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einige der Polizisten verwundet wurden. Nahezu 100 Ruhestörer wurden verhaftet, von denen die meisten der Internationale angehören, was es wahrscheinlich macht, daß die Krawalle von sozialistischer Seite vorbereitet waren.
Missellkn.
Schloß Aergenhorst.
Novelle von Maria Widdern.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Jedenfalls fand aber Fräulein Martha Hart ihr heutiges Kostüm durchaus nicht häßlich und unkleidsam, denn die kleinen, blauen Augen in dem vollen, gutmütigen, rotwangigen Gesicht Altjüngferchens blickten fast zärtlich auf die breiten Falbeln, die sie wie der ausgespreizte Schweif eines Pfau umstanden. Hin und wieder zupften die kurzen, braunen Fingerchen an den Enden einer grellroten Schärpe, die dem Fräulein von der Taille bis zu den Füßen reichte: Da zuckte sie plötzlich zusammen. Der Graf hatte sie freundlich beim Namen gerufen und sogleich schnellte die kleine Person, als hätte sie eine Feder in ihrem Körperchen, von der Bank empor.
„Erlaucht befehlen", sagte sie leise, während die frische Röte auf ihren Wangen in ein leuchtendes Zinnoberrot übergieng. Sie machte dabei einen vorsündflutlichen Knix, den ihr noch die längst verstorbene Frau Mama, welche in Ihrer Jugend als Kammerzofe in einem fürstlichen Haufe gedient, einexerziert hatte.
„Ich befehle nicht — ich bitte nur, mein wertes Fräulein?" sagte der Graf in seiner gütigen Weise, die jeder Herablassung fern lag. Dann aber faßte er ungeniert die nur mit fingerlosen Filethandschuhen bekleidete Hand des alten Fräuleins und drückte dieselbe wieder auf ihren vorherigen Platz. „So! nun setze ich mich neben Sie", sagte er gleich darauf. „Wir konferieren auf diese Weise viel gemütlicher. Es handelt sich heute um die arme, blinde Frau unseres verstorbenen Gemeindedieners", setzte der Graf hastig hinzu, um dem Fräulein nur so schnell wie möglich über die Verlegenheit hinwegzuhelfen, in die sie sein freundliches Wesen gebracht. „Die Frau hat ihr ganzes Leben hindurch redlich gearbeitet und ich halte es für meine heilige Pflicht, sie, nun das Unglück über sie gekommen, bis an ihren Tod nichts entbehren zu lassen. Aber wie sorgen wir am besten für die Aermste, Fräulein Hart?! Mit einer Pension ist hier nichts gethan, denn das Geld würden ihr ihre sauberen Verwandten abnehmen und sie müßte schließlich doch Not leiden."
„Wenn Erlaucht gestatten", flüsterte Martha Hart jetzt, „so — so ist schon für die arme Frau gesorgt." Und als der Graf verwundert in die treuherzigem blauen Augen des alten Mädchens sah, setzte sie hinzu: „Ich habe in der Armenpflege meine Meisterin gefunden ! Erlaucht müssen nämlich wissen, Hilda Stettmüller ist wieder hier — und als eine ganz — ganz Andere zurückgekommen. Sie kam sofort zu mir und sagte mir, sie habe in
Berlin im Hause einer Dame gelernt, was der wahre Beruf der Frauen sei."
Da sie nun wisse, fuhr das alte Fräulein fort, daß der Herr Graf die Armenpflege auf seinen Gütern in meine Hand gelegt, so bäte sie mich, sie zu ihrer Gehilfin anzunehmen. Aber Erlaucht, Hilda Stettmüller wurde mir nicht Gehilfin, sie ist, wie gesagt, meine Meisterin! Ach, schon in den wenigen Tagen ihres Hierseins hat sie sich den klarsten Blick in alle Verhältnisse erworben. Auch bei Mutter Günther ist sie gewesen. Ich machte sie auf die unglückliche, erblindete Frau aufmerksam. Sofort griff sie thatkräftig ein. Sie trat der Alten im Administratorhause selbst ein Stübchen ab, und engagierte ein junges Mädchen zur Gesellschaft und Pflege der unglücklichen Person."
Der Graf schüttelte den Kopf, dann erwiderte er langsam: „Ich freue mich dieser Sorgfalt für die Blinde und dennoch — Fräulein Martha, nehmen Sie es mir nicht übel, begreife ich sie nicht — gerade weil sie von der Tochter meines Generaladministrators ausgeht. Erinnern Sie sich nicht, welch'ein boshaftes, kleines Ding diese Hlltm Stettmüller zu allen Zeiten war? Sie selbst erzählten mir einmal, daß sie kein größeres Vergnügen kenne, als Tiere zu quälen, und machten mich mit manchem haarsträubenden Beispiel bekannt; und nun sollte mit einem Male —"
„Aber ist nicht aus einem Saulus auch ein Paulus geworden?" rief hier das alte Fräulein lebhaft. „Hilda sieht jetzt selbst mit Entsetzen auf die Unarten ihrer Kindheit zurück und — aber Erlaucht verzeihen —" unterbrach sie sich hastig und deutete nach dem Hintergründe, „da — da ist sie ja selbst!"
Wirklich, an der bezeichneten Stelle wurde jetzt eine schlanke, weibliche Gestalt sichtbar. Ein ganz einfaches, weißes Gewand schmiegte sich an die zarten und doch vollendet schönen Formen. In dem wundervollen aschblonden Haar, das aufgelöst im Nacken herabwallte, aber ruhte wie hingeworfen eine weiße Rose.
Schöner — hinreißender hatte Hilda Stettmüller noch niemals ausgesehen. Noch niemals aber war sie auch auf so frappante, fast beängstigende Weise der lange Heimgegangenen Herrin der Schlosses ähnlicher gewesen als heute — wo sie sich — genau nach dem Porträt Prinzeß Vera's, das sie als Kind einmal gesehen und nie aus der Erinnerung verloren, kostümiert.
Der Eindruck, den das schöne Mädchen auf den Grafen machte, war denn auch ein wahrhaft überwältigender. Mit weit geöffneten Augen starrte er der reizenden Erscheinung entgegen. Als aber Hilda langsam in ergreifender Sanftmut die schwarzen Augen, welche so wunderlich zu dem Hellen, aschblonden Haar kontrastierten, aufschlug und sich in jungfräulicher Verschämtheit lächelnd vor ihm verneigte, entrang sich ein leiser Schrei den Lippen des alten Herrn: „Vera, meine Vera!" stammelte er dann und sank totenbleich auf die Bank zurück.
„Erlaucht — um Gottes Willen!" kreischte ha Fräulein Martha auf, „er wird ohnmächtig!" Fräulein Hilda, haben
Sie nicht Ihr Riechfläschchen bei sich?! , Kommen Sie doch schnell und helfen Sh mir! Wenn das nur nicht etwa ein Schlaganfall ist!"
Hilda war rasch näher getreten. Jetzt kniete sie vor der zusammengesunkenen Gestalt des Grafen und rieb ihm Stirn und Schläfen mit dem Inhalt eines zier- ! lichen Flacons, das sie aus ihrer Tasche genommen, ein. Schnell öffneten sich denn auch die Augen des alten Herrn wieder, Aber als sein erster Blick erneut in dar ! Gesicht fiel, das ihn Zug für Zug quäl- k- voll an ein anderes erinnerte, welches ) ihm so teuer gewesen, seufzte er schmerz- r Haft auf. Dennoch aber legte sich seine k Hand unwillkürlich auf den blonden Schelle! j des vor ihm knieenden Mädchens.
„Stehen Sie auf", sagte er dann mit vibrierender Stimme, den Blick wie gebannt in die zu ihm erhobenen Augen - auch ein Erbe der Lubostrow's — gesenkt. „Stehen Sie auf, mein Fräulein, und verzeihen Sie mir, wenn ich Sie erschreckt habe."
„Fühlen Sie sich jetzt auch wieder wohler, Herr Graf?" fragte Hilda da, während sie sich langsam von ihren Knieen erhob. Der Blick aber, welcher sich dabei an sein Gesicht heftete, war ein se teilnehmender — ein so inniger, daß eS dem Grafen abermals schien, als wenn seine Vera ihrer Gruft entstiegen und zu ihm zurückgekehrt sei.
Ein Zustand, gemischt aus grenzenloser Erregung, Angst und zugleich wieder traumhaften Glücks bemächtigte sich nun des alten Herrn. Sein kräftiger Körper bebte, seine Augen feuchteten sich und k auch seine Stimme klang tief bewegt, als er das Haupt von dem holden Wesen abwandte und bittend sagte: „Mir ist wieder wohler! Aber — meine Damen, ich bedarf nur der Ruhe — verzeihen Sie mir, wenn ich Sie ersuche, mich nun allein zu lassen."
(Fortsetzung folgt.)
(Die Mikrobe der Diphtheritis entdeckt.) Den dem Institute Pasteur attachierten Doktoren Roux und Jersin ist es gelungen, die Keim-Mikrobe der Diphtheritis zu isolieren, deren Entwicklung zu verfolgen und deren Uebertragung auf kleinere Tiere vorzunehmen. Das von den Mikroben ausgeschiedene Jnfektionsgift wurde dargestellt. Man hofft nun, bald auch einen wirksamen Impfstoff gegen Diphtheritis zu entdecken.
(Wenigstens Etwas.) „Aber Junge, Du hast ja auch nicht ein gutes Zeugnis aufzuweisen!"
„Herr Lehrer, dann haben Sie wohl mein Jmpfzeugnis nicht gesehen?"
(Bedenkliche Taschentücher.) Kommis: Meine Gnädigste, das ist wirklich die feinste Sorte Taschentücher, der dünnste Battist — wenn Sie die gebrauchen, ist es als ob Sie gar nichts in der Hand hätten . - -
Gedenket der Hungernden Wöget!!
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.
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