Weg, um dem alten Stettmüller mein Wort zu halten. Die Tour war nicht weit und bald stand ich vor dem reizen­den Hause. Die Thür zum Flur war weit offen.

Na ich Niemand sah, der mich dem Hausherrn melden konnte, so trat ich in den kleinen Vorraum und klopfte an die mir zunächst liegende Thür. Da kein ein­ladendes Herein erscholl, an die zweite und dritte. Dann öffnete ich ohne Um­stände die vierte und durchschritt alsbald ein hübsch eingerichtetes Stübchen, das unstreitig zum Speisezimmer diente. Noch immer begegnete ich keinem lebenden Wesen. Da aber die Verbindungsthür zu dem nebenlicgenden Raum weit offen stand, ging ich ungeniert weiter und setzte meinen Fuß über die Schwelle des zweiten Zim­mers. Entsetzt prallte ich aber in dem­selben Moment zurück.

Lang ausgestreckt auf dem großen, be­quemen Sopha lag da die zierliche Gestalt Hilda's. Ihre Augen waren geschlossen. Ich sah auf den ersten Blick, daß der Tod hier ein Leben geendet, das wohl kaum noch lebenswert war.

In verzweifelter Haltung, den greisen Kopf im Schoß der Leiche verborgen, kniete Stettmüller an dem Sopha.

Am Kopfende der Ruhestatt aber fast eben so bleich und so starr, wie die Tote, stand aufgerichtet mit zusammenge- preßten Lippen ein großer, breitschulteriger Mann, den ich erst erkannte, als er mich aus zornig funkelnden Augen anblitzte:

WaS führt Sie her. Herr Jnstizrat?" sagte er barsch.Ich sollte meinen, bis in ein Sterbezimmer führte Sie ihr Amt nicht."

Manchmal doch, erwiderte ich ruhig," fuhr der Justizrat in seiner Erzählung fort,hierher kam ich nur aus Freund­schaft für den Vater des armen Weibes da und aus Mitleid mit der Unglück­lichen selbst, die schwer gesühnt hat, was sie verbrochen."

Schon bei meinen ersten Worten hatte sich Stettmüller von seinen Knieen er­hoben.

Sie ist tot!" jammerte er mit einer solchen Verzweiflung in Stimme und Ge­bärde, daß auch mir die Thränen in die Augen traten.

Sein Anblick hat sie getötet. Doktor Bollner ist ihr fast auf dem Fuße gefolgt!"

Justizrat, der Mann hat mein Kind wahnsinnig geliebt und nur das Bewußt­sein, daß sie seine Gefühle nicht erwidert, hat ihn zum Tyrannen gemacht. Heute in der Nacht langte er an. Auf den Knieen hat er sich vor Hilda gewunden

-der große, starke Mann; er hat

geschluchzt und gebettelt, sie möchte ihn nur ein klein wenig lieb haben ihm erlauben, bei ihr zu bleiben er bereue ja so bitter, wie er sie behandelt!

Aber als sie ihn immer wiedergehen" hieß, da brauste er auf. Giftige Worte fielen auf beiden Seiten. Dann aber, Herr Justizrat, dann sank Hilda plötzlich in die Kissen zurück. Nur wenige Sekun­den und alles war überstanden.

Da ich mich nun für gänzlich über­flüssig in der Stettmüller'fchen Behausung

hielt, verließ ich den Alten, sobald es die Schicklichkeit erlaubte.

Am Nachmittag desselben Tages reiste ich nun auch wieder nach der Heimat zurück, ohne den Eindruck verwinden zu können, den das Erlebte auf mich gemacht. Ich fand, zu Hause angekommen, eine solche Hochflut von Arbeiten vor, daß ich sofort rastlos schaffen mußte und darüber Alles in den Hintergrund trat, was nicht mit meinen Prozessen zusammenhieng.

Heute nun, als ich mich endlich gewaltsam aus den Geschäften zog, um Ihrer und Ihres Gatten Einladung nach Bergenhorst zu folgen, erreichte mich schon früh am Morgen ein Brief unseres guten Stettmüller.

Der Inhalt desselben war ganz dazu angethan, meine Gedanken wieder den Erinnerungen zuzuwenden, die ich schon in den Schlaf gelullt.

Der arme, vereinsamte Mann berichtete mir nämlich in seiner schlichten Weise von dem Begräbnis der Tochter, der ein­fach rührenden Feierlichkeit, mit der er sein Kind beerdigt.

Bollner hatte sich es nicht nehmen lassen, so erzählte er weiter, dem Sarge der Heißgeliebten zu folgen. Der Mann geberdete sich wie ein Wahnsinniger, als man den blumengeschmückten Sarg in die Gruft senkte. Stettmüller konnte ihn nachher auch nicht dazu bewegen, zu gleicher Zeit mit ihm den kleine» Dorf kirchhof zu verlassen.

Hilda war an einem Vormittag be­erdigt worden, aber es wurde Abend, ehe der Doktor wieder in das Haus seines Schwiegervaters, der ihn schon von Gendarmen ergriffen wähnte, zurückkehrtc. Ohne sich erst in die Zimmer zu begeben, in denen er Stettmüller in Gesellschaft der Blinden wußte, die den Aermsten, so gut sie konnte, zu trösten suchte, begab er sich sofort in sein eigenes Stübchen.

Dort hörte ihn L-tettmüller lange rastlos auf- und niedergehen. Endlich wurde es aber auch droben still.

Als am nächsten Morgen Bollner nicht zur bestimmten Stunde am Früh­stückstisch erschien, sandte der Alte nach oben, um ihn rufen zu lassen.

Die grenzenlose Leidenschaft, die der Doktor zu Hilda empfunden, hatte den gutherzigen Mann mit Allem versöhnt, was der Unglückselige seinem Kinde an­gethan.

Und wie nun die Magd zurückkehrte und erklärte, der Herr wolle ihr nicht öffnen er meldete sich auch nicht ein­mal faßte rötliche Angst den schwer­geprüften Mann.

Mit schlotternden Knieen eilte er nun selbst hinauf.

Aber auch sein Klopfen blieb vergebens und da er fürchten mußte, daß dem Doktor ein Unglück widerfahren, ließ er die Thür von einem der Knechte erbrechen.

Wenn Stettmüller die Ahnung gehabt, daß sich hier das Ende des Familien­dramas vollzogen, in dem sein Kind die Hauptrolle gespielt, so sah er sich selbst in den trübsten Erwartungen nicht ge­täuscht :

Doktor Bollner hatte seinem Leben ein Ende gemacht.

Blutüberströmt, mit geöffneten Puls­adern, lag er auf dem Sopha.

Der Justizrat schwieg.

Frau Lucie aber hatte das Gesicht in die weißen Hände geborgen. Durch ihn schmalen Finger perlte Thräne auf Throne.

Endlich erhob sie sich jedoch. ^

Sie ruhen nun Beide", sagte sie ' dann sanft,und vielleicht ist es die beste Lösung so. Aber der arme Stettmüller', k setzte sie.flüsternd hinzu.Ich kann et s dem alten Manne wohl nachempfinde,i, >

wie vereinsamt er sich fühlt! - !

Ob es ihn wohl trösten würde, wenn wir ^ in den nächsten Wochen einmal zu ihm führen?! Das Dampfroß gleicht heut zu Tage alle Entfernungen aus was gilt jetzt eine Fahrt von 30 Meilen und darüber!"

Sie müssen sich das mit Ihrem Ge­mahl überlegen", erwiderte der Justizrat. Nun aber mag ich Sie auch nicht länger stören, meine beste Frau von Guntruu, es ist die höchste Zeit, daß Sie sich wieder in Ihre Gemächer zurückziehen."

Er reichte der Schloßfrau galant seinen Arm und führte sie aus dem Pavillon durch den einsamen Hinteren Teil des Gartens in das Schloß zurück, § wo Frau von Guntrun sofort in das §

Zimmer eilte, in welchem sie den kleinen i Täufling wußte. ^

(Fortsetzung folgt.)

Vor einigen Tagen erschien eine Braut mit ihrem Bräutigam auf einem Berliner Standesamt, um das Aufgebot zu bean­tragen. Leider hatte sich' das glückliche Paar stark verspätet nnd mußte' deshalb von dem Amtsdiener darauf aufmerksam > gemacht werden, daß die Kanzleistunde f schon vorüber und das Amt für An- t Meldungen bereits geschlossen sei. Un­willig verließ das Paar das Standesamt; vor der Eingangsthür aber gab, wie das B. T." erzählt, die zärtliche Braut ihrer Entrüstung dadurch einen schneidigen Aus­druck, daß sie dem Bräutigam die Papiere an den Kopf warf mit den Worten: Da hast Du die ganze Geschichte, nun geh hin und such Dir eine Andere." ! Darauf schieden sie von einander, indem er zur Rechten und sie zur Linken ab- gienq! Und bis zur Stunde haben sie sich auf dem Standesamte nicht wieder blicken lassen, so daß man diese Ehe als dicht vor dem Hafen gescheitert erachten darf.

(Richtige Antwort.) Ein Schulmeister in Westfalen fragte einen Jungen :Weiht Du denn, was recht oder unrecht ist?"

Nee", antwortete der Knabe. .

Wenn Du Deinem Bruder sein Butter­brot wegnimmst, was thust dann?" Jk frei et up!"

(Amerikanisches.) Ein deutscher Ingen­ieur fährt auf dem Ohio. Er wendet sich an den Kapitän des Dampfers:Eure Maschine da ist herzlich schlecht." Ja, Herr!"Und wie lange denkt Ihr sie noch zn brauchen?"Bis sie platzt!"

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Nr. 47.

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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.