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Kronik.
Deutschland.
* Der Bundesrat erledigte in seiner Wochenplenarsitzung vom 4. d. Mts. eine ziemlich reichhaltige Tagesordnung, unter deren Gegenständen sich aber die Novelle znm Straf- und Preßgesetze noch nicht befand.
* Der Reichstag hat am Freitag eine zweite speziell wichtige Frage der Altersund Invalidenversicherung erledigt, diejenige des Reichszuschusses, welchen Z 14 der Vorlage vorschlägt. In zweitägigen lebhaften Verhandlungen debattierte der Reichstag über diesen Punkt und erklärten sich die Redner des Zentrums — mit Ausnahme des Abg. Reichensberger — entschieden gegen den Reichszuschuß, während die Redner der andern Parteien demselben zustimmtcn, wobei sie hauptsächlich darauf hinwiesen, daß ohne den Reichszuschuß das ganze Gesetz gar nicht durchführbar sei. Das bemerkenswerteste Moment der Verhandlungen über diese Frage bildete die hiebei zu Tage getretene Spaltung im Zentrum.
Der Normalarbeitstag
hat in der vorigen Woche den Reichstag beschäftigt. Es war der Antrag gestellt worden auf Einführung eines Arbeitstages von höchstens elf Stunden. Auch Ueber- stunden sollten nicht gestattet sein. Den sozialdemokratischen Rednern war diese Frist aber noch zu lang, sie meinten, höchstens zehnstündige Arbeit am Tage genüge. Die Ausführungen fanden indessen im Hause nur geringen Beifall. Der Mensch ist nun einmal zum Arbeiten da, es kann sich nur um die Beseitigung des Zuviel handeln. Aber von diesem „Zuviel" ist in Deutschland wirklich recht wenig zu bemerken. In gewöhnlicher gewerblicher Thätigkeit wird heute schon nicht länger als zehn Stunden gearbeitet, wer in kleinen Betrieben länger thätig ist, das ist häufiger der Geschäftsinhaber als seine Gehilfen. Vielfach wird in ruhigen Geschäftsperioden nicht einmal zehn Stunden gearbeitet, dieser Ausfall wird denn allerdings in der eigentlichen Saison wieder eingeholt. Es fehlt ja auch in Deutschland nicht an Gelegenheiten, wo die Arbeitszeit eine überlange ist, aber auch hier müssen wir wieder einen Unterschied machen. Der selbständige Geschäftsmann ist häufiger schlimmer daran, als die Arbeiter. Fehlt es ihm an passenden Gehilfen, oder sind seine finanziellen Ver- hältnisfe nicht günstig, so muß er einfach langer arbeiten. Der Mann findet daran auch nichts Besonderes, es ist einfach selbstverständlich. Der Normalarbeitstag ist w Deutschland überflüssig und einführbar
nur bei einem Stillstand der Industrie. Dann läßt sich die Arbeitszeit regeln. Heute, wo der Dampf schon dem schnellen elektrischen Funken zu weichen beginnt, ist das unmöglich. Heute muß verdient werden, so lange es eben etwas zu verdienen giebt. Wer nicht auf die Mark zu achten braucht, der wird schon freiwillig auf die Extraarbeit verzichten; wer das nicht kann, der wird eben arbeiten.
Der Normalarbeitstag ist der schlimmste Streich, der besonders kleine Gewerbetreibende treffen könnte. Jeder praktische Mann weiß, daß die Augenblicksarbeit heute nicht mehr zu beseitigen ist, daß es auch nicht immer möglich ist, abends eine Verrichtung halbfertig liegen zu lassen. Wer Lust und Liebe zur Sache und zu seinem Fache hat, der wirft heute schon nicht mit dem Glockenschlag die Arbeit fort, sondern bringt sie zu einem gewissen Abschluß. Und handelt es sich um etwas Außerordentliches, nun so ist es keineLast, sondern eine Lust, die Arbeit fertig zu bringen, namentlich wenn dafür bezahlt wird. Die Anschauung, die Ueberstunden- arbeit sei verhaßt und ruiniere, ist eine irrige. Nur das „Zuviel" schadet; im Uebrigen werden die Ueberstunden recht gut bezahlt und gestatten dem Arbeiter, sich etwas Extragutes zu leisten. Die Handarbeit, das muß immer beachtet werden, ist das schwerste noch nicht. Oft gehen die Handarbeiter mit dem Glockenschlage nach Hause und der Prinzipal zerbricht sich bis in die Nacht hinein den Kopf, woher er Arbeit für seine Leute und Verdienst erhält. Auch daran mag man denken, hierfür giebt es keinen Normalarbeitstag, keine Garantie für die Schonung der geistigen Kräfte.
«Schluß folgt.)
Württemberg.
Stuttgart, 2. April. Se. Königl. Majestät haben wie wir vernehmen Seine Durchs, den Fürsten Bismarck zu dessen Geburtstag telegraphisch beglückwünscht. (St.-Az.)
Zuin Regierungsjubiläum Sr. Maj. des Königs wird der Verein für klassische Kirchenmusik die Königshymne von Faißt und den zweiten Teil des Händelschen Oratoriums „Israel" zur Ausführung bringen.
Für die Großartigkeit der Jubilä- ums-Gartenausstellung spricht am besten der Umstand, daß für die 79 Konkurrenznummern bis jetzt 251 Konkurrenzanmeldungen vorliegen, darunter auch viele auswärtige. Der Parterreraum wird ganz mit Pflanzen und Bindereien angefüllt, während die ganze Galerie für Jndustrieartikel bestimmt ist. Nachdem die Vorbereitungen für die Rabatten beendet sind, wird Montag mit der Installation begonnen werden.
Die Kgl. Lustschlösser Wilhelma, Rosenstein und Villa Berg sind vom 15. April ab unter den üblichen Bedingungen dem Publikum wieder zugänglich. Da jetzt der Wintergarten der Wilhelma im schönsten Blütenklcide prangt, dürfte ein Besuch besonders lohnend sein.
Stuttgart. Neues imLandes- Gewerbemuseum. Eine Schatulle von Eschenholz, ein runder Butterkübel mit
Deckel, desgl., beides im nordischen Stile geschnitten; von Karl I. Gäbe in Christiania.
Ausland.
Der Kampf gegen den Boulangismus und die öffentliche Meinung in Frankreich.
* In einem republikanischen Lande, wie Frankreich ja auch eins ist, wird man immer geneigt sein, zu glauben, daß die Regierung sich niemals lange gegen den Willen der öffentlichen Meinung behaupten könne, ja, daß die Mehrheit der öffentlichen Meinung gewissermaßen in der Regierung, die in jeder Republik ja durch die Volksvertreter gewählt wird, zum Ausdruck kommen müsse. In Frankreich ist dies nach der republikanischen Verfassung ja auch der Fall, aber trotzdem kann sich kein französisches Ministerium längere Zeit auf die öffentliche Meinung stützen, weil in Frankreich die öffentliche Meinung nicht die Ueberzeugung charakterfester, ehrlicher und ernster Politiker ist und bleibt, sondern geradezu einer gefallsüchtigen, genußsüchtigen, launischen und wankelmütigen — Tyrannin gleicht. Was daher heute in Frankreich die öffentliche Meinungin Frankreich verehrt, kann sie morgen schon verspotten und beschimpfen. Dabei äußern sich die nationalen Leidenschaften so heftig, daß die sogenannte öffentliche Meinung in Frankreich immer am liebsten gegen die Regierung, die sie erst vor Kurzem gewünscht und gelobt hat, ankämpft, und geschieht es nun gar, daß ein kühner Agitator wie General Boulanger sich an die Spitze dieser sogenannten öffentlichen Meinung stellt, so strömen ihm in Massen die Unzufriedenen, die Ehrgeizigen, die Streber, die Skandalmacher u. s. w. aus allen Lagern zu, und zeigt sich die Regierung dann in Frankreich schwach, schwankend und läßt durch die tollkühnen Demonstrationen ihre Autorität erschüttern, so wird über Nacht in Paris ein Staatsstreich oder eine Revolution fertig, die einen neuen gleißenden Tageshelden. der nie hält, was er versprach, an das Ruder bringt.
So weit waren ohne Zweifel nach der Wahl des Generals Boulanger in Paris und nach dem Sturze des schwächlichen Ministeriums Floquet die Dinge in Frankreich wieder einmal gediehen, und man konnte jeden Tag einen Staatsstreich der mächtig angeschwollenen boulangist- ischen Partei, welche nach der Herrschaft strebt, erwarten, zumal sich auch zahlreiche Bonapartisten und Monarchisten den General Boulanger in der Hoffnung den „braven General" für sich ausbeuten zu können, angeschlossen hatten. Da zeigten plötzlich die Republikaner und an ihrer Spitze zumal der neuernannte Ministerpräsident Tirard und der Minister des Innern Constans Verständnis für die gefährliche Lage, in welcher sich Frankreich abermals befindet, und Tirard und Constans, zwei ehrenfeste und Willensstärke republikanische Charaktere, offenbarten auch die nötige Energie, um den Umtrieben der boulangistischen Partei, welche das Vaterland mit Umsturz und Bürgerkrieg bedroht, den Boden zu entziehen. Zuerst wurde die „Patriotenliga", welche zur Schleppenträgerin der Boulangisten