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mama" muß ich ja sittig, nachdem der feierliche Akt in der Kirche vorüber, im verborgensten Winkelchen verschwinden. Und doch", setzte sie ernst hinzu,habe auch ich heute wider jede Etikette sogar Herrenbesuch empfangen: Der Justiz­rat ist bei mir gewesen. Er kam, um mich endlich über das Geschick Deiner früheren Braut zu beruhigen."

Still, still, Teurer! Aus mir spricht nicht die Eifersucht; ich weiß ja lange, daß mir Dein Herz allein gehört. Aber eben deshalb peinigte mich oft der Gedanke, daß eigentlich die Liebe zu Dir das Fundament gewesen zu all' dem grenzenlosen Verderben, das Hilda Stett- müller über sich gebracht!" Sie seufzte, und ihren Kopf an Leo's Schulter legend, setzte sie hinzu:Wie gerne hätte ich ihr Leben noch in andere Bahnen gelenkt, den Schandfleck von dem Namen dieser Frau genommen, aber ich vermochte es ja nicht. Nun ist es auch zu spät!"

Zu spät!"

Lucie neigte den Kopf. Eine Thräne rollte wieder über die blasse Wange der jungen Frau. Dann aber zog sie den Gatten von der Wiege fort in das Nebenzimmer. Und hier erzählte sie ihm von dem Sterben der schönen Hilda und dem Heimgang ihres Gatten. Lange, lange saßen die Tiefbewegten nun noch schweigend neben einander, bis es endlich Lucie war, die den Gatten daran mahnte, daß er heute an dem Ehrentage seines Kindes, andere Pflichten zu erfüllen habe, als die, welche die Toten auf unsere

Schulter legen.

* *

*

Das Fest war vorubergegangen, wie Alles vorübergeht im Leben.

Auch der letzte Gast, außer den Gun- truns und der Doktorin, hatte das Schloß verlassen.

Diese aber beabsichtigten noch längere Zeit auf Bergenhorst zu verweilen.

Frau Hillmann hatte bis auf Weiteres ihre Wohnung in Breslau geschlossen und Herr von Guntrun sen. ließ seinen lieben Guntrunshof unter der Aufsicht eines durchaus gewissenhaften und tüchtigen Inspektors.

Er wußte sein Hab und Gut so wohl­geborgen, daß er sich hier getrost nur der Freude an seinen beiden Enkelkindern hingeben konnte. Besonders der künftige Erbe von Bergenhorst, Curt von Guntrun- Bergenhorst war sein ganzer Verzug, und der niedliche Bursche konnte dem Groß­papa im wahren Sinn des Wortes auf dem Kopf herum tanzen.

Vierzehn Tage waren verrauscht, seit­dem die kleine Letztgeborene im Schlosse in die Gemeinschaft der Christen aus­genommen worden und in der Taufe die Namen Anna Vera Lucie erhalten hatte, als die kleine Gesellschaft der Verwandten in der Veranda saß und gemeinschaftlich den Kaffee einnahm. Man war dabei in der heitersten Laune und Curt machte einen solchen Höllenspektakel, daß sich Tante Emma bereits entrüstet beide Ohren zuhielt.

Da trat der alte Haushofmeister, der sich noch immer in seiner gewohnten

Stellung sah, an den Schloßherrn heran und flüsterte ihm sichtlich erregt ein Par Worte zu, die Leo sofort veran- laßten, sich zu erheben und in das Innere des Schlosses zu eilen.

Als er in sein Empfangszimmer trat, erhob sich von einem Sessel darin eine zusammengesunkene, in tiefes Schwarz ge­kleidete Männergestalt.

Stettmüller, lieber, braver Stett- müller!" rief Leo mit vibrierender Stimme. Und ohne daß der vollständig Gebrochene, den Kummer und Erniedrigung vor der Zeit zum Greis gemacht, es verhindern konnte, hatte Leo ihn um den Hals ge­faßt und herzlich geküßt.

So, und nun setzen Sie sich zu mir alter Freund!" rief der junge Schloßherr eifrig und führte Stettmüller zum Ehren­platz auf dem Sopha.Jedenfalls ziehen Sie es vor, sich erst das brave, bedrückte Herz vor mir zu erleichtern, ehe ich Sie zu meiner Gesellschaft führen darf. Aber das lassen Sie sich nur gleich sagen: Wenn Sie nicht zu uns gekommen, hätten wir in den nächsten Wochen sobald liebe Gäste, die uns beehrten, das Schloß verlassen, Ihr neues Heim auf­gesucht. Meiner Frau und auch mir lag es schon gar schwer auf der Seele, so lange zögern zu müssen, bis wir Ihnen unsere herzliche Teilnahme darbringen konnten."

Wie gut Sie sind, Herr von Gun­trun!" flüsterte der alte Mann.Und die Stettmüllers haben es doch gewiß nicht um Sie verdient!"

Was Ihre Person anbetrifft, alter Freund, so sollte ich wohl meinen, daß ich nicht zuviel thue, wenn ich Ihnen meine ganze Hochachtung entgegen bringe. Sie waren dem Hause Bergenhorst immer ein treuer Berater" und er faßte wieder Stettmüller's beide Hände und eine Welt möchte ich darum geben wenn Sie sich entschließen wollten, wieder das Generaladministratorhaus zu beziehen, welches noch immer leer steht. Die Stell­ung anzutreten, welche Sie eingenommen, erschien mir noch Niemand würdig."

Der Kopf des alten Mannes hob sich. Ein freudiges Rot leuchtete aus den tief in ihren Höhlen gesunkenen Augen: Herr von Guntrun das tröstet mich!" hauchte er.Vielleicht gehe ich auch auf Ihren Vorschlag ein ich halte es so wie so nicht mehr in den Räumen aus, in denen meine arme, irregeleitete Hilda gestorben und ihr unglückseliger Gatte selbst seinem Leben ein Ende gemacht hat. Aber vorerst lassen Sie uns etwas Anderes, was mir unendlich schwer auf dem Herzen liegt, erledigen!"

Damit zog Stettmüller eine Brief­tasche aus seinem Rocke, der er alsbald eine bedeutende Anzahl von hochwertigen Banknoten entnahm

Er zählte die Scheine vor Leo von Guntrun bedächtig auf den Tisch:

Achtzigtausend Thaler!" sagte er dann und nickte den Kopf.Herr von Guntrun, meine Tochter hatte seiner Zeit den Familienschmuck der Bergenhorst, welchen sie nur als ein Lehen betrachten durfte, veräußert und damit die Erben des Grafen, im Besonderen aber Ihre

Gemahlin geschädigt. Ich würde nicht ruhig sterben können, wenn ich nicht gut­machte, was Hilda verbrochen. Das Geschmeide ist seiner Zeit taxiert worden auch nach dem Kunstwert ich biele Ihnen die Taxsumme."

Aber Stettmüller!"

Herr von Guntrun, wenn Sie den letzten Lebenstagen eines schwer hem- gesuchten Mannes den Stachel nch« wollen, daß er nur so lange Jahre sei« Herrn treu gedient hat, damit das cigm Fleisch und Blut zur Diebin an ein» diesem Herrn wurde so zögern Sii nicht, die Gelder hier zu acceptieren."

Gut denn", erwiederte Leo, der die Seelenqual sah, die Stettmüller bei dem Gedanken litt, seine Sühne könnte zurück­gewiesen werden.Gut denn, ich nehme , die Banknoten, aber nur unter einer Be­dingung ! Das heißt, Sie verpflichte» sich, wieder auf Bergenhorst zu bleibe» und mein treuer Berater zu werden."

Der Alte mußte wohlJa" und Amen" gesagt haben, denn freudig führte ihn zehn Minuten später Herrvo» Guntrun in den Kreis seiner Lieben.

Da haben wir endlich unseren alte» Stettmüller wieder!" rief er, sich die Hände reibend.

Und nicht wahr, Lucie", wandte er sich an seine Gattin,Du und ich, wir werden schon dafür sorgen, daß er sich auch wieder wohl in seinem kleinen Hanse fühlt!"

Entziehung amBiere. Ein inter­essantes Ergebnis hat ein durstiger Mathe­matiker aus der Unsitte der Wirte, z» wenig einzuschenken, herausgerechnet. lim ja nicht zu übertreiben, hat er nur Minima in Rechnung gebracht und sagt: Gesetz!, das Fehlende eines halben Liters betrage '/-» des gesetzmäßigen Quantums, so er- - giebt sich bei einem Hektoliter ein Zuwenig von 5 Litern. Wenn wir z. B. den Bier­staat Bayern in Betracht ziehen, so wachse» diese Abmängel bei einem Bierverbrauch von rund 14 Millionen Hektolitern zu einer Summe von 700 000 Hektolitern an, ' Kommt hiebei ein Hektoliter nur auf 20 zusteheu, so ergiebt sich eine Summe von 14 Millionen. Dieses nette Sümmchen wird ohne jeden Ersatz ansgegeben, einfach weg- s geworfen! !

Gemeinnütziges. s

(Einfache Prüfung, ob sich in der Mitte eines gefällten Stammes anbrüchiges Holz befinde.) Zu dem Ende legt man, wie in derL. Pr." empfohlen wird, den Stamm horizontal mit jedem Ende auf eine Unterlage, worauf jemand mit einem Hammer gegen die eine Grundfläche des Stammes schlägt, während ein Anderer das Ohr der entgegengesetzten Grundfläche nähert. Ist der Stamm von gesundem Holz, so hört letzterer jeden Hammerschlag hell und deutlich, sollte auch der Stamm 60 bis 80 Fuß lang sein. Wenn dagegen ^ die Hammerschläge am anderen Ende nicht , hörbar sind oder dumpf klingen, so >!> ^ dies ein Zeichen von anbrüchigem Holz im Innern des Stammes.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.

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