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Formular- Sammlung
für
P a r t e i s ch r i f t e n
im Verkehr mit den Amtsgerichten in Straf- und Konkurs-Sachen nebst instruktionellen Bemerkungen von Eugen Dettling, Gerichtsschreiber in Hall, socken erschienen und zu haben bei
Jak. MeeH.
Monist-
Deutschland.
Auf Anregung der Kaiserin Augusta findet am 9. März, dem Sterbetage des Kaisers Wilhelm I., im k. Palais ' in Berlin ein Trauergottesdienst statt, welchem die gesamte kais. Familie anwohnen wird, soweit sie in Berlin weilt. Wahrscheinlich finden sich auch die Kaiserin ^ Friedrich und die Großherzogi" von Baden s ein, welche am 7. März ankommt, sowie ( zahlreiche Personen, welche dem verewigten t Kaiser nahestanden, und dessen gesamte ! Leibdienerschaft.
l Berlin. Die häufigen Empfänge ! deswürttembergischen Minister-Präsidenten v. Mittnacht durch den Kaiser in letzter Zeit werden, wie dem Stuttgarter „N.
, Tagebl." geschrieben wird, dort sehr bemerkt. Bei der Frühstückstafel am 22. Februar war außer den Mitgliedern der KönigLfamilie Mittnncht der einzige Teil- t nchmer. Mit gleichem Interesse verzeichnet man den häufigen Verkehr Mittnacht's mit dem Reichskanzler.
In München hat sich zur Feier des Regierungs-Jubiläums Sr. Majestät des Königs von Württemberg ein Komite gebildet. Die Ueberreichung einer künstlerisch ausgestatteten Adresse an den König wurde beschlossen; am Jubiläumstage soll ein Festessen die in München wohnenden Württemberger vereinigen.
Achs Kurhessen, 26. Febr. Eine grausige Eisenbahnfahrt machte am vorgestrigen Tage der Lokomotivführer eines Güterzuges auf der Eisenbahnstrecke Karls- Hafen-Beverungen. Ein Augenzeuge teilt darüber folgendes mit: Der Güterzug, der sehr viele Axen zählte, fuhr in Wind und Wetter in der Richtung nach Karlshasen; Schneesturm und Schneegestöber tobten mit aller Macht, der Lokomotivführer, ein wetterfester Mann, stand auf seinem Posten, die Hand ans Steuer gelegt, den Späherblick unentwegt auf die vor ihm glitzernde Schienenbahn gerichtet. Die Schneeflocken fallen dichter und dichter, der Blick durch das Fenster seines Stand- vrtes ist getrübt und so beugt sich der Führer seitwärts hinaus, um besser sehen und hören zu können; dabei muß er sich etwas zu weit vorgebeugt haben — er
rutscht aus und sein dicker Mantel wird von dem Räderwerk der Maschine erfaßt, er wird hinabgezogen, geschleift und sieht seinen gräßlichen Tod vor Augen. Da, im kritischen Augenblick, erfaßt ihn die nervige Faust des Lokomotivheizers, der den Unfall wahrgenommen hat und mit Blitzesschnelle auf die andere Seite der Lokomotive geeilt ist, um seinen Kameraden vom sicheren Tod zu retten. Es gelingt ihm, den Führer am Schopfe zu fassen und während er nun mit der Linken den durch den Schnee schleifenden Mann mit übermenschlicher Kraft festhält, daß er nicht unter die Räder gezogen wird, sucht und findet die Rechte Steuer und Hebel, um Not- und Bremssignal, sowie Gegendampf zu geben und den Zug zum Stehen zu bringen. Die Bremsen thun ihre Schuldigkeit und der Zug steht nach wenigen Sekunden, die dem am Boden schleifenden Lokomotivführer allerdings wie j eine Ewigkeit vorgekommen waren. Trotzdem der Heizer mit seltener Geistesgegenwart das Rettungswerk schneller bewerkstelligt hatte, als es sich erzählen läßt, war der unglückliche Führer doch über 400 Meter geschleift worden. Ein Glück für ihn war sicherlich der tiefe Schnee, trotzdem hat er schwere Wunden an Kopf und Armen erlitten und mußte nach Göttingen in die Klinik gebracht werden. Wie er selbst hervorhob, hat ihn von sicherem Tode nur die Geistesgegenwart und die starke Hand des Heizers gerettet.
(S. M.)
Bruchsal, 25. Februar. In einer hiesigen Fabrik wurden dieser Tage einem Säger beide Beine und ein Arm abgerissen. Der Unglückliche starb sofort. Als dann die Polizei über den Fall Erhebungen machte, wollte ein Obersäger den Hergang beschreiben, wurde aber auch von der Säge erfaßt, so daß ihm der linke Fuß oberhalb des Knies abgctrennt wurde. Sein Wieder- anfkommen ist zweifelhaft. (W. L.-Ztg.
Pforzheim, 28. Febr. Nachdem die beteiligten Gemeinden ihre Zustimmung zur Ausführung einer von dem etwa zwei Stunden von hier entlegenen Dorfe Dietlingen hierher führenden Straßenbahn erteilt haben und Plane und Kostenüberschläge fertig gestellt sind, ist nun Vorlage an die großh. Regierung mit der Bitte um Genehmigung gemacht worden. An letzterer dürfte um so weniger gezweifelt werden, als mit der Ausführung der betr. Bahn einer bedeutenden Anzahl von Arbeitern und Arbeiterinnen, welche täglich hierher kommen und abends wieder zurückkehren und die Fahrgelegenheit benützen können, eine außerordentliche Wohlthat erwiesen wird. (S. M.)
Pforzheim, 1. März. Herr Oberbürgermeister Kraatz wird am 12. März unsere Stadt verlassen, um seine neue Stelle in Naumburg an der Saale anzutreten. Verschiedene Gesellschaften, welchen Herr Kraatz angehörte, haben bereits zu Ehren des Scheidenden Abschiedsessen ab- gchalteu, auch hat sich ein Ausschuß gebildet, welcher eine größere Abschiedsfeier anzuberaumen gedenkt. Es mag dies als Beweis gelten, daß sich Herr Kraatz hier doch viele Freunde erworben hat. die seinen Wegzug aus unserer Stadt aufrichtig bedauern und ihm alles Glück in seinem
neuen Wirkungskreise wünschen. Die Abschieds-Audienzen desselben bei II. KK. HH. dem Großherzog und Erbgroßherzog hatten für den Scheidenden einen ehrenden Charakter. (Pf. B.)
Württemberg.
Nizza, 27. Februar. König Karl von Württemberg befindet sich entsprechend wohl. Die gegenteiligen Gerüchte beruhen auf müßiger Erfindung. (F. I.)
Der württ. Kriegerbund hält seinen Bundestag aus Anlaß der Feier des 25jähr. Regierungsjubiläums Sr. Maj. des Königs am Sonntag 23. Juni d. I. in Stuttgart; der Bundespräsident erläßt in der Kriegerzeitung die Einberufung. Von den Vereinen wird dem König eine feierliche Huldigung in einem großen Festzug vor dem k. Residenzschloß dargebracht werden. (St.-A.)
Stuttgart wird jetzt auch, wie andere Großstädte, eine berittene Straßenpolizei erhalten und zwar sollen einstweilen hier 4 berittene Landjäger aufgestellt werden, welche den Dienst in Stuttgart und auf den Straßen bis nach Ludwigsburg, Eßlingen, Waiblingen, Leonberg und Plieningen zu besorgen haben. Die Notwendigkeit erhöhter polizeilicher Maßregeln in und in der Nähe von Stuttgart trat bei Festlichkeiten, wenn größere Menschenmassen sich anhäuften, schon längst zu Tage. Versuchsweise waren berittene Polizisten hier übrigens schon im September bei der Anwesenheit des Kaisers in Stuttgart in Funktion. (W. Ldz.)
Stuttgart. Ausrottung des Schwarzwilds. Auf der Jagd im Gerlinger Wald wurde am 25. d. M. ein Wildschwein (Keuler) im Gewicht von ca. 120 Pfd. geschossen, nachdem dasselbe vorher infolge des Schneefalls bestätigt werden konnte. Nach der Versicherung eines mit den lokalen und jagdlichen Verhältnissen genau vertrauten Jägers ist dies das letzte der in hiesiger Umgegend vorhanden gewesenen Wildschweine und dürfte hiedurch die vom Jagdgesetz verlangte Ausrottung des außerhalb der Tiergärten befindlichen Schwarzwilds für unsere Gegend zur Zeit vollzogen sein.
Ludwigsburg, 1. März. Heute rückten bei dem hiesigen Trainbataillon 60 Ersatz-Reservisten zur Ableistung ihrer ersten (lOwöchigen) Uebung ein. Das Ausbildungspersonal wird dem aktiven Dienststande des Trainbataillons entnommen.
K n i t t l i n g e n, 35. Febr. Heute nachmittag verließ uns eine aus 28 Köpfen bestehende Zigeunerbande, welche seit letzten Samstag an der Landesgrenze, aber noch auf badischem Gebiete, in zwei Zelten biwakierte. Dieselbe kam aus dem Badischen und wollte nun auch unsere Gegend brandschatzen, wurde aber glücklicherweise vom K. Oberamt dahin zurückgewiesen, wo sie herkam. Baden wollte sie nicht mehr zurücklassen, weshalb sie auf der Grenze bewacht wurde, bis eine Entscheidung höheren Orts getroffen war. Die Kinder waren teilweise fast ganz entblößt und liefen barfuß im Schnee umher, ohne jedoch den Humor zu verlieren.
(St.-A.)
Schmidhausen, O.A. Marbach, >26. Febr. Die Ehefrau des Bauern R.