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Die Beschleunigung dieser Angelegenheit wird mit der Absicht der Regierung, Boulanger und seine enragiertesten An­hänger vor den Senat als Gerichtshof zu stellen, zusammengebracht.

Paris, 27. März. Graf d'Horisson über die deutschen Truppen 1870/71. Der­selbe veröffentlicht einen neuen Band von Denkwürdigkeiten über Communeereignisse unter dem Titel1.6 nouveau Journal «l'un ot'üoier ä'oräonnaneo." In einem der Aushängebogen, welche der Presfe mit­geteilt werden, schildert der Verfasser den Einzug der Deutschen in Paris am 28. Februar und ihren dreitägigen Aufenthalt in Paris mit einem Gerechtigkeitssinn, der Anerkennung verdient. Er schreibt:

Wie soll man nicht die Vorsicht, die Mäßigung, die Besonnenheit der deutschen Offiziere loben, welche ihre Soldaten vor die Tuilerien, vor den Louvre-Palast führten, um ihnen nur die Außenseite dieser geschichtlichen Denkmäler zu zeigen, sie aber verhinderten ins Innere der­selben zu dringen, indem sie ihnen die Versicherung gaben, alle Kunstgegenstände wären daraus entfernt worden? Und wie soll man der Manneszucht dieser bewaffne­ten Massen nicht Gerechtigkeit widerfahren lassen, die sich wie Lämmer führen ließen? Einige Offiziere betraten allein den Louvre- Palast. Als das Publikum sie an den großen Fenstern desselben gewahrte, wurden sie ausgezischt und sie waren taktvoll ge­nug, sich zurückzuziehen. Bedenkt man, daß die Heere ausgestattet sind, um Feuerbrünste anzufachen, nicht aber um sie zu löschen; bedenkt man, daß ein be­trunkener Soldat die Werke von Jahr­hunderten hätte zerstören können; bedenkt man ferner, daß Franzosen drei Monate später in Brand steckten und teilweise einäscherten, was die Deutschen geehrt hatten. so müßte man blind oder fast ein Feigling oder von Grund aus unge­recht sein, um den Offizieren und Soldaten des Kaisers Wilhelm nicht das verdiente Lob zu spenden."

Daß die deutschen Truppen gewohn­heitsmäßig plünderten, wie dies ihnen in Frankreich nachgesagt wird, bestreitet Graf d'Hörisson auf das entschiedenste. Wohl gab es einige Ausnahmen, allein die Pendeluhrenlegende würde stark erschüttert werden, wenn man der Wahrheit ge­nügend auf den Grund ginge.

Madrid. 28. März. Die Königin Viktoria von England hat. wie bekannt, ihren zeitweiligen Aufenthalt in Biarritz gestern dazu benützt, um in San Sebastian mit der Königin Christine von Spanien zusammenzutreffen. Es ist dies, was nicht ohne Interesse sein dürfte, das erstemal, daß ein regierender Souverän bezw. eine Königin von England den spanischen Boden betritt.

Die Jury der internationalen Jubi- läums-Ausstellung in Melbourne hat zwei deutschen Ausstellern für ganz her­vorragende Leistungen aus dem Gebiete derschmalspurigen Eisenbahnen für Zwecke der Landwirtschaft und Industrie" den ersten Preis (höchste Auszeichnung) zuer­kannt; nämlich dem Bochumcr Verein für Bergbau u. Gußstahlfabrikation in Bochum für besonders vollkommene Geleise und

Wagen, sowie der Lokomotiv-Fabrik Krauß u. Comp, in München für eine vorzüglich konstruierte Lokomotive.

Miszellen.

Drei

Methoden der Keöes-Krkkärrmg.

Humoreske von A. von Winters cld.

(Fortsetzung.)

Panten erhob feierlich die rechte Hand. Ich schwöre", sprach er,nicht zu Frau von Seeberg zu sprechen, sondern sie zu entführen, bis spätestens drei Uhr!" Ich schwöre", folgte ihm Moorheim, Frau von Seeberg nicht zu entführen, sondern an sie zu schreiben, bis spätestens drei Uhr!"Und ich schwöre", beschloß der Graf den feierlichen Akt,nicht an Frau von Seeberg zu schreiben, sondern zu ihr zu sprechen, bis spätestens drei Uhr!" Die letzten Worte sprach er aber auch mit einem tiefen Seufzer.

Ans Werk also!" richtete sich Panten stolz empor. Dann gieng er zu der ver­hängnisvollen Klingelschnur und setzte die­selbe in Bewegung. Gleich darauf trat das Kammermädchen mit einem eigentüm­lich pfiffigen Gesicht ins Zimmer.

Die kann nicht weit gewesen sein", flüsterte Moorheim seinem Freund Panten ins Ohr.Sagen Sie meiner Cousine", wandte er sich dann an die Zofe,daß wir bedauern, nicht länger auf sie warte^i zu können. Wir lassen uns gehorsamst empfehlen."

Damit verließen er und Moorheim das Vorgemach.

Und fügen Sie hinzu", hielt der Graf das Mädchen zurück,daß ich mir die Ehren geben werde, in einer Viertel­stunde wieder vorzusprcchen; ich habe nur noch einen kleinen Gang in der nächsten Nachbarschaft."

Das Mädchen verbeugte sich, um ihrer Herrin die empfangenen Aufträge zu über­bringen.

Als Dornburg allein war, seufzte er noch einmal auf aus tiefster Seele.

Gott sei mir gnädig!" murmelte er leise vor sich hin;wie werde ich es an­fangen, zu sagen, was ich ihr geschrie­ben halte? Doch Mut! Es muß sein! Und um mir den Rückzug unmöglich zu machen, werde ich meine Schiffe . . . das heißt, meinen Brief . . . hinter mir verbrennen."

Dann verließ auch er das Zimmer, begab sich an einen einsamen Steg des Tiergartens, rieb mit großer Mühe ein Zündhölzchen an, setzte den Brief damit in Brand, warf ihn ins Gras und blieb sinnend vor dem Autodafö stehen, bis der letzte Funken durch die zitternde Asche ge­laufen war. Dann rieb er noch ein Zünd­hölzchen an, zündete sich eine Cigarre an und schlug sich tiefer in die Gebüsche.

Begeben wir uns unterdes in das Boudoir der Frau von Seeberg, wo wir diese in noch nicht beendeter Toilette in Gesellschaft ihrer Kammerzofe vorfinden. Das schöne Weib war sehr aufgeregt über Das, was Auguste ihr soeben mitgeteilt und gieng mit schnellen Schritten im Zimmer auf und nieder.

Sehen Sie, gnädige Frau, daß das Horchen an den Thüren sein Gutes hat", sagte die Zofe mit schelmischem Gesicht, sonst würden Sie doch schwerlich etwas von der Verschwörung der drei Herren erfahren haben."

Es ist eine unerhörte Keckheit", zürnt, die junge Witwe,sich einzubildcn, in zwei Stunden mein Herz zu erobern; das verzeihe ich den drei Herren niemals!" , Allen Dreien, gnädige Frau !" fragte die ^ Vertraute ihrer Herrin.Was soll das heißen?"Daß Sie dem Grafen

Dornburg doch verzeihen werden." -

Und weshalb diesem?"Weil Sie ihn lieben, gnädige Frau." i

Ein leichte Röte stieg in das zarte Antlitz des schönen Weibes. ,

Es war seine Pflicht, die abscheuliche ^ Verschwörung zu verhindern", sagte sie dann mit etwas milderem Ton. ,.O. er hat sich ja ritterlich genug gewehrt. i gnädige Frau, und ist derselben gewiß ; nur beigetreten, um sie unschädlich z» i machen."Strafe gebührt ihm dennoch". > gieng die junge Frau bereits zu einem Lächeln über;ich bin wirklich neugierig. ^ ob der Herr Graf nicht doch noch vor meiner Klingelschnur die Flucht ergreifen dürfte, ehe er sein :Ich liebe Sic!" herausbringt." Hier unterbrach sich die schöne Witwe, das Lächeln verschwand plötzlich von ihren Zügen und eineWolke ^ ernstlichen Unmuts beschattete die weiße j Stirn.Was er mir nicht aus Liebe zu j gestehen wagte", fuhr sie wieder unter j dem Einfluß der ihr widerfahrenen Be- j leidigung fort,das sollte ihm jetzt der ! Berschwörereid über die Lippen jagen? Und wenn er sie jetzt wirklich herausbringt, die drei kleinen Worte, dann will ich ihn niemals Wiedersehen. Was mir an ihm gefiel, war eben seine Furcht vor mir.

Es ist so schmeichelhaft für eine Frau, einen Mann zittern zu machen, der sonst niemals zitterte. Wenn er sich nicht mehr vor mir fürchtet, dann ist er nicht mehr er selber, sondern gleicht den Anderen, die ich nimmer lieben könnte. Mit einem Wort: wenn er spricht, ist er verloren. Jetzt kleide mich aber an, Auguste; mache mich recht schön, und dann in den Kampf, zum Sieg!"

Damit setzte sie sich vor einen großen, beweglichen Toilettenspiegel, legte sich in dem bequemen Sessel hintenüber, legte die kleinen, zarten Füßchen auf ein weiches Tabouret und betrachtete mit sichtbarem Wohlgefallen ihr reflektiertes Bild. Die Zofe stand lächelnd hinter ihr und ordnete das schöne, blonde Haar zu einer reizenden Coiffure. Als diese beendet war, stand Frau von Seeberg auf, ließ das leichte, weiße Mäntelchen fallen und sich dafür > die glänzende Robe anlegen. Auguste war ^ eben mit dem Zuhaken derselben beschäftigt, j als es furchtbar an der Klingel riß. Die s beiden Frauen bekamen einen Schreck, daß ihnen der Atem stockte.Das ist der Graf?" flüsterte die junge Witwe,laß ihn nur eintreten."

(Fortsetzung folgt.) ,

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Redaktion, Druck und Berlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.