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administrator benachrichtigt, daß ihr Gemahl sich viel wohler befände; dagegen Baron Wilchingen sichtlich dahinschwände, so daß man auf eine Katastrophe vorbereitet sein mußte.
In dem unvermeidlichen Postskriptum erzählte Schmidt dann noch, daß die Reisenden keinen der Bergenhorst'schen Diener mitgenommen, der Arzt hätte gemeint, es würde ihnen nutzbringender sein, wenn sie sich römische Domestiken engagierten.
Minuten waren vergangen, seitdem Leo die letzten Worte des umfangreichen Manuskripts über die Lippen gebracht, und noch immer saß die kleine Gesellschaft schweigend gegenüber. Sie fühlten sich Alle unheimlich berührt, wie unge- weht von etwas Dunklem, Gespenster- haftem. Endlich räusperte sich Herr von Guntrun 8en. und, seine Hand gewichtig auf die Schultern des Sohnes legend, sagte er: „Junge, diese Frau Gräfin giebt mir zu denken, noch mehr aber ihr ärztlicher Berater. Na, wir dürfen ohne alle Frage die Herrschaften nicht aus den Augen verlieren, und ich denke, es ist am besten, Du setzest Dich mit dem Rechls- beistand des Grafen in Verbindung. Aber thue mir den Gefallen und laß das Geschreibe. Es ist so ein Ding um dieses Schwarz auf Weiß, besonders hier, wo es sich um so äußerst delikate Angelegenheiten handelt."
„Dann meinst Du, Vater —"
Der alte Herr unterbrach Leo wieder: „Ich meine, Du läßt ein paar Thaler springen und reist nach Gonten und zwar schon in den nächsten Tagen. Zeit haben wir ja jetzt — Du versäumst nichts."
Leo mußte seinem Vater recht geben. Und da er Justizrat Glöckner als einen sehr liebenswürdigen und streng rechtlichen Mann kannte, so dachte auch er, eine persönliche Verständigung mit ihm wäre durchaus am Platze. Es wurde dann beschlossen, daß der junge Mann, schon am nächsten Tage reisen sollte, bis Breslau in Lucie's Begleitung, die endlich auch erklärte, zu der Mutter zurückkchren zu müssen. „Das Weihnachtsfest wäre vor der Thür und um diese Zeit könne sie die Doktorin unmöglich allein lassen", meinte sie.
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Es war ein eisigkalter, stürmischer Dezembermorgen, als Leo von Guntrun in Gonten aus dem Postwagen stieg und sich, nachdem er in der Passagierstube ein einfaches Frühstück eingenommen, sofort nach dem Bureau Justizrat Glöckner's begab. Er wußte, daß der Notar gerade um diese Zeit seine Sprechstunden hatte und die grenzenloseste Ungeduld erfüllte seine Seele, den langjährigen Rechtsbeistand des Grafen sobald als thunlich zu sprechen.
Mit offenen Armen, sichtlich aufrichtig erfreut, empfieng ihn denn auch der Justizrat.
„Sie sind mein Gast, so lange Sie sich in Gonten aufhalten, bester Herr von Guntrun", hatte er gesagt und Leo fast väterlich liebevoll in die Sophaecke gedrückt. Dann kam man sofort auf die Bergenhorst'schen Verhältnisse zu sprechen
und der Justizrat schimpfte weidlich auf die Narretei, die der Graf begangen. Dann reichte er Leo eine vor einer Viertelstunde erhaltene Depesche. „Der arme Wilchingen", sagte er dabei.
„Tot? Onkel Richard tot!" rief Leo erschrocken, nachdem er den Inhalt des Telegramms gelesen.
„Ja, und gegen seine Wünsche wird man ihn in fremder Erde bestatten. Ich begreife Bergenhorst nicht! Wilchingen hat so oft davon gesprochen, daß er in M., wo seine Mutter begraben liegt, die er schwärmerisch geliebt hat, ruhen will."
Der Justizrat nahm das Telegramm wieder in die Hand und blickte sinnend auf die wenigen Worte daraus.
„Am Donnerstag will man den Baron bestatten", sagte er. „Heut haben wir Montag. Wilchingen ist erst in der vorigen Nacht gestorben. — Hm, hm, Zeit wäre es noch!" brummte er dann vor sich hin und faßte plötzlich wieder die Hände seines Gastes. „Mir kommt ein Gedanke!" sagte er dann. „Wissen Sie, junger Freund, es ist das Beste, Sie benutzen den nächsten Schnellzug und reisen sofort gen Süden. Baron Richard war Ihr spezieller Freund und es kann sich Niemand wundern, wenn Sie zu seinem Begräbnis kommen."
„Aber Herr Justizrat, ich begreife Sie nicht!"
„Im Moment nur nicht, junger Freund, im Moment nur nicht! Später sagen Sie vielleicht aber doch, Glöckner hatte Recht, es war das Beste, ich überzeugte mich persönlich, wie es die Herrschaften in der Ferne treiben."
„Ich sage Ihnen, Guntrun, da geht etwas vor, was das Licht scheut. Die schöne Frau Gräfin und der saubere Bollner, der von Kindheit an ein Thu- nichtgut gewesen, ich kenne ihn, sind ganz die Personen dazu, um —"
„Na, ich will vorläufig den Mund halten. Im Grunde genommen sind es ja doch nur Vermutungen, die ich hege. Aber wie gesagt, reisen Sie — reisen Sie Tag und Nacht, um zur rechten Zeit dem Begräbnis beizuwohnen. Haben Sie sich nicht mit genügende» Mitteln versehen, so steht Ihnen meine Kasse zur Verfügung."
Leo zögerte noch immer. Er begriff den Justizrat nicht. Aber als der alte Herr immer dringlicher wurde, gab er schließlich nach, ließ sich die genaue Adresse seines Onkels geben und reiste mit Extrapost nach der nächsten Bahnstation.
Ohne den geringsten Aufenthalt, immer nur Schnellzüge benutzend, machte er dann die weite Tour und war am Donnerstag Morgen in der Siebenhügelstadt. Hier gab er sich nicht erst dem gewaltigen Eindruck hin, den die ewige Roma auch auf ihn machen mußte, sondern fuhr sofort nach dem Palast Bonetti, in dem Graf Bergenhorst Wohnung genommen.
Elegant gallonierte Diener trieben sich hier in den weiten teppichbelegten Korridoren umher. Einer derselben war der französischen Sprache mächtig und von ihm erfuhr Leo zu seinem grenzenlosen Erstaunen, daß Baron Wilchingen schon am Dienstag Abend beerdigt worden. Als
er dann nach dem Befinden seines Onkelz fragte, erwiderte der Diener:
„Der Herr Graf muß wohl sehr elend ! sein und sehr nervös, denn nur eine graue Schwester, die Frau Gräfin und der Arzt gelangen zu ihm und pflegen ihn."
„Ist Doktor Bollner zu sprechen?' fragte Leo dann.
„Ich glaube wohl; wenn der Sign« wünschen, melde ich Sie. — Ihre Karte? /
„Sagen Sie dem Doktor, ein Fremde,-, möchte ihn sprechen!" erwiederte Leo nach kurzem Besinnen und drückte dem Dienn ein Goldstück in die Hand.
Fünf Minuten später befand sich unse, junger Freund in dem hohen, prachtvoll eingerichteten Gemache des deutschen Arzte», - einem elegant geschmeidigen Herrn gegenüber, der ihn mit der vollendeten Höflich- > keit des vornehmen Mannes empfieng. ^
Einen Moment blickte Leo forschend in das dunkle, auffallend schöne Gesicht Doktor Bollners, dann verbeugte er sich und sagte kühl:
„Ich bin Leo von Guntrun und komm, um dem Begräbnis Baron von Wilch- ingen's beizuwohnen. Zu meinem grenzenlosen Erstaunen aber erfuhr ich soeben, daß der Tote bereits unter der Erde, N trotzdem das Begräbnis doch auf heule Morgen festgesetzt worden."
(Fortsetzung folgt.?
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(Elephantennerven.) In der Barnuin- schen Menagerie, welche in Bridgeport (Connecticut) überwintert, wurden mit verschiedenen Tieren electrische Versuche gemacht. Das Katzengeschlecht zeigte sichk am empfindlichsten für die Wirkungen ders Electricität, wogegen Seelöwen und Flußpferde den Strom ohne Zeichen der Auslegung durch ihren Körper durchgehe» ließen. Affen und Wölfe begannen z» wimmern. Nur den Elephanten bereitete» die Versuche ungeheuren Spaß. Als 4L Leclanchö-Zellen in Anwendung gebracht wurden, rieben sie sich vor Vergnügen die Beine und liebkosten ihre Wärter.
Gemeinnütziges.
(Das Zukunftshuhn des Landwirts l Um dieses Zukunftshuhn zu erlangen, giebt s Hr. Dr. Ruß folgende Ratschläge: Ma» kreuzt gute, breite, wohlgebaute deutsche Landhennen mit Italienern. Dieses Huh» ist sehr sparsam im Futter und legt viele und große Eier. Auf 5—6 schwere und 10—12 leichtere Hennen rechnet ryan eine» Hahn. Die ersten 3—4 Jahre ersetzt man den Hahn durch einen frischen, direkt aus Italien gekommenen. So wird man all- mählig einen Stamm Hühner bekommen, der die guten Eigenschaften beider Hühnerrassen in sich vereinigt, ausdauernd ist, das Klima verträgt, viele und große Eier legt und auch Fleisch liefert. Im Winter hält man das Huhn in einem geschützten, nicht zu warmen Stall, am besten im Viehstall, da die Gefahr der Uebertragung von Ungeziefer und Krankheit von den Hühnern auf das Vieh unbegründet ist- Die beste Zucht ist die Frühzucht. Hält man die Geflügelzucht sür's Haus, soll man alle drei Jahre schlachten. Selbst gute Bruthühner sollen nicht mehr als 4—5 Jahre alt werden.
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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neue
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