Unter den Ehrengästen befanden sich der verehr!. Ge- mrinderat, der frühere Kommandant Hr. Konditor Haager, und der langjährige Adjutant Hr. Stiftungspfleger Bub, während Hr. Georg« ssn. als Ehren- kommandant noch rüstig an der Spitze deS Zuges marschierte. Hr. Georg« ist der einzige von den Gründern der freiwilligen Feuerwehr, dem eS vergönnt war, in voller Gesundheit das 50jährige Jubiläum mrtzufeiern, er durfte zu seiner großen Freude erleben, wie aus der von ihm gegründeten und geleiteten Steigerabteilung in 50 Jahren ein stattliches, wohl- ausgebildetes und organisiertes Feuerwehrkorps erwachsen ist. Außer Hrn. Georg« ist nur noch einer jener Steiger am Leben — Hr. Christ. Kirchherr in Trinach —, dem es leider nicht mehr möglich war, mit- zufrsten. Mit der Geschichte der hiesigen Feuerwehr ist ein Stück Geschichte der Stadt Calw eng verbunden. Der Landesfeuerlöschinspsktor Hr. Kleber entschuldigte sein Fernbleiben mit dringenden Geschäften, sandte aber dem Kommando herzliche Glückwünsche zum Feste unter ehrender Anerkennung der Verdienste der hiesigen Feuerwehr. Glückwunschtelegramme liefen ferner noch ein vom abwesenden Hauptmann der VII. Kompagnie, Hrn. Hugo Rau, von einem früher» Mitglied Hrn. Leber in Heidenheim und von den Kommandos der Feuerwehren in Eßlingen und Reutlingen.
Den Ehrengästen folgten im Zuge die Bezirksfeuerwehren in alphabetischer Ordnung, 31 an der Zahl, mit über 900 Mann. Es waren erschienen die Feuerwehren von Aichhalden, Altbulach, Althengstett, Altburg, Alzenberg-Speßhardt, Breitenberg, Dachtel, Deckenpfronn, Gechingen, Hirsau Ernstmühl, Holzbronn, Liebelsberg, Liebenzell, Möttlingen, Martins» mooS, Wildberg» Neubulach, Neuhengstett. Ober- haugstett, Oberkollbach, Oberreichenbach, Oberkoll- Wangen, Ottenbronn, Simmozheim, Sommenhardt, Stammheim, Teinach, Unterhaugstett, Würzbach und Zavelstein. Den Schluß bildeten die Kompagnien II—VII. der Calwer Feuerwehr. Trommelschlag und flotte Märsche der Calwer, Liebenzeller und Stsmm- heimer Musikkapellen belebten den Zug. Als Festordner fungierten Hr. VerwaltungSaktuar Staudenmeyer und die Mitglieder vom Turnverein. Die Bezirksfeuerwrhren nahmen nun auf dem Marktplatz Aufstellung, indessen sich die hiesige Mannschaft zur Uebung rüstete. Derselben war folgende Disposition zugrunde gelegt: „In dem im südwestlichen Teil des Bäcker Niethammer'schen HauseS befindlichen Treppenaufgang ist Feuer ausgebrochen. Rasches Eingreifen deS Hydranten setzt das nördlich gelegene vr. Müller- 'sche Gebäude bald außer Gefahr, dagegen ist Rettung der Menschen aus dem Brandobjekt notwendig. Das Feuer droht auf das südliche Nachbarhaus überzuspringen." Rasch war darum die Steigermannschaft mit der großen Leiter zum Rettungswerk zur Stelle. Die Hydranten lieferten zum Löschen das erste Wasser. Mit dem Umsichgreifen des Feuers fahren nach und nach sämtliche Kompagnien mit ihren Geräten auf. Sieben starke Wasserstrahlen schützten das Nachbarhaus und dämpften das Feuer. Nach der Uebung wurden die vier Steigerleitern in Reihe gestellt und mit je einer Schlauchlage belegt, um die Triebkraft der Spritze« zu probieren. Die ganze Mannschaft that ihr möalichstes, um schöne Wasserstrahlen zu erzielen.
Durch die Uebung konnte sich jedermann überzeugen, daß Calw bei Brandfällen sich getrost auf seine Feuerwehr verlassen kann. Die Geräte find sämtlich in recht gutem Zustand und funktionieren tadellos, die Mannschaft versteht sie gut und rasch zu handhaben und zu bedienen und das Kommando ist einem Manne übertragen, der mit Ruhe und großer Sachkenntnis seine Feuerwehr zu dirigieren weiß.
Nachdem die Geräte ins Magazin gebracht waren, setzte sich der Festzug wieder wie oben zu
sammen und marschiert« durch die obere und untere Marktstraße, Bahnhofstraße und Bischofs dem Brühl zu, woselbst Kommandant Häußler folgende markige Festrede hielt:
Hochgeehrte Festversammlung!
L ebwerte Festgästel Liebe Kameraden!
Ein froher Tag ist uns heute angebrochen, ein Freudenfest dürfen wir feiern unter allgemeiner Anteilnahme von nah und fern. Fünfzig Jahre sind verflossen seitdem die Calwer Freiwillige Feuerwehr gegründet wurde, auf eine halbhundertjährige Thätigkeit ihres Corps blicktdie heutige aktiveWchrmannschaftzurück. Da ist es uns Bedürfnis gewesen, Halt zu machen, Sammlung zu blasen für alte und junge Freunde aus der Nähe und Ferne, damit sie sich mit uns freuen, und nicht umsonst erging unser Ruf, zahlreich seid Ihr herbeigekommen aus Stadt und Land, und Alle, Alle seid Ihr uns herzlich willkommen, wir reichen Euch die treue Hand des Feuerwehrmannes und grüße Euch mit dem guten alten schwäbischen Grüß Gott. Opferwillige Männer unserer Stadt haben den 26. Oktober 1850 mit einer Steigerabteilung von 25 Mann als ein freiwilliges Corps die hiesige Feuerwehr gegründet. Dieses Corps nahm regelmäßige Uebungen vor und trat in Verbindung mit der auf Grund der damaligen Feuerlöschordnung pflichtigen Mannschaft in Stadt und Land. Im August 1862 wurde eine rein freiwillige Feuerwehr gebildet, welche ihre Angelegenheiten auf Grund ihrer Statuten ordnete und verwaltete unter der trefflichen Leitung des Hrn. Emil Georgii. Schon im Jahre 1852 wurde durch freiwillige monatliche Beiträge der Mitglieder und Freunde der Feuerwehr eine Unterstützungskasse gegründet, welche schon oft sich als recht segensreich erwiesen hat und zu einer ansehnlichen Summe herangewachsen ist. Unser Mannschaftsstand beträgt circa 300 Mann eingeteilt in 7 Compagnien. In dieser 50jährigen Zeit wurde die ganze Feuerwehr circa 38 mal alarmiert und hatte teils mehr, teils weniger gefährliche und große Brandfälle zu bewältigen. Nicht viel weniger wurde hauptsächlich in früheren Jahren nach auswärts Hilfe verlangt und geleistet. Ich erinnere hier nur an die großen Brandfälle Wildberg, Sommenhardt, Gechingen, Nagold, großer Waldbrand bei der Station Teinach u.s. w.
Kameraden, die Aufgabe der Feuerwehr ist eine ernste und wichtige, sie hat auf den Plan zu treten, wenn, wie der Dichter sagt:
Furchtbar wird des Himmels Kraft,
Wenn sie der Fesseln sich entrafst;
Einher tritt auf der eignen Spur
Die freie Tochter der Natur.
Denn wenn alles erfaßt wird vom Schrecken und der angstvolle Ruf erschallt, es brennt, dann hat die Feuerwehr auf den Plan zu treten, ruhig, sicher und besonnen. Es ist klar, eine solche Aufgabe bringt ernste Gefahren mit sich; ein Feuerwehrmann darf nicht zuerst an sich denken, hier ist hervorragende Gelegenheit gegeben christliche Nächstenliebe zu beweisen, das eigene Leben daran zu wogen an die Rettung anderer. Und wenn «un ein Corps 50 Jahre hindurch seinen Dienst gethan daheim und draußen, warum sollte es nicht auch ein Fest feiern? Gott sei heute die Ehre gegeben für jedes Retlungswerk das er gelingen, für jede Bewahrung die er uns zu Teil werden ließ. Unfern ehrfurchtsvollen Dank wollen wir heute aber auch seiner Majestät unserem König dafür aussprechen, daß unter seiner wohlwollenden Regierung für unsere Blessirten und für die Witwen und Waisen derer, die im Dienst ihr Leben eingebüßt, so väterlich gesorgt wurde. Und dann sei Dank unserem greisen Ehrenkommandanten Herrn Emil Georgii, der unser Corps als Kommandant mit vieler Mühe und Opfern 31 Jahre lang durch Dick und Dünn geführt und uns auf den Stand gebracht hat, auf dem wir heute stehen. Möge er sich noch lange überzeugen können, daß wir ihm für seine große Treue und Mühe stets ein gutes Andenken bewahren. Es fei aber auch all der Braven gedacht, die in unfern Reihen mit wahrer Treue sich bemüht haben und nun im Schooße der Erde ruhen. Im Andenken an sie soll unser heutiges Fest dazu dienen, den Geist echter Kameradschaft und treuer Pflichterfüllung aufs neue zu beleben. Dankbar sei der staatlichen Behörden gedacht, die uns stets so freundlich entgegen gekommen- Dankbar heben wir ferner hervor das
Verdienst unserer bürgerlichen Kollegien um unsere Sache. Stets waren sie willig, wenn es galt, das Feuerlöschwesen in unserer Stadt zu vervollkommnen und ohne Ueber- treibung dürfen wir heute sagen, die Ausrüstung unserer Truppe ist durch dieses wohlwollende Entgegenkommen für unsere Verhältnisse der Zeit entsprechend. Auch zu unserem heutigen Jubiläum haben wir abermals einen Beweis wohlwollender Gesinnung erhalten, indem wir mit einer ansehnlichen Gabe und Stiftung bedacht wurden, hiefür sei auch von dieser Stelle aus herzlicher Dank gesagt. Dank sei allen lieben Kameraden, ob länger oder kürzer in unseren Reihen, für Ihre Mühe und Aufopferung. Bei unserem Werke heißt eS, Einigkeit macht stark, ein Jeder muß sich willig ins Ganze fügen, freudig auf seinem Posten seine Pflicht thun, dann wird auch künftighin unsere Feuerwehr ihren alten guten Ruf sich erhalten, darum vereinigen wir uns jetzt alle zu festlich freudigem Rufe und verbinden uns aufs Neue zu festem Zusammenstehn „Alle für Einen und einer für Alle", indem wir ein Hoch ausbringen auf die Einigkeit und Nächstenliebe, die unsere Sache stark macht. Die Einigkeit und Nächstenliebe ächter Feuerwehrleute, die sich in diesen 50 Jahren so schön bewährt hat, sie leben
hoch, hoch, hoch!
Nach dem Kommandanten bestieg Hr. Stadt- schultheiß Haffner die Rednerbühne. Er brachte im Namen der Stadt der Feuerwehr herzliche Glückwünsche zum schönen Feste dar. Die Feuerwehr habe sich jederzeit trefflich bewährt, weshalb auch dis ganze Einwohnerschaft am heutigen Feste lebhaften Anteil nehme. Die Stadt verlass« sich vertrauensvoll auf ihre Feuerwehr. ES sei ihm Bedürfnis das hier zu sagen und der ganzen Feuerwehr herzlichen Dank für ihre allezeit opferwillige rastlose Thätigkeit auszusprechen. Aus kleinen Anfängen sei die Feuerwehr zum stattlichen Corps herangewachsen; sein Hoch gelte dem ferneren Gedeihen, Wachsen und Blühen der Freiwilligen Feuerwehr Calw!
Damit war der offizielle Teil des Festes beendet. Ein großer Teil der auswärtigen Mannschaft bezog nun ihre Quartiere, um dort zu „löschen", andere besorgten das im Garte» des „Bad. HofS", von dessen Ehrenpforte folgende Inschrift zum Trinken einlud:
Als Feinde jeder großen Hitze,
Sei sie im Haus, oder nur im Schlund, Arbeiten wir dort mit der Spritze,
Hier aber bis auf des Bechers Grund.
Hier konzertierte die Fcuerwehrkopelle Calw. Es entwickelte sich bald ein lebhaftes Treiben, an dem die Familienangehörigen der Feuerwehrleute regen Anteil nahmen. Auf eine launige Anregung von Seiten des Hrn. Adjutanten E. Dreiß wurde zu Ehren der „Feuerwehrdamen" ein Tänzchen arrangiert. Nicht aber, daß man sie mit diesem kleinen Vergnügen abspeisen wollte! Nein, so viel wir hören, soll noch ei« Feuerwehrball in Aussicht stehen!
So sicht die Feuerwehr mit Stolz auf diesen Festtag zurück. Möge die Anerkennung, die ihr von allen Seiten zugckommen, jeden einzelnen aufs neue anspornen, mit neuer Lust und Liebe mitzuthun an der schönen Sache fürs Gemeinwohl!
HlMnsetell.
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