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Oe st erreich.

Wien,?. Febr. Die hiesigen Blätter feiern den Kaiserlichen Erlaß an die Völker als ein hochwichtiges, gleichzeitig namens des neuen Thronfolgers aufgestelltes Pro­gramm. Als die bedeutsamste Stelle gilt ihnen diejenige, welche von der gesicherten Fortdauer der bisherigen Richtung spricht, wobei mehrseitig hervorgehoben wird, ins­besondere Deutschland werde mit Genug- thuung vernehmen, daß der Kaiser inmitten tiefen Schmerzes die Fortdauer der bis­herigen Beziehungen so markant betone. Von der Stelle, die vom Frieden handelt, erwarten die Blätter eine wohlthuendc Wirkung auf ganz Europa. (F. I.)

Schweiz.

In Rießbach bei Zürich starb am tz. Februar beinahe 88 Jahre alt der schweizerische Sängerpfarrer Sprüngli. Jahrzehnte lang war er der treue Seel­sorger der Gemeinde Thalwyl am Züricher- See; frei und aufgeklärt in seinen An­schauungen war er mit hingebender Sorg­falt für das geistige und leibliche Wohl seiner Gemeinde unermüdlich im Amte. In der ganzen Schweiz war er allgemein gekannt und überall hoch geschätzt in seiner Thätigkeit für das Sängerwesen. Er vor allen war es, welcher durch seine ideale Auffassung den schweizerischen Festen ihre hohe Weihe gab. Er war mit seinem überall treffenden Wort das Vorbild für jene volkstümliche Beredtsamkeit, welche den Festen erst ihre vaterländische Bedeutsam­keit gab. Mit Deutschland hielt er stets die freundlichsten Beziehungen fest; er selbst stand in warmer Freundschaft, besonders zu Frankfurt und zu dem schwäbischen Sängerbünde. Im Jahr 1859 war Spr. Ehrengast bei dem großen Stuttgarter Schillerfeste. Eine große Zahl Sänger­vereine zählten ihn zu ihren Ehrenmit­gliedern, so auch der schwäbische Sänger­bund und der Stuttgarter Liederkranz.

Ausland.

Etoile Beige" meldet, daß Deutsch­land, die Schweiz und Italien Vorstell­ungen bei der belgischen Regierung wegen des schlechten Bauzustandes des belgischen Teils der internationalen Eisenbahnlinie Brüssel-Straßburg-Basel erhoben hätten.

Miszellen-

Schloß Aergenhorst.

Novelle von Maria Widdern.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Der Kranke neigte zuslimmend sein Haupt und minutenlang blieb es dann still in der prächtigen, mit blühenden Oleanderbäumen geschmückten Säulenhalle. Jeder dieser beiden Männer war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Viel­leicht stand aber vor Beider Augen das berückend holdselige Bild Prinzeß Vera Lubostrow's, die Graf Kurt von Bergen­horst ihrer russischen Heimat entführte, um sie zur Herrin seines stolzen Vater­erbes zu machen. Vielleicht dachten Beide mit trauernder Sehnsucht der Tage, in denen die noch fast im Kindesalter stehende Vera der Sonnenstrahl des düstern, feu­dalen Schlosses gewesen, erinnerten sich

Beide ihres glockenhellen Lachens, an die sanfte, liebevolle Art und Weise, in der sich die kleine Schloßfrau selbst dem nied­rigsten ihrer Diener gab. In Worte aber kleideten sie ihre Erinnerungen nicht, Graf Kurt betrauerte noch heute, nach fünfundzwanzig Jahren, sein holdseliges Weib so tief, daß er nie an sie denken konnte, ohne daß sich seine Augen feuchteten. Baron Richard aber liebte seinen Wohl- thäter und Bruder viel zu sehr, als daß er an diesem Schmerz, den er seiner Zeit aufrichtig geteilt, hätte rütteln mögen.

So vergiengen bange, bange Minuten. Der Graf saß zurückgelehnt in seinem Sessel und schaute vor sich nieder; dann fuhr er plötzlich zusammen.Weg, weg mit den Träumereien!" stieß er unmutig hervor,sie machen mir das Herz schwer und reißen Wunden auf, die kaum ver­narbt sind." Er war aufgestanden, seine noch immer schöne, machtvolle Gestalt reckte sich. Ein echter, stolzer Sohn seines stolzen Geschlechts stand der Graf jetzt vor dem armen, kranken, hinfälligen Bruder. Uebrigens wird es auch Zeit für mich sein, nach dem Palmenhaus zu gehen", sagte er dann.Es ist selbst einem sechzig­jährigen Manne nicht gestattet, eine Dame warten zu lassen und sollte dieser Mann auch der Graf von Bergenhorst sein, und diese Dame nur die kleine, ältliche Schwester seines Schulmeisters. Aber das klingt wie Hochmut, Richard nicht wahr? Nun, Du weißt am besten, daß mir dieses Ge­fühl am fernsten liegt. Ich kenne keine Standesvorurteile. Menschen sindMenschen, und wenn ich zwischen ihnen Kluften an­erkennen muß, so werden diese Kluften nur von den verschiedenen Bildungsgraden geschaffen, auf denen die Betreffenden stehen. So, und nun will ich meine kleine Armendirektorin auch keine Minute länger warten lassen." Schon im Be­griff, zu gehen, wandte er sich doch noch einmal nach seinem Bruder um:Soll ich Dir auch den Kammerdiener schicken, oder ziehst Du es vor, einmal ein Viertel­stündchen allein zu sein?"

Das Letztere gewiß. Ich habe die heutigen Zeitungen noch nicht gelesen, Kurt, und die Lektüre derselben füllt mir die Zeit, bis Du zurückkehrst."

Mit fast jugendlich elastischen Schritten durcheilte Graf Kurt die lange Flucht fürstlich eingerichteter Gemächer, die ihn in den Wintergarten und von da aus in das Palmenhaus führten. Nur einmal hemmte er auf diesem Wege seinen Gang und zwar vor jener schmalen Ebenholz­thür, die in die Gemächer der verstorbenen Prinzessin Vera führte. Seine Finger zuckten nach dem kunstvollen Drücker. Er sehnte sich darnach, einen Blick in das Boudoir der Heimgegangenen zu werfen, in jenen lauschigen, mit mattrosa Seide drapirten Raum, der so oft sein Glück belauscht, der so oft Zeuge gewesen, wenn er die holdeste der Frauen in über­strömender Zärtlichkeit auf die Arme gehoben und wie ein Kind umhergetragen hatte.

Aber nein, nein, er wollte sich nicht noch mehr erregen, mochte auch das Mädchen, die er seineArmendirektorin" genannt und zu einer Konferenz entboten, nicht

unnötig warten lassen, und so widerstand er der süßen Versuchung und gieng weiter. Nur eine Minute noch und die breite mächtige Gestalt des vornehmsten und reichsten Mannes im Umkreise von vielen Meilen stand unter den Kindern der Tropen in seinem berühmten Palmen­hause. Es war erdrückend schwül in dein gewaltigen Raum. Jene feuchte, heiße Luft, die fast beängstigend auf unsere« Sinne wirkt, beherrschte ihn. Aber den ^ Grafen bekümmerte sie wenig. Er hielt ß sich so gern unter den prachtvollen - Bäumen auf, denen er hier eine zweite Heimat geschaffen, daß er die Atmosphäre schon in den Kauf nahm, in der die Palmen allein gedeihen können.

Es war grabesstill unter den Bäumen, und wie immer, wenn Graf Kurt das Palmenhaus betrat, überkam ihn ein Gefühl, als fiele hier aller Schmerz und aller Kummer von seiner Seele. Tief- ! atmend verharrte er denn auch miauten- t lang regungslos. Allmählich lichtete sich r dabei der Ausdruck seines noch immer - schönen Gesichts. Statt der Trauer, die vorhin so bemerklich in den vornehmen Zügen gelegen, zeigte sich jetzt ein tiefer, innerer Frieden.

Das leise Knistern eines steifgestärkten - Frauenkleides schreckte den Grafen M - seinem Sinnen. Er fuhr sich mit der Hand leicht über die hohe Stirn, als wollte er ! auch die letzten Wolken bannen, die sich darauf gelagert. Dann gieng er rasch auf die hohe Fächerpalme zu, unter der : er die Schwester des Schulmeisters zu sprechen gewünscht hatte, Fräulein Martha Hart war schon zur Stelle. Sie saß ! schüchtern auf der kleinen gußeisernen Gartenbank, die man an den Stamm der Palme gesetzt. Unwillkürlich zuckte ein Lächeln um die Lippen des alten Herrn, als seine Augen auf die kugelrunde, kleine Gestalt fielen, die das rotgeblümte ge> ^ schmacklose Kattunkleid wie eine mächtige Glocke umgab. Trotzdem die entsetzliche j Mode der Reifröcke lange schon ihr Grab- ' lied gesungen, war die Schwester des unverheirateten Schulmeisters doch Reifen und weiten Kleidern treu geblieben, wie komisch sie auch dadurch erschien. !

(Fo rtsetzung fo lgt.)

sZur dauernden Beseitigung des Fuß- schweißes.j Zur dauernden Beseitigung des Fußschweißes empfiehlt die Mil.-Medic.- Abteilung des deutschen Kriegsministeriums die Chromsäure als ein billiges, sicheres und unbedenkliches Mittel. Die Anweisung ! lautet: Man taucht in eine IO"/» Chrom- : säure etwas Verbandwatte, welche man zwischen einer Hornzange befestigt, und bestreicht mit dieser einmal die Fußsohlen und die Haut zwischen den Zehen. Bei starken Schweißfüßen wiederholt man das Verfahren alle 23 Wochen, bei Schweiß- süßen mittleren Grades alle 68 Wochen. Sind die Füße wund, so wird erst eine 5proz. Lösung benutzt und die stärkere , erst nach Wiederherstellung der Haut an­gewendet. Im Hochsommer kommt es zu­weilen vor, daß sich auf diese Bestreichung hin eine vermehrte Schweißabsonderung am ganzen Körper einstellt, doch verliert sich diese in 12 Tagen ohne jeden weiteren Nachteil.

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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.