von Guntrun Doktor Bollner im Palais Bonetti besucht. Hilda gieng aufgeregt und mit unruhigen Schritten in einem der hohen, prachtvollen, aber ungemütlichen Gemächern, die sie für gewöhnlich bewohnte, auf und nieder. Ohne jede Frage erwartete sie Jemanden. Endlich aber hob ein erleichternder Atemzug die Brust der schönen Frau. Sie hatte in der Ferne feste Tritte gehört. Zwei Minuten noch und Doktor Bollner trat bei ihr ein. Er hielt ein zusammenge- faltctes Papier in der Hand, das er nach kurzem Gruß mit einem eigentümlichen Lächeln in Hilda's ausgestreckte Hand legte.
Sie zitterte, als ihre Finger dann mit nervöser Hast das Blatt auseinanderfalteten. Und wie ihre Augen nur über die mit festen charakteristischen Zügen geschriebenen Zeilen flogen, da gieng und kam die Farbe auf ihrem Gesicht. Mit einem tiefen Atemzug legte sie dann das Blatt aus der Hand und blickte starr vor sich nieder.
„Soll das Schreiben nicht befördert werden, Frau Gräfin?" sagte der Doktor scharf.
„Was fragen Sie?" fuhr Hilda auf. „Gewiß, geben Sie es sofort zur Post, trotzdem — ich nicht glaube, daß sich Glöckner dazu verstehen wird, die bedeutenden Ländereien von Bergenhorst, diesen imposanten Besitz, so schwer zu belasten, wie wir es wünschen!"
Der Doktor zuckte die Achseln. Nun trat er ganz dicht an die schöne Frau heran und flüsterte ihr ein paar Worte in das Ohr.
Wie eine Trunkene taumelte sie da zurück. Dann hob sie flehend die Arme. Das — das überlebte ich nicht!" stöhnte sie. „Lieber — gehe ich noch heute — flüchte mich bis an das Ende der Welt!"
„Ohne Mittel?" fragte er spöttisch.
„Ich bin nicht mittellos — Sie wissen das — auch wenn ich —" sie ließ den Satz unbeendet, aber ihre Augen warfen einen bezeichnenden Blick auf den Brief, welcher auf der Marmorplatte des Tisches lag.
„Und ihre Rache an Leo von Guntrun?! sagte der Doktor jetzt langsam. „Gräfin, wo bliebe sie, wenn —" er sprach wieder leise in ihr Ohr und sie nickte mit dem Kopf. Es funkelte dabei in den schwarzen Lubostrowaugen. Fort war alle Verzagtheit, alle Bangigkeit aus der Seele der jungen Frau. Rache, ja, nur für die Rache lebte sie noch ! Gehen Sie, gehen Sie, Doktor, besorgen Sieden Brief so schnell wie möglich — aber allein — selbst zur Post."
„Und wenn unsere Hoffnungen sich erfüllen, Hilda, wenn die Vergeltung vollendet, wollen Sie dann auch der Sprache des Herzens Gehör geben ? Gräfin, ich führe Sie weit weg — nach einem andern Erdteil — an einen Ort, wo Niemand uns kennt und wir nur unserer Liebe —"
„Still, still, Doktor, nichts von Liebe jetzt, ich bitte Sie darum. Der Graf —"
Er verschloß ihr den Mund. Dann stampfte er zornig mit dem Fuß. Wagen Sie es nicht, mit mir zu spielen, Gräfin!
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— Es könnte eine Zeit kommen, wo Sie es bitter bereuten."
Sie zitterte wieder. Es schien, dem Doktor gegenüber war die intriguante, herzlose Frau nur ein gefügiges Werkzeug.
„Ruhig, Guido", flüsterte sie, ruhig! Haben Sie nur noch kurze Zeit Geduld. O, Sie wissen ja, an welchen Qualen momentan meine Seele leidet!"
Und mit der Hand nach der Richtung deutend, rn der die Gemächer des Grafen lagen, fragte die Gräfin bebend: „Wie geht es dem Kranken heute? Glauben Sie, der Schwester beipflichten zu können, wenn sie sagt, daß er — Methusalem's Alter erreichen kann?"
„Zwei Fragen auf einmal, Hilda? Nun, ich will sie Ihnen doch folgerecht beantworten. Zum Ersten also: Der Patient ist nach den Zufällen der letzten vierzehn Tage auch heute wieder sehr schwach und elend. Zum Zweiten kann ich der Schwester durchaus nicht beipflichten. Sie hat die Natur des Kranken nicht studiert, wie ich, Gräfin! Ich aber versichere Sie, unser Patient hat höchstens noch drei Monate zu leben —deshalb—"
„Ich verstehe Sie, Doktor, deshalb müssen wir eilig handeln. Ist auch er tot, so sind wir am Ende mit unserer Macht."
Noch einmal neigte sich der Doktor an dasOhr der schönen Frau. Dann empfahl er sich, um das Schreiben zu couvertieren, zu adressieren und dann zur Post zu befördern.
Hilda war wieder allein. Kaum hatte sich die Thür hinter Bollner geschlossen, so warf sie sich vor einem Sessel in die Knie und drückte das bleiche Gesicht in die Polster.
„Hätte ich seiner Stimme nie Gehör gegeben!" stöhnte sie. „Nun bin ich nur das Mittel zum Zweck in dieser Hand und er wird mich zur Sklavin seines Willens machen. Gott, Gott! Habe ich ihm jemals Veranlassung gegeben zu dem Glauben, daß ich ihn liebte?! Nie, nie, bei dem Andenken meiner Mutter, nie! Nicht einmal in Gedanken bin ich dem Grafen untreu gewesen, wenn mich der nackteste Egoismus auch nur an die Seite des alten Mannes gestellt und die Sehnsucht, mich an Leo zu rächen. Und doch
— und doch — zweifelt dieser entsetzliche, gewaltthätige Mensch, der sich ohne Weiteres zu meinem Herrn gemacht, auch nicht einen Augenblick daran, daß ich die Seine werden will, wenn der Justizrat wirklich Bergenhorst mit Hypotheken belastet und die Gelder in unseren Händen sind." Sie unterbrach sich — ein leises Geräusch hatte sie gestört — es waren wieder Schritte, die sich dem Gemach näherten. Diesmal aber kam nur Gia- como, der mit tiefster Devotion meldete:
„Ein junges Mädchen ist draußen, die ihre Dienste als Zofe offeriert."
„Eine Römerin?" fragte Hilda.
„Nein, Frau Gräfin! Die Kleine kommt direkt aus der französischen Schweiz, wo sie geboren ist. Sie spricht auch nur französisch."
„Es wäre mir eben so lieb, sie verstände nur italienisch", erwiederte Hilda, die in der vornehmen Pension gelernt hatte, beide Sprachen zu beherrschen. Dann
setzte sie schroff hinzu: „Führen Sie de; - Mädchen herein."
Eine Minute später betrat eine jugend-1 liche Frauengestalt schüchtern das Gemach, Trotz unendlich einfacher Kleidung fraps- ierte die Erscheinung des Mädchens. W Hilda blickte befremdet auf die hch graziöse Figur, und das bleiche, fech, durchgeistigte, aber fast strenge Gesch in dem die großen Augen doch wieder ve so viel echt weiblicher Herzensgüte spräche Aber die Gräfin war gewöhnt, sc durch keinerlei Eindrücke beherrschen x! lassen. So sagte sie denn auch jetzt h verächtlichem Ton, den sie, seitdem ihr d>- Rolle der barmherzigen Samariterm ar- bequem geworden, Untergebenen gegenübn anzunehmen beliebte: „Sie suchen ei», Stellung bei mir. Sind Sie auch befähigt, einer anspruchsvollen Dame als Zofe zu dienen? Ich geize nicht mitd» Gehalt, verlange dagegen, aber auch viel vor allen Dingen die größte Ergebenheit! Ich dulde keinen Widerspruch!"
lieber das Gesicht des Mädchens zinkte eine leise Röte. Dann erwiederte sm „Ich glaube, die Frau Gräfin wird wie - mir zufrieden sein. Ich bin ruhig nab s geduldig und", hier setzte die Fremd, schnell hinzu: „und nur für die Stellung! einer Zofe erzogen worden. Freilich, st s kann der Gräfin noch keine Atteste übn ' frühere Thätigkcit vorzeigen, denn st , komme direkt aus dem elterlichen Hause - ! aber —!" !
„Nach dergleichen frage ich auch nicht', sagte Hilda und setzte dann schnell Hinzen „Gut, ich engagiere Sie. Sie können am künftigen Ersten Ihren Dienst am treten." s
„Am künftigen Ersten?" e
„Ah — Sie haben wohl kein ander-l weitiges Unterkommen?"
„Nein", stammelte das Mädchen, „maii hat mir gesagt, daß — daß ich hierin Rom sofort eine Stellung bekomme» würde."
„Unsinn! Aber Sie gefallen mir und da will ich denn auf Ihre Hilflosigkeit Rücksicht nehmen und Sie gleich hier behalten." Die Gräfin griff nach der Klingel und als im Moment auch Giaconw wieder aus der Schwelle erschien, herrschte sie ihn an: „Weisen Sie dem Mädchen hier irgend ein Kämmerchen an, sie bleibt im Palast. Dann schicken Sie mir Mar- guerita!"
Der Diener verbeugte sich, und der neuen Zofe einen Wink gebend, führte er sie aus dem Gemach. Auf dem Korridor stießen sie auf eine bildschöne, schwarzäugige Römerin und Giacomo streckte der Kleinen seine beiden Hände entgegen, i „Gehe sofort hinein zu der Gräfin", sagte er auf Italienisch, „und denke an meine Worte, Marguerita. Benimm Dich so ungeberdig, daß Dich die Gräfin auf der Stelle zum Teufel jagt — der deutsche Edelmann, der dieses Mädchen hergeschickt, entschädigt Dich reichlich." — " (Fortsetzung folgt?,
Gedenket der Hungernden Wöget!!
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welchen die Umlagekata wirtschaftliche Berufsgen heutigen Post zugegan angewiesen, die Katast Us. 2 des Württ. A bctr. die Unfallversichert forstwirtschaftlichen Arbe 1888 (Reg.-Bl. S. 9 Wochen zur Einsicht de znlegen und den Begi ortsübliche Weise bekam
Nach Ablauf dieser sind die Kataster wieder mit einer Urkunde über genannter Frist und di ihrer Bekanntmachung.
Im Uebrigen wird c des Art. 23 oben erwä! wiesen.
Den I. März 1889
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Bei dem am Mittwoch de vormittags l im Rathaus in Schwc Holz-Berkauf werden w Aus Abt. Berghalde <H Rm.: ö,1 eichene S lang, 2 buchene Sc Prügel, 128 eichen 2 Anbruch, 70 birken i Holz-Scheiter und 129 Ferner Reisprügel: 1ö tannen und 20 c
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Wegen Holzfällunc Unterer Brennerberg u vermeidlichen Gefährde sowohl auf der Vizinals Langenbrand, als auf weg, werden genannte der gesamte Verkehr du für Fuhrwerke wie von heute ab bis aus machung
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.
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