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O, wenn er in diesem Augenblick in die Augen des Mädchens gesehen, das er zu sich erheben wollte! Wie würde ihn dieser Ausdruck des Triumphes erschreckt haben, der allein jetzt Hilda's Blick belebte. Aber die kleine Jntriguantin verbarg so lange ihr Köpfchen an seine Brust, bis sie sicher war, daß die gewohnte Maske auch fest genug über ihrem Gesicht lag und auch nicht eine Miene mehr verriet, mit welchem Gefühl sie sich innerlich sagte: „Ich bin am Ziel! wie bitter wird Leo v. Guntrun bereuen, mir sein Wort zurückgegeben zu haben."--
Auf die dringenden Bitten Hilda's, die der Graf noch am Abend seiner prunklosen Verlobung Stettmüller und dem Bruder als seine künftige Gemahlin vorstellte, wurden die neuen Beziehungen zwischen dem Schloß und dem Administratorhause vorläufig vor aller Welt geheim gehalten. Erst die vollendete' Thatsache sollte die Nachbarn, die Verwandten und Freunde der beiden Familien überraschen. So wünschte das junge Mädchen — und da der Graf auch manchen Grund hatte, den Wunsch zu hegen, so bestimmte man, eine Reise nach dem Süden unternehmen zu wollen und dort die Vermählung zu feiern. Nur in aller Stille. Dann wollte man sofort die nötigen Anzeigen machen und nach längerem Aufenthalt in Italien nach der Heimat zurückkehren. Das Alles aber sollte sehr bald von Statten gehen. Der Graf meinte, er müsse das Glück so schnell als möglich beim Schopfe fassen. Er wäre zu alt zum Warten. Nur die aller- notwendigste Frist wollte er seiner holden Braut lasse», ehe er sie als sein heißgeliebtes Weib an die Stelle setzte, die Prinzeß Vera Lubostrow eingenommen.
Schon in vierzehn Tagen reiste denn auch der Generaladministrator, welcher sich seltsamerweise gar nicht recht des Gedankens erfreuen konnte, seine Hilda als die Verlobte Graf Bergenhorst's zu wissen — mit der Tochter nach dem Süden ab. Der Graf folgte vier Tage später — man schrieb den dritten August. Mit feuchtem Auge sah ihn der Bruder in den Wagen steigen — und nur mit einem wehmütigen Kopfnicken antwortete er auf den freudigen Zuruf des Scheidenden: „Mitte September bin ich wieder da — und mit mir das Glück!"
Der Sommer wollte in diesem Jahre gar kein Ende nehmen. Noch bis hoch
war an einem Sonntagmorgen.
Die Thür der sogenannten Sommerstube auf Guntrunshof in Niedcrschlesien zeigte sich weit geöffnet. Sie ließ den Blick auf den sauber gehaltenen Blumengarten frei, der sich vor der Front des einfachen, einstöckigen, schon erheblich baufälligen Gulshauses ausdehnte.
In dem niederen, mittelgroßen Gemach war der Frühstückstisch zierlich serviert. Die Blumen in den einfachen, bunt bemalten Porzellanvasen gaben der Tafel sogar einen gewissen festlichen Anstrich; und ein Fest sollte hier ja auch gefeiert
in den September hinein wehten seine tropischen Lüste, die Kastanienbäume blühten zum zweiten Mal und Astern und Georginen standen in vollster Pracht.
werden: Es waren fünfundzwanzig Jahre her, seit Herr von Guntrun seine treue Anna heimgeführt. Aber die Verhältnisse gestatteten schon lange keine luxuriösen Gastereien und so feierte man auch diese silberne Hochzeit nur im engsten Familienkreise — der Sohn befand sich so wie so zu den Herbstferien zu Hause. Freilich, einen Gast hatte man früh am Morgen doch mit der einfachen Britschke von der nächsten Station abgeholt. Lucie Hillmunn, die künftige Schwiegertochter des Jubelpaars. Und um so herzlicher wurde das schlanke, braunäugige Mädchen von dem Guntrun'schen Ehepaar empfangen, als sie seit langer Zeit zum ersten Mal wieder die Schwelle dieses Hauses übertrat. Man wußte wohl, weshalb die liebliche Tochter der unbemittelten Doktorswitwe aus Breslau so lange nicht in Guntrunshof gewesen und hatte seiner Zeit mit ihr gefühlt, als Leo ein Verhältnis löste, über dessen Bestehen die kleine Familie sich so herzlich gefreut. Freilich, die Eltern rieten selbst dem Sohne dazu, daß er seinem Pathen und Wohlthäter in Bergenhorst nicht eher etwas von dem Verhältnis zu Lucie sagen sollte, als bis er die Akademie absolviert. Aber es war ihnen dabei nicht in den Sinn gekommen, daß Leo dem klugen, geistvollen Mädchen nicht Treue halten würde.
So hatten sie es denn auch nicht an ernsten Vorwürfen fehlen lassen, als Leo ihnen eines Tages tief errötend offenbarte, wie er Lucie sein Wort gebrochen — einer Anderen wegen, die zu den Gutsangehörigen des Onkels gehörte. Aber sic liebten ihren Sohn und versöhnten sich endlich auch mit diesem Schritt, den sie freilich nicht anfhören konnten „charakterlos und eines Edelmannes unwürdig" zu nennen.
Das Mutterauge übrigens sah bald, wie auch der Sohn nicht glücklich war, trotzdem ihn die Leidenschaft immer wieder nach Berlin zog. Iran von Guntrun wußte, daß Lucie's Bild noch nicht im Herzen des Sohnes verblaßt und wie der junge Mann andauernd mit sich kämpfte — schwankte zwischen Hilda und seiner ersten Braut. Da kam die Katastrophe und mit ihr das Ende dieses wunderlichen Dilemnas. Es war, als wenn ein Bann von Leo's Seele gewichen, als er Hilda in ihrer wahren Gestalt gesehen, in Gestalt jener kleinen Teufelin wieder, die sie als Kind gewesen, wo sie den Schmetterlingen die Flügel ausgerissen und die jungen Vögelchen aus den Nestern geraubt.
Wie eine Furie, mit verzerrtem Gesicht und schäumendem Munde stand sie der Magd gegenüber, die sie einer kleinen Unvorsichtigkeit halber züchtigte; und Worte kamen dabei über die Lippen der schönen Pensionärin, daß Fräulein Gor- wening ohnmächtig geworden wäre, wenn sie sie gehört hätte.
Leo hatte bei seinem nächsten Ferienbesuch der Mutter sofort Alles anvertraut, was er diesmal in Berlin erlebt. Und mit einem tiefen erleichternden Atemzug schloß die Matrone den Sohn an die Brust.
„Gott sei Dank", sagte sie, „nun wird noch Alles gut, und wir werden Dich doch noch an der Seite Lucie Hillmann's
sehen! Laß' mich nur machen", setzte die alte Dame lebhaft hinzu und strich dem Lieblinge zärtlich über die heiße Stirn: „Morgen reise ich mit Deiner Schwester nach Breslau. Wir gehen direkt nach dei Vorwerkstraße zu der Doktorin und - na, meine Junge, ich verlasse die Dame» nicht eher, als bis sie Dir verziehen."
Leo hatte wenig Hoffnung, daß es der Mutter in der That gelingen würde, Lucie wieder für ihn zu stimmen. Aber er kannte das goldene Herz des Mädchens schlecht. Denn schon am Abend des nächsten Tages traf eine Depesche a»j Guntrunshof ein, die ihn sofort noch Breslau rief. Freilich, von der Doktorin mußte er eine sehr ernste Strafpredigt anhören und Lucie zeigte sich anfänglich auch ernst und kühl, aber — als man die Rückreise nach der Heimat antrat, war der Friede wieder hergestellt und die wieder- gewonncne Braut hatte das Versprechen gegeben, zu der silbernen Hochzeit der künftigen Schwiegereltern nach Guntrunshof zu kommen.
Gleich nach seiner Heimkehr war es, als Leo jenen Brief an den Grafen von Bergenhorst schrieb, der seinen Besuch in Aussicht stellte und den Wunsch verriet, den Wohlthäter in Betreff einer Herzensangelegenheit zu Rathe zu ziehen.
Leo war voller Hoffnungen. — Der Graf hatte ja versprochen, ihm das Vorwerk zu übergeben, sobald er die Akademie absolviert. Da aber dieses Vorwerk größer war, als manches Rittergut, und dazu den besten Weizenboden aufwies, so konnte Leo getrost, trotzdem Leo und seine Braut gänzlich vermögenslos waren, daran denken, sich schon im nächsten Jahre zu vermähle». Zweifelte er doch keinen Augenblick daran, daß der Onkel ihm seine Einwilligung z« dieser Heirat geben würde. — Ec hatte den alten Herrn ja oft sagen hören: „Ich hätte die Tochter eines Arbeiters geheiratet, wenn sie gebildet gewesen wäre, und ich sie geliebt hätte." Lucie Hillmann aber war nicht blos gebildet, sie war ein geistreich talentiertes Mädchen.
Wie grenzenlos mußte da das Erstaunen — nein das Erschrecken des junge» Mannes sein, als ihn die Antwort auf diesen Brief traf. Schon der Umstand, daß diesmal der Baron schrieb, befremdete ihn. Mit starrem Entsetzen aber flöge» dann seine Blicke über die Zeilen dieses langen, ewig langen Briefes. Baro» Richard hatte viele Worte gemacht, uni das Herbe in seiner Benachrichtigung z» mildern, aber er mußte schließlich doch der Wahrheit die Ehre geben, mußte dem jungen Manne, der auch sein Liebling war, gestehen, daß der Besuch desselben in diesem Jahre nicht erwünscht, und der Graf nur dann eine Verlobung seines Neffen gutheißen würde, wenn — die Auserwählte reich an irdischen Gütern wäre-—
(Fortsetzung folgt.!
Aeffellungen auf deu Euithälkk
Können täglich bei allen W ämtern gemacht werden.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.
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Sir. 28.
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welchen die Umlagekab wirtschaftliche Berufsg Revisionsbemerkungen Post zugegangen sind, die Kataster gemäß A Württ. Ausführungsge sallversicherung der la schastlichen Arbeiter vc (Reg.-Bl. S. 99) wäk zur Einsicht der Bet und den Beginn der I Weise bekannt zu mach
Nach Ablauf dieser sind die Kataster wiede mit einer Urkunde übe genannter Frist und ihrer Bekanntmachung.
Im klebrigen wird des Art. 23 oben erwi
wiesen.
Den 16. Februar
Neuen
Die GM
werden beauftragt
1. die Verzeichnisse gleichung geeign
2. die Verzeichnisse der Armenbehör bringung von Irrenanstalten, i in den Anstalt Stetten, sowie einer Anstalt i beschlösse vom c vom 21. Mai 1 23. April 1888
für den Zeitraum vor 28. Februar 1889, ! abgesondert und in de spätestens bis zum hieher vorzulegen.
Den 17. Februar
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Im Anschluß an d vormittags 10 Uhr aus Holz- und Brennhol alten Rathaus in L