 Blattern-Erkrankungen mit 6 Todesfällen vorkamen. Die Krank­heit wurde von Dijon nach Nancy einge­schlcppt, und es soll das ganze östliche Frankreich bereits verseucht sein.

Pforzheim, 13. April. Ausstell­ung weiblicher Handarbeiten. Heute wurde in der städtischen Turnhalle die Ausstell­ung der weiblichen Handarbeiten sämt­licher Schulen der Stadt und des Land­bezirks Pforzheim eröffnet. Diese Aus­stellung wurde vom Kreis Karlsruhe ver­anstaltet. Der Kreis war in den letzten Jahren bemüht, die Landgemeinden mit theoretisch gebildeten Arbeitslehrerinnen zu versehen; er ließ dieselben in der

hiesigen Frauenarbeitsschule ausbilden, so daß jetzt sämtliche Landgemeinden der­artige Lehrkräfte besitzen. Daß die Mittel, welche der Kreis für diesen Zweck be­willigt hat, auf fruchtbaren Boden gefallen sind, zeigt die heute eröffnete Ausstellung. In sämtlichen Schulen wird nach einheit­licher Methode unterrichtet und die er­zielten Erfolge sind recht erfreuliche. Die Ausstellung der Stadtschule, welche ihre Leistungsfähigkeit in klassenweiser Grupp­ierung der Arbeiten vorführt, bildet einen prächtigen Rahmen für das Ganze und läßt auf einen vorzüglichen Unterricht und tüchtige Lehrkräfte schließen. Aber auch die Landschulen haben recht anerkennens­werte Ergebnisse aufzuweisen.

Württemberg.

Stuttgart, 20. April. Die Jubi- läums-Blumen-Ausstellung erfreut sich fort­dauernd eines sehr guten Besuchs. Am Mittwoch, bei Eintrittsgeld von 1 vtL, waren es 788 zahlende Personen; am Donnerstag und Freitag bei 50 Pf. Ein­trittsgeld 2300 und 2700. Hofphotograph Schmidt hat von der Ausstellung ver­schiedene sehr gelungene Aufnahmen ge­macht.

Vom württembergischen Kunstge­werbeverein war eine Konkurrenz für dekorative Holzarbeiten ausgeschrieben wor­den, welche sich aber nicht auf württem- bergische Künstler beschränken sollte. In­folge dessen sind über 180 Nummern aus Württemberg, Bayern, Preußen, selbst bis aus Danzig angemeldet worden. Die Frist der Einlieferung der Arbeiten ist der 15. Mai. Die Ausstellung selbst, für welche der große Königsbausaal in Aussicht genom­men ist, wird am 1. Juni eröffnet werden und so wieder einen Teil der Jubiläums­festlichkeiten bilden.

Bietigheim, 18. April. Vorgestern wurde die Oel- und Sägmühle des August Bälz in Bissingen a. d. E. an den Fabri­kanten Ziegler in Reutlingen um den Preis von 71000 verkauft. Das An­wesen wird wahrscheinlich in eine Spinnerei umgewandelt werden.

Infolge Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche findet der auf den 25. d.M. fallende Viehmarkt in Dürrmenz, so­wie der aus den 29. d. Mts. fallende Viehmarkt in Brett en nicht statt.

Wildbad. Die Saison beginnt am 1. Mai. Im Mai und September er­mäßigte Kur- und Bädertaxe.

Neuenbürg, 22. April. Bei dem Gewitter am gestrigen Sonntag Nach­mittag schlug der Blitz im Gasthaus z. Rößle in Waldrennach ein. Es war ein sog. kalter Schlag, der seinen Weg von dem Giebel des Hauses in mehrere Wandungen und durch das dicht mit Gästen besetzte Wirtschaftszimmer nahm. Ein junger Mann von hier wurde dabei so schwer getroffen, daß er bewußtlos und aus einer Seite gelähmt von der Stelle getragen und auf ärztliche Anordnung im hies. Krankenhause untergebracht werden mußte. Sein Befinden soll sich bis heute wesentlich gebessert haben. Auch 2 Mädchen ergieng es ähnlich, doch in leichterem Grade so. Natürlich entstand unter den zahlreich Anwesenden der größte Schrecken und Alles stürzte sich zum Eingang hin-