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aon Feldrennach, wegen schweren Raubs; Donnerstag, 4. Okwber, vorm. S Uhr: Strafsache gegen den led. Schuhmacher Benjamin Rentschler von Altburg, O A. Calw, wegen versuchter Notzucht u. A.; Freitag, 5. und SamStag, 6. Lkt,, je vorm. 9 Uhr: Strafsache gegen den ledigen Mechaniker Stefan Eckhardt, von Unterboihingen, O A. Nürtingen, wegen zweier Ver­brechen d-s versucht-» Mords (Nürtinger Fall); Mon­tag, 8. Okt., vorm. 9 Uhr: Strafsache gegen den verheirateten Bau-rn und Gemeindebäcker Gabriel Hönlr von Bühl, O.A. Rottenburg, wegen Notzucht u. A. Ei» größerer Nachtrag folgt.

Karlsruhe, 25. Sept. In einer hiesigen Maschinenwerkflätte fiel ein Arbeiter durch AuSgleiten, als er ein Werkstück auf den Amboß des Dampf­hammers legte, gerade über Len Amboß, während der Dampfhammer niederging. Dem Unglücklichen wurde der Brustkorb zerdrückt, so daß der Tod sofort eintrat.

AuS Kassel, 36. Sept. wird gemeldet: Ein furchbareS Unwetter wütete in Hessen und den Nachbarprovinzen. Zahlreiche Gebäude wurden vom Blitz eingeäschert und mehrere Personen erschlagen.

Hanau, 27. Sept. Das unweit von Hers- feld belegene Gut Gethsemane rst mit Ausnahme des Wohnhauses vollständig niedergebrannt. Der Schaden, angeblich nicht durch Versicherung gedeckt, wird auf 100,00 geschätzt. 400 Stück Geflügel, eine große Zahl Rinder und Schweine sind Mit verbrannt.

Berlin, 36. Sept. Ja einer gestern Abend stattgehabten Versammlung wurde der Schriftsteller Ledebour als sozialistischer Kandidat für die Reichs­tags-Ersatzwahl im 6. Berliner Wahlkreis «ominirt.

Berlin, 26. Sept. Die Norddeutsche All­gemeine Zeitung schreibt: Auf den deutschen Ge­schäftsträger in Guatemala, von Eyb, war in der Nacht zum 16. September ein Angriff verübt worden. Als er im Wagen nach seiner vor der Stadt Guatemala gelegenen Wohnung zurück- kehrt«, wurde er von zwei völlig vermummten Indi­viduen überfallen. Bei dem Kugelwechsel blieb Herr von Eyb unverletzt, während einer der Angreifer von ihm durch den Arm geschossen wurde. Wie sich heraus­stellte, gehörten die Angreifer der Gehsim-Polizei an. Der Geschäftsträger stellte folgende Forderungen: Absetzung des Geheim-Polizei-Chefs, Absetzung und Bestrafung der Uebelthäter und Stellung einer be­rittenen Schutzwache. Die dortige Regierung hat diese Forderungen alsbald erfüllt und der Präsident der Republik und der Minister der Auswärtigen An­gelegenheiten sprachen offiziell und schriftlich in be­sonders warmen Ausdrücken ihr tiefes Bedauern über das Attentat aus.

Berlin, 27. Sept. Das Kaiserpaar wird dem Lokal-Anzeiger zufolge am 13. Okt. von Elber­feld kommend in Essen «intreffen und den Geheimrat Krupp besuchen. Am folgenden Tag« wird das Kaifer- paar das Krupp'sche Etablissement und die Kolonie Süd-Essen besichtigen.

Berlin, 37. Sept. Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe ist von seinem Ausfluge nach der Insel Rüge» hierher zurückgekehrt und nahm heute vormit­tag in gewohnter Weis« die Vorträge entgegen.

DieN. A. Z." meldet: Bezüglich der durch die Presse gehenden Mitteilungen über das voraus­sichtliche Inkrafttreten deS Schlachtvieh- und Fleisch­beschaugesetzes können wir Mitteilen, daß ein bestimmter Termin, von dem ab das Gesetz für das Inland oder Ausland in Kraft gesetzt werden soll, bis jetzt noch nicht in Aussicht genommen werden konnte. Die Festsetzung des Termins hängt von dem Erlaß der AusführungSbestimmungen zu dem Gesetz ab, die gegenwärtig ausgearbeitet werde», sowie von der Bereitstellung des Fleischbeschaupersonals und der Fertigstellung der sonstigen mannigfachen Einrichtungen, die für den Vollzug de« Schlachtvieh- und Fleischbeschau an allen Orten des Reichs erforderlich sind. Das Einfuhrverbot für Würste und Büchsenfleisch tritt jedoch, wie bekannt, am 1. Oktober 1900 in Kraft.

Fürst Herbert Bismarck beabsichtigt, wie man derRhein.-Westfäl. Ztg." aus Schönhausen schreibt, sein Stammgut Schönhausen zu ver­pachten und seinen dauernden Wohnsitz in Friedrichsruh zu nehmen.

Rom» 26. Sept. Der Papst erteilt« mit­tags in der Peterskirche 30000 Pilgern den Segen, darunter 3000 Deutsche«, 3000 Franzose»,

1000 Spaniern, eine Anzahl Polen und der Rest Italiener. Im ganzen waren in der Kirche mehr als 30000 Personen anwesend, auch der Platz vor der Kirche war von einer großen Menschenmenge an­gefüllt. DaS Befinden des Papstes ist sehr gut.

London, 37. Sept. Dem Standard wird aus Hektorspruit gemeldet: Die Buren hätten, nach­dem sie ihre dortige Stellung aufgegeben» 20 ihrer Geschütze zerstört.

London, 37. Sept. Nach einer Meldung aus Pretoria hielt Lord Roberts gestern eine Truppen« stau über die Kolonialtruppen ab und verabschiedete sich von denselben.

Die Nachricht vom Tod des Burenge­nerals de Wet bestätigt sich nicht. Er operiert noch im Oranje-Freistaat und wird von den Eng­ländern mit allen Mitteln einzufangen gesucht. Zu diesem Zwecke ging, wie eine Reutermeldung besagt, eine starke berittene Truppenabteilung unter dem Befehl des Obersten LiSle von Pretoria ab. Nach einer weiteren R-utermeldung, datiert vom 26., stehen die Generale Pole-Carew und Hamilton mit 3000 Mann bei Komatipoort. Kitchener traf dort ebenfalls gestern früh aus Hectorspruit ein. Man erwartet, daß der Betrieb der Bahnlinie Laurenzo- Marquez.Johannesburg heute wieder ausgenommen wird.

Pretoria, 27. Sept. Das Commando von Donthwite hat gestern die englische Garnison auf der Station von Wolverdiund angegriffen. Die Buren bemächtigten sich 50 Stück Vieh, aber die englische Garnison schlug sie endlich zurück ohne selbst Verluste zu erleiden. ES verlautet gerüchtweise, daß der General Hart die Buren westlich von KlakSdorp geschlagen und ihnen schwere Verluste beigebracht hat. General Dewet soll sich mit 900 Mann südlich der Station Kopje befinden. Zwei englische Obersten sind mit ihren Regimentern zu seiner Verfolgung aufge­brochen.

Die Totalverlustliste der engli­schen Truppen in Südafrika beläuft sich nach der letzten Publikation des Kriegsamtes auf 40075 Offiziere und Mannschaften, worin jedoch die Kranken und Verwundeten, welche sich noch in den Feldhospitälern in Südafrika befinden und sich auf mindestens 56000 belaufen, nicht begriffen sind. Die genannte Ziffer umfaßt 1777 Offiziere und 38298 Unteroffiziere und Mannschaften, sowie immer noch 13 Osfiziere und 809 Unteroffiziere und Mann­schaften als Vermißte und Gefangene. Ganz unver­hältnismäßig hoch stellen sich die Todesfälle durch Krankheiten: Es starben an Epidemien 149 Offiziere und 5583 Mayn, während 285 Offiziers und nur 2718 Mann in der Schlacht getötet wurden. Als Invaliden wurden im Ganzen 1230 Offiziere und 38199 Mannschaften nach England zurückgesandt, von denen dann zu Hause noch einige hundert Mann ihren Wunden oder den Nachwirkungen des Fiebers und der Ruhr erlagen. Im Ganzen ist ungefähr der vierte Teil sämtlicher verwendeter Truppen kampf­unfähig gemacht worden.

Die Wirre« irr China.

Berlin, 26. Sept. Dem Lokal-Anzeiger wird aus London telegraphiert: Einer Pekinger Mel­dung zufolge unterbreitete der Bischof Favier den Gesandtschaften eine Liste von Dörfern im Umkreise von 8 Meilen um Peking, wo katholische Geistliche und viele chinesische Christen von Boxern und chine­sischen Truppen belagert werden und in großer Ge­fahr schweben. In Shangai ist offiziell die Meldung eingetroffen, daß 33 amerikanische Missionare und 8 Kinder niedergemetzelt wurden. Ein Shangaier Telegramm des Lokal-Anzeiger besagt, daß di» Ho­spitäler in Peking und Tientsin überfüllt seien und di« Kranken nunmehr nach Japan gebracht« werden.

Berlin, 36. Sept. Der Voffischen Zeitung wird aus Rom telegraphiert: Shangaier Drahtungen zufolg« ist die gegenwärtige Haltung der chinesischen Regierung unzweifelhaft trotzig. Der englische Ge­neralkonsul sei der Ansicht, wenn auf der Bestrafung TuanS und der übrigen Anstifter der Ausschreitungen bestanden werde, würden zwei Expeditionen notwendig werden, eine westwärts von Peking, di« andere nord­wärts über Honkow. Gegen diese würden die Viee- könig« der Jangtse-Provinzen wahrscheinlich Einwen­dungen erhebe«. Der französisch« Konsul drückt die Meinung aus, unter dem Muck der Vicekönig« könnt«

di« kaiserliche Regierung gezwungen werden, die Usur­patoren auSzuliefer«.

Berlin, 37. Sept. Der Lokal-Anzeiger meldet aus Paris: Frankreich ist entschlossen, sein Vorgehen in China durchzuführen. Es kommt nur darauf an, ob eine Einigung zwischen den Mächten erzielt wird über di« Teile des chinesischen Reiches, die jede einzelne Macht occupiert bezw. erhalten soll oder ob Frankreich sich gleich Rußland veranlaßt sieht, «ine provisorische Besetzung auf eigene Faust vorzu­nehmen. Der Vorschlag, die chinesischen Befestigungen zu demolieren, sei nicht bloS in militärischer, sondern auch in sozialpolitischer Hinsicht von großer Tragweite, da auf diese Weise die Bevölkerung großer Distrikte, die seit Monaten feiern, wieder Arbeit erhält. Später würde dann der Aufbau von neuen, dm hygienischen Ansprüchen genügenden Stadtteilen denselben Dienst leisten.

Berlin, 27. Sept. Aus Shangai wird telegraphiert: Graf Wa! dersse und der Gesandte Mumm v. Schwarzenstein harten eine Kon­ferenz, infolge deren ein Telegramm an Li - Hung-Tschang geschickt wurde. Gerüchtweise verlautet, die vorläufigen Bewegungen der Flotten deuten auf Operationen bei Schanhaik- wan hin.

Paris, 27. Sept. Der französische General- Consul in Shangai telegraphiert unterm 25. folgen­der: Der General Tmg Tou Tsiang ist zum Ober­befehlshaber der chinesischen West- und Nord-Armee ernannt worden. Nachrichten aus chinesischer Quelle zufolge haben die Vicekönige und Gouverneure vom kaiserlichen Hofe Befehl erhalten, alle Ausländer zu bekämpfe» und zu töten. Der deutsche Gesandte Mumm von Schwarzenstein wird heute abend Shangai verlassen und sich nach Taku begeben, wo er mit dem Grafen Waldersee zusammentrifft.

London, 37. Scpt. Nach einer Meldung aus Honkong ist die katholische Kirche von Tokamsamb am Sonntag von chinesischen Horden zerstört und der daneben liegende Friedhof geschändet worden. Die Kirchen in den Vorstädten von Shantung wurden ebenfalls zerstört.

London, 27. Sept. Daily Mail meldet aus Jokoham.: Die japanische Regierung beschloß, eine Note an die Großmächte zu richten, in welcher sie erklärt, daß jede Verzögerung in der Lösung der chinesisch-n Conflckte gefährlich sei. Die Note ersucht die Großmächte, sich so schnell wie möglich über eine gemeinsame Aktion zu verständigen.

Washington, 36. Sept. (Kabelmcldung derPar's-Nouvelles".) Der Kriegsminister hat eine Bekanntmachung anschlagen lassen, worin eL heißt, daß der G-neral Chaffee Instruktionen bezüglich der Räumung P kingS erhalten habe. General Chaffee wird in Peking mit einem Regiment Infanterie, vier Eskadronen Kavallerie und einer Batterie Artillerie verbleiben. Die übrigen Truppen werden nach Ma­nila abgehen.

Washington, 37. Sept. (Kabelmeldung derParis-NouvelleS".) General Chaffee hat Befehl erhalten, den General Wilson in Peking zu belassen. General Wilson wird voraussichtlich zum Bevoll­mächtigten für die Friedensverhandlungen ernannt werden.

Von den russischen Blättern begrüßen die Nowosti" die Ankunft des Grafen Waldersee als «in Ereignis von großer Bedeutung. Das Blatt schreibt:

Nach der Einnahme Pekings wurde vielfach davon geredet, daß der Zweck bereit« erreicht sei und der Feldmarschall nun heimkehren könne; die deutsche Regierung aber hat verständig gehandelt, indem sie diesen unerbetenen Ratschläge» kein Gehör schenkt«. Peking ist allerdings genommen, daraus folgt aber noch nicht, daß die Thätigkeit deS Grafen Waldersee unnütz sei. Es ist absolut nicht bekannt, welch« Wendung die chinesischen Angelegenheiten jetzt nehmen werden und ob man auf den Verlauf der Verhandlungen besondere Hoffnungen setzen kann. E« ist augenscheinlich, daß die chinesische Regierung, indem sie sich anscheinend um den Frie­densschluss bemüht, die Bewegung gegen die Aus­lände« und Christen immer noch unterstützt. Zur Beilegung der Krisis ist daher eine außerordentliche Anspannung der Kräfte und «in« kundige Leitung dieser Kräfte erforderlich. Von allen orientalische« Staaten ist China der Einschüchterung ganz besonders