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Schrittes des letzteren zu einer sehr ernsten Auseinandersetzung. Seitdem war die tiefgehende Verstimmung beim Kronprinzen bemerkbar.
Pest, 5. Febr. Jokai veröffentlicht im „Nemzet" folgendes Schreiben des Kronprinzen an Szögyeny : „Lieber Szög- yenyi! Hier sende ich Ihnen das Codizill; verfügen Sie im Sinne desselben und meines vor zwei Jahren mit Einwilligung meiner Gemahlin verfaßten Testaments. In meinem Arbeitskabinett in der Hofburg steht neben dem Sopha ein kleiner Tisch. Mit dem hier beigeschlossenen goldenen Schlüssel öffnen Sie dessen Lade, darin finden Sie meine Schriften, mit deren Sichtung ich Sie betraue, es Ihrer Einsicht überlassend, welche Sie für die Oeffentlichkeit auswählen wollen. Ich muß aus dem Leben scheiden. Grüßen Sie in meinem Namen alle meine guten Freunde und Bekannten; leben Sie glücklich. Gott segne unser geliebtes Vaterland! Ihr Rudolf. (St.-Anz.)
Wien, 4. Februar. Gestern Nacht wurden hinter Niepolomice in Galizien durch eine ungeheure Erderschütterung die 5 Meter hohen Weichseldämme durchbrochen.
Ausland.
Brüssel, 4. Febr. Ein entsetzliches Eisenbahnunglück ereignete sich gestern bei Grönendael an der Linie Bnisfel-Namur. Als der nach 9 Uhr von hier abgegangene Personenzug bei Grönendael unter (?) einer Brücke fuhr, stürzte diese ein. Die Gesamtzahl der Verunglückten erreicht hundert. Bisher wurden 15 Leichen aufgefunden; zahlreiche Leichen befinden sich noch unter den Trümmern. Gestern wurden an 46 'Verwundeten Amputationen an Beinen oder Armen vorgenommen. Der belgisch- elsäßische Bahnverkehr ist unterbrochen.
(F. J-)
Brüssel, 5. Februar. Das Bahnunglück von Grönendael ist viel schrecklicher, als ursprünglich angenommen wurde. Von 217 Reisenden blieben nur 50 unversehrt. Die Verhaftung zweier höheren Eisenbahnbeamten steht bevor.
London, 2. Febr. Das königliche Kollegium der Aerzte in England beschloß einstimmig einen Tadelausdruck gegen Morell Mackenzie.
MisMen.
Schloß Aergenhorst.
Novelle von Maria Widdern.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Daß diese Besuche wirklich sehr häufig gewesen, wenigstens in der ersten Zeit, wußte Stettmüller. Wenn Hilda's immer sehr lakonische Briefe auch nicht davon gesprochen, so erzählte Graf Kurt, der keine Ahnung von dem Verhältnisse der beiden jungen Leute hatte, doch, daß es seinen Erben öfter als ihm lieb sei, in die Residenz ziehe. In den letzten Wochen freilich hatte sich der Graf in befriedigterer Weise über Leo geäußert. „Der junge Mann studiere nun in I. die Landwirtschaft und scheine es sehr ernst mit seinen Studien zu nehmen", sagte er.
Doch genug der Abschweifungen; kehren wir wieder in das Administratorhaus zurück, in die Gemächer der heimgekehrten Tochter. Es war um die vierte Nachmittagsstunde und eine saubere, kleine Dienerin hatte soeben den Kaffee vor den Herrschaften serviert.
„Du bist so schweigsam, mein Kind!" sagte der Administrator, als sich die Magd entfernt und er wieder allein mit seiner Tochter war. Während seine Hand dann zärtlich über das üppige Haar des jungen Mädchens glitt, setzte er hinzu: „Und ich müßte doch denken, Du hättest mir recht viel zu erzählen."
Die schwarzen Augen in dem feinen, zarten Gesicht hoben sich gleichgiltig. „Von was denn, lieber Vater?" sagte Hilda dann, und nur ein wenig lebhafter setzte sie hinzu: „Im Grunde genommen war mein Leben in Berlin entsetzlich monoton. Fräulein v. Gorwening, die Vorsteherin unserer Pension, ist —"
Stettmüller unterbrach sie. „Davon wollte ich eigentlich nichts hören", meinte er lächelnd. Als aber ihre Augen wieder so gleichgiltig zu ihm aufsahen, fuhr er rasch, beinahe heftig, fort: „Kind, ich glaube, Du spielst Komödie mit mir, denn fraglos errätst Du doch, auf was ich ziele."
Hilda lehnte ihre reizende, sylphen- hafte Gestalt bequem in die Sophaecke zurück und schaute starr auf die kostbare und doch so einfache Spitzengarnierung, die sich um den Saum ihres sommerlichen Kleides zog. Nun zuckte es plötzlich um den kleinen Mund und, wenn auch nur für die Dauer eines Moments, so legte sich dabei doch ein Ausdruck in die jugendlichen Züge, der dem ganzen Gesichte etwas Unheimliches, Dämonisches lieh. Dann aber war Hilda Stettmüller auch schon wieder die Ruhe selbst. Sie lächelte sogar in taubenhafter Sanftmut, als sie endlich erwiderte: „Ich verstehe Dich wirklich nicht, Papa!"
Jetzt war es mit der Geduld des Administrators zu Ende. „Hilda, Hilda, verstelle Dich doch nicht Deinem alten Vater gegenüber auf so unverantwortliche Weise! Du solltest nicht wissen, was ich meine? Nicht wissen, wie es mich doch vor allen Dingen darnach verlangen muß, zu erfahren, wie Du zu Deinem Verlobten stehst? — Ich vermute doch, daß Du nur so unvorbereitet für mich Deinen Berliner Aufenthalt abgebrochen, weil Leo von Guntrun endlich den Wunsch hegt, Dich dem Grafen als seine Verlobte vorzustellen. Jedenfalls kommt der junge Herr in der nächsten Zeit auch hierher und —
Ein eigentümlich zischender Laut entrang sich den Lippen des Mädchens. Jeder Blutstropfen schien aus ihrem Gesicht gewichen. Aber in den schönen Zügen lag wieder dieser dämonische Ausdruck und in den großen nachtschwarzen Augen funkelte es so wild und verzehrend, daß Herr Friedrich Stettmüller fast entsetzt vor seinem eigenen Kinde zurückwich.
Aber Hilda hatte die Kunst gelernt, sich zu beherrschen. Ehe der Vater auch nur dazu kam, ein Wort des Befremdens anszusprechen, lächelte sie schon wieder ihr sanftes Lächeln, und die feine, schmale
Hand, an der ein prachtvoller Brillant blitzte, auf den Arm Stettmüllers legend, sagte sie in gleichgiltigem Ton: „Gieb Dich keiner Illusion hin, Väterchen, aus der Partie mit Leo von Guntrun wird nichts!"
„Wird nichts?" stammelte der Administrator und seine Augen öffneten sich weit. s
„Wird nichts!" wiederholte sie mit' lächelnder Ironie und zog die feine Spitzenkrause, die ihren Arm umhüllte, tiefer aus die Hand herab. Sie that das so lang sam und so bedächtig, als wenn in diesem Augenblick wirklich alleGedanken der jungen Dame nur darauf konzentriert seien, daß sich die Fältchen in diesen Spitzenkrausen auch ja recht symmetrisch aneinander reihten.
„Du machst mich verrückt, Mädchen!" schrie Stettmüller erregt. „Was soll diese erkünstelte Ruhe? Wenn es wirklich wahr ist, was Du da sagst, Hilda, so mußt Du Dich ja bis in das Innerste Deiner Seele unglücklich fühlen. Zwei Jahre in der Hoffnung gelebt zu haben, einst die Herrin von Bergenhorst zu werden, die reichste, die mächtigste Dame im Umkreise von vielen Meilen und dann —"
Er unterbrach sich. Es flimmerte ihm ^ vor den Augen und die Hellen Schweißtropfen standen auf seiner Stirn.
„Wie Du Dich alterierst, Väterchen", lachte da aber Hilda. Dann schlang sie ihren Arm um den Hals des Administrators. „Glaubst Du denn", flüsterte sie, „ich gebe meine Hoffnungen in dieser Beziehung auf? Freilich, Leo's Gemahlin werde ich nicht — Du sollst bei Gelegenheit erfahren, was uns getrennt; aber dennoch
— dennoch — Vater, ich schwöre es Dir
— werde ich die Herrin von Bergenhorst." Und als der Alte ganz konsterniert, ganz verständnisvoll in die leuchtenden Augen seiner Tochter sah, setzte sie hinzu: „Wenn der Erbe sich einer geringfügigen Kleinigkeit wegen von mir gewendet und ohne alle Frage bereits wieder den girrenden Täuberich bei derjenigen spielt, der er mir zu Liebe den Laufpaß gegeben, warum kann ich mich nicht — um — um den dereinstigen Erblasser bemühen? Denkst Du denn, Vater, die Welt würde sich wundern, wenn die schöne achtzehnjährige ^ Tochter des Generaladministrators Stett- s müller die Gemahlin des sechzigjährigen i Grafen von Bergenhorst würde?"
(Fortsetzung folgt.)
Eine schwere Hungerprobe hat ein Huhn eines Einwohners in Unseburg bestanden. Gegen Ende Dezember v. I. hatte dies Tier beim Aufsuchen von Gewürm das Unglück, unter eine umgestürzte Kiste zu geraten, aus welcher es sich nicht wieder befreien konnte. Durch Zufall wurde das Tier entdeckt, nachdem es21'/> Tage ohne jegliches Futter und Trank in der Kiste gewesen war. Das Huhn ist zu einem Gerippe abgemagert, hat sich aber das Futter wieder wohlschmccken lassen
und scheint die Hungerszeit ohne Nachteil überstanden zu haben.
(Erklärung.) „Herr Doktor, was ist eigentlich Meteorologie?" — „Meteorologie ist, wenn Einer sagt, morgen wird's schön Wetter, und nachher regnet's."
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.
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