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Palmsonntag, den 14. April, abends 5 Uhr, in der Kirche eine Auswahl von Chören, Chorälen und Arien aus der Passionsmusik nach Matthäus von I. S. Bach zur Aufführung bringen, Eintritts­preis: im Chor 50 auf den Emporen 30 im Schiff 20

Salmbach. Seltenes Jagdglück. Herrn G. Zoll aus Salmbach gelang es am Dienstag und Mittwoch im Salm­bacher Jagdbezirk je einen prächtigen Auer- hahnen zu schießen. Daß es zwei stolze Bursche sind, geht daraus hervor, daß der eine gegen 9, der andere gegen 12 Pfund wiegt.

Ausland-

Einmütig ist Herzog Adolf von Nassau von der luxemburgischen Kammer zum Regenten des Großherzog­tums Luxemburg erklärt worden, ge­mäß der luxemburgischen Verfassung und des nassauischen Familienvertrages, nach­dem die Regierungsunfähigkeit des schwer­kranken Königs Wilhelm der Niederlande konstatiert werden mußte.

Mit der in der luxemburgischen Kammer zur Verlesung gelangten Bot­schaft des Herzogs Adolf von Nassau und dem darauf folgenden Beschluß der Kammer ist die Regentschaslsfcage und damit die Frage des Thronwechsels als erledigt zu betrachten.

Nach stürmischen Verhandlungen hat die französische Deputiertenkammer am Dienstag mit 318 gegen 205 Stimmen die Regierungsvorlage angenommen, welche die Regelung des Verfahrens vor dem Senat als Gerichtshof betrifft. Die Herren Senatoren können nun ungesäumt an die Ausübung ihrer neuen richterlichen Funktionen gehen. Neben Boulanger sollen noch Dillon, Rochefort, General du Barrail, Laguerre und zwei Pariser Journalisten vor den Gerichtshof der Senatoren ge­laden werden.

Miszellen.

Drei

Methoden der Liebes-Krkkärung.

Humoreske von A. von Winterfeld.

(Schluß.)

Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer. Dornburg schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn: Frau von Seeberg hatte Kenntnis von dem Complot gehabt! Nun war Alles verloren! Er gieng mit großen Schritten im Zimmer auf und nieder und machte sich die leb­haftesten Sclbstvorwürfe. Weshalb war er auch auf diese unglückselige Verschwör­ung eingegangen? Sie hatte sich über ihn lustig gemacht, ihn grausam bestraft für seine Unzartheit.

In diesem Moment trat Herr von Moorheim mit selbstbewußter Miene ein.

Frau von Seeberg nicht hier?" blickte er sich forschend um;ich dachte, ich sollte hier meine Antwort empfangen."

Das wirdeine schöneAntwort werden?" sagte Dornburg.Und weshalb?" Weil Frau von Seeberg unser Complot kennt ... sie selbst over ihr Kammer­mädchen müssen uns behorcht haben.

Plötzlich hörte man das Rollen eines Wagens, der vom Hofe aus langsam durch das Haus fuhr. Die beiden Herren traten ans Fenster.

Da führt ja der gänzlich geschlossene Wagen der Frau von Seeberg ans dem Hause!" rief Moorheim erstaunt.Und er fährt über die Straße in das Haus gegenüber!" setzte Dornburg hinzu. Zu Panten! Dem ist also sein Plan gelungen; ich sagte es ja immer: die Entführung ist das beste System." Ich sage Ihnen, das ist unmöglich!" widersprach der Graf. Die beiden Herren hatten vielleicht fünf Minuten am Fenster gestanden und starrten noch immer den Thorweg vis-a-vis an, als derselbe Wagen wieder herauskam, über die Straße rollte und ins Haus der Frau von See­berg zurückfuhr.Was soll denn das bedeuten?" rief Dornburg.

Einige Augenblicke später trat Panten, ohne daß man es klingeln gehört hatte, ins Zimmer. Die beiden Anderen be­stürmten ihn mit Fragen über die uner­klärliche Erscheinung und Panten erzählte hier folgendes: Er habe Auguste bestochen, ihm bei der Entführung ihrer Herrin be­hilflich zu sein und er habe sich zur fest­gesetzten Zeit eben herüber begeben wollen, als eine zitternde, verschleierte Dame bei ihm eingetreten sei.Wer hätte das denken sollen . . . Frau von Seeberg!" rief Moorheim.Bitte . . . mau könnte beinahe sagen, im Gegenteil", schüttelte Panten den Kopf;es war nur Auguste, das Kammerkätzchen, die mich im Namen meiner Cousine bitten sollte, hierherzu­kommen und mich in der Equipage ab­holte. Mein Plan ist also fehlgeschlagen. Wer ist nun aber eigentlich der glückliche Sterbliche?"Niemand!" entgegnete Dornburg düster.

Nun", meinte Panten,daß uns aber Frau von Seeberg alle Drei hierherbe­stellt hat, das muß doch einen Grund haben; ich denke sie hat jetzt ihre Wahl getroffen und will uns ihren künftigen Gatten vorstellen."

Herr von Panten hat es erraten", trat die junge Witwe, die die letzten Worte unbemerkt gehört hatte, hervor;ich will den Herren meinen künftigen Gatten vor­stellen."

Die drei Nebenbuhler wandten sich er­staunt um.

Ah! Sie haben also gewählt?" fragte Panten.Ja, lieber Cousin!" lächelte die Dame;aber Sie bleiben immer noch mein Cousin."

Moorheim warf sich in die Brust und machte, von neuen Hoffnungen erfüllt, einige Schritte gegen Frau von Seeberg. Diese schüttelte schelmisch den Kopf: Ich möchte lieber Gräfin werden", sagte sie mit einem Blick auf Dornburg, dem es wie Feuer durch die Adern lief.

Ich habe es ja immer gesagt", meinte Panten,die mündliche Erklärung ist das beste Mittel."

Der Herr Graf hat mir aber gar keine Erklärung gemacht", belehrte ihn die Dame.

Wie?" fragte Moorheim erstaunt; wenn er Ihnen aber keine Erklärung gemacht hat, womit hat er denn reüssiert ?"

Durch das einzige Mittel, das es überhaupt giebt, um Gegenliebe zu er­wecken", lächelte die junge Frau,und das sind die drei unabweisbaren, wen» auch nicht gesprochenen Worte: ich liebe Sie!"

(Der Kinderengel.) Daß der freund­liche Schutzgeist, der nach allgemeinen, Glauben das Leben der hilflosen Kinder behütet, auch im fernen Indien thätig ist, erfährt man aus der nachfolgenden, als wahr berichteten kleinen Erzählung. Mehrere englische Offiziere waren ausgegangen, um Tiger zu jagen, mußten sich aber gegen Abend ohne Beute auf den Heim­weg begeben. Da ihre Waffen sämtlich noch geladen waren, beschlossen die Herren, sie unterwegs nach irgend einem Ziele abzuschießen, um sich nach dem verfehlten Jagdvergnügen durch solchen Wettkampf eine kleine Zerstreuung zu machen. Sie wußten an einem Felde vorbei, auf dem einige Eingeborene arbeiteten; bald darauf sahen sie am Boden einen großen irdenen Krug von der Art. wie die Hindus ihn zum Wassertragen benutzen, und da ein solches Gefäß mit wenigen Kupfermünzen dem Besitzer ersetzt werden konnte, wurde es einstimmig zur Zielscheibe erwählt. Alle Herren waren in der gleichen Weije als vortreffliche Schützen berühmt. Nummer Eins begann zu schießen; seine Kugel streifte die rechte Seite des Gefäßes. Nummer zwei schoß ganz darüber hinweg, Nummer drei ein wenig zu sehr nach links, Nummer vier traf den Erdboden gerade unter dem Kruge und bedeckte diesen mit Staub. In diesem Augenblicke erhob sich in seinem Innern ein kläglich winselndes Geschrei und als die erschrockenen Schützen näher traten, entdeckten sie darin einen unglücklichen Hindusäugliyg, den die arbeitende Mutter zur besseren Sicherheit vor gefährlichen Tieren im Kruge ge­borgen hatte, um das Kind nach beendeter Arbeit hervorzuholen. Erst der letzte Schuß hatte das kleine Wesen aus seinem gesunden Schlaf erweckt. Daß das Schießen nun aufhörte und die Herren ihre bisher unerhörte Ungeschicklichkeit im Treffen dankbar priesen. ist wohl selbstverständ­lich ; aber es verdient noch der Erwähnung, daß das Kind der erklärte Schützling der Offiziere und auf deren Kosten wie ein eigener Sohn aufs sorgsamste erzogen wurde.

Das Handwerk hat keinen güldenen Boden: Beim Schneider, der maßlos arbeitet,

Beim Schuster, der sich keinen Absatz zu ver­schaffen weiß,

Beim Metzger, dem Alles Wurst ist,

Beim Müller, dessen Malzeit nur eine Viertel- ^ stunde dauert.

Beim Friseur, der keinem ein Haarkrümmen kann, Beim Hutmacher, bei dem Alles nach seinem Kopf gehen muß,

Beim Kammmacher, dem alle Zähne abbröckeln oder der Kamm schwillt,

Beim Seiler, bei dem alle Stränge reißen, Beim Schmied, der seine Kette bricht,

Beim Tischler, der ein Brett vor dem Kopfe bat, Beim Bäcker, der in feinem Hause jede Gährung unterdrückt.

Beim Maurer, dem täglich etwas Anderes einM.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.