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zu erhalten. Die Beamten und der chinesische Landadel, heißt es, bieten alles aus das Elend zu mildern, die Verteilung der Unterstützungen werde ehrlich und praktisch gehandhabt, trotzdem machen die ungenügenden Kommunicationsmittel des Landes es unmöglich, eine ausreichende Versorgung zu organisieren.
Miszellen.
Drei
Methoden der Lieöes-Krklärung.
Humoreske von A. von Winterfeld.
(Fortsetzung.)
„Gnädige Frau!" preßte er gewaltsam heraus. — „Mein Gott! Sie erschrecken mich!" entgegnete diese; „was wünschen Sie denn von mir?" — „Ich habe mit Ihnen zu sprechen, gnädige Frau!" — „Bitte! Ich bin ganz Ohr!" bog sich das schöne Weib ein klein wenig zu ihm hinüber. Das verwirrte den Grafen von Neuem, aber die Kraft des Entschlusses siegte noch einmal über die angeborene Schwäche und er sagte mit einem so energischen Ernst, daß er beinahe komisch wurde: „Ich möchte wetten, gnädige Frau, daß Sie nicht wissen, was mir in diesem Augenblick durch den Kopf geht!"
— „Vielleicht ein Schnupfen, Herr Graf ?"
— „Nein . . . ohne Scherz . . . gnädige Frau", parierte Dornburg glücklich die Finte, „ich möchte in allem Ernst mit Ihnen wetten, daß Sie es nicht raten."
— „Nun, wenn es so schwer ist, dann sagen Sie es mir doch lieber", lächelte die Witwe. — „Ganz recht ... das war auch eigentlich meine Absicht", verneigte sich der Graf, der glaubte, sich im besten Fahrwasser zu befinden, „es ist nämlich ... es ist nämlich . . . eine dieser gewöhnlichen Sachen ... die alle Tage gesagt werden ... die ganz natürlich . . . und dennoch einer schönen Frau . . . etwas schwer zu sagen sind." — „Dann sagen Sie es doch lieber einer Häßlichen, lieber Graf." — Dieser geriet abermals aus der Fassung. In diesem Moment schlug die zierliche Pendule unter dem Spiegel mit ihrer feinen Silberstimme halb. Dornburg blickte sich erschreckt um. Es war halb Drei. — Er schnellte vom Stuhl empor, nahm seine vorige Attitüde wieder ein, stellte den rechten Fuß in die dritte Position, hielt sich den blanken Cylinder graziös vor den Leib und sprach mit einer unbeholfenen Hast, als wenn ein Schüler eine schlechtgelernte Lektion hersagt:
„Ich weiß nicht, gnädige Frau, ob Sie vielleicht schon bemerkt haben, daß ich ein wenig schüchtern bin. Dessen ungeachtet werden Sie aber in diesem Moment anch die Wahrnehmung machen, daß ich nur mit Mühe ein Feuer unterdrücke . . . das. . . welches." — „Aber so lassen Sie es doch heraus, wenn es Sie quält", lächelte die schöne Frau. — Dornburg seufzte schmerzlich auf und setzte sich wieder. „Gnädige Frau", begann er dann abermals mit etwas unsicherer Stimme; „ich habe die Ehre gehabt, Ihnen häufig zu begegnen, auf Bällen, im Theater . . . und so weiter . . . und wenn Sie nun die Geneigtheit hätten, mich zu fragen:
Herr Graf, was denken Sie eigentlich von mir? O, gnädige Frau . . . dann würde ich dreist genug sein, Ihnen zu gestehen ..."
Dornburg war bei den letzten Worten wirklich in ein wildes Feuer geraten und die Rede hatte sich plötzlich so überstürzt, daß Frau von Seeberg eine blitzschnelle Bewegung nach der Klingelschnur machte.
Der Graf hielt mitten in seinem Redefluß inne und sah das schöne Weib bestürzt an.
„Wie?" sagte er, ganz aus der Fassung gebracht; „Sie wollen klingeln? Jetzt schon? — Ich habe Ihnen ja noch gar nichts gesagt." — „Mein Gott, erschreckt es Sie denn, wenn ich mit meiner Klingelschnur spiele, Herr Graf?"
Dieser warf einen ängstlichen Seitenblick nach der Pendule unter dem Spiegel und sah mit Schrecken, daß ihm nur noch zehn Minuten für seine Erklärung blieben. Der Angstschweiß trat ihm vor die Stirn und er drückte den feinen Seidenhut zwischen den Händen, daß er zu knittern begann.
„Gnädige Frau!" fuhr er dann plötzlich wieder von seinem Stuhl empor; „ich möchte Sie um eine Consultation bitten."
„Ich bin kein Arzt, Herr Graf!" erhob sich die Dame ebenfalls. — „Und dennoch können Sie mich heilen." — „Sie sind krank? Dann lassen Sie hören." — „Ich nehme an, daß ein Mann eine Frau liebt", begann Dornburg mit einer Professormiene, „und daß er von dem Wunsche beseelt ist, ihr dies mitzuteilen. Da Sie nun eine Frau sind, gnädige Frau, haben Sie die Güte, mir zu sagen, wie der Mann das anzufangen hat." — „Hm!" machte die Dame; „er muß sich schnell entschließen ... er muß schreiben." — „Schreiben?" wiederholte Dornburg verwundert.
„Natürlich, lieber Graf; das ist das beste Mittel . . . das einzig sichere. So ein Brief ist ein gar hübsches Ding. Man empfindet immer, bevor man ihn öffnet, eine gewisse Bewegung . . . man betrachtet das Couvert, das Siegel, die Handschrift der Adresse. Ein Brief ist ein Geheimnis, und Sie wissen, daß Frauen die Geheimnisse lieben. Ich muß Ihnen bei dieser Gelegenheit auch ein Geständnis machen, Herr Graf . . . aber Sie werden es nicht ausplaudern . . . nicht wahr? Ich habe nämlich eine große Leidenschaft für Billets- Doux." — Dornburg seufzte hörbar. Er hatte das seine verbrannt und mit ihm seine letzte Hoffnung. „Ein Billet-Doux ist durchaus nicht compromittierend", fuhr die Dame fort; „man empfängt es im Geheimen, verbirgt es nötigenfalls im Mieder ; es geht geradenwegs zum Herzen. Und dann . . . wenn man allein ist . . . ganz allein . . . dann bricht man das Siegel ... die Röte steigt in die Wangen . . ." Dornburg stöhnte förmlich. Frau von Seeberg betrachtete ihn mit siegestrunkenen Blicken
In diesem Moment trat Auguste ein und überreichte ihrer Herrin einen Brief. „Von Herrn von Moorheim", sagte sie; „er wartet im Vorzimmer auf Antwort." Frau von Seeberg entließ das Mädchen
mit einer Kopfbewegung. Dornburg trocknete sich den kalten Schweiß von der Stirn und blickte starr auf die Dame, die mit eigentümlichem Lächeln Adresse und Siegel betrachtete. „Herr von Moorheim macht sich seit einiger Zeit sehr bemerkbar bei mir", sagte sie dann; „er ist ein Mann von Geist und schreibt gewiß recht schön, Bitte, lesen Sie mir das Billct vor, lieber Graf." — Dieser griff hastig darnach und zerriß die Envcloppe . . . Wie schön hätte er jetzt seinen eigenen Brief vorlesen können . . . und nun! Erbarmungsloses Schicksal! — Dann faltete er das Papier auseinander und las mit steigender Wut: „Gnädige Frau! Sie gefallen mir" . . . „Ein hübscher Anfang!" nickte die Dame. Dornburg las weiter: „Als reizendstes aller weiblichen Wesen, biete ich Ihnen das treueste aller männlichen Herzen. Antworten Sie mir umgehend und behandeln Sie mich nicht wie jene geduldigen Anbeter, die ein Jahr lang auf einen Blick warten und bei einem Lächeln in Ohnmacht fallen. Also Ja oder Nein; ich bleibe im Vorzimmer." Dornburg zerknitterte das Papier wütend in der Hand. „Herr von Moorheim schreibt ausgezeichnet", lächelte Frau von Seeberg, „finden Sie den Brief nicht auch hübsch?" — „Ich finde alle Briefe abscheulich!" entgegnete der Graf. — „Da haben Sie unrecht; nur durch Briefe gewinnt man die Frauen." — „Wie Waren . . . durch Korrespondenzen!" — „Was würden Sie an meiner Stelle antworten, Graf?" — „Ich würde gar nicht antworten", zürnte dieser; „glauben Sie mir, gnädige Frau, alle Briefe sind albern und dieser ist geradezu blödsinnig. Ich begreife gar nicht, wie man überhaupt Briefe schreiben kann. Ich selbst habe noch niemals einen verfaßt. — Also ins Feuer damit, gnädige Frau!"
(Fortsetzung folgt.)
Berlin. Auf schwindelndem Stege. Bei dem Versuch, einen entflohenen Kanarienvogel zu erhaschen, wäre ein kleiner Wagehals „bei eines Haares Breite" um sein Leben gekommen. Auf dem Dache des Hauses Amalienstraße 12 hatte sich der gefiederte Flüchtling, der aus dem Fenster eines Hauses in der Koblankstraße seiner Herrin entwischt war, niedergelassen. Ein kleiner Jagdlustiger, der Sohn eines im Hause wohnenden Handwerkers, der kaum 8 Jahre alt sein konnte, war durch die Bodenluke auf das Dach hinaus geklettert, um den Vogel zu erhaschen. Kaum hatte der Kleine das Dach betreten, so glitt er aus und rutschte die steile Fläche hinab. Die vor Schrecken starren Zuschauer der Scene schrien laut auf und rannten zusammen, um den Knaben bei seinem fürchterlichen Sturz in die Tiefe aufzufangen. Ueber dem Kleinen aber wachte sein Engel. Mit jäher Geschwindigkeit war er bis an das äußerste Ende des Daches gerutscht, hier blieb er plötzlich regungslos liegen, er war in die breite Dachrinne geglitten und von dieser aufgehalten worden, aus der män ihn jetzt ohnmächtig in Folge des Schreckens herausholte.
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