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O e st e r r e i ch.
Wien. 11. Februar. Soeben wird bekannt: Ein Goldarbeiter im Vororte Breitensee hat seine fünf Kinder ermordet und sich dann selbst entleibt. Seine Frau hat vor vier Wochen Hand an sich gelegt.
(F. J-)
Ausland.
Brüssel, 9. Februar. Ein heftiger Nordweststurm wütet über der Nordsee und dem Kanal sowie in Belgien. Das Dover-Ostender Postschiff von gestern war 11 Stunden unterwegs. Es werden zahlreiche Unfälle von der Küste und von der hvchgehenden Schelde gemeldet.
Brüssel, II. Febr. In Holland herrschen ungewöhnliche Ueberschwemm- ungen. Die Meeresfluten durchbrachen die Rotterdamer Dämme, wodurch die Stadt teilweise unter Wasser gestellt ist.
Ein vierfacher Mörder. In Pont-a- Mousson sind innerhalb 14 Tagen vier Mordthaten verübt worden, die, wie nunmehr festgestellt ist, auf einen Urheber zurückzuführen sind. Seinen beiden letzten Opfern schnitt der Mörder die Köpfe ab. Einer Drahtnachricht zufolge ist der Unmensch in Epinal verhaftet worden.
MigMen.
Schloß Bergenhorst.
Novelle von Maria Widdern.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Der Generaladministrator Stettmüller erfreute sich, wie Jedermann auf den Bergenhorst'schen Besitzungen wußte, des größtmöglichsten Vertrauens von Seiten seines Gebieters. Ja, die Teilnahme, welche Graf Kurt seinem ersten Beamten erwies, grenzte haarscharf an Freundschaft. Es vergieng keine Woche, in der Stettmüller nicht wenigstens für einen Abend auch außerdienstlich auf das Schloß — von dem seine Wohnung übrigens ziemlich weit entfernt lag — geladen wurde.
Trotz dieser großen Bevorzugung war es aber noch nie vorgekommen, daß der Gras ebenfalls den Administrator in seinem Hause besucht hatte. Und doch lag die niedliche, kleine Villa mit ihren blinkenden Spiegelscheiben, inmitten des wohlgepflegten Gärtchens, so einladend an seinem Wege, wenn er allmorgendlich den altgewohnten Spazierritt machte. Es datierte diese Scheu noch aus der Zeit her, in der die Gattin des Generaladministrators lebte — eine Dame, die, wie schon gesagt, in ziemlich nahen verwandtschaftlichen Be ziehungen zu der verstorbenen Gräfin gestanden. Freilich wurden diese Beziehungen von den Lubostrow's nicht mehr anerkannt. Frau Stertmüller war nämlich die einzige Tochter jenes Wladis- law Lubostrow's, der niedriger Vergehen halber aus Rußland verbannt worden und seines Adels verlustig gegangen war. Der Unglückselige hatte sich eine Kugel durch den Kopf gewagt. Seine Gattin aber und sein Kind flüchteten sich nach Deutschland. Die arme Frau erlag bald ihrem Kummer. Die Tochter aber suchte sich durch strenge Arbeit allein ihren Weg. Sie war Erzieherin in der Familie eines
Oberförsters, als der damalige Oberinspektor Stettmüller sie kennen lernte. Der junge Mann war sofort Feuer und Flamme und es vergieng kein halbes Jahr, so führte er Kathinka Lubow, wie sich die Tochter des Verbannten nannte, als sein ehelich Gemahl in das traute Heim. Er hatte dem Grafen verheimlicht, wer eigentlich die junge Dame war, die er geheiratet, und Graf Kurt, der damals noch den ganzen Schmerz um den Verlust seiner vor einem halben Jahr Heimgegangenen Gattin trug, fragte auch nicht danach. Durch einen Zufall erfuhr er nach längerer Zeit aber doch, daß die Gattin seines Oberinspektors eine Tochter jenes verbrecherischen, niedrig denkenden Onkels der reizenden Gemahlin war, dessen man in der edlen Familie Lubostrow's nur mit Abscheu gedachte.
Es war sonderbar: Der Graf, welcher doch sonst in jeder Beziehung vorurteilsfrei erschien, konnte sich von dem Gedanken nicht losreißen, daß die Tochter des Elenden, dem sein Kaiser selbst den Adelsbrief zerrissen, auch eine niedrige Natur sein müsse. So mied er diese Cousine seiner verstorbenen Gattin wie die Sünde selbst. Nichts konnte ihn dazu bewegen, das Haus zu betreten, in dem Kathinka die Herrin war. Diese Scheu vor der Stätte aber, in der die Tochter eines früheren Prinzen Wladislaw Lubostrow gelebt, blieb ihm, wie gesagt, auch, als Kathinka nach zehnjähriger Ehe gestorben, der Welt ein Töchterchen hinterlassend, dessen Antlitz nur zu deutlich verriet, daß das Blut der Lubostrow's in ihren Adern rollte.
Um so befremdender mußte es sein, als wenige Tage nach der kleinen bedeutungsvollen Szene im Palmenhause die prachtvolle Equipage Graf Kurt's doch vor dem Administratorhause hielt. Noch aber war der alte Herr nicht dem Wagen entstiegen, als auch Stellmüller schon, in jedem Zuge seines Gesichts Erregtheit und Freude — aus der Villa stürzte, um seinem Gebieter behilflich zu sein.
„Welche Ehre für mich und mein Haus, Herr Graf!" rief er mit vibrierender Stimme, indem er dem Bedienten, welcher vom Bock gesprungen, zuvorkam und den Schlag schnell öffnete.
Ueber das edle, vornehme Gesicht des Grafen flog schattenhaft eine dunkle Röte: „Mein Besuch gilt nicht Ihnen, lieber Stettmüller!" erwiderte er und auch seine Stimme bebte. Dann setzte er mit gewaltsam erkünstelter Festigkeit hinzu: „Halte ich es doch für meine Pflicht als Gutsherr, persönlich einmal nach der armen Günther zu sehen! Stettmüller, ich kann mich doch nicht so tief von Ihrer Tochter beschämen lassen, die ja wie ein Engel der Barmherzigkeit für die blinde Frau sorgen soll!"
Einen Moment hatten sich die Augen des Generaladministrators gesenkt. Um eine Welt wäre es ihm nicht möglich gewesen, jetzt seinem Herrn in das Gesicht zu sehen. O, er wußte ja ganz genau, welche Pläne Hilda verfolgte, wenn sie, hcimgekehrt, plötzlich mit so vielem Geschick die Wohlthäterin der Armen spielte. Obgleich er es nun auch gewiß nicht ungern gesehen haben würde, daß seine Tochter
ihr Ziel erreichte, so war Stettmüller doj eine zu offene Natur, um sich nicht du Jntriguen zu schämen, die Hilda dabei spann.
Dem Auge des Grafen war die Vw! legenheit seines Beamten entgangen. Ver! traulich legte er seinen Arm auf den desj Generaladministrators und beide Herren! giengen dann gemeinsam in das Haus, Hilda war nirgends z» sehen. Aber als man in das Stübchen trat, das die junge Dame der Blinden abgetreten, fiel bei erste Blick des Grafen auf die Gestali des schönen Mädchens. Dieselbe staut' an einem kleinen Tischchen nahe dein Sorgenstuhl, auf dem die Blinde Platz genommen, und bereitete eine kühlende Limonade für ihren Schützling. -
Wieder, wie bei ihrem Besuch m Palmenhause, trug sie ein einfaches, weißes Mullkleid. Wieder lag in dm aschblonden, prachtvollen Haar eine weist Rose und wieder machte dieses Kostüm die Aehnlichkeit zwischen Prinzeß Vera und ihrer jungen Verwandten zu einer mehi als frappanten.
(Fortsetzung folgt.)
(Notschrei der Vögel im Winter.) I» ( unserer letzten Generalversammlung habe» s wir in Anbetracht dessen, daß der Mutter- schooß der Erde seit Wochen verschlösse» - ist, alle Raupen und Würmer sich ver- : krochen haben, die Fruchtkörnchen in Feld und Wald, auf Weg und Steg unsichtbar, ja selbst unsere Trinkstätten unzugänglich geworden sind, einstimmig beschlossen, unsere, große Not öffentlich zu klagen und unter, thänigst zu bitten:
1) daß alle bei Tische und in der Küche erübrigten Brocken gesammelt,
2) in Scheunen. Böden und Ställen die Frucht- und Futterreste dem Verderbe» : entzogen,
3) in den Backstuben und Kaufläden der Bäcker alle Brot-, Wecke-und Semmel- krumen aufgehoben, überhaupt
4) allenthalben die Körnchen, Krümchen, und was sonst für unseren Mage» Brauchbares sich findet, mit haushälterischer Sorgfalt zusammengetha»,
und das Alles in dieser schweren, harte» Winterszeit uns als Rettungsmittel dargereicht werden möchte.
Dagegen verpflichten wir uns, >» künftigen, besseren Zeiten den Geber» Freude zu bereiten, unseren Dank durch Gesang, ihr Vergnügen durch munteres Fliegen zu erhöhen. So geschehen zwischen Berg und Thal im Eismonate dieses Jahres, Die vereinigte Vogelschar in Stadt und Land.
(Macht der Gewohnheit.) Kapitän: Sie müssen eine vorzügliche Natur haben, junger Mann, daß sie allein unter alle» Reisenden von der Seekrankheit verschon! bleiben. — Student: Ah bah! Mir ß das Schwanken des Fußbodens nichts llu- gewöhnliches.
(Ein guter Wunsch.) Die kleim Josephine (am Neujahrstag zu ihrer Gouvernante): „Ich wünsche Ihnen, Fräulein, zum neuen Jahre, daß ich immer recht bra» bin!"
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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.