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nissen darf man nicht leichtsinnig so ohne Weiteres ein derartiges Anerbieten von der Hand weisen. Mit zwanzigtausend Thalern kannst Du uns den Guntrunshof erhalten, welcher sonst binnen wenigen Jahren unter den Hammer kommt. Hebst Du eine Hypothekenlast von sünfzehn- tausend Thalern von diesem Besitz, so vermag er sogar ganz gut zwei Familien zu unterhalten und Du bist auch im Stande, zu bauen, Dir und Deiner Lucie ein behagliches Heim gründend. Nimm also das Schmerzensgeld des Paten, mein Junge! Es wäre geradezu eine Verrückt­heit eine Romanidee, wenn Du es nicht thätest, und ich übergebe Dir sofort Guntrunshof und lege mich und die Mutter zu Dir in's Altenteil. Du ver­pflichtest Dich dagegen, Deine Schwester zu unterhalten und sie bei ihrer etwaigen Verheiratung standesgemäß auszusteuern. Im künftigen Herbst aber, wenn der Bau beendet, führst Du Deine Lucie heim.

So redete Herr von Guntrun son. in den Sohn hinein, der mit gesenktem Haupt auf feinem Platze saß.

Aber Vater", fuhr er jetzt auf: fühlst Du mir denn gar nicht nach, was ich empfinden muß bei Annahme dieses Almosens?"

Almosen? Unsinn, mein Junge! Von Almosen kann hier gar nicht die Rede sein. Du hast im Gegenteil eine Abfindungssumme zu fordern. Ich kenne freilich die Gesetze nicht gar zu genau, aber sollte doch meinen, wenn Du vor Gericht giengest und erklärtest: Seit Deiner frühesten Kindheit hat GrafBergen- horst Dir die Hoffnung vorgezaubert, Du allein würdest sein Erbe; seit Deiner frühesten Kindheit seien Deine Eltern von eben diesem Grafen Bergenhorst dazu er­mahnt worden, Dich für die Stellung des reichen Grundbesitzers in dem gesegneten Pommerlande zu erziehen daß die Richter selbst Bergenhorst dazu verurteilen würden, auch jetzt nun er gegen alles Erwarten sein langes Cölibat geendet wenigstens teilweise die gegebenen Ver­sprechungen zu halten. Jedenfalls würde man cs ihm zur Pflicht machen, Dich einigermaßen schadlos zu Hallen!"

Auch diese Argumente siegten noch nicht über Leo's Bestimmungen. Erst, als auch Lucie in ihn drang und die Mutter, sowie auch Emma ihr beipflichteten, ver­sprach er, seinen empörten Stolz nieder­zuhalten und das Geld zu erheben.

Aber an den Grafen schreibe ich doch und zerre die Maske von dem Antlitz seines Weibes! Wenn ich Dir auch zu Willen sein werde, Vater, und bis morgen damit warte!" sagte er.-

Die Doktorin hatte Lucie eigentlich nur einen vierzehntägigen Urlaub be­willigt; aber da das junge Mädchen in diesen Tagen der Aufregung den Gun- trunshofern der einzige Trost war, so mußte sich Frau Hillmann schon dazu verstehen, der Tochter die Erlaubnis zu geben, so lange im Hause der künftigen Schwiegereltern zu bleiben, als sie es für notwendig hielt. 'Und auf die dringenden Bitten Leo's machte Lucie den weitreichend­sten Gebrauch von Mama's Güte.

Herr von Guntrun son. hatte seinem Sohn geraten, über einen ferneren Besuch der landwirtschaftlichen Akademie zu quitt­ieren. Der praktische alte Herr hielt den jungen Mann durch die Lehrzeit in seiner eigenen Landwirtschaft für ausge­bildet genug, um die Oberhoheit auf Guntrunshof zu übernehmen und Leo mußte ihm recht geben.

DasSchmerzensgeld" war inzwischen aus Gonten eingetroffen und Herr von Guntrun soll, zögerte keinen Augenblick, auch die notwendigsten Schritte zur Ueber- gabe des Gutes an seinen Sohn zu thun. Leo mußte auch nach dem nächsten Städtchen schreiben, um einen Architekten nach Gun­trunshof zu zitieren, damit man, so lange Lucie noch da war, über den notwendigen Neubau spreche.

lieber all' diesen Vorbereitungen wurde Leo auch wieder heiterer; er begann sich allmälig in den Gedanken zu finden, nicht mehr der künftige Erbe eines Mil­lionärs zu sein, sondern sein ganzes, künftiges Leben ernsthaft sorgen und schaffen zu müssen für das tägliche Brot. Denn trotzdem man nun eine nicht unerhebliche Schuldenlast von Guntruns­hof heben konnte, blieb doch noch genug auf dem Rittergut haften, um die Existenz zweier Familien, entgegen den Hoffnungen des Vaters, zum mindesten schwierig zu machen. Aber da feine Lucie so mutig in die Zukunft schaute, dachte auch er, daß sich noch Alles zum Besten wenden würde.

So gieng der Herbst vorüber und der Winter kam. Aber auf das Schreiben an Graf Bergenhorst war Leo keine Antwort geworden. Auch Baron Wilchingen hatte einen Brief, den der junge Mann an ihn gerichtet, unberücksichtigt gelassen. Die Beziehungen zwischen Bergcnhorst und Guntrunshof schienen wirklich total abge­brochen. Dennoch aber brannte Leo da­rauf, von dem Ergehen des Pathen zu erfahren. Er wünschte zu wissen, wie sich das eheliche Leben des Greises gestaltet haben mochte. Auch Onkel Richard's wegen war er beunruhigt und so wollte er auch den letzten Versuch machen, eine Benach­richtigung zu erzielen. Er wußte, daß er zu allen Zeiten ein besonderer Liebling des Haushofmeisters gewesen und setzte sich nun eines Morgens, noch von Lucie aufgestachelt, an seinen Schreibtisch, um ein paar freundliche, herzliche Zeilen an den alten Schmidt zu richten. Es war das Beste, was er thun konnte, um seine Neugier befriedigt zu sehen, denn fast um­gehend langte die gewünschte Benachrich­tigung ein.

Neben vielen schwülstigen Redensarten, denen sich der im Dienste vornehmer Herren ergraute Alte niemals entraten konnte, enthielt aber auch sein langes, ausführliches Schreiben ein förmliches Nomankapitel und zwar lautete dasselbe ungefähr wie folgt:

Die Vermählung Graf Bergenhorst's mit der Tochter seines Generaladministra­tors hatte selbstverständlich in der Gegend Aufsehen erregt. Man lachte heimlich über die Verblendung des alten Herrn und doch schien das Glück desselben voll­kommen zu sein. Er trug seine junge, schöne Gemahlin auf Händen und Gräfin

Hilda war auch die Liebenswürdigkeit selbst gegen den greisen Gatten. Einmal hatte Schmidt aber doch gehört, wie im Neuvermählten, nachdem sie in der Heimat angelangt, einen kleinen Zwist ausgekämpft. Und wenn der Haushofmeister auch nicht Wort für Wort verstanden, da er sich st , einem Nebenzimmer befand, so hatten doch genug vernommen, um zu wissen, j wie es sich um das Testament des Grafen handelte. ^

Die junge Frau machte dem Gemahl Vorwürfe, daß er so lange damit zögere, die früheren Bestimmungen über seinen dereinstigen Nachlaß für nichtig zu er­klären und seinen nunmehrigen letzten Willen aufzusetzen.

Mit merkbarer Empfindlichkeit erwiderte der Graf seiner Gemahlin darauf, ob sie denn denke, daß er schon heute oder morgen sterben würde! Er fühle sich noch sehr kräftig, sein Testament würde schon ge- ! macht werden, wenn es Zeit sei. Dabei blieb es. Das war an einem Sonntag morgen gewesen. Am Nachmittag, viel­leicht gegen 5 Uhr, unternahm der Graf einen Spazierritt. Zwei Stunden waren vergangen und man trug ihn, aus mehreren Kopfwunden blutend, in das Schloß zu­rück. Er war mit dem Pferde gestürzt und hatte sich dabei erheblich verletzt, - Man schickte sofort nach Gonten, aber der alte Hausarzt war nicht zu Hause und so mußte man sich damit begnügen, den fremden Doktor, welcher sich erst kürzlich daselbst niedergelassen, zu nehmen.

Der junge Arzt mußte wohl noch nicht viel Praxis zu versäumen haben, denn er blieb eine Woche in Bergenhorst, und alss er sich endlich wieder auf den Wagen ' setzte, um nach Gonten zurückzulehren, hieß es: Dem Grafen sei, einer inneren Verletzung wegen, ein erneuerter.Aufenst halt im Süden angeordnet und die Koffer sollten wieder gepackt werden. Diesmal würde aber auch Baron Wilchingen, der doch gerade jetzt so jammervoll elend war, das gräfliche Paar begleiten. Und zuin Erstaunen Aller auch Doktor Bollncr der junge Arzt.

In acht Tagen waren alle Vorbereit­ungen getroffen und die beiden kranken Herren verabschiedeten sich von den Schloß­bediensteten. Der Graf benahm sich dabei merkwürdig teilnahmslos und erschien überhaupt gänzlich verändert. Seitdem man ihn ohnmächtig auf das Krankenbett gelegt, war keiner der Bediensteten mehr zu ihm gelassen worden. Die Frau Gräfin, der junge Arzt und eine barmherzige , Schwester, die man telegraphisch auS ! Berlin berufen, pflegten den Kranken allein. (Fortsetzung folgt.!

Nach einer vom Wasserbaumeister Ga- daud aufgestellten Statistik sterben in Deutschland jährlich von 1000 000 205 Menschen am Typhus, in England 26h in Frankreich 833. Die Hauptschuld an letzterer hohen Ziffer trägt nach Gadaud das Wasser. Auch in Paris stehe die Sterblichkeit der verschiedenen Stadtteile im Verhältnis zur Zahl der Häuser, die Quellwasser empfangen. Deshalb befür­wortet Gadaud die Zufuhr neuer Quellen (des Avreflusses) nach der Hauptstadt,

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.

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