144
erkrankte vor etlicher Zeit an Lungenentzündung; die Kranke neigte schon der Wiedergencsung zu, als auch der Ehegatte von der tückischen Krankheit erfaßt wurde und derselben gestern erlag. Die Gattin ergriff aber dieser Fall so, daß sie einen Rückfall bekam und Tags darauf ebenfalls vom Tode hingerafft wurde. Die Beiden, welche 49 Jahre lang miteinander gelebt hatten, wurden nun auch im Tode vereint. (S. M.)
In Wald fee stach sich eine 79 Jahre alte Frau vor einigen Tagen mit einer Nadel unter den Nagel eines Fingers der rechten Hand. Dieselbe schenkte der kleinen Wunde keine Beachtung, es gesellte sich daher eine Entzündung dazu, welche bald den ganzen Arm in Mitleidenschaft zog und Blutvergiftung zur Folge hatte. Die Frau ist jetzt an derselben gestorben.
Ausland.
Paris, 28. Febr. Heute Nachmittag fand sich in den Bureaus der Patriotenliga am Börsenplatz ein von 20 Polizeiagenten begleiteter Polizeikommiffar ein und nahm, nachdem die Bureaus gegen jeden Zutritt abgesperrt worden waren, in Gegenwart Dsroulöde's, Laguerre's und Richard's eine Haussuchung vor. Die drei Genannten sind beschuldigt, als Unterzeichner des Aufrufs der Patriotenliga, welcher sich gegen das Vorgehen der Regierung gegen Atschinoff in Sagallo ausspricht und für die Familien der Toten und Verwundeten eine Sammlung eröffnet, staatsfeindliche, den Staat einer Kriegserklärung aussetzende Handlungen begangen zu haben. Döroulöde verweigerte jede Erklärung. (F. I.)
Paris, 28. Febr. Die Deputierten Laguerre und Laissant wurden verhaftet, weil sie sich mit Gewalt der in den Bureaus der Patriotenliga angeordneten Haussuchung widersetzen wollten; dieselben sind, da sie sich einer Widersetzlichkeit schuldig gemacht, durch die Unverletzlichkeit als Abgeordnete nicht geschützt. Es heißt Provost Delannay (Rechte) werde über diesen Zwischenfall interpellieren. (F. I.)
Paris, 1. März. Die Patriotenliga ist ausgelöst worden. Der Vorstand der Liga erläßt einen Protest gegen die Auflösung und erklärt, dieselbe sei trotzdem berechtigt, fortzubestehen. — Der Autoritö zufolge sollen 27 Boulangisten verhaftet werden. (Man sieht, das neue Ministerium bringt einen anderen Zug in die Handhabung der öffentl. Ordnung, als das schwächliche Ministerium Floquet.)
(S. M.)
Misu'llkn.
Schloß Kergenhorst.
Novelle von Maria Widdern.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Louison, so nannte sich die neue Zofe der Gräfin, schien es ernst mit ihren Pflichten zu nehmen. Sie war fleißig und geduldig und zeigte sich in allen Dingen in hohem Grade anstellig. Hilda war denn auch sehr zufrieden mit ihrer neuen Aquisition, trotzdem Doktor Bollner wiederholt erklärte, auf ihn mache Louison
den Eindruck, als wenn sie eine einstudierte Rolle spielte. Bollner war aber auch der Einzige im Palast Bonetti, dem Louison nicht zusagte. Sonst hatte sich das Mädchen im Fluge Aller Herzen gewonnen. Selbst die graue Schwester äußerte, als die Gräfin sie für ein paar Stunden am Krankenbette des Grafen abzulösen kam: „Das Mädchen errege ihre ganze Sympathie, sie habe so etwas Edles in ihrem Wesen, sei von solchem Ernst, daß sie es sogar unbegreiflich fände, wie sich Louison nicht zu einem idealeren Laufe entschlossen."-—-
Einmal, als die Schwester dem Kammermädchen auf dem Korridor begegnete, trat sie denn auch freundlich an sie heran und sagte ihr in der ihr eigenen, liebevollen, sanften Weise ein paar gütige Worte, fragte auch, wie sich Louison in Rom gefalle. Das Mädchen errötete; dann erwiederte sie init verschleierter Stimme: „Mich hält die Sehnsucht nach der Heimat im Bann. Und ich glaube, daß die Bangigkeit nach den altgewohnten Verhältnissen noch um ein Bedeutendes dadurch erhöht wird, weil ich mich zu Niemand recht aussprechen kann. Außer Giacomo versteht mich unter den Domestiken keine Seele."
Die Schwester schaute liebevoll in das bleiche Gesicht der Zofe. „Sie sind eine seltsame Ausnahme von der Regel", sagte sie dann. „Ich meine, eine Zofe, wie ich sie noch nicht gesehen. Aber eben deshalb interessieren Sie mich, mein Kind. Ich verstehe Sie auch und möchte gern dazu beitragen, daß Sie sich hier heimischer fühlen. Leider aber habe ich selbst gar nicht über mich zu verfügen, und doch — warum könnten Sie mich nicht einmal besuchen, wenn der Graf schläft? Die Frau Gräfin und der Arzt befahlen mir doch nur, den Kranken nicht durch Unterhaltung mit Fremden aufregen zu lassen. Ich wüßte aber nicht, was es schaden könnte, wenn ich einer Bediensteten des Hauses gestattete, ein Viertelstündchen bei mir im Krankenzimmer zuzubringen, wenn der Patient schläft. Nun, ich will mir die Sache überlegen — in den nächsten Tagen spreche ich Sie jedenfalls wieder."
Sie machte das Zeichen des Kreuzes und entfernte sich. Louison aber atmete tief auf und ein Ausdruck flog über das bleiche Müdchengesicht, der deutlich genug verriet, daß ihr etwas unerwartet Freudiges passiert sei. Dann schlüpfte sie eilig den Korridor hinab, huschte in ihr Kämmerchen und schrieb mit fliegender Hast einen Brief. Die Adresse desselben aber lautete: „Signor Leo de Guntrun, Rom." Dann kam die Straße und die Nummer des Hauses, in dem der Deutsche logierte. —
Wieder vergiengen acht Tage, die Zofe hatte sich nun vollkommen in das Vertrauen ihrer Herrin hinein- — nicht geschmeichelt, das wäre ein falscher Ausdruck, sagen wir lieber -geduldet und -gearbeitet. Heut saß sie wieder im Ankleidezimmer der Gräfin, fast begraben unter schwarzen Spitzen, Seidenstoff und Sammet. Ihre geschickten Hände wußten mit Allem Bescheid und Niemand verstand
es so trefflich, die Toilette der verschönern, als die französische Zofe dem Exterieur eines echt deutschen Mädchens. Wie flüchtig und gewandt du schmalen weißen Hände die Nadel zu führen verstanden! Und doch — Plötzlich sM Seidenstoff und Spitzen, dem sie eben ihre Kunstfertigkeit lieh, in den Schoos, Mit vorgebeugtem Kopf lauschte sie noch der Thür, die das Ankleidezimmer vom Wohngemach der Gräfin trennte. Sj, hatte die Stimme ihrer Herrin vernommen, und noch ein Andere — die Stimmt Doktor Bollner's. Und jetzt drangen deutsche Worte an ihr Ohr. Die Herrschaften im Nebenzimmer unterhielten sich ganz ungeniert, wußten sie doch, der Palast Bonetti barg außer dem Patienten Niemanden, der der deutschen Sprache mächtig wäre.
O, wenn sie geahnt hätten, daß hier ein Ohr lausche, welchem deutsche Laute die liebsten und bekanntesten waren.
„Glöckner hat geschrieben", hörte Louison den Doktor sagen. „Er verspricht die Angelegenheit so schnell als möglich zu regulieren. Ich hoffe, in drei Wochen sind wir am Ziel, Hilda — und es ist auch die höchste Zeit!"
„So fürchten Sie, der Patient —"
„Ueberlebt diesen Zeitraum nicht lange, wenn ich auch Himmel und Hölle in Bewegung setzte, um eine Existenz zu erhalten, die uns vorläufig noch unendlich kostbar. — Apropos, was ich Ihnen noch sagen wollte! Ich fürchte, Guntrun ist noch immer hier. Gestern Abend begegnete mir ein Herr, in dem ich Ihm früheren Galan zu erkennen glaubte." ,
Die Gräfin hatte einen kleinen Schrei ^ ausgestoßen: „Dann bewacht er uns auch — um Gotteswillen, Doktor!"
„Aber, Gräfin, ich bitte Sie, was soll er denn erfahren?! Der Patient kann sich mit Niemanden verständigen und die Schwester läßt auch keinen fremden Menschen in sein Fremdenzimmer. Also jede Furcht bei Seite, jetzt, wo die Hoffnung winkt, daß wir bald an das Ziel kommen. Sind die Gelder hier, so zögern wir keinen Augenblick, der Geschichte ein Ende zu machen. Der Dienerschaft wird gesagt, wir verließen auf kurze Zeit die Stadt, um uns nach einer Villegiatur in der Nähe Roms umzusehen, die dein Patienten einen passenderen Aufenthalt bietet. Letzteren empfehlen wir inzwischen der Sorgfalt seiner Pflegerin. Uns aber führt das Dampfroß mit Windeseile bis an den Meeresstrand und von dort aus —"
„Halten Sie ein, Doktor!" rief die Gräfin und etwas wie Zorn bebte durch ihre Stimme. „Sie entwerfen Ihre Pläne schnell und gewandt, ohne mich erst zu fragen: „Acceptieren Sie sie auch?"
Er lachte belustigt auf. „Ist das denn auch nötig?" sagte er. „Hilda wir gehören zu einander, wir müssen uns verbünden für alle Zeit, und da der Mann in der Ehe doch der Herr ist — warum sollte ich mich nicht schon jetzt als solcher fühlen?"
(Fortsetzung folgt.)
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.
§
An?eiger l
Nr. 3«.
Weint Dienstag, Do«
»Bezirk vierteljährlic
Amtli
Neuen
Ansfllk!
an die Reservisten, Lau! reservisten und an du sturmpflichtigen des
Unter Bezugnahin Ziff. 3; 120. Ziff.5 Wehrordnung (Regier No. 3), werden di, Landwehrmänner, Ers gebildeten Landsturms Aufgebots, welche auf die letzten Jahresklafs Dienstkategorie wegen werblicher Verhältnis aufgefordcrt, ihre G Tagen, spätestens aber termin bei dem Ortsvo den Aufenthaltorts) Wegen der Be werden die Ortsvorstei des § 123 der Wehro fügung der Ministen des Kriegswesens, bet bei Reklamationen gcsuchen vom 8. Ap (Amtsblatt des K. Mi> von 1876, S. 129 f Den 2. März 18
Neuer
Allsfar
zur Anbringung der stellung von der Au sicher Ve
Diejenigen, welch rücksteüung Militärps licher Verhältnisse au Wehrordnung Z 32 ausgesührten Gründei heben wollen, werd selben womöglich so ze daß sie noch vor dei zur Entscheidung da satzkvmmission vollstö können.
Die Ortsvorstehe: suche, welche bei ih reicht oder mündlich werden können, genai der Verfügung der B und des Kriegsweß fahren bei Reklamai tionsgesuchen vom 8 Lit. A, Amtsblatt